Live-Übertragung eines Treffens der Gruppe Stiftung Corona-Ausschuss durch OVALmedia (5. März 2021) Rechts: Reiner Füllmich. Füllmich trat mehrfach in Zusammenhang mit einer vermeintlich geplanten Sammelklage gegen den deutschen Virologen Christian Drosten von der Berliner Charité in der Öffentlichkeit auf. Eine class action Sammelklage in Kanada, von der Füllmich angibt beteiligt zu sein, wurde inzwischen im März 2021 als "querulatorisch" abgewiesen. Die Klage richtete sich unter anderen gegen die Queen und den Papst. Mehrere Personen aus verschiedenen Haushalten halten sich bei den SCA-Treffen regelmässig ohne Nasen-Mundmaske in einem Raum auf, so wie hier im Bild zu sehen.
positive Rezeption durch russischen Staatssender RT Deutsch im Juli 2020
ebenfalls positive Rezeption durch russischen Staatssender Sputnik im Juli 2020 (Autor: Tilo Gräser, Redakteur und Korrespondent RIA Novosti Deutschland/Sputnik)
Ken Jebsen als Medizinlaie bei Stiftung Corona-Ausschuss (Video von OVALmedia 2021)
Liste "Corona Gegner" des Recherchekollektivs Correctiv von August 2020 (Bild: Correctiv 2020)
Artikel in Focus von Dezember 2021

Die Stiftung Corona-Ausschuss (SCA) ist eine Gruppierung von deutschen Gegnern behördlicher Massnahmen gegen die Coronaviruspandemie 2020 sowie gegen Impfungen gegen das neuartige Coronvirus CoV-2. Der scheinoffizielle Name der Gruppe als "Ausschuss" soll den rein privaten Charakter der Gruppe offenbar aufwerten. Der Begriff „Untersuchungsausschuss“ ist außerhalb gewählter Gremien ungebräuchlich. Unklar bleibt ob es sich um eine rechtsfähige Stiftung bürgerlichen Rechts handeln soll und ob dann eine Gemeinnützigkeit beantragt wurde. Der Begriff „Stiftung“ ist nicht geschützt. Er kann einen nahezu beliebigen Zusammenschluss von Personen bezeichnen, der nicht einmal rechtsfähig sein muss, geschweige denn gemeinnützig. Im August 2020 erkundigte sich die Südwestpresse nach dem rechtlichen Status der Gruppe. Im Ergebnis zeigt sich dass weder der Deutsche Stiftungsrat noch die Berliner Stiftungsaufsicht eine „Stiftung Corona Ausschuss“ kennen. Eine Sprecherin des Berliner Justizsenats erklärte gegenüber der Südwest Presse:

„Entweder ist die Stiftung nicht rechtsfähig, oder ihr statuarischer Sitz ist nicht in Berlin; die angegebene Adresse wäre dann nur eine Geschäftsstelle.“

Auch bleibt unklar ob die Gruppe Spendenbescheinigungen ausstellen kann.

In Berlin existiert eine Firma SCA Investigative comittee UG, deren Geschäftsführer Ulrike Viviane Fischer und Reiner Füllmich sind. Eingetragen wurde diese Firma am 27. Mai 2022. Beteiligt ist auch die Ovis Callidus Natürliche Gesundheit UG von Fischer.

Im Eigenverständnis der Stiftung Corona-Ausschuss heisst es:

Zweck der Stiftung ist die Aufklärung des Hintergrundes und der Folgen der Corona-Maßnahmen der Bundes- und Landesregierungen sowie die Förderung wissenschaftlicher Studien auf diesem Gebiet.

Die Aktivitäten des SCA erwecken zudem den Anschein auch zur Anwerbung neuer Mandaten für die beteiligten Anwälte zu dienen.

Den Vorstand der SCA bilden Ulrike Viviane Fischer (alias Rike Feurstein), Reiner Füllmich, Stefan Hockertz und Stefan Homburg. Zum Beirat gehören Sucharit Bhakdi, Christof Kuhbandner, Hans-Joachim Maaz, Adelheid von Stösser[1] und Harald Walach. Unterstützung erhalte die Stiftung von Wolfgang Wodarg. Auch Gerald Hüther bekommt eine Stimme. Weitere Mitglieder sind Antonia Fischer, Andre Reiser und Justus P. Hoffmann. Vorstandsmitglied Hockertz verliess 2021 Deutschland. An seiner Wohnanschrift fand im Juni 2021 eine Hausdurchsuchung statt und seine Bankkonten wurden gesperrt. Hockertz wird vorgeworfen Steuerbetrug begangen zu haben. Gegen ihn soll ein Pfändungsbeschluss über 820.000 € erlassen worden sein. Im September 2022 wurde Reiner Füllmich von der Stiftung Corona-Ausschuss ausgeschlossen, wegen "Ungereimtheiten". Ursache waren offenbar widersprüchliche Angaben von Füllmich zur Verwendung von Spenden. Glaubt man kursierenden Gerüchten im Internet, so seien 2 bis 3 Millionen Euro an Spenden eingegangen, zu denen Füllmich Zugang hatte.

Interviews und so genannte Befragungen machte die Gruppe mit Ken Jebsen, Pasquale Mario Bacco, Stefan Hockertz, Hans-Joachim Maaz, Blogger Thomas Röper aus St. Petersburg, Virenleugner Stefan Lanka, Adelheid von Stösser, Biologielehrer und Wikipediagegner Markus Fiedler, Vera Lengsfeld, Gunnar Kaiser, Jimmy C. Gerum, Peter Capel, Harald Walach, Wolfgang Wodarg und weiteren Personen ausschliesslich aus dem Kreis der Gegner von Schutzmassnahmen. Zu den befragten "Experten" (zumeist Medizinlaien) gehören auch der Historiker Artur Aschmoneit (Projekt Corodok[2][3]). Am 11. Oktober 2020 verbreitete Aschmoneit die Falschmeldung, „dass Covid nicht gefährlicher als eine Grippe ist.“ Befragt werden zum medizinischen Thema COVID-19 auch der Ex-Fußballer Thomas Berthold oder der Publizist Hermann Ploppa, der 2020 auf einer Querdenken-Demonstration vor "geheimen Eliten", die „genetisch“ niedriger stünden, warnte. Die Gruppe verbreitete im Juli 2020 die Falschmeldung:

"Das Coronavirus-Geschehen ist in Deutschland nun fast gänzlich zum Erliegen gekommen."

Die Aktivitäten sollen von Berlin aus organisiert sein. Die Gruppe organisierte bislang Pressekonferenzen und schaltete Pressewerbung für ihre Anliegen. Videos der Sitzungen der Gruppe wurden bei Youtube hochgeladen. Die Videos werden von der Unternehmensgruppe OVALmedia produziert, die mit der Stiftung Corona Ausschuss sympathisiert. Im Oktober 2021 sperrte Youtube den Hauptkanal der Stiftung Corona-Ausschuss. Mehrfach wurden die Videos der Stiftung vom russischen Staatssender RT DE als scheinbar seriös zitiert und Werbung für die Videos findet sich bei "Club der klaren Worte" (CdkW) des Münchner Medienunternehmers Markus Langemann (Langemann Medien).

Die Stiftung selbst wurde auf Basis einer Petition von März 2020 auf Open Petition gegründet. Die Stiftung Corona Ausschuss ist nicht identisch mit der Gruppe Ausserparlamentarischer Corona Untersuchungsausschuss (ACU). Zu Verwirrung sorgt, dass die Stiftung Corona Ausschuss einen eigenen "Corona-Untersuchungsausschuss" organisiert (domain corona-ausschuss.de), der aber nicht identisch ist mit dem "Ausserparlamentarischen Corona Untersuchungsausschuss" ACU mit Internetdomain acu2020.org. Nach Angaben von Aktivisten der Stiftung arbeite man nicht mit dem ACU zusammen.

Die COVID-19 - Massnahmen der Bundesregierung werden im SCA mit dem Holocaust verglichen. Was von der Bundesregierung geplant sei, erinnert Reiner Fuellmich an die Verbrechen der Nazizeit. Füllmich: "Es ist schlimmer"

Aktivistin Viviane Fischer und Webseite 2020news

Eigentliche Initiatorin ist Ulrike Viviane Fischer, Anwältin und Hutmacherin (Rike Feurstein) in Berlin. Die Gründer sind Medizinlaien. Viviane Fischer ist die Anwältin von Jens Wernicke, der Betreiber des Querfront-Portals Rubikon ist. Fischer wird im Impressum der Webseite 2020news genannt, die Teil der Kampagnen der sogenannten Querdenker-Bewegung ist und Artikel verbreitet, welche im Einklang mit den Positionen der Stiftung Corona Ausschuss stehen. Sie ist mit Reiner Füllmich Mitinhaberin der Firma 2020news UG. Beide betreiben auch die Firma SCA Investigative comittee UG mit Sitz in Berlin. Der russische Staatssender RT Deutsch berief sich wiederum auf 2020news. Viviane Fischer teilte mit, dass ein "Journalist Erik R. F." (gemeint ist Erik R. Fisch, siehe Rubikon) für 2020news.de" tätig sei. Artikelüberschriften bei 2020news heissen beispielsweise Riesenskandal aufgedeckt: Covid-19-Impfung zerstört unser Immunsystem nachhaltig des Impfgegners Joseph Mercola, einem Anhänger der Germanischen Neuen Medizin nach Hamer. In diesem Artikel wird die Falschinformation verbreitet, Coronavirus-Impfstoffen würden zur Bildung von „antikörperabhängigen Verstärkungen“ (ADE) führen. Im Artikeltext findet sich kein konkreter Zusammenhang mit den zugelassenen Coronavirus-Impfstoffen. Der Artikel "Risiko Impfstoff – immer mehr Tote?" stammt ursprünglich von der Impfgegner-Gruppierung Children’s Health Defence von Robert Kennedy jr. Der MDR berichtete über eine Emailkampagne von Viviane Fischer im Dezember 2020 die an Pflegeeinrichtungen gerichtet war. Laut MDR handelte es sich um eine "perfide" Mail-Kampagne, vor der das zuständige Gesundheitsministerium Thüringen warnte. In einem "bedrohlichen Stil" seien von der Anwältin Fischer Schreiben gespickt mit "Falschaussagen" und "Halbwahrheiten" und "Drohungen" zum Thema Impfungen gegen das Coronavirus verschickt worden. Auch Drohungen richtet die Verfasserin an die Heime. Im Betreff der Emails hiess es: "Ordnungsgemässe Impfaufklärung – Anfrage" [Rechtschreibfehler im Original]. Die Rede war spekulativ von "Langzeitfolgen und Komplikationen" hervorgerufen durch Impfungen gegen das Coronavirus. Die Folge der Impfungen seien etwa "Gesichtslähmungen" oder "Unfruchtbarkeit". Ein "Journalist" namens Erik R. F. (Autor bei Rubikon) habe sie mit den "Anfragen" dazu beauftragt. Auf Anfrage teilt ein Sprecher des Gesundheitsministeriums mit: "Mit derartigen E-Mails sollen offensichtlich die Einrichtungen, das dortige Personal und auch die Bewohnenden sowie deren Betreuer verunsichert werden, damit sie sich gegen eine Impfung entscheiden. Der Ursprung der Mails wird bei Coronaleugnern und sogenannten 'Querdenkern' vermutet." Am 6. Januar verschickte auch das Gesundheitsministerium eine "Mitteilung an alle Thüringer Pflegeeinrichtungen. Darin wird dringend darum gebeten, derartige Mails nicht zu beantworten." Ein Sprecher des Thüringer Gesundheitsministeriums teilte mit: "Die Mail enthält bezüglich des Impfstoffs größtenteils Falschaussagen und aus dem Zusammenhang gerissene Halbwahrheiten. Zudem wird den Einrichtungen gedroht, sie öffentlich an den Pranger zu stellen, wenn die in der Mail enthaltenen fehlerhaften Informationen nicht den Bewohnerinnen und Bewohnern zur Verfügung gestellt werden." Es handele sich "somit um einen weiteren perfiden Versuch, den Kampf gegen das Virus und die Rettung von Menschenleben bewusst zu sabotieren".[4]

Rezeption

Bis auf Ausnahmen blieb den Aktivitäten der Gruppe in den Medien eine Rezeption versagt. Laut der deutschen Die Tageszeitung (taz) verbreite der Stiftung Corona-Ausschuss teilweise Falschinformationen zur COVID-19-Pandemie.[5][6] Der MDR berichtete über eine Emailkampagne von Viviane Fischer im Dezember 2020 die an Pflegeeinrichtungen gerichtet war. Laut MDR handelte es sich um eine "perfide" Mail-Kampagne, vor der das zuständige Gesundheitsministerium Thüringen warnte. In einem "bedrohlichen Stil" seien von der Anwältin Fischer Schreiben gespickt mit "Falschaussagen" und "Halbwahrheiten" und "Drohungen" zum Thema Impfungen gegen das Coronavirus verschickt worden.[7]

Im Dezember 2021 veröffentlichte die Wochenzeitschrift "Focus" einen Artikel zur Stifung Corona Ausschuss mit dem Titel "Lebende Kraken im Impfstoff": Hier entsteht Deutschlands wirrste Corona-Propaganda"[8]. Darin heisst es von Autor Ulf Lüdeke:

In Berlin entsteht Deutschlands wirrste Covid-Propaganda In Berliner Wohnung..[..]..Seit mehr als einem Jahr verbreiten Verschwörungstheoretiker von der Stiftung „Corona-Ausschuss“ in Berlin über einen Youtube-Kanal stundenlang Hetze und Lügen über die Pandemie..[..]..Seit mehr als einem Jahr versammelt sich einmal in der Woche ein kleiner Trupp in einer Wohnung in Berlin-Moabit mitten im Herzen der Hauptstadt. Eine Handvoll Herrschaften nimmt an einem Tisch vor einer Kamera Platz, moderiert, lässt zugeschaltete Gäste auch aus dem Ausland sprechen. Die Kamera wird geführt von einer Firma, die auch für ARD, ZDF, Arte und 3sat produziert hat. Vier, fünf Stunden dauern die Sitzungen, die per Livestream bei Youtube übertragen werden. Themen: die Leugnung der Coronagefahr und Verschwörungstheorien gegen das Impfen. Allerdings nicht die Kritik daran, sondern das Verbreiten der wirren Thesen.
Wer einen Blick auf die Videos der „Stiftung Corona-Ausschuss“ wirft, die bei Youtube knapp 80.000 Abonnenten haben, traut ob all der Hetze und hanebüchener Theorien, die dort verbreitet werden, Augen und Ohren nicht.
In der neuesten Sitzung, die knapp sechs Stunden dauert, behauptet beispielsweise ein israelischer Ingenieur, dass die Krankenhäuser voll seien von Patienten, die durch angebliche Nebenwirkungen der Impfung an Krankheiten wie Krebs, Gehirnblutungen, Herzanfällen oder „multiplem Organversagen“ litten oder gestorben sei. Der Mann spricht von einem „Genozid“ und wirft der israelischen Regierung einen Holocaust am eigenen Volk vor. Ein weiterer Gast faselt davon, dass im Impfstoff „lebendige Kraken“ wären, die den Menschen mit den Impfstoffen injiziert würden. Ein anderer warnt, dass Impfunwillige in „Konzentrationslager“ gepfercht und Kinder „totgespritzt“ würden. Und ein britischer Bestatter bezeichnet das Impfen gegen das Coronavirus ebenfalls als „Völkermord“.
Auch der Kanzlerkandidat der Partei "Die Basis" tritt als Moderator auf Die führenden Köpfe des „Corona-Ausschusses“ und Moderatoren der Sendung nehmen all diese wirren Wortmeldungen komplett unwidersprochen hin. Die 72. Folge wurde moderiert von Viviane Fischer – einer Anwältin, die in Berlin auch als Hutmacherin Rike Feurstein bekannt ist – sowie Reiner Füllmich, einem Verbraucherschutzanwalt..[..]..Auch die Ausschussmitglieder selbst lassen es nicht mangeln an kruden Horror-Theorien und Prophezeiungen zur Corona-Impfkampagne – die jedoch nicht eintreten. So behauptete Füllmich, der gern von „toxischen Impfstoffen“ spricht, Anfang des Jahres in einem aufgezeichneten Videocall, dass an den Nebenwirkungen der Impfungen in Deutschland 25 Prozent der Menschen sterben könnten und 36 Prozent unter schweren Nebenwirkungen zu leiden hätten – „und man weiß einfach nicht, ob sie es schaffen“. Das seien Dinge, meinte der Anwalt, die man „nicht in Worte fassen“ könne – um es dann doch zu tun. Denn für ihn sei die Impfkampagne der Bundesregierung schlicht eine „organisierte Massentötung“. In einer früheren Ausgabe der Sitzung verharmloste Füllmich sogar den Holocaust – dokumentiert auf dem fünf Stunden dauernden Video der 44. Sitzung des "Corona-Ausschusses", die den Titel „Die Wurzeln des Übels“ trägt.
Wegen der Produktion der „Corona-Ausschuss“-Videos gerät auch immer stärker die Berliner TV-Produktionsfirma „Ovalmedia“ in die Kritik. Das Unternehmen, das seinen Sitz am Prenzlauer Berg hat, produziert die Videos nicht nur. Geschäftsführer Robert Cibis hatte sich schon bei einer der früheren Sendungen offen als Unterstützer der Arbeit des Ausschusses geoutet. Zudem stellt er seine Kontonummer für Spenden für die Stiftung zur Verfügung, die während der Sendung mehrfach eingeblendet wird. Nach Recherchen des „Tagesspiegel“ habe die Firma für ihren eigenen Youtube-Kanal schon mehrfach Verwarnungen erhalten. Zudem habe eine bekannte Genossenschaftsbank Ovalmedia inzwischen das Firmenkonto gekündigt.

Eine positive Rezeption erfuhr die Stiftung Corona Ausschuss durch die deutschsprachigen Ableger der russischen Staatssender (RT Deutsch und Sputnik), sowie beim Blog Rubikon. Insbesondere RT Deutsch verschwieg jedoch im Zusammenhang mit der Berichterstattung über den "Corona Ausschuss" allerdings, daß in nahezu allen russischen Großstädten wegen des Coronavirus Ausgangssperren verordnet wurden.[9]

ähnliche Organisationen und Aktionen

Siehe Artikel Liste von Organisationen und Parteien gegen staatliche Schutzmassnahmen gegen die Coronaviruspandemie 2020.

Galerie

Weblinks

  • corona-ausschuss.de

Quellennachweise