Magnetfeld Mangelsyndrom

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Werbung zum Anhänger Sinusbody der I-Like Metaphysik GmbH
Alfred Gruber (I-Like Metaphysik GmbH) und "Erdmagnetfeldmangel", Bild: Werbesender QS24 von Alexander Glogg

Das Magnetfeld Mangelsyndrom (engl. Magnetic Field Deficiency Syndrome, MFDS) ist eine aussermedizinisch diskutierte Krankheitserfindung, deren Existenz von einigen Anbietern von Wellnessprodukten, Nahrungsergänzungsmitteln und Magnetfeldtherapien behauptet wird. Im englischen Sprachraum ist von "magnetic deficiency" die Rede.

Magnetfeldmangel

Auf der Erde ist an allen Orten das Erdmagnetfeld vorhanden und messbar (30–70 µT), mit regionalen Abweichungen (Anomalien). Ein Erdmagnetfeldmangel ist daher auf der Erde und auch im Bereich der Gipfel hoher Berge unbekannt. Ein tatsächliches Fehlen eines natürlichen Magnetfeldes tritt erst bei Raumfahrten im Weltraum auf.

Befürworter und Vermarkter der Idee eines Magnetfeld Mangelsyndroms berufen sich auf künftige Polumkehrungen des Erdmagnetfelds sowie auf eine zunehmende Schwäche des Erdmagnetfelds.

Behauptete Symptome

Zum Magnetfeld Mangelsyndrom werden stets unspezifische Beschwerden als Symptome genannt. Zum Beispiel sollen Zivilisationsleiden aller Art, Rückenschmerzen, Schmerzen der Schulter, des Nackens oder des Brustkorbs, Migräne, chronische Verstopfung sowie Schlaflosigkeit und Müdigkeit auf einen Magnetfeldmangel hinweisen.

Kyoche Nakagawa

Der japanische Arzt Kyoche Nakagawa (auch Kyoichi Nakagawa, Isuzu Hospital, Tokio) gilt als einer der Erfinder eines Magnetfeldmangels und eines Magnetfeldmangel-Syndroms beim Menschen (engl. MFDS Magnetic Field Deficiency Syndrome). Er war Anwender von Magnetfeldtherapien. Nakagawa sieht in seinem Magnetfeldmangel die Ursache zahlreicher Krankheiten des Menschen wie etwa radiologisch nicht nachweisbare Steifigkeit der Schultern und des Rückens, des Nacken- und Lendenbereichs, Brustkorbschmerzen ohne erkennbare Ursache, Migräne, Schweregefühl im Kopf, Übelkeit, Schlaflosigkeit und chronische Müdigkeit. Nach Nakagawa sei die Ursache seines Magnetfeldmangels der Bau von Neubauten mit einer "abschirmenden" Bauweise und eine natürliche Abnahme des Erdmagnetfeldes. Nakagawa unternahm 1975 Versuche Patienten mit den beschriebenen Befindlichkeitsstörungen und Symptomen mit Magnetpflastern zu behandeln.[1]

Produkte gegen "Magnetfeldmangel"

 
Produkt Sinusbody (749 SFr) gegen Magnetfeldmangel
  • Produkt Sinusbody der Firma I-Like Metaphysik GmbH von Alfred Gruber[2] als private Erd-Magnetfeld Tankstelle. Es handelt sich dabei um einen batteriebetriebenen elektronischen Anhänger, der am Hals getragen werden soll, und der pulsierende Magnetfelder abgeben soll. In der Werbung wird er auch als Bioresonanz-Gerät bezeichnet und als Elektrosmogschutzprodukt eingeordnet. Der Bezug zu statischen Magnetfeldern und dem Erdmagnetfeld bleibt rein spekulativ. Das Gerät wird mit mehreren fragwürdigen und unsinnigen Gutachten beworben. Genannt wird ein "Energie-Medizinisches Gutachten" von Manfred Doepp (mit Scharlataneriegerät TimeWaver, April 2020), Gutachten von Günter Haffelder (EEG-Messungen), Kirlian-Fotografie eines "Labor Dornbierer" und die Firma Hado Life, die sich auf Masaru Emoto beruft. Werbung in pseudowissenschaftlichem Kauderwelsch:
    Ein ungesunder Lebenswandel sowie der Entzug des natürlichen Erdmagnetfeldes bescheren uns viele Probleme. Insbesondere das bekannte Magnetfeld-Mangel-Syndrom (MFDS – Magnetic Field Defiency Syndrom) löst häufig zivilisationsbedingte, körperliche aber auch psychischemotionale Probleme aus! Das MFDS entsteht durch zu wenig Zeit in der Natur (täglich mind. 2-3 Stunden wären ideal), durch den Aufenthalt in Häusern (Beton ist besonders absorbierend), durch den Aufenthalt in Fahrzeugen (faradayscher Käfig in Autos, Bus, Bahn etc.), durch den Einfluss von modernen Sendeund Gerätetechnologien (E-Smog, 5G, WLAN, Digitalisierung allgemein u.v.m.) sowie durch die natürliche Abnahme des Erdmagnetfeldes..
    Der sinus Body wird durch Impulse (Befeldung) aus einer eigens dafür entwickelten Bioresonanz-Bestrahlungs-Technik programmiert bzw. aufgeladen..[..]..Durch das pulsierende Magnetfeld, welches der Körper mehr als gut kennt, wird eine Eigenfeldverstärkung herbeigeführt. So kann der Körper deutlich besser auf seine Vitalpotenziale zugreifen (Bio-Resilienz) und ist damit automatisch besser in der Lage mit Belastungen umzugehen..[..]..Gegenfrequenzen zu Störfelder von elektrischen Geräten, wie Sendern und Verbrauchern (bekannt als Elektrosmog oder Feldrauschen) aller Art, werden als Information auf den sinus Body aufgespielt. Das funktioniert auf dem Prinzip der Bioresonanz-Regulation (Befeldungstechnologie). So ist der Körper stabil (resilient) gegen Elektrosmog..
  • Sinus room converter
  • "MagneForce"-Schuhe
  • Patentierte[3] Einlegesohlen für Schuhe von Erfinder Naima Bouzahar. Bouzahar beruft sich auf den Japaner Nagakawa, einem Befürworter der Idee eines Magnetfeldmangels beim Menschen.
  • Erdmagnetschmuck, die Neodym-Dauermagneten enthalten (z.B. mit 200µT)
  • Magnetische Bettauflagen der Firma Domo Valenta aus Pulheim
  • Foamplas-Matratzen. Zitat Werbung: Magnetfeldmangel-Syndrom: Ein Zustand der Interferenz, der durch die Störung der natürlichen magnetischen Energie erzeugt wird, die für den menschlichen Körper lebenswichtig ist. Die Hauptsymptome sind Schlaflosigkeit, Müdigkeit, chronische Schmerzen, Schulter- und Nackenschmerzen und Schwindel.
  • Energie-Magnetsteine von Pacific Spirit
  • Energetix Magnete

Literatur

  • Roland Glaser: Elektrische und magnetische Felder in Diagnostik und Therapie - Ein Gebiet zwischen Scharlatanerie und wissenschaftlichem Fortschritt
  • Krapf M.: Die Erfassung von Muskelverspannungen im Musculus erector spinae mit Hilfe des tissue compliance meter, der Oberflächenektromyographie, der Magnetresonanzspektrographie und der Sauerstoffpartialdruckmessungen in der Muskulatur bei Patienten mit chronischen Lumbalgien und Patienten mit generalisierter Tendomyopathie. Dissertation Freiburg (1990)
  • Kyoichi Nakagawa: Magnetic Field Deficiency Syndrome and Magnetic Treatment, Japan Medical Journal, 2745, 4. Dezember 1976 Text (engl. Übersetzung)

Weblinks

Quellennachweise

  1. Nakagawa K.: Magnetic field deficiency syndrome and magnetic treatment. Japanese Medical Journal, No. 2745, 4.12.1976 Volltext
  2. I-like Metaphysik GmbH, GBR-Zentrum, CH-9445 Rebstein
  3. Application DE19924202159