Lobbyverein Hahnemann Gesellschaft zu Behandlungsexperimenten der COVID-19-Erkrankung mit Homöopathie (2020, eingesehen 2024)

Die Hahnemann Gesellschaft e. V. (HG) ist ein deutscher Lobbyverein aus Wiesbaden.[1] Die Hahnemann Gesellschaft wurde Ende 1988 als Arbeitsgemeinschaft im DZVhÄ mit dem Ziel gegründet, Ärzte in der Ausübung der Einzelmittel-Homöopathie nach Hahnemann zu unterstützen. Erste Vorsitzende ist (2020) die Ärztin Ulrike Fröhlich, die gleichzeitig als Politikerin Bundestagskandidatin (2021) der "Querdenker"-Kleinpartei Basisdemokratische Partei Deutschland ist.

Die Hahnemann-Gesellschaft bietet unter anderem folgende Aktivitäten an:

  • Organisation von Kursen, Vorträgen und anderen Veranstaltungen
  • Angebot einer Weiterbildung Homöopathie (Dreimonatskurs Augsburg). Als Dozent ist unter anderem Jens Wurster eingetragen.
  • Förderung der Dokumentation und Forschung auf dem Gebiet der klassischen Homöopathie

Lobbyarbeit

Die Hahnemann-Gesellschaft betreibt intensive Lobbyarbeit mit dem Ziel, politische Rahmenbedingungen zu schaffen, um die Homöopathie im Gesundheitssystem sicher zu verankern. Ein wichtiges Ziel ist dabei die Durchsetzung einer vollen Kostenerstattung für die klassische Homöopathie bei allen Versicherten. Ergebnis dieser Lobbyarbeit ist die Schaffung der GOÄ-Ziffern 30 und 31 für die homöopathische Erst- und Folgeanamnese.

Aktivitäten während der Coronavirus-Pandemie 2020

Während der Coronaviruspandemie 2020 organisiert die Hahnemann Gesellschaft fragwürdige Dreimonatskurse "Akutbehandlung Covid-19 mit Homöopathie– Dreimonatskurs 2020" an, die eine experimentelle homöopathische Behandlung bei COVID-19 zum Thema haben. So heisst es auf der Webseite der HG:

Aufgrund der aktuellen Entwicklung der Covid-19 Pandemie und der zunehmenden Evidenz für die Behandlung mit Homöopathie wurde das Curriculum des traditionsreichen Dreimonatskurses so umgeschrieben, dass die Einführung in die Homöopathie im Modul I anhand der Akutbehandlung von Covid-19 erfolgt. Ziel ist es dabei, die Ärztinnen und Ärzte so zu informieren und zu trainieren, dass sie in der Lage sind, die homöopathische Akutbehandlung von Covid-19 Patientinnen und Patienten sicher zu ihrer konventionellen Ausbildung anzuwenden. ... Die Behandlung von Covid-19 gehört in jedem Fall in erfahrene ärztliche Hände. Finden Sie homöopathische Ärztinnen und Ärzte in Ihrer Nähe, die Sie in den ersten beiden Phasen der Erkrankung betreuen...Die ersten 7 Tagen bei Covid-19 sind die Domaine der Homöopathie – nutzen wir sie!

Des weiteren ist von einem Forschungsprojekt +++Covid-19+++ „Data Collection Case Report Covid-19 Hahnemann Association“ die Rede, offenbar ein Projekt der HG.

Beworben und genannt wird auch "Die erste erfolgreiche Studie zur medikamentösen Behandlung mit Homöopathie" einer Apothekerin aus Bursa (Türkei). Eine veröffentlichte Studie der gemeinten Apothekerin Fatma Henden aus Bursa ist in wissenschaftlichen Datenbanken im Juli 2020 nicht auffindbar. Vielmehr handelt es sich um retrospektive Betrachtungen bei der begleitenden Behandlung von 30 COVID-19 Patienten in der Türkei. Die Patienten wurden parallel konventionell behandelt. Ob sie überhaupt an COVID-19 erkrankt waren bleibt unklar, da keine Befunden veröffentlicht werden. Die gemeinte Erzählung stammt von einer türkischen Homöopathie-Lobbyorganisation namens BÜTAD von Fatma Henden. Zwischen der BÜTAD und der Hahnemann Gesellschaft existiert eine Kooperation. Demnach hätten 83% der Behandelten innerhalb von 20 Tagen von Homöopathie profitiert, 25 von 30 Patienten seien auf unbekannte Art und Weise von ihrer COVID-19 Krankheit durch Homöopathie gesundet. Insbesondere sei eine Frau innerhalb nur eines Tages durch die Homöopathie geheilt worden. Wegen einer fehlenden Kontrollgruppe, dem retrospektiven Design, der kleinen Probandenzahl ohne Randomisierung und den parallelen Behandlungen mit anderen Therapieformen lässt sich aus den Angaben der Autorin keinerlei Wirksamkeitsnachweis der Homöopathie bei COVID-19 ableiten. Zudem wurde die gemeinte Studie nicht wissenschaftlich publiziert. Vielmehr können derartige Empfehlungen Patienten dazu verleiten, in fahrlässiger Weise bei COVID-19 alleine auf die Homöopathie zu setzen. Auch Michael Frass äusserte sich zu dieser "Studie", und ordnete sie richtiger als begleitende Anwendungen der Homöopathie ein.

Während der Coronaviruspandemie kam es zu einem Streit mit dem Homöopathielobbyverein DZVHÄ. In einem auf der Webseite der Hahnmann Gesellschaft verbreiteten Artikel "DZVhÄ kuschelt mit den Skeptizisten" vom 4. Februar 2021 wird Kritik geübt. Demnach habe der DZVHÄ "Aktivitäten gegen Kollegen" der Hahnmann Gesellschaft geübt, "anstatt inhaltlich und politisch gegen die Feinde der Homöopathie vorzugehen". Der DZVhÄ sei "politisch schwach" und "überfordert" heisst es. Der kokurrierende Verein habe zudem ein "devotes Glaubensbekenntnis des DZVhÄ an die politischen Maßnahmen um Covid-19 in Deutschland".[2]

Siehe auch


Quellennachweise

  1. Hahnemann Gesellschaft e.V., Biebricher Allee 59, D-65187 Wiesbaden
    Vereinsregister Würzburg VR 200707, gesetzlich vertreten durch: Ulrike Fröhlich, Dr. Elisabeth Häcker-Strobusch, Hans Baitinger
  2. https://www.hahnemann-gesellschaft[.]de/allgemein/dzvhae-kuschelt-sich-mit-den-skeptizisten/