Nattokinase ist ein Enzym, das als Nahrungsergänzungsmittel im Handel ist. Es wird aus fermentierten Sojabohnen gewonnen, zumindest früher wurde es aus dem japanischen an Käse erinnernden Lebensmittel Natto gewonnen. Zur Fermentierung wird der Bakterienstamm Bacillus natto auf gekochten Sojabohnen eingesetzt. Aktuell werden zur Herstellung von Nattokinase vermehrt gentechnisch veränderte (rekombinante) Bakterienstämme verwendet. Geschätzt 90% der Nattokinase-Produktion wird nach einer 1998 patentierten Herstellungsmethode als "Nattokinase NSK-SD" produziert. Patentinhaber ist die Firma Japan Bio Science Laboratory Company (JBSL). Der Kilopreis für den Konsumenten liegt bei etwa 500 Euro.

Nattokinase ist beispielsweise als "Nattoplasmin" von der niederländischen Pharmafirma Dr. Hittich Gesundheitsmittel (GP Health Products B.V. Kerkrade) erhältlich. Die Firma beschreibt ihre Nattokinase als "Sensation für Zirkulation und freien Blutfluss" und "völlig sicheres Naturmittel", das als "Enzym mit Superkräften Blutgerinnsel mit einer unvergleichlichen Geschwindigkeit auflöst". In Indien wird Nattokinase auch unter dem Namen Orokinase hergestellt.

Bislang ist wissenschaftlich nicht geklärt, ob Nattokinase tatsächlich geeignet ist, beim Menschen Herzkreislauferkrankungen zu verhindern.[1]

Nattokinase ist ein Enzym aus der Gruppe der Serinproteasen und hat eine fibrinolytische Wirkung, das heißt, es hemmt die Blutgerinnung.[2] Es handelt sich bei Nattokinase nicht, wie der Name vermuten lässt, um eine Kinase. Menschen, die gleichzeitig blutverdünnende Medikamente - Phenprocoumon (Marcumar) oder Acetylsalicylsäure (ASS, Aspririn) und andere - einnehmen, haben ein erhöhtes Blutungsrisiko. In der Fachliteratur sind dazu mehrere Fälle beschrieben. Einige Anbieter weisen auf ihren Bestellseiten darauf hin, dass der Verzehr zusammen mit gerinnungshemmenden Medikamenten nur unter medizinischer Aufsicht erfolgen darf und bei Blutungen kontraindiziert ist.bislang

Wie das pharmakritische Berliner arznei-telegramm (a-t) 2011 herausfand, ist im öffentlich zugänglichen Register der für die Prüfung von Health Claims zuständigen Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) für Nattokinase bislang kein Health Claim beantragt worden.[3]. Nahrungsergänzungsmittel mit falschen, mehrdeutigen oder irreführenden Gesundheitsversprechungen (Health Claims) zu bewerben, ist in der Europäischen Union verboten.

Das arznei-telegramm:[4]

"Wir raten dringend von der Einnahme von "Nahrungsergänzungsmitteln" ab, die wie Nattokinase Einfluss auf die Blutgerinnung nehmen können."

Nattokinase als vermeintlicher "Spike Killer"

In der Szene der deutschen Gegner von Schutzmassnahmen gegen das neue Coronavirus SARS CoV-2 ist Nattokinase als so genannter "Spike Killer" im Gespräch. Dabei soll Nattokinase aber nicht vor einer Infektion oder der COVID-19 Krankheit schützen. Vielmehr soll es vor möglichen unerwünschten Wirkungen von Schutzimpfungen und der Bildung von impfinduzierten Spike Proteinen schützen. Werbung dafür findet sich beispielsweise auf der Webseite 19vierundachzig. Die unbekannten Autoren berufen sich dabei auf eine einzige Studie[5]. Diese Studie bezieht sich jedoch nicht auf inpfinduzierte Spike - Proteine, sondern auf spike Proteine von SARS CoV-2 Viren.

Quellennachweise

  1. Ask the doctor. I have read good news about nattokinase and would like to use it to keep my blood thin. Is it a good substitute for aspirin? Heart Advis. 2007 Apr;10(4):8. PMID: 17500089
  2. SUMI, H. et al.: Acta Haematol. 1990; 84: 139-43
  3. http://registerofquestions.efsa.europa.eu/roqFrontend
  4. Blutungsrisiko unter Nattokinase (DR. HITTICH NATTOPLASMIN) plus Phenprocoumon (MARCUMAR u.a.), a-t 2011; 42: 23
    Artikel
  5. Tanikawa, Kiba, Yu, Hsu, Chen, Ishii, Yokogawa, Suzuki, Inoue, Kitamura: "Degradative Effect of Nattokinase on Spike Protein of SARS-CoV-2"