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Prof. Dr.-Ing. Konstantin Meyl (geb. 1952) ist wohl einer der bekanntesten deutschen Wissenschaftler der Gegenwart, dem vorgeworfen wird, ein Pseudowissenschaftler zu sein. Der "Schwarzwälder Kopernikus"[1] ist Professor an der Hochschule Furtwangen und lehrt dort Leistungselektronik und Alternative Energietechnik. Seine Vorlesung "Elektromagnetische Umweltverträglichkeit" wird nicht mehr angeboten, jedoch wirbt Meyl weiterhin für sein gleichnamiges pseudowissenschaftliches Buch, das aus dieser Veranstaltung hervorgegangen sein soll.

Theorien

 
Skalarwellen-Experimentierset
 
Angeblich durch Skalarwellen mit Energie versorgtes Modellboot (Demonstration für den baden-württembergischen Wirtschaftminister 2008)
 
Vermeintlicher Vorläufer der Energieübertragung durch Skalarwellen von Tesla[2]

Konstantin Meyl ist vor allem wegen seiner "kontroversen" Theorien umstritten. Er vetritt eine so genannte Objektivitätstheorie, die er als gültige Alternative zur von ihm abgelehnten Relativitätstheorie sieht. Diese Theorie fußt auf der mathematisch falschen Herleitung seiner Skalarwellen.[3]

Skalarwellen

Skalarwellen sind hypothetische, longitudinale elektromagnetische Wellen. Ihre falsche Herleitung wird vor allem von Prof. Bruhn[4] widerlegt. Meyl vertritt die Verschwörungstheorie, dass "Skalarwellenforschung" unterdrückt würde und in Deutschland und vielen anderen Ländern praktisch verboten sei. Mit Skalarwellen könne man drahtlos Energie übertragen, wobei Meyl zufolge Wirkungsgrade über 1 möglich seien, d.h. beim Empfänger kommt mehr Energie an, als gesendet wird. Wie andere Anhänger dieser sog. Freien Energie beruft sich Meyl dabei fälschlich auf Nikola Tesla, der bereits um 1900 eine solche Energieübertragung im Kilowatt-Bereich und über eine Entfernung von mehreren 10 km demonstriert habe. Ernstzunehmende Belege dafür gibt es aber nicht. Bezug genommen wird vor allem auf ein Patent[2] von Tesla. Die darin beschriebene Anordnung ähnelt auf den ersten Blick tatsächlich einem von Meyl verkauften Skalarwellen-Experimentierset. Allerdings behauptete Tesla nicht die Existenz von der Physik unbekannten Phänomenen wie Skalarwellen oder Wirkungsgraden > 1. Vielmehr war er der Ansicht, dass seine Anordnung, die mit sehr hoher Spannung (mehrere MV) arbeiten sollte, aufgrund einer Ionisation der Luft funktionieren würde, d.h. es würde ein elektrisch leitender Kanal zwischen Sender und Empfänger entstehen. Wie bei Meyl sind auch bei Tesla zwei Kugeln als "Antennen" vorhanden; Tesla stellte sich darunter jedoch Ballons oder ähnliches vor, da er annahm, dass die angestrebte Ionisation der Luft in größerer Höhe über dem Erdboden leichter zu erreichen sei.

Skalarwellen sollen auch eine medizinische Wirkung haben, hier ist eine Schnittstelle zu beutelschneiderischen medizinischen Überzeugungssystemen zu sehen.

Neutrino-Power

 
Meyls Neutrino-Empfänger. Oben: Ausführung als mobiles Messgerät, unten: Variante als "Energieempfänger" mit nur einer Elektrode und Erdanschluss[5]

Konstantin Meyl vertritt die Ansicht, dass die Erde durch Wechselwirkung mit der Neutrinostrahlung der Sonne wächst. Eine Zunahme dieser Neutrinostrahlung könne zu einer "Umpolung" der Erde und in der Folge zu sintflutartigen Erscheinungen führen. Diesen Überzeugungen wurde von Franz Fitzke im Fernsehsender Arte eine Plattform gegeben. Die Neutrinostrahlung soll sich laut Meyl aber auch als Energiequelle nutzen lassen und für die bei der Skalarwellen-Übertragung behaupteten Over-Unity-Effekte verantwortlich sein, was jedoch fundamentale Gesetze der Energieerhaltung in der Physik verletzen würde.

Neutrinos (nicht zu verwechseln mit Neutronen) sind elektrisch neutrale Elementarteilchen, deren Wechselwirkungswahrscheinlichkeit mit anderen Teilchen extrem klein ist. Detektoren zum Nachweis von Neutrinos sind deshalb sehr kompliziert und voluminös. Der BOREXINO-Detektor in Italien z.B. besteht aus einem Tank mit 300 Tonnen einer Messflüssigkeit, die von über 2000 Fotomultipliern (Szintillationsdetektoren) umgeben ist.[6] Dennoch können mit der Anlage nur einige 10 solare Neutrinos pro Tag sicher nachgewiesen werden. Meyl behauptet dagegen, man könne Neutrinos mit einer primitiven elektrotechnischen Anordnung empfangen.[5] Seine Vorrichtung besteht aus zwei Elektroden, die an eine spiralförmig gewickelte Spule angeschlossen sind. An diese Spule sind induktiv ein Schwingkreis und ein nicht näher spezifiziertes Messgerät gekoppelt. Meyls unsinniger Erklärung zufolge würde einem "Neutrino beim Durchlaufen der Spiralspulenanordnung von innen nach außen durch die abnehmende Winkelgeschwindigkeit [...] Energie entzogen". Das Neutrino würde "so zu einem Ladungsträger (Elektron oder Positron) konvertiert". Die Ladungsträger schließlich könne man als Nutzenergie abführen.

Erdbeben

Die behauptete Neutrinostrahlung könne außerdem vom Mond "gebündelt" werden und dadurch Erdbeben auslösen.

Weiche Obelisken

Eine Bestätigung seiner Theorien sieht Meyl darin, dass die antiken Obelisken der Ägypter angeblich nicht mit Hammer und Meißel erstellt wurden, sondern einfach mit einem Spachtel. Damals wären sie angeblich weich gewesen und erst später durch den Einfluss von Neutrinos erhärtet. Wie die Ägypter es bewerkstelligt haben, weiche Obelisken von über 1000 Tonnen Gewicht aufzustellen und wie diese während der mehrere tausend Jahre dauernden Aushärtezeit ihre Form bewahren konnten, erklärt Meyl nicht.

Aktivitäten

Meyl hat die normalen Aktivitäten eines Wissenschaftlers weitgehend aufgegeben. Er publiziert nicht und ist vor allem bei Esoterikerveranstaltungen, etwa der Deutschen Gesellschaft für Energetische und Informationsmedizin, der Deutschen Vereinigung für Raumenergie (DVR) und der Gesellschaft zur Förderung der wissenschaftlichen Physik (GFWP) aktiv. Meyl war Präsident der GFWP und Vizepräsident der DVR.

Meyl vertreibt Experimentiersets zu seinen hypothetischen Skalarwellen und inzwischen auch Wellnessgeräte, die mit Skalarwellen funktionieren sollen.[7] Die Bezeichnung Wellnessgerät vermeidet dabei rechtliche Schwierigkeiten, die sich bei dem Begriff Medizingerät ergeben würden. Trotzdem wird mit einer angeblichen medizinischen Wirkung seiner Geräte geworben.[8] Geschäftsführerin der Firma INDEL in Villingen, Meyls Firma zur Vermarktung von Skalarwellenprodukten und nach eigenen Angaben eine Unterabteilung seines "Ersten Transferzentrums für Skalarwellentechnik", ist die Psychologin und Mobilfunkgegnerin Angelika Schrodt aus Radolfzell.

Meyl gehört zum "wissenschaftlichen Beirat" einer egm international GmbH aus dem niedersächsichen Papenburg.[9] Die Firma egm glaubt, ein "Wirbelwandlerverfahren" erfunden zu haben, mit dem man herkömmlichen Kraftstoffen bis zu 75% Wasser sowie CO2 beimischen könne. Der gestreckte Treibstoff soll zu einer Kostenersparnis von bis zu 70% führen.

Weblinks

Quellennachweise