Insulinpotenzierte Therapie

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Insulinpotenzierte Therapie (IPT, Insulin Potentation Therapy) ist eine umstrittene alternativmedizinische und experimentelle Behandlungsmethode für Krebserkrankungen, bei der das Hormon Insulin eingesetzt wird. Sie ist wissenschaftlich nicht anerkannt. Nach Angaben ihrer Befürworter soll die IPT die Effektivität begleitender Chemotherapien fördern, so dass diese niedriger dosiert werden könnten. Unverantwortliche Behauptungen empfehlen sogar, auf anerkannte Behandlungsverfahren ganz zu verzichten. Für die aufgestellten Behauptungen gibt es keine wissenschaftliche Belege.

Durch Einsatz von überdosiertem Insulin wird eine Unterzuckerung (Hypoglykämie) des gesamten Körpers bewirkt, die sich nach Angaben der Befürworter dieser Methode auch auf Tumorzellen auswirke. Diese würden durch die therapeutische Hypoglykämie quasi ausgehungert. Während einer insulinpotenzierten Therapie sinkt der Blutzucker bewusst gesteuert auf Werte um 25-35 mg% ab (Normalwert um 100 mg%). Ähnliche Behauptungen wurden von dem Heilpraktiker Breuß zu seiner Breuß-Kur aufgestellt.

Eine systematische Durchsicht der wissenschaftlichen Literatur zeigt, dass es zur insulinpotenzierten Therapie bei Tumorpatienten keine fundierten Untersuchungen gibt. Die behaupteten hohen Erfolgsraten können in keiner Weise durch wissenschaftliche Studien belegt werden. Die im Rahmen einer insulinpotenzierten Therapie gewählten niedrigen Chemotherapiedosen sind nach dem heutigen Kenntnisstand der Wissenschaft nicht ausreichend, um zu einer Kontrolle von Tumorerkrankungen beizutragen.

Tatsächlich verbrauchen Krebszellen mehr Zucker als gesunde Zellen. Der Verzicht von Zucker hat jedoch keinen Einfluss auf das Krebsgeschehen. Der Zuckerverbrauch eines Tumors ist im Vergleich zu der durchschnittlichen Zuckermenge, die wir täglich benötigen, sehr gering. Darüber hinaus produziert unser Körper auch selbst Zucker in Form von Glukose ("Traubenzucker"), indem er Glykogen (eine gespeicherte Form von Zucker) in der Leber zu Zucker aufspaltet. Der Erwachsene produziert auf diese Weise jeden Tag etwa 200 Gramm Glukose, auch wenn überhaupt kein Zucker gegessen wird. Im Durchschnitt verbraucht ein Tumor weniger als zwei Gramm Zucker pro 100 Gramm Tumorgewebe. Ein Krebstumor von einem halben Kilogramm (in diesem Fall bereits fortgeschritten) verbraucht nur einen Bruchteil des von der Leber täglich freigesetzten Zuckers. Eine zuckerfreie Ernährung macht für einen Krebspatienten daher keinen Sinn.

Erfinder Donato Perez Garcia und Anwender

Erfinder war in den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts der Arzt Donato Perez Garcia aus Mexico-City, der auch Erfinder eines pseudomedizinischen Krebs-Diagnosegeräts namens "OncoDiagnosticator" ist.[1] Sein Sohn, Donato Perez Garcia y Bellon ließ die Methode patentieren.[2]

Ein IPT-Anwender in Deutschland ist der Frankfurter Arzt Gerhard Siebenhüner, der in Frankfurt ein "IPT-Zentrum" betreibt. Siebenhüner ist Vorsitzender des Vereins "Union für biologische Krebstherapie e.V." (UBK). Ein weiterer Anwender ist der deutsche Internist Martin von Rosen aus Gersfeld in Hessen. Von Rosen ist Präsident des Lobbyvereins Europäischer Fachverband für Insulin-Potenzierte Therapie (IPT/IPTLD) und der European Academy for IPT. Die IPT wird auch von der Stiftung Pro Leben (Frank Daudert) angewandt.

In Österreich wird die IPT von Thomas Kroiss angewandt, einem Arzt und bekennenden Scientologen aus Wien.

Weblinks

Quellennachweise

  1. http://sfsbm.org/wiki2/index.php?title=OncoDiagnosticator#Dubious_Device
  2. US Patent 4971951, Insulin potentiation therapy Filing date: 27 Jul 1987, Issue date: 20 Nov 1990