Die pseudowissenschaftlich begründete Bikarbonat-Therapie nach Tullio Simoncini kann als eine der unwirksamsten und unsinnigsten Versuche angesehen werden medikamentös einem Krebskranken zu helfen. Das Verfahren ist für den Patienten nutzlos und extrem teuer. Der Erfinder dieser Methode, Tullio Simoncini, wurde in Zusammenhang mit Todesfällen nach Anwendung der Bikarbonat-Therapie bei Krebskranken wegen Totschlags und Betrug verurteilt und verlor seine Approbation. Seine Ansicht Pilze würden Krebs auslösen ist mit wissenschaftlichen Erknntnissen zum Thema nicht vereinbar.

Die Bikarbonattherapie nach Simoncini fand Resonanz im NEXUS Magazin, wird in Deutschland über den Verein Menschen gegen Krebs von Lothar Hirneise Seminarteilnehmern kostenpflichtig vermittelt und wird auf der Webseite von Simoncini von Holland aus beworben [1].

Die Methode

Simoncini ist der irrigen Meinung dass sämtliche Krebsfälle durch den Pilz Candida albicans bedingt seien und dass daher Krebs als eine Infektionskrankheit anzusehen wäre. Anstatt jedoch auf seit langem bewährte Antimykotika (Antipilzmittel) zurückzugreifen um damit die Krebsinfektion anzugehen, empfielt er Natriumbikarbonat. Na-Bikarbonat ist in vielen Haushalten als Backpulver vorhanden und ist zudem relativ preiswert. Als Lebensmittel bzw als nicht zugelassenes Krebsheilmittel kann es jedoch nicht zur Krebsbehandlung eingesetzt werden, eine Indikation fehlt völlig. Klinisch kann das preiswerte Na-Bikarbonat in Fällen einer schweren Azidose eingesetzt werden. Simoncini glaubt jedoch damit 80% aller Krebspatienten zu einer Heilung verhelfen zu können. Die Kunden für sein Verfahren gewann Simoncini im Internet. Reporter der Sendung striscia la notizia des Senders RAI gelang es mit versteckter Kamera nachzuweisen wie er Krebspatienten zu seiner Bikarbonattherapie aufforderte und versuchte sein Mittel ohne Mehrwertsteuer zu verkaufen. Eine Bikarbonattherapie kostete dabei 7750 Euro, der Aufenthalt dazu in seiner privaten Klinik weitere 3700 Euro (11450 Euro zusammen). Seine Methode wurde merkwürdigerweise eine zeitlang auch in Holland populär wohin Simoncini nach seiner Verurteilung flüchtete, spielt jedoch in deutschsprachigen Ländern bislang keine besondere Rolle.

Der Erfinder Tullio Simoncini

Tullio Simoncini ist ein römischer ehemaliger Arzt und Geschäftsmann der zusammen mit seinem Bruder Angelo Simoncini (ebenfalls Arzt) durch eine primitive Krebstherapie auf sich aufmerksam machte und der jahrelang versuchte Bikarbonat als Krebsmedikament zu verkaufen. Simonini ist der Präsident eines privaten vereins namens A.I.F.èT. (Associazione italiana Fungo è Tumore), was soviel bedeutet wie italienischer Verein Pilz und Krebs. In wissenschaftlichen Datenbanken sind keine Veröffentlichungen von Simoncini zu finden.

Nachdem es zu Todesfällen nach einer Bikarbonattherapie bei Krebs kam, wurde Simoncini von Angehörigen der Verstorbenen verklagt. Er verlor seine Approbation und wurde 2003 wegen Betruges in drei Fällen verurteilt und wegen Totschlages in einem Falle. Auch sein Bruder Angelo Simoncini wurde in der Sache wegen Betruges verurteilt. Sein Name ist in der italienischen Datenbank der zugelassenen Ärzte nicht mehr aufgeführt: [1].

Auch in Holland kam es im Oktober 2007 zu einem Todesfall bei einer 58 jährigen Brustkrebspatientin die dort mit Bikarbonat Infusionen an einer alternativmedizinischen Klinik namens 'Kliniek voor Preventieve Geneeskunde Berg en Bosch (KPG)' in Bilthoven behandelt worden war[2] [3]. Die holländische Gesundheitsbehörde schritt ein und untersagte diese Therapie.

links auf italienisch zum Thema

Links auf holländisch

Quellennachweise