Chefarzt Harald Matthes

Das Gemeinschaftskrankenhaus Havelhöhe, Klinik für Anthroposophische Medizin, ist gelegen in Kladow, einem Ortsteil von Spandau im Westen Berlins. Die Klinik betreibt eine Tochtergesellschaft namens AnthroMed Berlin-Brandenburg GmbH und ist einer der Gesellschafter der AnthroMed gGmbH; die beiden Unternehmen teilen sich mit dem Krankenhaus die Anschrift. Das Krankenhaus Havelhöhe besitzt den Status eines akademischen Lehrkrankenhauses an der renommierten Charite.[1] Chefarzt ist Harald Matthes, der gleichzeitig seit 2017 eine Stiftungsprofessur Integrative und Anthroposophische Medizin an der Berliner Charite hat. Kurse von Professor Matthes finden an der Charite jedoch nicht statt. Die Stiftungsprofessur, von der finanziell das Gemeinschaftskrankenhaus Havelhöhe profitiert, wird von der anthroposophische Software-AG-Stiftung aus Darmstadt mit 293.000 Euro pro Jahr bezahlt. Seit 2010 wurde die Stiftungsprofessur von Matthes zu einer „Akademisierung der Anthroposophischen Medizin“ vorbereitet.[2] Dazu recherchierte die Berliner Tageszeitung taz und stiess auf Schwierigkeiten bei der Recherche. Die Die Zeitung taz erhielt seit 2022 zunächst von der Charite keinen Einblick in die Verträge und Korrespondenz und musste sich vor Gericht auf das Informationsfreiheitsgesetzes berufen um diese dann in teilweise geschwärzter Form zu erhalten.[3]

2022 wurde durch Journalisten der taz festgestellt, dass die Coronarichtlinien für Krankenhäuser nicht eingehalten würden.[4]

Gemeinschaftskrankenhaus

Der Begriff "Gemeinschaftskrankenhaus" bezeichnet im Sprachgebrauch der Anthromed gGmbH nicht eine gemeinschaftliche Institution mehrerer Träger, etwa kommunaler und anderer öffentlicher Körperschaften, sondern ist als Instrument des Marketings anthroposophischer Glaubensinhalte zu verstehen.

ImpfSurv-Studie

Am Gemeinschaftskrankenhaus Havelhöhe wurde von Chefarzt Matthes unter anderem eine internetbasierte Fragebogenerhebung ("ImpfSurv-Studie") gestartet, für die Menschen mit einem Onlinefragebogen zu möglichen Nebenwirkungen durch die Corona-Impfung befragt werden. Die Studie sollte anfangs belegen, dass es viel häufiger (40 bis 70 mal) zu schweren Nebenwirkungen nach Impfung käme, als das Paul Ehrlich Institut angebe. Studienleiter Matthes gab die entsprechenden unveröffentlichen Zahlen im Fernsehen (MDR) bekannt. Es stellte sich aber heraus, dass Patienten doppelt an der Befragung teilnahmen[5], und nicht-ärztliche Beurteilungen in die Studie einflossen. Wegen der methodischen Mängel[6][7] distanzierte sich die Charite von der unwissenschaftlichen Studie[8] und diese wurde vorzeitig abgebrochen. Stellungnahme der Charite:

"Bei dieser Untersuchung handelt es sich um eine offene Internetumfrage, im engeren Sinne also nicht um eine wissenschaftliche Studie. Diese Datenbasis ist nicht geeignet, um konkrete Schlussfolgerungen über Häufigkeiten in der Gesamtbevölkerung zu ziehen und verallgemeinernd zu interpretieren."
„Die in der Öffentlichkeit von Professor Matthes getätigten Aussagen überschreiten daher den Interpretationsspielraum angesichts der sehr vorläufigen Daten und lassen geäußerte Schlussfolgerungen in Bezug auf die existierende Datengrundlage nicht belegen“.
„Da aufgrund methodischer Limitationen der Studie jedoch seine bisher öffentlich getätigten Aussagen nicht nachvollziehbar sind, empfiehlt der Vorstand der Charité Professor Matthes, die Studie nicht fortzusetzen.“
[9]

Im Mai 2022 entfernte die Charite die ImpfSurv-Daten von ihren Webseiten.

Im Sicherheitsbericht des PEI beträgt die Melderate von Verdachtsfällen in Deutschland für alle Impfstoffe 1,7 Meldungen pro 1000 Impfdosen, für schwerwiegende Reaktionen 0,2 Meldungen pro 1000 Impfdosen. Harald Matthes hatte im Fernsehen angegeben (unveröffentlicht), dass die Impfungen eine Nebenwirkungsrate von 0,8 Prozent hätten.

Netzwerk Psychosomatik

Auf dem Portal zur Psychosomatik auf ihrer Internet-Präsenz suggeriert die Klinik Havelhöhe im einleitenden Standbild zu einem Flash-Video ihre Mitgliedschaft in einem "Netzwerk Psychosomatik". Eine solche Organisation scheint in Deutschland nicht zu existieren, auch bleibt die Klinik genauere Angaben schuldig. Wohl gibt es ein "Netzwerk Psychosomatik" in Österreich, doch ist es weder in Deutschland aktiv, noch wird die Klinik Havelhöhe dort erwähnt. Auf den Websites der in dem Video als ebenfalls an dem "Netzwerk" beteiligt aufgeführten Kliniken ist weder das "Netzwerk", noch die Psychosomatik der Klinik Havelhöhe erwähnt.

Das Krankenhaus Havelhöhe war an der KJHE Alte Ziegelei Rädel über eine Frau Tolksdorf vom Psychosomatischen Zentrum beteiligt.

Siehe auch

Weblinks

Weblinks zur ImpfSurv Studie

Quellen

  1. http://www.havelhoehe.de/Akademisches_Lehrkrankenhaus.html Aufruf am 19. April 2014
  2. https://taz.de/Anthroposophische-Medizin-an-der-Charite/!5930859/
  3. https://taz.de/Anthroposophische-Medizin-an-der-Charite/!5930859/
  4. https://taz.de/Anthroposophisches-Krankenhaus-Havelhoehe/!5830435/
  5. Nach ihrer Prüfung kommt die Charité unter anderem zu dem Schluss, dass „sich ein Sicherheitsprofil von Covid-19-Impfstoffen ohne ärztliche Beurteilung eines kausalen Zusammenhangs zum verabreichten Impfstoff nicht medizinisch-wissenschaftlich valide erarbeiten“ lässt. Der Begriff „schwere Nebenwirkungen“ sei weder im Ethikantrag der Untersuchung noch im Studienprotokoll definiert. Zudem hätten Personen mehrfach und ungeprüft an der Umfrage teilnehmen können.
    https://www.rnd.de/gesundheit/impf-nebenwirkung-charite-distanziert-sich-von-corona-forscher-harald-matthes-QLPCKQEEQO6PI6Y2RPCDBE5POY.html
  6. https://taz.de/taz-Recherchen-2022/!5901146/
  7. https://www.zeit.de/gesundheit/2022-05/corona-impfung-nebenwirkungen-behauptungen-charite
  8. https://www.tagesspiegel.de/berlin/berliner-charite-distanziert-sich-von-studie-zu-impfnebenwirkungen-4342873.html
  9. https://www.kma-online.de/aktuelles/klinik-news/detail/charite-distanziert-sich-von-matthes-aussagen-47927