Kolloidale Mineralien
Kolloidale Mineralien (KM, colloidal minerals, auch active liquid minerals) sind Produkte aus Schiefergesteinaufschwemmungen, die als Nahrungsergänzungsmittel angeboten werden und laut Anbietern gesundheitsfördernde und heilende Wirkungen haben sollen. Sie werden auch in Deutschland über Multilevel Marketing Methoden vermarktet.
Kolloidale Mineralien-Produkte sollen ein angebliches Mineraliendefizit ausgleichen, das angeblich Ursache einer Vielzahl von Erkrankungen sei. Für diese Behauptung werden allerdings keine seriösen Quellen genannt. Vielmehr ist ein Mineralienmangel in Ländern wie Deutschland unbekannt.
Kolloidale Mineralien stammen aus den USA, und zwar aus mehreren stillgelegten Kohlebergwerken im Emery Coal Field im Bundesstaat Utah. Sie wurden ab 1926 als colloidal minerals durch den Rancher Thomas Jefferson Clark als gewinnbringendes Produkt entdeckt und galten als Wundermittel. Heute werden die colloidal minerals in den USA vor allem von der Firma Light Energy Productions angeboten. Ein bekannter amerikanischer Promoter ist ein Heilpraktiker namens Joel D. Wallach, der auch Amygdalin und Wasserstoffperoxid-Anwendungen bewarb und in den KM ein Mittel zur möglichen Lebenszeitverlängerung sieht. Heute beherrscht eine T.J. Clark-Company den Handel von drei Einzelfirmen mit diesen Produkten nach dem MLM-Prinzip. Angeschlossen sind internationale Importeure. Allerdings erschien in den 1980er Jahren auf dem amerikanischen Markt ein weiterer Konkurrent namens Rockland, der Beziehungen zur MLM-Szene hat.
Wissenschaftliche Literatur, die gesundheitsfördernde Wirkungen oder eine Eignung als zukünftiges mögliches Arzneimittel belegen, fehlt.
Zusammensetzung
Die aus Utah stammenden Produkte aus Kolloidalen Mineralien sind in Wasser aufgeschwemmtes Schiefergestein, das als Überrest eines vorzeitlichen Regenwaldes bezeichnet wird. Das Gestein wird gemahlen und dem Gesteinsmehl Wasser zugesetzt, um nach etwa 3-4 Wochen die etwas bitter schmeckende gelbfarbige Aufschwemmung zu erzeugen. Nach Angaben der Anbieter solle die Aufschwemmung 75 unterschiedliche Mineralien enthalten, wobei allerdings häufig Mineralien mit chemischen Elementen verwechselt werden. Auch wird im Bereich der KM-Vermarkter zwischen den wissenschaftlich nicht definierten pflanzlichen Mineralien und metallischen Mineralien unterschieden. Nur die so genannten pflanzlichen Mineralien seien gesundheitlich vorteilhaft.
Im US-Bundesstaat Utah ist die T.J. Clark Company offiziell als Hersteller zur humic shale mining operation zugelassen.
Nach seriösen Angaben ist davon auszugehen, dass in dem in Frage kommenden Abbaugebiet eine etwa 10 Meter starke kohlehaltige Schicht aus der Kreidezeit abgebaut wird.[1]
Bewerbung mit gesundheitsbezogenen Aussagen
Der Rancher Clark berief sich bei seinen Behauptungen zu angeblich gesundheitlich relevanten Wirkungen von bestimmten Wasserquellen auf einen indianischen Medizinmann namens Aufsteigender Adler (Soaring Eagle) vom Volk der Paiute. Bei den heutigen Paiute ist ein angeblicher Häuptling oder Medizinmann Chief Soaring Eagle genauso wie angebliche heilende Wirkungen von Schiefergesteinaufschwemmungen völlig unbekannt[2]; der Name folgt zudem diskriminierenden Stereotypen bezüglich indianischer Eigennamen und wird nur in englischer Version angegeben, was ebenfalls auf eine Erfindung der Person hindeutet.
Die T.J. Clark Company bewirbt ihre Produkte auch mit pseudowissenschaftlichen Behauptungen über angebliche korrekte elektrische Frequenzen, die von den KM ausgingen, um Toxine anzuziehen und aus dem Körper zu entfernen.
Die häufigsten Behauptungen beziehen sich auf eine angebliche Fähigkeit, die Lebenserwartung zu erhöhen, den Körper zu verjüngen und zu energetisieren.
Gefahren
Gefahren gehen von gelösten Kohlenwasserstoffen und insbesondere Aromaten aus.
Siehe auch
Literatur
- Pontolillo J. Better Living through Shale Leachate? TSOP Newsletter 14(1)1:4-7, 1997.
Weblinks
Quellennachweise
- ↑ Doelling HH. Central Utah Coal Fields (Sevier-Sanpete, Wasatch Plateau, Book Cliffs and Emery). Utah Geological and Mineralogical Survey, Monograph Series No. 3, 1972.
- ↑ Alexander B. Colloidal minerals are flying off the shelves of health food stores -- and could be dangerous, Self Magazine, März 1997