Rayonex
Die Rayonex Schwingungstechnik GmbH in Lennestadt im Sauerland ist ein Hersteller von Bioresonanz-Geräten und anderen Produkten zwischen Pseudomedizin und Esoterik sowie Betreiber der Paul-Schmidt-Akademie. Diese Einrichtung ist nach dem Ingenieur Paul Schmidt (1922 – 1994) benannt, der die Firma Rayonex 1982 gründete.
Produkte
Die Erzeugnisse von Rayonex drehen sich vor allem um die Bioresonanz nach Paul Schmidt, die laut Rayonex von rund 4.500 Ärzten und Heilpraktikern in Deutschland angewendet würde. Sie werden mit sinnfreien pseudowissenschaftlichen Aussagen beworben. Begriffe wie Frequenz, Resonanz, Interferenz, Überschwingen, Detektor oder Polarisation werden in eigenwilliger Weise benutzt, die wenig oder nichts mit den üblichen Bedeutungen in Physik und Technik gemein hat. Zu einigen der Produkte existieren Patenanmeldungen und Gebrauchsmuster. Bioresonanz Paul Schmidt ist außerdem eine eingetragene Wortmarke.[1] Das Lieferprogramm umfasst:
Bioresonanz-Geräte
Bei den Geräten (Handelsname: Rayocomp) ist vor allem das Zubehör auffällig. Die bei der Bioresonanztherapie benutzten Elektroden, die bei Rayonex Detektoren heißen, gibt es nicht nur in der üblichen Form aus Metall, die der Patient z.B. in der Hand hält, sondern auch als textile Bänder, Kissen, Handschuhe, Kopfhauben, Füßlinge, Pferdedecken usw., in die metallische Fäden eingewoben sind.[2]
Es sind verschiedene Behälter zum "Testen" und zum "Energetisieren" von Substanzen erhältlich, z.B. für eine Prozedur, die sich "Überschwingen von Eigenurin" nennt. Spezielle "Schutzbecher" sollen verhindern, "dass die Schwingungsmuster des angeschlossenen Patienten oder die des Bioresonanzgerätes an die Substanzen gelangen und diese mit fremden Schwingungsmustern verunreinigen". Eine Erfindung dazu, Filter genannt,[3] beschreibt eine Vorrichtung, welche "die Übertragungsrichtung biophysikalischer Schwingungen festlegt" und die auch dagegen schützen würde, dass "schädliche Schwingungen vom Patienten auf den Therapeuten" übergehen. Die Vorrichtung besteht aus einer Metallhülse, in die an beiden Enden ein Laborstecker (Bananenstecker) eingesteckt werden kann. Die leitende Verbindung zwischen den beiden Enden ist durch Isoliermaterial unterbrochen, der behauptete Effekt soll auf geheimnisvolle Weise durch einen Hohlraum in der Hülse mit teils polierten, teils aufgerauten Flächen entstehen. Solche Flächen sollen auch beim Schutzbecher eine Rolle spielen.
Aus elektrotechnischer Sicht gleichermaßen dubios ist der Polarisator (ebenfalls eine eingetragene Marke der Rayonex GmbH[5]), ein Kästchen, das mit der Zuleitung einer der Bioresonanz-Elektroden verbunden wird. Im Innern wird die Leitung in einer ringförmigen Schleife geführt, die mit einem weiteren Draht umwickelt ist, durch den ein sehr schwacher Gleichstrom fließt.[4] Der Begriff "Polarisation" stammt aus der Wellenphysik und bezeichnet z.B. bei elektromagnetischen Wellen die Schwingungsebene des elektrischen Feldes. Bei einem drahtgeführten Signal ergibt er überhaupt keinen Sinn. Nach Aussage von Rayonex bedeutet Polarisation im Zusammenhang mit der Bioresonanz nach Paul Schmidt allerdings auch etwas anderes, nämlich "die Rotation der feinstofflichen Schwingungen, die eine wesentlich stärkere regulative Kraft besitzen als unipolare Schwingungen."
Eine wichtige Rolle in Schmidts Gedankengebäude spielt der Rayonator, eine Dose aus Kunststoff, zu deren Zweck folgendes mitgeteilt wird: "Eine der erfolgreichsten Methoden innerhalb der Bioresonanz nach Paul Schmidt ist die Bereichswerttestung. Hier wird das individuell notwendige Resonanzspektrum ausgetestet und anschließend harmonisiert. Bei der Austestung fallen immer wieder sehr hartnäckig zu harmonisierende Interferenzen auf, die in einem Rayonator fest eingestellt werden können und somit für eine Harmonisierung direkt und schnell verfügbar sind." Neben einem Rayonator, der auf Frequenzen nach Kundenwunsch eingestellt wird (wobei unklar ist, was in Schmidts Privatphysik mit "Resonanz" und "Frequenz" gemeint ist; eine Frequenzeinheit wird ebenfalls nicht genannt), gibt es einen "Allergen-Transfer-Rayonator" und einen "Chakra-Rayonator" mit werksseitig vorgegebenen Frequenzen. Im Innern der Rayonatoren befinden sich einer Patentschrift[6] zufolge ein oder mehrere Gebilde aus "parallel angeordneten Leiterstäben, bei dem die Resonanzfrequenz durch gegenseitiges Schränken zweier Isolierbrücken und damit der Leiterstäbe einstellbar ist" (siehe Bild rechts).
Tensoren
Der in verschiedenen Ausführungen erhältliche Rayotensor ist eine Einhand-Wünschelrute für "radiästhetische Messungen". Faktisch handelt es sich um einen 20-30 cm langen Stahldraht mit Holzgriff.
"Biofeld-formende Geräte"
Die Produkte Elo-Rayex, TV-Rayex und Mini-Rayonex sind Kunststoff-Plättchen, die "Resonatoren" enthalten sollen, ähnlich den oben beschriebenen Rayonatoren. Das Modell TV-Rayex beispielsweise ist "auf den Frequenzgrundwert 99.50 abgestimmt". Damit soll ein "Defizit auf der Interferenz 99.50" behoben werden, das durch Fernsehgeräte und Computermonitore verursacht werde. Belastungen durch Wasseradern usw. könne dagegen mit dem Mini-Rayonex und dem Frequenzwert 12.5 begegnet werden. Die Wirkung soll mehrere Meter weit reichen und am höchsten sein, wenn "der Mini-Rayonex alle paar Tage für ca. 20 Sekunden unter fließendes Wasser gehalten wird". Offenbar zielen diese Gebilde auf einen ähnlichen Markt ab wie die Scharlatanerie-Produkte Neutralizer, Gabriel-Chip, usw.
Zur Kompensation von "geologischen Störzonen" wie Wasseradern gibt es außerdem einen Biofeldformer namens Duplex, ein Gebilde aus Kupferblech, das möglichst im Keller des Hauses aufgestellt werden soll und ebenfalls ein nicht näher beschriebenes "Resonanzsystem" enthalte. Die neueste Ausführung sei in Zusammenarbeit mit einem Prof. Dr. Martin Günter entstanden, der bei Esoterik-Produkten mitunter als Referenz genannt wird.
Geräte zur "Wasserenergetisierung"
Der Rayo-Aqua Wasseraktivator besteht aus einem Edelstahlrohr mit nicht erklärter Funktion, das je nach Ausführung entweder in die Wasserleitung eingebaut oder senkrecht aufgestellt wird, wobei oben eingefülltes Leitungswasser unten "aufgewertet" herauskommen soll. Branchenüblich beruft sich Rayonex auf Masaru Emoto und die angebliche Fähigkeit des Wassers, Informationen zu speichern.
"Vitalstoffe"
Hierbei handelt es sich um Präparate, die zur Regulierung des Säure-Basen-Haushalts dienen sollen. Der Rayonex-Werbung zufolge nähme bei Nahrungsmitteln "der Gehalt an belastenden Säuren stetig zu" (siehe auch: Übersäuerung). Es werden drei Präparate namens Rayobase, Rayovita und Rayoflora zum Einnehmen und der Badezusatz Rayosole verkauft. Die Substanzen sollen auf der Basis von Schmidts Bioresonanztherapie entwickelt worden sein. Bezug genommen wird auch auf das Konzept der Entschlackung.
Paul-Schmidt-Akademie
Diese Einrichtung bietet Schulungen von Vertriebspartnern in der Bioresonanz nach Paul Schmidt und der Anwendung von anderen Rayonex-Erzeugnissen an. Ferner gibt es Ausbildungskurse zum Baubiologen, eine sog. Heilpraktiker-Schule, bei der man auch Online-Fernkurse absolvieren kann, sowie eine "Therapiezentrum" genannte Heilpraktiker-Praxis, in der hauptsächlich Bioresonanz-Behandlungen vorgenommen werden sollen, mit der Möglichkeit, bis zu 11 Personen gleichzeitig zu versorgen.
Quellen
- ↑ DPMA-Registernummer: 30403232. Wiedergabe der Marke: Bioresonanz Paul Schmidt. Tag der Eintragung: 25.04.2005
- ↑ Gebrauchsmusterschrift DE 202008015761: Vorrichtung für die Bioresonanztherapie. Anmeldetag: 27.11.2008
- ↑ Offenlegungsschrift DE 19735652: Filter für biophysikalische Resonanzschwingungen. Anmeldetag: 16.08.1997
- ↑ 4,0 4,1 Offenlegungsschrift DE 102004001946: Polarisationsvorrichtung für ein Bioresonanzgerät. Anmeldetag: 13.01.2004
- ↑ DPMA-Registernummer: 30403179. Wiedergabe der Marke: Polarisator. Tag der Eintragung: 25.04.2005
- ↑ 6,0 6,1 Offenlegungsschrift DE 4010240A: Resonator für hohe Frequenzen. Anmeldetag: 30.03.1990