Kryon
Kryon ist der Name eines von dem amerikanischen Esoteriker Lee Carroll erfundenen Phantasiewesens, das in der Lage sein soll, zu bestimmten Personen einen Kontakt herzustellen, der auf herkömmlichen, naturwissenschaftlich oder technisch nachvollziehbaren Wegen nicht möglich sei. Derartige Kontakte mit Durchgabe von Botschaften, die exklusiv auf einer geistigen Ebene stattfinden, werden Channeling (sinngemäß: „Kanal sein“) genannt. In den letzten Jahren nahm die Zahl der Personen zu, die glaubt, Channelings von Kryon erhalten und diese auf dem Esoterik- und Psychomarkt verkaufen zu können.
Neben dem hier behandelten Begriff aus der Esoterik ist Kryon die wissenschaftliche Bezeichnung für die aus Gletschern austretenden Fließgewässer (Kryale genannt) und der dazugehörenden Lebensgemeinschaft in der Gletscherkunde.
Kryon wird von seinen Vermarktern als ein „engelhaftes Energiewesen", Erzengel, „hohe kosmische Wesenheit", „liebevolle Wesenheit" oder Raumschiffkommandant aus einer „höheren Dimension“ bezeichnet, die den Menschen beim Übergang "in die neue Zeit" (New-Age) helfen wolle oder ähnliche Ansinnen vorträgt. Es kommt da ganz auf den jeweiligen Autor des Kryon-Textes an. Die meisten lassen Kryon sich selbst als "Meister der magnetischen Energien im Universum" bezeichnen, der seit der „Harmonischen Konvergenz“ 1987[1] damit beschäftigt sei, das Magnetfeld der Erde umzugestalten. Dadurch würden die physikalischen Voraussetzungen geschaffen, um der Menschheit einen globalen Bewusstseinswandel zu ermöglichen. Kryon befasse sich mit "multidimensionaler magnetischer Energie sehr hoher Frequenz", wird weiterhin behauptet. Seit Ende 2002 habe es ein neues "Magnetgitter" um die Erde fertig gestellt. Esoterischer Phantasie mit pseudowissenschaftlichem Touch sind da keine Grenzen gesetzt. In den übersinnlich empfangenen Botschaften soll sich Kryon mit den Worten: "Ich bin Kryon vom Magnetischen Dienst." melden.
Die Kryon-Verkünder
Obwohl der erste Kryon-Prophet Lee Carroll zunächst die Zahl der channelnden Kryon-Verkünder weltweit auf 9 – ihn selbst eingerechnet – limitiert hatte[2], kam es in der Fangemeinde immer häufiger zu Nachahmern. Die Zahl derjenigen, die sich dabei auch ein kommerzielles Stück vom Kryon-Kuchen abschneiden konnten, blieb jedoch überschaubar. Auch wenn heute bei Kryon-Kongressen etc. dem Publikum liebevolle Harmonie vorgespielt wird, waren die Konkurrenz und die damit verbundenen Streitereien und Anfeindungen zeitweise nicht zu verheimlichen. Die bekanntesten Channel-Medien im deutschsprachigen Raum sind:
- Lee Carroll selbst
- Barbara Bessen
- Sabine Sangitar Wenig mit ihrer Kryonschule
Es sind keine Zahlen bekannt, die zeigen, wie sich der Umsatz mit Kryon-Artikeln und –Veranstaltungen in den letzten Jahren entwickelt hat. Bei der Kryonschule sind allerdings expansive Bestrebungen und ein zunehmender Trend vom Kryon-Kult hin zur Sektenbildung erkennbar.
Kryon hat viele Kollegen
Da es sich bei Kryon um ein Phantasiewesen handelt, an das zwar viele Esoteriker glauben, kann man sich vorstellen, dass noch mehr findige Kreationen dieser Art auf dem Markt kursieren. Esoteriker glauben nicht nur gerne, sie glauben auch gerne viel. Aus der Esoterik-Literatur sind weitere solche „Wesenheiten“ bekannt, die teils historisch oder religiöse Vorbilder haben, aber zumeist reine Phantasiegestalten sind. Eine kleine Auswahl:
- Aaron[1]
- Ashtar Sheran[2]
- Kuthumi[3]
- Metatron[4] Video mit Metatron - Channeling
- Ramtha
- Saint-Germain[5] – Vorbild: Graf von Saint Germain
- Seth – gechannelt von Jane Roberts[6] – schon fast vergessen
- Jesus und katholische Heilige werden auch oft gechannelt
- Gott – mit ihm führt Neale Donald Walsch[7] seine Gespräche
Bei den Texten dieser „Wesenheiten“ gibt es durch die verschiedenen Autoren bedingte Unterschiede, wenn es sich um konkrete Themenaussagen handelt, z.B. über gravierende Ereignisse. Dabei finden sich mitunter auch sehr bedenkliche Ansichten. Aber da sich auf die meisten Wesen mehrere oder sogar viele Channel-Medien berufen, sind die größtenteils belanglosen, ausschweifenden und schwülstigen Texte sich alle sehr ähnlich. Man schreibt offensichtlich kräftig von einander ab. Da könnte man die Namen der „Wesenheiten“ beliebig vertauschen. Nur wenigen hart gesottenen Kennern würde das auffallen.