GegenUni (Die rechte Digitalakademie) ist der Name eines aus dem politisch rechten Milieu entandenen scheinakademischen Projekts, welches sich selbst als eine Art Hochschule und "akademische Parallelstruktur" und gleichzeitig als Alternative zu staatlichen und privaten Hochschulen versteht. GegenUni verfügt über keine Akkreditierung als Hochschule und die Veranstalter und Vortragenden benötigen keinerlei akademische Ausbildung. Die kostenpflichtigen Kurse erfolgen als Videovorführung, zumeist in deutscher Sprache. Wenige Videos sind in englischer Sprache. Genannter Sitz ist Rostock.[1] Mit Stand von Januar 2023 gibt GegenUni an 550 Kunden zu haben, die Studenten genannt werden. Nach Angaben der Frankfurter Rundschau wird die GegenUni vom Landesamt für Verfassungschutz Hessen beobachtet. Auch existiert eine Analyse des LFV Hessen zur GegenUni, die im Internet veröffentlicht ist.[2]

Gründer war im März 2021 Erik Ahrens, der GegenUni als Firma anmeldete (GegenUni UG). Ursprünglicher Ort der Firmenanmeldung war Frankfurt am Main (HRB 15647). Später wurde umfirmiert nach Rostock, nachdem der Vermieter der GegenUni über den Hintergrund des Projekts informiert war und den Mietvertrag kündigte.[3] Möglicher Mitgründer war Emil Kirkegaard (aka William Engman), der am gleichen Tag die Firma Gesellschaft für deutsch-dänischen Wissenstransfer UG in Kiel anmeldete. Erik Ahrens betreibt ein rechtes Onlinemedium „Konflikt Magazin“ und hat das Buch „Postliberalismus“ im Verlag Antaios veröffentlicht. Er gründete auch eine ALB Kommunikation UG in Cottbus. Der Antaios Verlag wird seit längerem vom Bundesamt für Verfassungsschutz als Verdachtsfall geführt.

Obwohl die GegenUni sich als eine Art Hochschule versteht und Vortragende als Dozenten bezeichnet, agiert das Projekt als Kritiker akademischer Einrichtungen.[4]

Bisher bekannt gewordene Vortragende

Mehrere Vortragende der GegenUni sind AfD-Politiker oder stehen dieser Partei nahe. Mehrere der so genannter "Dozent" tarnen sich mit einem Pseudonym ("Schattenmacher"), „Martin Lichtmesz“ (österreichische Autor und Herausgeber des rechtsextremen Verlag Antaios von Götz Kubitschek), "Christian I." (ein unter dem Pseudonym „Outdoor-Illner“ bekannter rechter YouTuber aus Trier).

  • Martin Sellner[5]
  • Nils Grunemann, AfD-Mitglied[6][7]
  • Michael Henkel (AfD)[8][9][10]
  • Felix Dirsch (Munich School of Philosophy)[11][12]
  • Martin Semlitsch[13]
  • Edward Dutton (University of Aberdeen)[14]
  • Eric Lehnert (AfD, Universität Bamberg)
  • Stefan Scheil (AfD, Universität Jena)[15]
  • Jonas Greindberg
  • Leonhard Mayer
  • Daniel Fiß (ehemaliger Chef der Identitären Bewegung Deutschland)

Die von GegenUni empfohlene Literatur umfasst Werke von Alex Kurtagic und Alain de Benoist.

Zitate

  • Die „GegenUni“ ist ein Beispiel für wissenschaftsbezogenen Rechtspopulismus/-extremismus. Mit diesem Begriff beschreiben wir (extrem) rechte Organisationen, Praktiken und Diskursstrategien, die sich auf das Feld der Wissenschaft beziehen. Die „GegenUni“ steht damit in der Tradition des „Instituts für Staatspolitik“ (Haker und Otterspeer 2021) und der „Bibliothek des Konservatismus“ (Hümmler 2021). Sie bezeichnet sich explizit als antiakademisch und setzt sich zum Ziel, „Konservativen und Patrioten qualitativ hochwertige Theoriearbeit zugänglich zu machen“ (GUS1)..[..]..
    zielt die „GegenUni“, ihrer Selbstdarstellung folgend, darauf ab, den historisch als neu eingestuften, aber noch als wackelig angesehenen politischen Erfolg der (extremen) Rechten durch ideologische Arbeit zu stärken. Es gehe darum, (extrem) rechtes Wissen einer breiten Öffentlichkeit anzubieten und zukünftig „ideologische Hoheit“ (GUS1) für die (extreme) Rechte zu gewinnen. Ahrens sieht etwa die Amadeu Antonio Stiftung als Vorbild (GUS2) und sein Gesprächspartner Daniel Fiß führt im „GegenUni“-Podcast aus, dass „neue Institutionen geschaffen werden“, um „an den Institutionen und institutionellen Stellen zu wirken, wo [...] Theorieproduktion stattfindet“ (GUS2)..[..]..
    Die abgelehnte Form von Hochschule, über die sich das Selbstverständnis der „GegenUni“ bildet, sind Gegenunis, die als politisch links beschrieben werden. Im „einprozent“-Podcast fragt Philip Stein nach einer solchen nicht näher benannten Gegenuni in Frankfurt am Main. In Ahrens Antwort (GUS3) wird deutlich, dass die von der „GegenUni“ abgelehnten Inhalte und Praktiken nur aus Erzählungen und Berichten bekannt sind. Es wird ein diffuses Gegenüber skizziert, das in seinen Praktiken („einem alten Institutsgebäude, was irgendwo besetzt wurde“), in seinem Auftreten („maximal eigentlich für die Öffentlichkeit unattraktiv“) und seinen Inhalten („Gender Studies und über Postcolonial Studies“, „Kritische Theorie und Israel und Antisemitismus und Rassismus und all sowas“) abgelehnt wird..[..]..
    Unsere Analyse hat mit der „GegenUni“ und der „Hannah Arendt Akademie“ zwei Fälle eines reaktionären Antiakademismus zum Gegenstand. Die Grenzbearbeitung der „GegenUni“ besteht darin, sich als (extrem) rechte „Ergänzung, Alternative und Konkurrenz“ (GUS1) zu vermeintlich linken und linksliberalen Inhalten an Hochschulen ins Spiel zu bringen. Institutionell, ökonomisch und in der Form der Lehrpraxis versucht die „GegenUni“ jedoch, die etablierte Praxis und Institutionalisierung von Hochschulbildung zu kopieren.
    IDZ Jena: ANTIAKADEMISMUS HEUTE (VON CHRISTOPH HAKER, LUKAS OTTERSPEER (TECHNISCHE UNIVERSITÄT DORTMUND) & LUKAS SCHILDKNECHT (TECHNISCHE UNIVERSITÄT BRAUNSCHWEIG)[16]
  • „Die Gegenuni soll eine neurechte Bildungsplattform werden, auf der rechte „Dozenten“ gegen Honorare Seminare und Lektürekurse anbieten können. Über ein leitbares Abo werden diese finanziert und so eine Verdienstmöglichkeit für rechte Geistesarbeit geschaffen.“ Martin Sellner

Siehe auch

Weblinks


Quellennachweise