Impfgegner
Begriffsbestimmung
Impfgegner sind Menschen, die prinzipiell den Nutzen von Impfungen abstreiten und diese ablehnen. Die entsprechende Impfkritik hat eine lange historische Tradition. Impfgegner sind auch in impfkritischen oder Impfungen ablehnenden Vereinen organisiert oder gehören Organisationen oder Bewegungen an, die selbst Impfungen aus weltanschaulichen oder religiösen Gründen ablehnen.
Typische impfkritische oder Impfungen ablehnende Organisationen
- Anthroposophen sind der Meinung, dass mit einer Erkrankung ein schlechtes Karma abgetragen würde. Eine Impfung verhindere also nur eine grundsätzlich positive Einstellung zum Phänomen Krankheit, der Infektionskrankheit wird also eine positive Rolle beigemessen, die bei Geimpften ausbleibe.
- Zeugen Jehovas wird von einer Impfung abgeraten [1].
- Auch die Sekte Universelles Leben lehnt Impfungen ab [2].
- Scientology lehnt Impfungen ebenfalls ab [3]
- Teilweise lehnen auch Homöopathen das Impfen ab. Erstaunlich ist aber, dass Kinder von Homöopathen in einem höheren Maße geimpft sind, als es Befürworter unter den Homöopathen gibt.[4] Hinzu kommt, dass sich Samuel Hahnemann, der Begründer der Homöopathie, positiv zur aufkommenden Pockenimpfung äußerte. Möglicherweise verstand er sie als Bestätigung seiner Lehre.
Bekannte Impfgegner
- Andreas Bachmair
- Max Otto Bruker
- Gerhard Buchwald
- Ryke Geerd Hamer
- Martin Hirte
- Franz Konz
- Angelika Kögel-Schauz
- Karl Krafeld
- Carola Lage-Roy
- Stefan Lanka
- Johann Loibner
- Eleanor McBean
- Wolf-Alexander Melhorn
- Anita Petek-Dimmer
- Brigitte Rondholz
- Ravi Roy
- Christoph Tautz
- Hans Tolzin
- Natalie Wohlgemuth
Weblinks
Kommentar von EsoWatch
Nachdenken, guter Wille, Sachlichkeit, individuelle Entscheidung, kritisches Denken - das Vokabular von Impfgegnern ist voll davon. So voll, dass man misstrauisch wird. Schaut man genauer hin, ergibt sich ein Psychogramm, welches fatal an die Vorgehensweise von Kreationisten erinnert: Hier wird versucht, im Mantel der Wissenschaft und Aufklärung eine okkult-esoterische, irrationale Überzeugung zu missionieren.
Wie bei jeder sektoiden Bewegung gibt es viele, die das, was sie sagen, tatsächlich glauben, so dass man hier sicher keinem den Vorwurf des bewussten Lügens machen kann. Das Ergebnis allerdings ist dasselbe.
Die Manipulationen
Impfgegner appellieren gebetsmühlenartig, sich selber zu informieren. Im Klartext meinen sie, dass man endlich ihnen glauben soll und nicht der Wissenschaft. Sie wissen genau, dass es unmöglich ist, innerhalb eines Lebens ohne Vorwissen und Vorarbeit anderer sich z.B. ein Transistorradio zu bauen. Von daher ist ihre Strategie, das Vorwissen zu diskreditieren. Wie z.B. ein Martin Hirte, der so Unsägliches von sich gibt wie, "dass es keine neutralen Informationen gäbe" - weil natürlich alles im Auftrag der Industrie gesteuert ist, folgert man dann unweigerlich. Dass Herr Hirte vermutlich sehr gute Geschäfte macht, wie alle, die extreme Außenseiterpositionen vertreten, macht ihn selbst aber auch nicht besonders neutral. Aber das ist für seine Anhänger natürlich etwas ganz anderes.
Impfgegner behaupten gebetsmühlenartig, es gäbe keine Studien. Das ist schlicht gelogen, denn es gibt zehntausende von Studien zum Thema. Impfen ist eine der bestuntersuchten Vorgehensweisen der Medizin. Edward Jenner hat in Europa 1798 mit Pocken die ersten Experimente gemacht. Es ist geradezu lächerlich zu behaupten, dass seitdem keine Studien gemacht worden wären. Impfgegnern stößt auf, dass heute so wenig Impfschäden dokumentiert sind. Dass das evtl. daran liegt, dass es diese Schäden tatsächlich kaum gibt, daran wagen sie nicht zu denken, denn es würde ihr Ideologiegebäude zum Einsturz bringen. Sie machen es vielmehr wie alle Anhänger von Verschwörungstheorien: Wenn so wenig Impfschäden bekannt sind, muss wohl alles verschwiegen worden sein. Dabei sind Impfschäden durchaus belegt: Die Pockenimpfung z.B. um 1900 war alles andere als harmlos, mit Polio musste man in den 1950er Jahren noch sehr aufpassen. Das ist alles dokumentiert. Nur: Solche Impfungen gibt es heute nicht mehr. Impfgegner konstruieren dann halt neue Schäden. Sie missbrauchen die Wissenschaftstheorie, die sagt, dass wir niemals etwas 100% sicher wissen können zu der dümmlichen Aussage, dass damit alles beliebig sei. Sie begehen vergleichsweise den Denkfehler, aus dem Absturz eines Space-Shuttles zu schließen, dass Weltraummissionen nicht möglich seien. Sie nehmen lieber den realen Tod und die reale Behinderung von Kindern in Kauf, um einer ansonsten rein theoretisch nicht ausschließbaren Hypothese kein Potential zu geben. Man kann es auch einfacher sagen: Lieber sterbe ich, bevor ich ein Risiko eingehe. Das ist die offensichtlich absurde Lebenshaltung von Impfgegnern.
Beleuchtet man die Argumente von Impfgegnern genauer, sind sie durch die Bank nicht haltbar, es sei denn, man geht von einer nie dagewesenen, riesigen, weltweiten Verschwörung aus. Aber selbst diese Verschwörungstheorie ist kaum haltbar: So ist z.B. das Argument, die "Pharma-Mafia" würde daran verdienen, schlichter Unfug. Impfungen sind im Vergleich zu einer Behandlung im Krankheitsfall lächerlich billig. Bei einigen menschengebundenen Viren ist sogar eine Ausrottung möglich (z.B. Pocken). Die erfolgreiche Ausrottung würde dann sogar zum Verdienstausfall für die Pharmakonzerne führen. Einige Erwachsene haben noch eine Pockenimpfnarbe am Oberarm. Kinder heutzutage nicht mehr. Mit Masern wäre das auch möglich. Das ist auch das Ziel der WHO. Aber "Dank" unserer so "aufgeklärten", "selbst denkenden" Impfgegner, wird das wohl so schnell nicht gelingen. Zur Fußball-WM in Deutschland wurden jedenfalls Besucher aus anderen Ländern darauf hingewiesen, dass Deutschland Infektionsgebiet sei und man sich unbedingt vorher gegen Masern impfen lassen soll. Damit haben es die Impfgegner soweit gebracht, dass selbst Menschen aus der sogenannten Dritten Welt den Kopf schütteln.
Impfen kann keine individuelle Entscheidung sein
Das ist eine der übelsten Verdrehungen, die Impfgegner auffahren. Um eine individuelle Entscheidung treffen zu können, müsste man in die Zukunft blicken können, wann welches Kind mit welchen Erregern in Kontakt kommt. Dies ist - bezogen auf die üblichen Impfungen für Kinder in Europa - schlicht unmöglich. Der Rat ist genauso unsinnig, als würde man empfehlen, an Tagen, an denen man sich gut fühlt, auf den Sicherheitsgurt im Auto zu verzichten. Impfen ist immer auch eine gesellschaftliche Entscheidung. Kleinkinder oder Kinder mit Immunschwäche überleben durch Kohortenschutz eher. Erst gibt immer wieder die eigentlich vermeidbaren Fälle, wo eine "individuell" entscheidende Mutter beim Kinderarzt mit ihrem kranken Kind ein anderes (kleineres und noch ungeimpftes) ansteckt und zu Tode bringt.
Was steckt dahinter?
Zum Großteil eine mythisch-verklärte Rassenideologie. Das wird allerdings den meisten Impfgegnern selber nicht bewusst sein und sie werden vehement widersprechen. Ein großer Baustein kommt aus der anthroposophischen Ecke: Man ist dort der Ansicht, dass Krankheit Schicksal ist und man Gott nicht ins Handwerk pfuschen soll. Sprich: Wer z.B. an Masern stirbt, hat umso früher Gelegenheit, sich im nächsten Leben endlich zu verbessern. Man sieht Krankheit als Prüfung: Wer sie übersteht, ist stark genug fürs Leben. Wer nicht, um den ist es auch nicht schade. Man kann so eine Einstellung heutzutage nur noch als zu tiefst unmenschlich sehen, als eine grausame ideologische Doktrin. Natürlich ist sowas nicht salonfähig, darum verpacken Impfgegner das in dünne Pseudoargumente wie "individueller Entscheid" usw.
Ein weiterer Baustein ist eine völlig falsch verstandene Evolutionstheorie: Wenn man Kranke künstlich am Leben hält, wird es mehr kranke Menschen geben. Dass diese Sichtweise absoluter Unfug ist, ist eigentlich seit mindestens 100 Jahren klar.
Ein weiterer Baustein ist die moderne Medizin selbst: Durch die grandiosen Erfolge in den letzten 100 Jahren sind Krankheit, Leid und Tod weniger erlebbar geworden. Man muss heute nicht mehr fünf Kinder zeugen, damit zwei übrig bleiben. Es ist die heute weit verbreitete, bedauernswerte Geschichtsvergessenheit (man schaue sich mal Sterbetafeln von 1900 an), die einen meinen lässt, dass unser vergleichsweise leidfreies Leben ein natürlicher Zustand wäre.
Impfgegner sind durchaus Leute, die intellektuell fähig sind, wie man ja an den oft fast überzeugenden Bemühungen sieht, ihre Irrationalität in einen rationalen Mantel zu kleiden. Es sind aber auch Leute, die den Bezug zur Realität insofern verloren haben, dass sie nicht merken, dass das, was sich leicht denken lässt, damit nicht zwangsläufig der Realität entsprechen muss. Intellektualität korrespondiert nicht zwangsläufig mit Realitätsbezug. Ganz im Gegenteil. Intellektualität - in einem physisch sorgenfreien Raum großgezogen - neigt zu Projektionen und Spekulationen, vor allem aber zu einer Verantwortungslosigkeit gegenüber sich selbst und Anderen. Der intellektuelle Mensch ist zum Bewohner der Insel der Beliebigkeit geworden.
Die Datenlage
Impfgegner fordern immer wieder Studien ein. Die gibt es zwar zu tausenden, aber die sind "natürlich alle manipuliert", weil sie Impfschäden nicht in einem Maß belegen, dass man Impfen (bezogen auf übliche Kinderimpfungen in Deutschland) als kritisch sehen könnte. Andererseits haben Impfgegner selbst fast gar nichts in der Hand. Legendär ist Buchwald, auf den sich fast alle beziehen. Buchwald wurde schon vor vielen Jahren der Manipulation überführt. Ob bewusst oder unbewusst: Seine Aussagen sind haltlos und er widerlegt sich in seinem Buch z.T. selbst. Er behauptet, dass der Rückgang der entsprechenden Krankheiten nichts mit dem Impfen zu tun hätte. Dann gibt es noch ein paar netzbekannte, vermutlich unter paranoidem Größenwahn leidende Menschen, die z.B. die Existenz von Viren abstreiten.