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Unter einer Multiple Chemical Sensitivity (MCS) werden vielfältige, meist unklare und durch keine körperlichen Ursachen und messbaren Parameter erklärbare, chronisch auftretende Symptome zusammengefasst. Ursache dafür soll die schädigende Wirkung vielfältiger Chemikalien, meist Schadstoffe, aus der Umwelt sein. Dabei ist kein Dosis/Wirkungs-Zusammenhang erkennbar und die Konzentration der angeblich einwirkenden Chemikalien sehr niedrig, teilweise noch weit unter den Schwellenwerten.[1]. Dafüt gibt es jedoch keine wissenschaftlichen Belege.

Die Beschreibung von MCS geht auf den klinischen Ökologen Theron G. Randolph zurück ("chemical susceptibility problem") und findet vermehrt Aufmerksamkeit in der umweltmedizinisch interessierten Öffentlichkeit.[2]

Symptome

Die Symptome sind sehr unspezifisch und weichen von den physiologischen/biochemischen Wirkungsmechanismen der Chemikalien ab. Meist sind es Symptome wie Müdigkeit, Kopfschmerzen, Abgeschlagenheit, Konzentrationsstörungen, Augenbrennen, Vergesslichkeit, Schwindel, Atemnot, Beschwerden am Bewegungsapparat, Magen-Darm-Beschwerden, Haut- und Schleimhautprobleme und diffuse Schmerzen. Eine Kausalität zwischen den Symptomen und der Dauer und Intensität einer möglichen Exposition und der Art der Chemikalien ist nicht feststellbar.[3] Mit der Zeit nehmen die Symptome in der Intensität als auch in der Anzahl zu. Betroffene haben eine beträchtliche Einschränkung ihrer Lebensqualität und einen hohen Leidensdruck.

Große Ähnlichkeiten und teilweise Überschneidungen in den Symptomen bestehen mit anderen nicht wissenschaftlich belegten umweltassoziierten Befindlichkeitsstörungen wie „Sick Building“-Syndrom (SBS), Chronic Fatigue Syndrome (CFS) und Elektromagnetische Hypersensibilität.

Ursachen

Inwieweit MCS tatsächlich durch Umweltschadstoffe verursacht oder ausgelöst wird, ist wissenschaftlich umstritten.[4] Wissenschaftlich gesicherte Erkenntnisse zur Ursache von MCS liegen nicht vor und es existieren bislang keine allgemein akzeptierten diagnostischen Tests hinsichtlich physiologischer oder biochemischer Parameter (z.B. Blut- oder Urinproben mit nachweisbaren Chemikalienbelastungen), die mit den angegebenen Symptomen korrelieren. Daher ist die Zuweisung einer Diagnose MCS im naturwissenschaftlichen Sinne nicht möglich.[5] MCS beginnt meist mit Symptomen im Zusammenhang mit einer belegbaren Expositionssituation auf, welche durch eine erneute Exposition wieder auslösbar sind. Erklärungsmodelle zur Entstehung von MCS, die in der Fachwelt bisher diskutiert worden sind, stützen sich auf die Annahme eines toxisch bedingten Toleranzverlustes, einer neurogenen Entzündung, eines neuronalen Sensitivierungsprozesses oder eines komplexeren psychosomatischen Geschehens.[6] Insgesamt lassen sich die bisherigen Modelle zur Entstehung der MCS innerhalb zweier grundsätzlicher Komplexe zusammenfassen:

  • MCS ist eine umweltbedingte Störung mit möglicher genetischer Beteiligung wie Vergiftung, Fehlfunktion von Nerven-, Immun-, Hormonsystem oder Atemwegen, Herabsetzung nervlicher Auslöseschwellen für Missempfindungen, Schmerzen und Fehlfunktionen oder einer Störung der Riechempfindung. Chemische Auslöser können u.a. Lösungsmittel, Pestizide, bestimmte Metalle und ihre Legierungen (vor allem Amalgam in Zahnfüllungen), Verbrennungsprodukte und andere Schadstoffgemische sowie Duftstoffe sein.
  • MCS ist eine psychosomatische oder psychiatrische Störung, z.B.: Depression, Zwangsneurose, Ökochondrie oder Chemophobie. Zahlreiche psychosomatisch orientierte Untersucher sehen die Symptome als Ausdruck einer Panikattacke bei bestehenden Phobien (Chemikalienphobie) oder das Krankheitsbild als eine somatoforme Störung an. Dabei wird davon ausgegangen, dass sich die umweltbezogenen Ursachen von MCS ausschließlich auf die Überzeugung des Betroffenen beziehen, unabhängig vom objektiven Nachweis einer messbaren Exposition.[7] Insofern kann man bei MCS auch von einer Nocebo-Reaktion (analog zum Placeboeffekt ist dies die Auslösung von Befindlichkeitsstörungen durch ein Scheinmedikament oder eine scheinbare Umwelteinwirkung, siehe auch: Elektrosmog) sprechen.[8]
Bestätigt wird diese Hypothese u.a. durch eine amerikanische Doppelblindstudie aus dem Jahr 2008, die gezeigt hat, dass MCS-Patienten nicht auf die Chemikalien reagieren,[9] sondern dann Reaktionen zeigten, als sie glaubten, Chemikalien ausgesetzt zu sein.[10]

Therapie

Entsprechend des unklaren Krankheitsbildes existieren auch keine wissenschaftlich anerkannten Therapieverfahren. Zahlreiche Anbieter aus dem pseudomedizinischen Bereich bieten zur Diagnose und Heilung von MCS allerhand nicht belegte bzw. wirkungslose Verfahren an, wie z.B. Entgiftung, Chelattherapie, Aderlass oder andere ausleitende Verfahren sowie Antioxidantien, oft in Zusammenhang mit einer Amalgamsanierung der Zähne an.[11][12]. Des Weiteren wird eine baubiologische Sanierung der angeblich betroffenen Gebäude angeboten.

Weblinks

Quellenverzeichnis

  1. http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/artikel.asp?id=32993
  2. http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/artikel.asp?id=32993
  3. http://www.umweltdaten.de/publikationen/fpdf-l/2231.pdf, Seite 266
  4. http://www.umweltdaten.de/publikationen/fpdf-l/2231.pdf, Seite 11
  5. http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/artikel.asp?id=32993
  6. http://www.umweltdaten.de/publikationen/fpdf-l/2231.pdf, Seite 15
  7. http://www.uni-duesseldorf.de/awmf/ll/051-009.htm
  8. http://www.neuro24.de/placeboeffekte.htm
  9. Bornschein S, Hausteiner C, Römmelt H, Nowak D, Förstl H, Zilker T., Double-blind placebo-controlled provocation study in patients with subjective Multiple Chemical Sensitivity (MCS) and matched control subjects., Clin Toxicol (Phila). 2008 Jun;46(5):443-9
  10. Jewett DL, Fein G, Greenberg MH (August 1990). "A double-blind study of symptom provocation to determine food sensitivity". N. Engl. J. Med. 323 (7): 429–33. PMID 2374564
  11. http://www.amazon.de/Entschlacken-Entgiften-Verj%C3%BCngen-Verschlackung-Sensitivit%C3%A4t/dp/3870531088
  12. http://www.derheilpraktiker.de/biofeldtest.html