Die Doppelgänger Kampagne (engl. Doppelganger Campaign oder Doppelganger Operation[1]) ist eine internetbasierte Propaganda- und Desinformationskampagne russischen Ursprungs, die 2022 entdeckt wurde. Zielländer sind bislang die Ukraine, Frankreich, Deutschland, Italien[2] und die USA. Ab dem Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine soll die Kampagne medial eine Unterstützung der Ukraine durch andere Länder in Frage stellen oder in anderer Weise behindern. Sanktionen gegen Russland werden über die Kampagne als unwirksam dargestellt. Ebenso werden in der Kampagne ukrainische Flüchlinge als unnötige Last für die aufnehmenden Länder dargestellt. Generell wird versucht den Eindruck zu erwecken, dass pro-russische Ansichten weitverbreitet und mehrheitsfähig seien.

Andere Artikel haben die Aufgabe Misstrauen und eine generelle kritische oder feindliche Einstellung zur gewählten Regierung zu fördern.[3] Des weiteren werden Inhalte gegen so genannte LGBT-Bewegungen im Westen verbreitet, sowie Falschnachrichten zum Krieg in Gaza. In diesem Zusammenhang trat zeitgleich in Frankreich im November 2023 eine antisemitische Graffiti-Kampagne auf, die auf Anatoliï Prizenko zurückgeführt werden konnte.

Weiteres Ziel der Kampagne ist es, über gefälschte "Doppelgänger Artikel", die sich äusserlich nicht von seriösen Nachrichtenquellen unterscheiden lassen, als zitierbare Quellen für Propagandazwecke zu schaffen. Dies ist eine seit Jahrzehnte praktizierte Methode zur Verbreitung ("Multiplikation") von desinformierenden Falschnachrichten. In diesen Fällen gehört zu den Zielgruppen auch die eigene russische Bevölkerung. (Beispiel aus der Vergangenheit: Operation INFEKTION).

Zeitlicher Ablauf

Die Doppelgänger Kampagne begann im Mai 2022, wenige Monate nach Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine.

Erste öffentliche Hinweise stammen von EU DisinfoLab von September 2022.[4] Im Juni 2023 warnten französische Behörden vor gefälschten Artikeln französischer Medien.[5][6]

Erste Massnahmen gegen die Kampagne begannen erst im Mai 2024, zwei Jahre nach Beginn der Kampagne. So wurden anonyme oder gefälschte Nutzeraccounts in sozialen Medien gesperrt, die Links zu den gefälschten Webseiten verbreiteten.

Vorgehensweise und Technik

Die Akteure der Doppelgänger Kampagne bedienen sich zahlreicher falscher Identitäten in sozialen Netzwerken wie facebook (Meta), Youtube, TikTok oder twitter (X). Diese haben die Aufgabe Links zu scheinbar seriös erscheinenden Medien zu verbreiten. Beispielsweise zu vermeintlichen Artikeln von Der Spiegel, Bild, Welt, Süddeutsche Zeitung, Le Monde, Le Parisien oder Washington Post. Es erschienen auch gefälschte Webseiten von Ministerien westlicher Länder (Aussenministerium von Frankreich). Die gefälschten Artikel sind vom äusseren Anschein her nicht von echten Artikeln dieser Medien zu unterscheiden. Genutzt wurden auch AI-gefälschte Videos. Eine weitere Quelle sind Fake-Nachrichtenseiten.

Hunderttausende der eingebundenen accounts können bis zu einem Verlinkungsbeitrag pro Sekunde verbreiten.[7]

Um ein Abschalten der domains durch Hoster oder Behörden zu behindern, die für die eigentliche Verbreitung genutzt werden, werden ständig wechselnde domains genutzt (Wegwerf-Domain), die zwischengeschaltet werden und die lediglich die Aufgabe haben die eigentlichen Zieldomains vor einer Entdeckung zu schützen und Sperren zu umgehen.[8]

Mitbeteiligt an der Doppelgänger Kampagne ist auch Recent Reliable News (RRN).

Siehe auch

In diesem Zusammenhang können auch zahlreiche Webseiten genannt werden, die sich als herkömmliche deutschsprachige "Tageszeitungen" oder "Depeschen" darstellen, und gleichzeitig prorussische Propaganda und/oder Desinformation verbreiten.

Tageszeitungsgruppe der GSmedia:

Depeschengruppe:[10][11][12]

  • Sachsen Depesche 08/15 INSOMNIA MEDIA S.R.L. / Popularen Network GmbH (PNG)
  • Bayern Depesche, 08/15 INSOMNIA MEDIA S.R.L. / Popularen Network GmbH (PNG)
  • Hessen Depesche Popularen Network GmbH (PNG)

Weitere Beispiele:

Weblinks (deutschsprachig)

Weblinks (englischsprachig)


Quellennachweise