Der Niembaum (Azadirachta indica, Syn.: Melia azadirachta L., Antelaea azadirachta (L.) Adelb.), auch Niem, Neem, Margosa, genannt, ist eine der zwei Arten der Familie der Mahagonigewächse (Meliaceae). Ursprünglich stammt der Niem aus Indien, Pakistan und Burma. Die wirkstoffreichen Pflanzenteile finden Verwendung in Medizin und Landwirtschaft.

Inhaltsstoffe

Obwohl die Inhaltsstoffe des Baumes seit Jahrzehnten untersucht werden, sind viele seiner Wirkstoffe noch nicht vollständig erforscht. Im Niembaum wurden Alkaloide, Terpene, Saponine, Bitterstoffe sowie diverse andere Verbindungen nachgewiesen[1]. Niem enthält über 100 verschiedene chemische Verbindungen, die sich zudem im Stamm, der Rinde den Blättern und Früchten unterschiedlich zusammensetzen. Von vielen dieser sehr komplexen Inhaltsstoffe sind nur ungefähre Näherungswerte der Strukturformeln bekannt.

Ein besonders wichtiger Inhaltsstoff ist Azadirachtin. Dieser Bestandteil wird aus dem Niemöl gewonnen, welches man aus den Samen presst. Azadirachtin wurde erstmals 1968 aus den Samen des Baumes isoliert. 1985 wurde die Struktur des Moleküls von W. Kraus et al. an der Universität Hohenheim endgültig aufgeklärt und publiziert. Weitere wichtige Inhaltsstoffe sind Salannin, Meliantriol, Nimbin und Nimbidin.

Azadirachtin hemmt die Larvenentwicklung zahlreicher Insekten, da es strukturell dem Ecdyson, einem Häutungshormon der Insekten ähnelt und ebenso wirkt. Für Säugetiere soll es dagegen relativ unschädlich sein.

Anwendung

Niembaumöl vor allem als Insektenbekämpfungsmittel im Pflanzenbau, aber auch bei der Bekämpfung von Ektoparasiten verwendet. Als medizinische Einsatzgebiete sind vor allem Anämie, Bluthochdruck, Hepatitis, Geschwüre, Lepra, Nesselsucht, Schilddrüsenerkrankungen und Verdauungsstörungen zu nennen[2]. Niem soll angeblich auch auch bei Diabetes mellitus und Krebs helfen sowie den Cholesterinspiegel reduzieren. Niembaum wird auch in der Ayurveda eingesetzt. Während die insektizide Wirkung belegt ist, gibt es für diese Indikationen keinerlei Wirksamkeitsbelege.

Der Anwendung gegen Hausstaubmilben ist allerdings wenig erfolgreich. Die Neemölextrakte verändern zwar das Fressverhalten, hemmen das Wachstum und die Fortpflanzungsfähigkeit der Milben, wenn auch verschieden stark. Jedoch kein Präparat hatte eine milbenabtötende Wirkung. Dies bestätigt die Untersuchungen von Öko-Test, die nur eine sehr begrenzte Wirksamkeit von Milbenvernichtungsmitteln aufzeigen konnte (Öko-Test 2004). Neemölextrakte bieten somit noch keinen Fortschritt für die Hausstaubmilbensanierung. Das hat folgende Gründe:

  • Die Milbenzahl nimmt nur langsam ab.
  • Die Milbenallergene bleiben, wenn nicht parallel gewaschen und gesaugt wird, das heißt, es gibt keine Sofortwirkung für den betroffenen Milbenallergiker.
  • Auch wenn Neemöl nach Verschlucken nicht akutplötzlich, schnell (bei Krankheiten meist mit einem heftigen Verlauf einhergehend) giftig ist, fehlen wissenschaftliche Studien zur *Wirksamkeit und Sicherheit in der Langzeitanwendung (Innenraumbelastung, Allergierisiko).

Es gibt vor allem keine Studien, die belegen, dass das Präparat sich positiv auf die Krankheitssymptome des Patienten auswirkt. Solche kontrollierten Langzeitstudien mit wirksamen Neemprodukten wären wichtig, um Neemölprodukte besser bewerten zu können[3].

Daneben werden Niemprodukte auch in der Zahn- und Mundhygiene genutzt und in Indien als Spermizid und zur Abtreibung genutzt.

Nebenwirkungen

Trotz der Aussage, dass Niem für Säugetiere ungefährlich sein soll, handelt es sich um eine Pflanze mit potenten Wirkstoffen, die noch nicht einmal alle genau untersucht sind. Daher sind auch Nebenwirkungen grundsätzlich nicht auszuschließen.

Insbesondere Säuglinge, die Neemextrakte wegen Hustens oder anderer Erkrankungen gefüttert bekommen hatten, entwickelten Erbrechen, Bewußtseinsstörungen und Krampfanfälle. Sinniah berichtet über Reye-artige Syndrome durch die Vergiftung mit Neemöl. Einige Todesfälle konnten mit der Verunreinigung der Neemextrakte durch Aflatoxine erklärt werden. Sinniah zeigte aber in seiner Arbeit auf, dass sich die lebertoxischen Wirkungen des Öls elektronenmikroskopisch und histologisch von Vergiftungen durch Aflatoxin unterscheiden. Sivashanmugham berichtete über einen Fall einer 24jährigen Frau, die allerdings einen Liter des bitteren Extraktes getrunken hatte und anschließend Kammerflimmern und Herzstillstand im Rahmen einer toxischen Myokarditis, Hepatitis und Pankreatitis entwickelte. Die Autoren führen die toxischen Wirkungen auf die Inhaltsstoffe Nimbin und Quercetin zurück und warnen vor der unkritischen Anwendung von Neemextrakten[4].

Quellenverzeichnis

  1. http://www.giftpflanzen.com/azadirachta_indica.html
  2. http://home.ebmnet.ch/kokosnuss/A-Zniemanwendung.htm
  3. http://www.allum.de/
  4. Neembaumöl - Wundermittel gegen Hausstaubmilben? -Effektivität von Neembaumöl bei der Hausstaubmilbenallergensanierung des Bettes DISA 4/99 erstellt in Zusammenarbeit mit dem wissenschaftlichen Forum der DISA, veröffentlicht in der Zeitschrift Pädiatrische Allergologie 2/1999: 20-23.