Obey - Gehorche (Bild: Verschwörungstheoretiker David Dees)

Dieser Artikel behandelt das Thema Mind Control im Zusammenhang mit Verschwörungstheorien. Informationen zum Thema Mind Control bei Sekten und sektenartigen Gruppen und Organisationen finden sich hier.

Der neuzeitliche Begriff Mind Control (Bewusstseinskontrolle, Gehirnwäsche, Gedankenkontrolle, brainwashing, coercive persuasion, mind abuse, thought control, thought reform, manipulation mentale, lavage du cerveau usw) bezeichnet ungenau verschiedene tatsächliche oder angeblich existierende Techniken zu einer manipulativen Beeinflussung von Personen oder Personengruppen zu veränderten Wahrnehmungen, Überzeugungen oder zu einer Veränderung der eigenen Persönlichkeit. In diesem Zusammenhang wird dabei auch ein Machtverhältnis zwischen Manipulator(gruppe) und Individuum bzw. beeinflusster Gruppe unterstellt, die zu einer Schwächung des/der Beeinflussten führen soll. Der hierunter verstandene Vorgang spielt eine Rolle in verschiedenen Verschwörungstheorien, bei denen in der Regel der Manipulator ein Staat, seine Institutionen oder eine Machtelite sein soll. In diesem Zusammenhang werden häufig einflussreiche Familien wie die der Rockefeller oder Rothschild genannt, oder Freimaurer, Illuminaten und Reptiloide, die eine Neue Weltordnung anstrebten.

In einem erweiterten Sinne werden auch Werbekampagnen oder aufklärende Kampagnen (beispielsweise zu Impfkampagnen oder Präventionsmassnahmen vor dem HI-Virus) in Massenmedien als Beispiel einer angeblichen Mind Control verstanden.

Als Bewusstseinskontrolle werden davon abweichend aber auch Techniken zur Auseinandersetzung mit dem eigenen Bewusstsein bezeichnet. Dazu gehören Meditation, Biofeedback, so genannte Mind-Machines oder der Gebrauch so genannter bewusstseinsverändernder Drogen zu einer Bewusstseinserweiterung.

Auch die Hypnose wird gelegentlich im Zusammenhang mit dem hier thematisierten Mind Control genannt.

Die Techniken der Bewußtseinskontrolle sind nicht per se unethisch oder abzulehnen: entscheidend ist, ob die Kontrolle über den Prozeß beim Individuum verbleibt.

Verschwörungstheorien um "Mind Control"

 
Rauni-Leena Luukanen-Kilde

Zu den wohl populärsten Verschwörungstheorien um eine angeblich von staatlichen Institutionen ausgehende Mind Control gehören Behauptungen zu einer US-amerikanischen Ionosphärenforschungsanlage in Alaska, der HAARP-Anlage. Eine dortige Kurzwellenanlage soll durch ihre sporadischen Aussendungen auch in großer Entfernung selektiv bestimmte Personengruppen beeinflussen können.

Auch sollen Zahnkaries verhindernde Maßnahmen durch Fluoridierung von Zahnpasta oder Trinkwasser oder der angebliche Einsatz von RFID-Chips die allgemeine Bevölkerung einer Gedankenkontrolle unterwerfen.

Typische Vertreter und Verbreiter von Verschwörungstheorien um eine staatlich praktizierte Gedankenkontrolle sind beispielsweise die finnische Ärztin und Ufologin Rauni-Leena Luukanen-Kilde und der in Schweden lebende Rechtsanwalt Henning Witte.

Unterschwellige Werbung - "subliminals"

 
RATS-Kurzzeiteinblendung
 
eingespielte "Subliminals" in Kinderhörspiel von Scientology vor Gericht (Bericht von t-Online[1], 2023)

Bisweilen wird Mind Control auch auf unterschwellige Werbung bezogen. Dazu wurden auch zahlreiche Verschwörungstheorien in die Welt gesetzt, so von dem Berliner Autorenpaar Fosar und Bludorf.

Unterschwellige Werbung bezeichnet eine Form der Werbung, die nicht als solche erkennbar ist, weil sie aus sehr kurzen (tachistoskopischen) optischen oder akustischen Botschaften besteht. Weitere Mittel sind auch unterschwellig in der Werbung angewandte Geruchsstoffe.

Zum Präsidentschaftswahlkampf George W. Bush gegen Al Gore gehörte im September 2000 ein Werbespot zur Bush-Kampagne, bei dem für 1/30 Sekunde das Wort „RATS“ (Ratten) eingeblendet wurde, während der Sprecher Gores Medikamentenfinanzierung erwähnte.

Helmut Schuster stellte im Jahr 1989 fest, dass Werbewirkungen auf das Unbewusste zwar möglich seien, jedoch nur in geringem Maß. Der amerikanische Marktforscher Joel Saegert ist der Ansicht, dass subliminale Reize nur unbewusste Wünsche erreichen können.

"Gehirnwäsche" und Koreakrieg

Der Begriff "brain washing" (Gehirnwäsche) wird häufig auf die Behandlung gefangener US-amerikanischer Soldaten im Koreakrieg durch Nordkorea und China bezogen. Eine Erstnennung des Begriffs "brain washing" findet sich im "Oxford English Dictionary" unter Bezug auf einen Artikel eines Edward Hunter in "New Leader" vom 7. Oktober 1950. CIA-Agent und Journalist Hunter schrieb Bücher und Artikel zu einer "Gehirnwäsche" durch das chinesische Militär. Der chinesische Begriff eines "xǐ năo" (洗腦) im Sinne einer Gehirnwäsche beschrieb entsprechende Erziehungsmassnahmen unter Mao, die zu einer "Brechung" eines Individuums führen sollten. Nach dem Koreakrieg wurden rückkehrende GIs auf mögliches Brain washing hin untersucht (Lifton / Schein). Im Ergebnis zeigte sich, dass die angewandten psychologischen einflussnehmenden Massnahmen (sensorische Deprivation, Strafmassnahmen) bei den Kriegsgefangenen nur einen geringen bleibenden Effekt hatten.

Später wurde unterstellt, dass die CIA selbst das Konzept eines dann als "erfunden" bezeichneten "brain-washing" zu einer eigenen Propaganda gegen den Kommunismus an sich benutzte.

Auch wurde unterstellt, dass damit eigene Kriegsverbrechen der US-Armee im Koreakrieg und CIA-Experimente, die als MK-ULTRA bekannt wurden, dabei relativiert werden sollten.

CIA-Projekt MKULTRA

MKULTRA (MK ULTRA) war ein geheimes Forschungsprogramm der CIA über die mögliche Anwendbarkeit einer Bewusstseinskontrolle. Das Programm lief in der Zeit des "kalten Krieges" von 1953 bis in die 1970er Jahre hinein. Ziel des Projekts war unter anderem, ein so genanntes Wahrheitsserum zum Verhör von Kriegsgefangenen und Spionen zu entwickeln. Im Zusammenhang mit dem Verhör von Gefangenen und Spionen wird im englischsprachigen Raum auch von MICE-Projekten gesprochen (von Money, Ideology, Compromise, Ego recense). Zum Teil überschnitten sich die MKULTRA-Aktivitäten auch mit den Forschungen anderer US-Programme zu biologischen Waffen.

Das Programm umfasste auch mehrere Tausend Menschenversuche, bei denen ahnungslose Testpersonen, meist willkürlich unter Krankenhauspatienten und Gefängnisinsassen ausgewählt, halluzinogenen Drogen wie LSD oder Meskalin ausgesetzt wurden. Zahlreiche Versuchspersonen trugen bei den Experimenten schwerste körperliche und psychische Schäden davon, teilweise bis hin zum Tod. Ein großer Teil der Experimente des Projekts verstieß gegen amerikanische Gesetze. Mitte der 1970er Jahre beschäftigten sich mehrere Untersuchungskommissionen des US-Kongresses mit der Aufarbeitung des Programms[2].

Vorgängerprojekt war die "Operation Artischocke" und Projekt BLUEBIRD, die als Reaktion auf "brain washing" an amerikanischen GI im Koreakrieg begonnen wurden.

Die meisten Dokumente zu dem Projekt MKULTRA wurden 1972 unter dem damaligen CIA-Direktor Richard Helms illegal vernichtet. Ein Teil der erhaltenen Dokumente wurde mittlerweile der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Siehe: Wikipedia-Artikel zu MKULTRA

Mind Control und Strahlenangst vor Mikrowellenterror und Funkwellen

 
Hoax bei Heise.de um einen "Thumpmobile-Zapper" mit einem ausgebauten Mikrowellenherd-Magnetron, der Nachbarn drangsalieren und "mind controlen" soll[3]
 
Pyramide aus Orgonit (Kantenlänge ca. 10 cm)
 
Georg Ritschl

Eine Sonderrolle spielen Symptome bestimmter psychiatrischer Erkrankungen (Psychosen), bei denen die Erkrankten den subjektiven Eindruck haben verfolgt zu werden. Entweder als feste und unerschütterliche Überzeugung (Verfolgungswahn) oder mit vorhandenen Zweifeln im Sinne von Pseudohalluzinationen. Eine nicht seltene Beobachtung ist eine für Beobachter unerklärliche Strahlenangst, die sich als Furcht vor den Auswirkungen schwacher elektromagnetischer Strahlung im Sinne eines Elektrosmogs äußern kann oder gar als Befürchtung, Opfer eines "Mikrowellenterrors" oder von Überhorizontradar-Anlagen zu sein.

Zur vermeintlichen Abwehr einer "Mind Control" wenden manche Personenkreise auch so genannte Cloudbuster an. Dabei handelt es sich um Metallrohre, Orgonit oder Bündel aus Kupferrohren, die eine als beeinflussend angesehene Orgonenegie unschädlich machen sollen. Dabei berufen sie sich auf den aus Österreich stammenden Psychiater Wilhelm Reich, der dazu Spekulationen und Hypothesen aufstellte.

Zu internationaler Aufmerksamkeit erlangte in diesem Zusammenhang der in Südafrika lebende deutsche Architekt und Orgonitunternehmer Georg Ritschl. Ritschl, der auch Domaininhaber von Jo Conrad und Germanische Neue Medizin-Webseiten war und als Anhänger der Chemtrail-Hypothese gilt, versuchte unter dem Motto "Orgonise Africa" sein vermarktetes Orgonit über ganz Afrika zu verteilen. Am 21. April 2009 wurde Georg Ritschl mit drei anderen Personen in Mozambique wegen des Verdachts der Sabotage am Cahora-Bassa-Staudamm verhaftet. Die Verhafteten gaben dagegen an, dass sie lediglich das Wasser des Stausees mit Orgonit "beleben" wollten. Nach Angaben der Polizei hätten Ritschl und seine Mitstreiter versucht, Orgonit in die Turbinen des Damms einzubringen. Es wurden 500 kg der Substanz sichergestellt.[4] Zeitungsberichten zufolge wurden die Verhafteten am 12. Juni 2009 freigelassen und der Fall sei abgeschlossen, nachdem Laboruntersuchungen ergeben hatten, dass Orgonit weitgehend harmlos sei.[5]

Gesetzeslage

In Frankreich wurde 2001 im Rahmen von Bestrebungen gegen "Gehirnwäsche" durch Sekten ein entsprechender Gesetzesentwurf (Loi About-Picard[6]) gegen das Delikt einer "manipulation mentale" diskutiert. Dabei wurde die gemeinte zukünftige Straftat folgendermassen beschrieben:

Eine Tat aus der Mitte einer Gruppe, die Aktivitäten betreibt, welche das Ziel haben oder in Kauf nehmen, Vorteile aus der psychologischen oder psychischen Abhängigkeit von Personen zu erzielen, die an den Aktivitäten teilnehmen [und Aktivitäten], die auf diese [Personen] einen schweren oder wiederholten Druck ausübt oder Techniken anwendet, die die Beurteilungsfähigkeit verändern, um diese Personen dann gegen ihren freien Willen dazu zu verleiten, eine Handlung oder Nichthandlung auszuführen.[7][8]

Der Gesetzesentwurf geriet in die Kritik, so aus den Reihen religiöser Gemeinschaften und wurde nicht in das französische Strafrecht übernommen.

Gehirnwäsche und Kindesmissbrauch

Aus Sicht des amerikanischen Soziologen James T. Richardson habe sich der "Gehirnwäsche"-Begriff nicht erfolglos auf Bereiche wie den des Kindesmissbrauchs ausgedehnt. So werde demnach angenommen, dass in bestimmten Fällen Kinder erfolgreich beeinflussbar seien, eigene Elternteile fälschlich als Vergewaltiger oder Missbrauchtäter zu bezeichnen.[9][10]

Quellennachweise

  1. https://www.t-online.de/nachrichten/deutschland/innenpolitik/id_100125370/scientology-verbreitet-botschaften-in-kinderhoerspiel-kein-handlungsbedarf-.html
  2. http://www.druglibrary.org/schaffer/history/e1950/mkultra/index.htm U.S. Senate: Joint Hearing before The Select Committee on Intelligence and The Subcommittee on Health and Scientific Research of the Committee on Human Resources], 95th Cong., 1st Sess., 3. August 1977]
  3. http://www.heise.de/ct/Redaktion/cm/Thumpmobile_Zapper.html
  4. Mozambique dam was New-Age cleansing ritual - not sabotage. Sowetan, 7 May 2009
  5. http://allafrica.com/stories/200906151053.html
  6. http://www.senat.fr/rap/l00-192/l00-1929.html
  7. Le fait, au sein d'un groupement qui poursuit des activités ayant pour but ou pour effet de créer ou d'exploiter la dépendance psychologique ou psychique des personnes qui participent à ces activités, d'exercer sur l'une d'entre elles des pressions graves et réitérées ou d'utiliser des techniques propres à altérer son jugement afin de la conduire, contre son gré ou non, à un acte ou une abstention qui lui est gravement préjudiciable.
  8. http://www.senat.fr/rap/l00-192/l00-1929.html
  9. Richardson, James T. Regulating Religion: Case Studies from Around the Globe, Kluwer Academic/Plenum Publishers 2004, p. 16, ISBN 9780306478871.
  10. http://www.crimlaw.org/defbrief269.html "Stressed to Kill: The Defense of Brainwashing; Sniper Suspect's Claim Triggers More Debate"], Washington Post, in Defence Brief, issue 269, Steven Skurka & Associates