SKLep
SKLep (auch Ecat SKLep oder SKL-100) ist der Name eines vorgeblichen Nullpunktenergie-Perpetuum Mobile des italienischen Erfinders Andrea Rossi, zuerst vorgestellt im Dezember 2021. Es handelt sich um den Prototyp eines Geräts, das aus einer Eingangsleistung von einem Watt durch eine Art Vervielfachung eine Ausgangsleistung von einhundert Watt abgeben soll. Ohne Betriebsstoffe und für rund elf Jahre Dauerbetrieb (The operational lifetime of the SKLep is up to 100,000 hours, meaning about ten years of uninterrupted, continuous use.) Als zukünftiger Verkaufspreis werden 249 US Dollar genannt. Es handelt sich beim SKLep und seinen Varianten um den Nachfolger des gescheiterten Projekts Focardi-Rossi-Energiekatalysator von Andrea Rossi, der trotz jahrelanger Ankündigungen nie käuflich zu erwerben war.
Als Hersteller wird die Leonardo Corporation[2] aus Miami Beach (Florida, USA) genannt. Die Anschrift entspricht der privaten Wohnung von Rossi. Geschäftsführer sind Andrea Rossi und seine Frau Maddalena Pascucci. Bis 2020 wurde ein "president" der Firma namens Henry W. Johnson aus Coral Springs (Florida) angegeben. 2016 kam es zur Fusion der Leonardo Corporation (Florida) mit der Leonardo Corporation (New Hampshire).[3] Erfinder Rossi bezeichnete seinen SKLep als “Meisterstück seines Lebens”.
Vom SKLep sollenweitere Varianten existieren:
- SKLep mini (SKL 10) mit 10 Watt Dauerleistung (25 US Dollar). In einem so genannten SSM Modus (self sustained modus) bräuchten diese Geräte keine Energiezufuhr, müssten aber mit dem Stromnetz verbunden werden
- SKLep maxi mit 500 kW Dauerleistung
- SKL XX mit Leistung zwischen 1 kW und 1 MW
Kommerzielles
Der Kaufpreis des 100 W - Modells SKLep soll zukünftig bei 249 US Dollar plus Steuern und Versand liegen. Erfinder Rossi erzählte mit der Produktion zu geginnen, falls mehr als eine 1 Million Vorbestellungen vorlägen. Siehe Webseite zur Vorbestellung der Leonardo Corporation.[4] Im Februar 2022 wurde beleglos behauptet, dass 800.000 Vorbestellungen vorlägen. Vorbestellungen laufen über eine Webseite der Leonardo Corporation und über den Jupiter Verlag von Adolf Schneider. Entsprechend erschien Anfang 2022 ein Werbeartikel zum SKLep im NET-Journal von Schneider.
Um offenbar dem naheliegenden Verdacht auf Vorkassebetrug nach § 263 StGB zu minimieren (Zitat: The payment must be made before shipping), wird behauptet dass die angeblich zahlreichen Vorbesteller erst kurz vor der angeblichen Liefermöglichkeit eine Rechnung erhielten.
Behauptete Eigenschaften
Das SKLep - Gerät soll kontinuierlich, und über elf Jahre (100.000 Std) hinweg eine konstante Leistung von 100 Watt abgeben können. Die Ausgangsspannung soll dabei bei 12 bis 13 V (Gleichspannung DC) liegen, und bei Belastung sollen sich Ströme bis zu 8,3 A (DC) ergeben können. Allerdings benötigt der SKLep laut Hersteller auch eine zugeführte Leistung von 1 Watt (12V DC, 83 mA), sodass sich eine Nettoleistung von 99 W ergibt. Zum "Start" benötigt das Gerät eine Art Starthilfe durch eine Stromquelle. Genaue Angaben dazu werden nicht gemacht. Allerdings solle sich mit der Ausgangsspannung auch ein Akku laden, der zur Speisung der Eingangsleistung verwendet werden kann, sodaß sich ein Perpetuum Mobile ergeben würde. Andererseits behauptet Rossi dass sein SKLep nicht ohne ein herkömmliches Wechselspannungsnetz funktioniere, und vor allem eine Erdung notwendig sei. Eine Art Inselbetrieb (etwa in abgelegener Gegegend) wäre dann nicht möglich. Im Zusammenhang mit physikalisch unmöglichen Messergenissen zu seinem Focardi-Rossi-Energiekatalysator kam der Verdacht auf, dass Rossi heimlich Strom über den Schutzleiter ("Erde") in seinen "Reaktor" fliessen lies, um hohe Ausgangsleistungen vorzutäuschen. Da unabhängige Personen jedoch keine eigenen Messungen bei seinen Vorführungen durchführen konnten, konnte der Verdacht nicht entkräftet werden.
Zum gleichen Gerät soll auch eine Wechselstromvariante existieren (230 V Wechselspannung).
Rechnerisch würden sich somit pro Tag 2,37 KWh, pro Monat 71, pro Jahr 855 und über elf Jahre 9408 KWh ergeben. Die zugeführte Leistung von einem Watt soll also laut Herstellerbehauptungen quasi verhundertfacht werden können. Die Geräteabmessungen sollen bei 7x7x9 cm liegen, un das Gewicht wird mit 250 Gramm angegeben.
Der hier thematisierte SKLep soll aus zehn SKLep mini (SKL 10) zusammengesetzt sein, die je 10 Watt Leistung hätten.
Wie bei vielen anderen Scharlatanerieprodukten und Betrugsmaschen werden vom Hersteller auch physikalisch unsinnige Angaben gemacht. So heisst es zum Beispiels zur Stromaufnahme: Electricity consumption: 1 Wh/h @ 12 V Electricity generation: 100 Wh/h @ 12 V. Den Autoren scheint unbekannt zu sein, dass es keine Einheit Wh/h gibt. Das h (für Std) kürzt sich heraus, und die Leistung wird in Watt (W) angegeben. Siehe als typisches anderes Beispiel den ekw.103.
Behauptetes Funktionsprinzip
Zum SKLep wird kein durchschaubares Funktionsprinzip genannt, welches beispielsweise dazu dienen könnte, ein Vergleichgerät zu bauen um es unabhängig testen zu können. Stattdessen werden vage Behauptungen in den Raum gestellt, seriös zu nennende Fachliteratur wird nicht genannt. Laut Werbung stamme die Energie des SKLep aus der Natur. In der englischsprachigen Werbung heisst es:
- What is the source of the E-Cat’s energy? It is the inexhaustible zero point energy field that pervades the universe..[..]..At the core of the E-Cat technology is an innovative method for applying the physics of the electron. It is based on what is called zero point energy (ZPE), which is a complex concept in which energy can be extracted from the vacuum of space though quantum effects.
und
- How does the Ecat technology inside the SKLep work? The Ecat technology stands on 20 years of R&D and is based on an innovative way to apply the physics of the electron.
Behauptet wird also, dass die Energie aus einer Zero Point Energy stamme, also aus dem, was in der Szene Nullpunktenergie (ZPE) oder allgemeiner, Raumenergie genannt wird. In pseudowissenschaftlichem Jargon ist auch von "long-range particle interactions" die Rede, die für das Funktionsprinzip notwendig seien. Im Januar 2019 hatte Erfinder Rossi auf dem offenen preprint-Server "ResearchGate" einen nicht reviewten Artikel mit dem Titel “E-Cat SK and long-range particle interactions”[5] veröffentlicht, in dem unter anderen Konstantin Meyl zitiert wird. In diesem Artikel war bereits die Rede von “virtual particle reactions” und einem 22-kW “space heater”. Im Artikel beruft sich der Autor auf Begriffe wie “dense exotic electron clusters,” “Aharonov-Bohm effect,” “proton-electron aggregates" und einer picometrischen “zitterbewegung”, die zur Energiegewinnung geeignet sei. Auf der FAQ-Seite der Leonardo Corporation heisst es ganz offen, dass das angegebene Funktionsprinzip "at the border of established physics" sei, also an der Grenze zur allgemein akzeptierten Physik.[6] Noch ungewöhnlicher ist das Eigeständnis des Erfinders, ein Produkt per Vorkasse anzubinden, welche nach einer "unknown physics" (unbekannten Physik - Originalzitat) funktioniere. Auch habe sich Erfinder zunächst jahrelang geirrt ohne dies zu bemerken:
- ..the inventor initially believed that the effect had its origin in so-called LENR (Low Energy Nuclear Reactions), with a series of theoretical issues. It took him years of experiments and studies, most of them collected in the bibliography of his paper until he could understand that the concept of ZPE was resolving all the theoretical issues raised by LENR..
Im Inneren soll sich ein versiegelter Plasmareaktor befinden, der vom Kunden nicht geöffnet werden dürfe. Der SKLed soll Nickel und Aluminiumhydrid enthalten. Daraus solle Wasserstoff gewonnen werden. Ein von Rossi verbreitetes Bild zeigt ein Plasma zwischen zwei Elektroden, in einer Glasröhre, die sich in dem "Reaktor" befinden soll. Das Plasma soll aus Protonen erzeugt werden. Als Protonenquelle wird Wasserstoff angegeben. Dazu wird angegeben, dass dieses Plasma ein sehr starkes Licht aussende. Eine Solarzelle soll aus dem Licht den gewünschten Strom gewinnen. Wenn dies zuträfe, müsste sich das Gerät sehr stark erwärmen, da die Gewinnung einer elektrischen Leistung aus Licht nur mit einem maximalen Wirkungsgrad von rund 20% geschehen kann. Dies bedeutet, dass rund 500 W an Wärme in dem kleinen würfelförmigen Gerät produziert werden. Da kein Lüfter und auch keine Kühlrippen zu sehen sind, müsste das Gerät extrem heiss werden und würde höchstwahrscheinlich innerhalb von Stunden ausfallen. Bereits zuvor hatte Rossi angekündigt eine Ecat SKLed genannte Lampe zu verkaufen, die ein für den Stromverbrauch extrem helles Licht aussende. Käufer mussten eine Vorbestellung (pre order) machen um das Produkt zu erhalten. Später sagte Rossi den Verkauf aber ab, mit der Begründung dass nun ja sein Produkt SKLep fertig dei. Es wurde daher keine der SKLed-Lampen verkauft. In Bologna wurde von Giuseppe Levi, der seit Jahren mit Rossi zusammenarbeitet, ein Test mit dieser Lampe durchgeführt. Die Messergebnisse in Bologna wurden als Bestätigung für die Wunderlampe aufgefasst. Eine genauere Nachbetrachtung zeigt indes dass ein Rechenfehler von Levi einen viel zu hohen Lichtwert für die Lampe ergab. Tatsächlich hat die Lampe keinen höheren Wirkungsgrad als eine herkömmliche LED-Lampe.[7]
Weltweit gibt es keine nachgewiesene Technik einer energieproduzierenden Anwendung von Nullpunktenergie, "Vakuumenergie", "Quantenvakuumenergie" oder Raumenergie. Im deutschsprachigen Raum machte der deutsche Physiker Claus Wilhelm Turtur jahrelang mit einer angeblichen Gewinnung (kleinster) Energiemengen durch Nullpunktenergie auf sich aufmerksam. Zuletzt gab Turtur auf seiner Institutsseite bekannt, seine Forschungen zur Nutzung einer Raumenergie eingestellt zu haben. Eine unabhängige Bestätigung liegt auch nicht vor und eine seriös zu nennende Rezeption seiner Vorstellungen und Experimente steht aus.
Viele Jahre zuvor hatte der Schweizer Sachbuchautor und Physiklaie Hans Lehner (1945-2015) ähnliche Behauptungen aufgestellt. Er berief sich unter anderem auf den Schweizer Laien Oliver Crane (eigentlich der Kranführer Alois Louis Siegrist). Lehner gründete die Firma RQM AG und die Supernova-Energie AG, die bei gutgläubigen Anlegern Investitionen mit tausend Prozent Kursgewinn bewarb. Er war auch Hauptaktionär und Geschaftsführer der Raum-Quanten-Motoren AG, die zu Beginn der 1990er Jahre den Bau eines Raumquantenmotors mit sensationellem Wirkungsgrad angekündigt hatte. Bereits hier wollte man "Zitterbewegungen" im subatomaren Bereich als Nullpunktenergie nutzen, durch Anwendung des Piezo-Effekts. Am 21. Juli 1999 ging die RQM in Konkurs. Nutzbare Produkte gab es nicht. Etwa 850 Anleger hatten den Versprechungen der Firma geglaubt und Investitionen in der Höhe von 11 Millionen Schweizer Franken getätigt. Das Geld war verschwunden, die RQM wurde zahlungsunfähig. Auch bei der Werbung für die RQM spielte bereits Adolf Schneider eine Rolle, der zuletzt den SKLep bewirbt.
weitere Bilder
Siehe auch
Weblinks
Quellennachweise
- ↑ Ingenieurbüro für nachhaltige Energiesysteme Global Solutions – IBGS, Dipl.-Ing. Claus Bürger, Alte Bohle 25, D-50321 Brühl
Unternehmensberatung zur Optimierung von Produkten und Prozessen unter Anwendung der Global Scaling
www.ibgs.info mail@ibgs.info
Vertriebspartner NobleTec GmbH - ↑ Leonardo Corporation, appartment 601, 1331 Lincoln Road, Miami Beach, FL 33139 USA
FEI/EIN Number:90-0780933 Date of Incorporation: 2010-11-08
CEO ROSSI, ANDREA, 1331 LINCOLN RD., APT 505 MIAMI BEACH, FL 33139
CEO PASCUCCI, MADDALENA, 1331 LINCOLN RD., APT 601 MIAMI BEACH, FL 33139 - ↑ https://search.sunbiz.org/Inquiry/CorporationSearch/ConvertTiffToPDF?storagePath=COR%5C2016%5C0401%5C83334474.Tif&documentNumber=P10000091220
- ↑ TERMS AND CONDITIONS FOR PRE-ORDER:
Delivery: The Customer agrees that the Ecat MiniSKLep will be delivered only if Leonardo Corporation collects orders for at least 1,000,000 (one million) units, combining Ecat SKLeps and MiniSKLeps, where 10 MiniSKLelps account for 1 SKLep . Leonardo Corporation will inform the Customer when the deliveries will begin. In any case Leonardo Corporation will inform the Customer of the delivery date within December 31st, 2022. If the target of orders for 1,000,000 ( one million) units is not reached, this order will be void.
Shipment: Leonardo Corporation will inform the Customer the day before the shipment.
Payment: The payment must be made before shipping.
Right of withdrawal: The Customer has 60 days after the delivery to return the ECAT SKLep if it does not correspond to the here published data-sheet. The refund will be immediately made after Leonardo Corporation receives the returned ECAT SKLep integer, without broken or tampered with parts. If the ECAT SKLep or MiniSKLep reports broken or tampered with parts, Leonardo Corporation will not refund the broken or tampered with ECAT SKlep of MiniSKLep unit and will not be liable for any consequence derived from the tampered with body or caused by disregard of the instructions of use contained in the manual. The same right of withdrawal exists for the Minisklep if it will not respect the data described above.
Warranty: At the delivery of the ECAT SKLep or MiniSKLep the Customer will receive the 3 years warranty and the certification of third independent party for the efficiency and the safety of the ECAT SKLep, together with the instruction manual.
Warnings: The Customer is not allowed to disassemble or to modify the ECAT SKLep or MiniSKLep in any way and any modification or disassembling and reassembling will cancel the warranty. The Customer is aware of the fact that the E–CAT technology has been patented.
Governing Law and Dispute Resolution: This order shall be construed and enforced under the laws of the State of Florida (USA), without regards to the conflicts of law principles. Any controversy or claim arising out of or relating to this order shall be settled exclusively by the Court of Miami, Florida, USA.
LEONARDO CORPORATION 1331 Lincoln Rd. S.te 601, - ↑ https://www.researchgate.net/publication/330601653_E-Cat_SK_and_long-range_particle_interactions
- ↑ https://ecatorders.com/about/
- ↑ A measurement report from the University of Bologna on the lamp Ecat SKLed was published at the presentation. Those who have read the report may have noted that the measured illuminance (in lux) at three different distances doesn’t support the claimed luminous flux of 10,000 lumens at all. Since illuminance (lux) is luminous flux (lumens) per area, the luminous flux (lumen) is easily calculated, multiplying the illuminance in lux by the area that the light cone penetrates at the distance where the illuminance is measured. All necessary values for this calculation are available in the report. The result is that the luminous flux from the lamp doesn’t exceed 500 lumens, even when using the illuminance from the brightest part of the light cone. This means that the lamp has a luminous efficacy of about 100 lumens/watt, which is a normal value for a standard LED lamp, and far from the claimed 2,500 lumens/watt. This is also confirmed by the measurements made in the video presentation on December 9, 2021.