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Spätestens Seit der Existenz von sozialen Netzwerken im deutschsprachigen Internet tauchen regelmässig Erzählungen über Gefahren durch unbekannte Lieferwagen auf, die als typische urbane Legenden (engl. Hoax) einzuordnen sind. Zuvor kursierten bereits Kettenbriefe mit den gleichen Behauptungen. Inhalte der Erzählungen sind vermutete Gefahren die von meistens auswärtigen oder ausländischen Lieferwagen ausgingen, die zumeist weiss (oder seltener schwarz) seien und abends oder nachts unterwegs seien. Fast immer würden zeitgleich Körbe oder Behälter für Altkleider oder Schuhe aufgestellt. Die Altkleidersammlungen würden dabei aber nicht das eigentliche Ziel der Tierfänger sein, sondern wäre nur eine begleitende "Ausbaldowermethode" um Adressen mit freilaufenden Haustieren ausfindig zu machen. Die eigentliche Absicht der Lieferwagen-Fahrer sei es freilaufende Haustiere einzufangen oder sogar spaziergehende Menschen. Beschuldigt werden zumeist Fahrer von Fahrzeugen mit Nummernschildern aus Osteuropa, die angeblich zuvor nicht an den angeblichen Beobachtungsorten gesehen worden seien. Verdächtigt werden zumeist "Tschechen", "Polen", Personen mit "ausländischer Stimme am Telefon", die an fremdenfeindliche Verdächtigungen denken lässt. Unter den sehr seltenen Überführungen von Haustierfängern ist ein deutscher Staatsbürger, der wegen Tierdiebstahl verurteilt wurde, und kein Altkleidersammler war.

Die deutsche Tageszeitung Die Welt schreibt dass Weisse Lieferwagen zu einem Symbol für Unheil von Haustieren geworden seien.[1]

Bei den Verschwörungstheorien und urbanen Legenden zu Lieferwagen sind zwei Varianten zu unterscheiden:

  • Erzählungen zu weissen Lieferwagen
  • Erzählungen zu schwarzen Lieferwagen

Allgemeines

Empfänger derartiger Erzählungen, die als "Tierfängerwarnung" von einigen Tierschutzgruppen stammen, aus der Boulevardpresse oder aus dubiosen Quellen oder Hörensagen werden oft dazu animiert diese in sozialen Netzwerken oder privat weiterzuverbreiten. Oftmals wird bei der Weiterverbreitung der Inhalt einer erhaltenen Erzählung oder Quelle um weitere persönliche Interpretationen oder Inhalte ergänzt. Dabei kommt es dann wie bei Gerüchten üblich zu Verfälschungen bereits kursierender Erzählungen. Obwohl die Erzählungen oft erstaunlich detailgenau sind, sind sie dann in der Regel dennoch nicht so formuliert dass sich aus ihren eine konkrete Verantwortung einer Person oder Gruppe ableiten lässt. So werden Fotos angeblich beteiligter Fahrzeuge veröffentlicht, dann aber soll das Kennzeichen nicht bekannt sein.

In den Warnungen und Erzählungen werden regelmässig die Empfänger aufgefordert jegliche Kleidersammlung zu beobachten und zu protokollieren, als ob Altkleidersammlungen stets mit Tierfängerei einhergingen. Ausdrücklich ist dabei die Rede von "Observierungen von Kleidersammlungen". Auch wird bei geringem Verdacht dazu aufgefordert bei der Polizei Anzeige zu erstatten. Ein Verdacht ergebe sich beispielsweise bereits wenn eine Katze vermisst werde. Dann müsse "umgehend" Strafanzeige erstattet werden, selbst auf die Gefahr hin eine Straftat nur vorzutäuschen. Bei den Selbstjustiz-"Observationen" und Meldungen kam es zu Datenschutzverletzungen z.B. durch Veröffentlichungen von Sammlungsangaben, Autokennzeichen, Personennamen, Beschuldigungen ohne irgendwelche Anfangsverdachtsmomente und Strafanzeigen wegen angeblich gestohlener Katzen.

Seltener erscheinen die Erzählungen in schriftlicher Form, etwa als Plakat, Kettenbrief oder Flugblatt. Die Herkunft der Lieferwagen-Verschwörungstheorien ist unbekannt. Es ist ebenso unbekannt welchen Zweck diese Erzählungen erfüllen sollen. Die Erzählungen waren wiederholt Thema in der Presse, und wurden bei dieser Gelegenheit auch unbeabsichtigt weiter populär gemacht. Die Pressemeldungen und Erzählungen führten ebenso zu polizeilichen Ermittlungen, die aber zu keinen konkreten Ergebnissen oder Strafverfolgungen führten.

Tierschutzorganisationen im deutschsprachigen Raum beteiligen sich nicht immer an der Verbreitung von Warnungen oder dubiosen Beobachtungen. Eine Reihe von Tierschutzorganisationen warnen explizit vor voreiligen Verdächtigungen und/oder Falscherzählungen und beteiligen sich an der Aufklärungen des Ablaufs und der Hintergründe im Sinne eines Faktenchecks. Die Rede ist dann auch von "Irreführung" und "Panikmache". Die Faktenchecks führten beispielsweise zu heftigem Streit zwischen "IG Katzenklau" und "IG Katzenfreunde gegen Katzenklau".

Vermisste Tiere in Deutschland

Jedes Jahr vermissen viele Tierhalter ihre Haustiere. Dies betrifft häufig freilaufende Katzen und Hunde.

Katzen folgen ihrem Sexualtrieb und verlassen für Tage oder Wochen ihr Zuhause. Andere wechseln ständig zwischen zwei Besitzern und bleiben dann bei einem der Beiden. Viele Haustiere werden bei Unfällen auf den Strassen getötet oder verletzt, verlaufen sich und werden von Menschen auf der Suche nach Tieren eingesperrt, was zum Straftatbestand der Fundunterschlagung führt. Die meisten der sogenannten "Tierfängermeldungen" sind eigentlich Fundunterschlagungen, zumeist ausgeführt von Katzenliebhabern, die ein Tier nach einigen Wochen der verzweifelten Suche seines Zuhauses ausgehungert und kränkelnd aufnehmen, es behalten oder an andere Tierfreunde weitergeben.

Erzählungen zu Weissen Lieferwagen

Die häufigere Variante ist die Tierfänger-Variante, die fast immer mit weissen oder hellgrauen Lieferwagen durchgeführt werden soll. Die - angeblich meist ausländischen - Insassen beabsichtigten freilaufende Haustiere zu fangen um diese dann an Tierversuchslabore zu verkaufen, oder zur Gewinnung von Tierfett oder Katzenfellen. Erzählt wird dass sich Katzen nachts von langsam fahrenden Lieferwagen mit Duftstoffen anlocken liessen. In den Tierfängerwarnungen ist man sich auch sicher, dass die Lieferwagen Öffnungen ("Klappen") im Boden hätten um dann Katzen mit Schlingen zu fangen und in den Wagen zu bringen, wo sie in Käfigen festgehalten oder betäubt werden. Später sollen sie umständlich ins Ausland verbracht werden, trotz möglicher Grenzkontrollen.

Unlogisch ist dabei der Umstand dass in Deutschland und Österreich der Handel mit Katzenfellen verboten ist. Die Verordnung (EG) Nr. 1523/2007 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 11. Dezember 2007 verbietet inzwischen das Inverkehrbringen sowie die Ein- und Ausfuhr von Katzen- und Hundefellen (rgon Worte wie „Genotte“ oder „Genette“ für das Fell von Katze) sowie von Produkten, die solche Felle enthalten, in die bzw. aus der Gemeinschaft. Die Verordnung trat am 31. Dezember 2008 in Kraft. Die Durchführung regelt in Deutschland das Tiererzeugnisse-Handels-Verbotsgesetz mit Eingriffsbefugnissen für Polizeibehörden und Bußgeldandrohungen. Bereits 2002 haben die deutschen Pelzfachverbände für ihre Mitglieder erklärt, auf den Handel mit Hundefellen und Hauskatzenfellen zu verzichten, zusammen mit dem Welt-Pelzdachverband IFF – International Fur Federation.

Gerade in osteuropäischen Ländern sind freilaufende Haustiere ebenfalls zahlreich zu finden. Tierversuchslabore nehmen keine Tiere unbekannter Herkunft an. Typische Tiere für Tierversuche sind Ratten und Mäuse.

Erzählungen zu Schwarzen Lieferwagen

Der Fall "Kater Purzel"

Zur Glaubhaftmachung wird ein Kater Purzel genannt, dessen Schicksal typisch für die Erzählung der Tierfänger sei, auch wenn hier keine Lieferwagen genannt werden. Katzenfrauchen Birgit Stübner von IG Katzenfreunde gegen Katzenklau berichtet zu wissen wie das mit dem Diebstahl ihres Katers abgelaufen sei. Sie sei sich sicher gewesen dass ein Dieb ihrem Kater Purzel acht Monate lang aufgelauert habe um ihn schliesslich am 1. September 2002 zu entführen. Dies müsse so geschehen sein, denn ihr sei in dieser Zeit aufgefallen dass ihr Kater „regelrecht hysterisch geworden“ sei, und immer wieder raus wollte. Der von ihr nur vermutete Dieb habe ihren Kater systematisch monatelang mit Duftstoffen verrückt gemacht bis er nicht mehr wiederkam. Einen konkreten Beweis für die Tat nannte sie aber nicht. Nach Purzel hätte Stübner dann drei Katzen "von der Strasse" aufgenommen, zu denen sie angeblich keine Vermisstenmeldungen gefunden hätte. Dies berichtete Die Welt in einem Artikel zum Fall Purzel.[2][3] Auch in diesem Fall stellt sich die naheliegende Frage, welchen Nutzen ein gefangener Kater für einen Dieb haben könnte, der sich die Zeit nahm acht Monate lang die Katze anzulocken und zu entführen.

Presseberichte

Typische Beispiele

Weblinks zu Faktenchecks

Quellennachweise