Hademar Bankhofer

Hademar Bankhofer (geb. 13. Mai 1941, Klosterneuburg; Spitznamen: Melissa-Mann, Prof. Klosterschnaps, Mr. Schleichwerbung und Prof. Schnapshofer [1]) ist ein österreichischer Journalist und Autor mit Hauptinteressengebiet Gesundheitsthemen und Ernährungsfragen, sowie Berater des Konzerns Klosterfrau Healthcare Group ("MCM Klosterfrau"). Bankhofer studierte nach eigenen Angaben Jura, Psychologie, Philosophie, Kommunikationswissenschaften. Im von ihm selbst verfassten Lebenslauf [2] findet sich kein Hinweis auf einen akademischen Abschluss.

Bekannt wurde der stets perfekt frisierte Herr Professor mit Vorliebe für bunte Einstecktücher vor allem durch seine Auftritte in Magazin-Sendungen des ORF, im ARD Morgenmagazin, n-tv, MDR oder RTL. Er schreibt regelmäßig Kolumnen in der Münchner Abendzeitung sowie der Neuen Ruhr Zeitung. Physiotherm, ein Hersteller von Infrarotkabinen, benannte ein Produkt nach ihm (Original Hademar-Bankhofer-Infrarotkabine).

1991 wurde Bankhofer mit dem österreichischen Berufstitel Professor geehrt, der ihm in Folge publizistische Vorteile verschafft hat. Dieser Titel ist in dieser Form nur in Österreich üblich. Bankhofer wurde tatsächlich weder promoviert oder habilitiert. Nach der Verleihung des "Berufsprofessorentitels" wurde es für Fernsehzuschauer schwieriger zu erkennen, ob die Ratschläge Bankhofers nun von einem Medizinjournalisten, oder etwa einem habilitierten Wissenschaftler und Arzt kamen.

Schleichwerbung für lukrative Gesundheitsprodukte

Bankhofer betrieb raffinierte Schleichwerbung für Gesundheitsprodukte in regionalen Anzeigenblättchen, "Hausfrauenzeitschriften" wie Revue, im Internet, in Hörfunkbeiträgen und in Fernsehsendungen wie Spektrum Gesundheit, Die gesunde halbe Stunde und auch im ARD Morgenmagazin. Dem aufmerksamen Zuschauer fiel die merkwürdig häufige Erwähnung bestimmter Heilkräuter auf: Klostermelisse und Königsartischocke. Bei beiden Bezeichnungen handelt es sich um eingetragene Warenzeichen. Klostermelisse® ist ein eingetragenes Markenzeichen der MCM Klosterfrau Vertriebsgesellschaft mbH, Köln. Bekanntes Produkt: Klosterfrau Melissengeist®. Die Königsartischocke® ist Inhaltsstoff von Hepar-SL forte®, einem Produkt, das gegen Verdauungsbeschwerden helfen soll. Es verwundert nicht, dass die Webseite zu Hepar-SL forte von der MCM Klosterfrau Vertriebsgesellschaft mbH betrieben wird. Nach Angaben der SZ versuchte Bankhofer auch im Fernsehen zu verbreiten, es gäbe wissenschaftliche Beweise für die Wirksamkeit von Stutenmilch.[3]

Bankhofer setzte sich auch für ein astrologisches Produkt namens AstroVital ins Zeug. Das Nahrungsergänzungsmittel aus dem Allgäu sei für jeweils bestimmte astrologische Sternzeichen abgestimmt. In den Kapseln fänden sich jeweils genau die Vitamine, Mineralien und Spurenelemente, die laut Bankhofer den Sternzeichen fehlen würden und daher nötig seien. Entdeckt habe dies der Hersteller und Heilpraktiker Edmund C. Herzog in Sonthofen. Herzog: "Unsere Nahrungsmittel haben in den vergangenen fünfundzwanzig Jahren bis zu 90% ihrer Inhaltsstoffe verloren". Trotz beständig steigender menschlicher Lebenserwartung entwickelten sich daraus viele gefährliche Krankheiten wie Krebs, schwadroniert Herzog zur Bewerbung seines AstroVital.

Bankhofers Masche, massiv Produktwerbung zu betreiben, ohne den Produktnamen oder Hersteller direkt zu nennen, sowie die mangelnde wissenschaftliche Basis vieler seiner Empfehlungen wurde insbesondere von dem Wissenschaftsjournalisten Marcus Anhäuser recherchiert.[4][5][6]

Siehe auch: Deutsches Kompetenzzentrum Gesundheitsförderung und Diätetik

Engagement für Airnergy

 
Bankhofer mit Airnergy-Produkt bei RTL

In seinem Buch Sommerfit befasst sich Bankhofer mit "Atem-Ergänzungsprodukten" (offenbar analog zu Nahrungsergänzungsprodukten), als "Energie-Tankstelle". Seiner Meinung nach führe die Anwendung des umstrittenen Airnergy als "wertvolle Präventiv-Maßnahme fürs Jung bleiben" zu einem "Gourmet-Atmen". Das Blubbergerät soll in der Lage sein, Luftsauerstoff in eine "körpergerechte Form" zu bringen, um ihn für den Organismus als "Energieschub" besser nutzbar zu machen, so der Hersteller.

Mit dem Rechnen hapert es noch

Auf einer eigenen Webseite[7] kommt Bankhofer zu einer sensationellen Entdeckung: "Kennen Sie die Insel der Hundertjährigen? Es ist Okinawa und sie gehört zu Japan. Fast die Hälfte der Einwohner dort ist über 100 Jahre alt, mit 70 ist man dort noch ein Jungspund." Was ist aber "fast die Hälfte", fragt sich der Leser. In diesem Falle 0,046%[8], denn von den 1,3 Millionen Einwohnern Okinawas sind etwa 600 über einhundert Jahre alt.

Der Rauswurf aus dem Fernsehen, deutsche Arschlöcher und ihre Vermehrung

 
Bankhofer-homepage am 4.7.09

Ein Verdacht kam beim Leiter des deutschen Cochrane-Zentrums, Gerd Antes auf. Antes hatte 2006 und 2008 sich bei der ARD, dem WDR und dem Landesrechnungshof NRW beschwert, da Bankhofer" in verantwortungsloser Weise scheinbares Expertenwissen verkündet, das keiner kritischen Überprüfung standhält". Schleichwerbung sei anzunehmen. Einige von Bankhofers Laien-Tipps hält Antes auch für Patienten gefährlich. In einem Artikel zitiert SZ-Journalist Werner Bartens den Chefarzt der Inneren Medizin an der LMU München mit den Worten: "In der Fachwelt ist Bankhofer unbekannt oder wird nicht ernstgenommen."

Ins Rollen gebracht wurde die Geschichte offenbar letzendlich von einem Video, das auf Youtube zu sehen ist und in der Bloggerszene diskutiert wird.[9] Dort werden die Schleichwerbe-Vorwürfe gegen Bankhofer mit diversen Ausschnitten aus seinen Fernsehsendungen illustriert.

Als der WDR über den Verdacht einer Schleichwerbung im Fernsehen informiert wurde, stritt der stets joviale Bankhofer zunächst eine Verbindung zu Klosterfrau ab. Bankhofer hatte der Redaktion des ARD-Morgenmagazins schriftlich versichert, dass er "mit keiner Firma, die mit dem Thema Gesundheit, Nahrungsergänzungen und Arzneimittel - zu tun hat, einen Werbe- und PR-Vertrag habe und von Seiten einer Firma für seine Arbeiten kein Geld geflossen sei". Zitat WDR: "Herr Bankhofer sagte uns erst, dass es keine Verträge mit einem Pharma-Hersteller gäbe. Einen Tag später gab er zu, dass ein Beratervertrag existiert. Nach diesem Gespräch beendeten wir die Zusammenarbeit, wollen den Sachverhalt aber weiter aufklären. Aus Sicht des WDR kann der Anschein von Schleichwerbung aber nicht ausgeschlossen werden."

Nachdem sich der WDR und die ARD sich endgültig von ihm getrennt haben, ist Bankhofer auch nicht mehr im Magazin „Spektrum Gesundheit”, das die Produktionsfirma CAMP-TV in ihren Schleichwerbeprogrammen auf Sat.1 und RTL in Bayern ausstrahlt. Der österreichische Sender TW1 hat Bankhofers Pharma-PR-Sendung „Die gesunde halbe Stunde” eingestellt.

Hademar Bankhofer streitet Schleichwerbung ab und glaubt an eine Kampagne: "Ich bin doch nicht blöd und mache Schleichwerbung. Und ich habe anonyme Anrufe erhalten, man drohte mir: Sie werden gehen müssen, wie die Kiewel." In der Morgenshowsendung bei Hary Raithofer vom Wiener Hörfunksender 88.6 bewarb Bankhofer ein neues Buch und sah sich als Opfer einer Intrige durch deutsche Kritiker. Eine "hundsgemeine Intrige" habe es gegeben, weil er im ARD-Morgenmagazin zu viele Naturtipps zur Selbstmedikation gebracht hätte. Der Rauswurf aus der ARD sei eine abgekartete Sache gewesen. Bankhofer: Es wurden sogar Leute bezahlt dafür, im Internet recht viel Wirbel drum zu machen. Damals habe er erstmals gemerkt, "wie viele rückgratlose Feiglinge" es gebe[10]. Auf Bankhofers eigener Homepage „Gesundheitswelten” wird der Inhalt des Gesprächs bei Raithofer mit den Worten zusammengefasst: Über das neue Buch ‘Ihre Gesundheit liegt mir am Herzen’, über die besten und wichtigsten Tipps für Sie darin, über die Rufschädigung Bankhofers durch Arschlöcher in Deutschland und deren laufende Vermehrung.[11].

Ehrungen

 
Bankhofer und Sven-David Müller

Neben dem österreichischen Berufstitel Professor sind zu Bankhofer noch weitere Ehrungen bekannt geworden. So erhielt Bankhofer den "Medienpreis" vom Deutschen Kompetenzzentrum Gesundheitsförderung und Diätetik e.V, dessen 1. Vorsitzender, der umtriebige Sven-David Müller (vormals Sven-David Müller-Nothmann) ist. Der angeblich unabhängige Verein zur Ernährungsberatung aus Aachen fiel in der Vergangenheit durch gezielte Reklame für einzelne Produkte auf.[12] Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf: "Wir halten die Informationen aus Aachen für sehr voreingenommen. Unserer Ansicht nach wird hier subtil Produktwerbung betrieben"[13]. Der Verein wurde 2001 von vier Firmen mit Interesse an freundlicher PR und vier weiteren Personen gegründet. Unter den Firmen waren Novartis Consumer Health (u.a. Nahrungsergänzungsmittel, Vitamin- und Mineralpräparate), Pfrimmer-Nutricia, Servox AG und RenaCare Nephromed GmbH. Seit Gründung stellt die Struktur des Vereins sicher, dass Firmen bei wichtigen Entscheidungen mitreden können. Einer der Gründungspartner, Alexander-Günther Hugot von der Firma Servox, beschreibt den Zweck der Gesellschaft so: "Der Verein ist mit der klaren Absicht gegründet worden, um von der Industrie Spenden einzutreiben".

Internationales Professor Bankhofer-Zentrum in Bad Füssing

Im niederbayerische Kurort Bad Füssing soll demnächst ein von der lokalen Kurverwaltung gefördertes Internationales Professor Bankhofer-Zentrums entstehen, kombiniert mit einer Akademie für medizinische Kommunikation. Laut Eigen-PR solle das neue Zentrum zu einer Plattform des Informationsaustausches zwischen Experten und medizinischen Laien werden. Die in das Zentrum integrierte Akademie für medizinische Kommunikation sieht ihr Ziel unter anderem in der Fortbildung von Medizinjournalisten. Künftig sollen mehrmals im Jahr populärwissenschaftliche Veranstaltungen und Seminare veranstaltet werden.

Weblinks

Quellennachweise