Webseite in deutscher Sprache (Bild von Juni 2018)

Katehon ist eine russische rechtspopulistisch-fundamentalchristliche Denkfabrik (think tank) des russischen Milliardärs und Oligarchen Konstantin Walerjewitsch Malofejew (auch Konstantin Malofeev geschrieben, Betreiber von Zargrad TV). Offizieller Sitz ist Moskau[1], Chefradakteur ist Leonid Savin. Herausgegeben wird die eigene Zeitschrift Katehon. Der Name Katehon bezieht sich auf einen angestrebten Widerstand gegen den "Antichristen" (gemeint ist der christliche Teufel) und eine Machtübernahme durch ein imaginäres "Reich des Bösen". In einem erweiterten Sinne engagiert sich Katehon in diffuser Weise gegen einen vermeintlichen Materialismus sowie Bestrebungen einer "Globalisierung" in der Welt. Das Projekt steht sowohl Überzeugungen des aktuellen russischen Staatspräsidenten Putin, des russischen Rechts-Gnostikers Alexander Geljewitsch Dugin (geb. 1962) und der russischen orthodoxen Kirche nahe. Eigene Botschaften werden in verschiedenen europäischen Sprachen und auch auf arabisch veröffentlicht. In russischer Sprache scheinen keine Artikel verbreitet zu werden.

Die Webseite richtet sich in mehreren Sprachen vornehmlich an ein europäisches Publikum, nach Einschätzung des amerikanischen Außenministeriums wurde Katehon gegründet, um unter dem Anschein einer Denkfabrik Verschwörungstheorien zu verbreiten.[2] Stark antiwestlich orientiert, plädiert Katehon offiziell für eine multipolare Welt, in der verschiedene Machtzentren in einem auszutarierenden Verhältnis gemäß ihrer kulturellen und religiösen Identitäten interagieren sollen.[3] Während die englischsprachige Version von Katehon fast täglich neue Artikel im Internet veröffentlicht, erfolgte ab 2017 keine Aktualisierung der deutschsprachigen Webseiten. Die Webseiten ähneln vom Layout her stark den Seiten von geopolitica.ru. Katehon ist mit dem Isborsk-Club assoziiert.

Die New York Times warf Katehon 2016 vor, propagandistisch in den amerikanischen Wahlkampf zu Gunsten von Donald Trump eingegriffen zu haben, indem Verschwörungstheorien gegen die Gegenkandidatin Hillary Clinton (“Bloody Hillary: 5 Mysterious Murders Linked to Clinton”) verbreitet wurden.[4] Zu den typischen verbreiteten Verschwörungstheorien gehört beispielsweise die im Juli 2017 geäußerte Behauptung, dass es in den USA einen Putsch gegeben und der US-Kongress sowohl gegenüber Russland als auch gegenüber der EU einen Handelskrieg erklärt habe.

Der Name Katehon (auch Katekhon, deutsch: Katechon) wird auf den Apostel Paulus bezogen, 2. Kapitel des 2. Briefs an die Tessalonicher, Verse 6-7. Der deutsche Begriff des Katechon (gr. ὁ Κατέχων, τὸ Κατέχον Katéchon) bezeichnet in der katholischen Theologie eine eher ungebräuchliche argumentative Figur eines "Aufhalters des Antichristen".[5] Über die Bedeutung dieses Begriffs (unter anderem zur Zeit des russischen Bürgerkriegs) informiert der entsprechende russischsprachige Artikel der Wikipedia.[6]

Katehon Aufsichtsrat

Mitglieder des Aufsichtsrates von Katehon sind:

  • Konstantin Malofejew (Präsident)
  • Sergei Glasjew (Mitglied des Isborsk-Klubs)
  • Leonid Reschetnikow (ehemaliger Generalleutnant des russischen Auslandsnachrichtendienstes SWR)[7]
  • Alexandr Makarov (ehemaliger Generalleutnant des russischen Inlandsnachrichtendienstes FSB)
  • Andrei Klimow Mitglied des russischen Föderationsrates]])[8]
  • Zurab Chavchavadze (Prince Zurab)[9]

Einflussnahme im deutschsprachigen Raum

Im deutschsprachigen Raum wurden Katehon-Artikel beispielsweise vom Kla tv des Schweizer Sektenführers Ivo Sasek sowie von Querdenken TV von Michael Vogt unkritisch zitiert, übernommen und weiterverbreitet.

Verbreitung von Verschwörungstheorien

Auf der Webseite von Katehon werden verschiedene Verschwörungstheorien und Falschinformationen verbreitet. So wurde u.a. behauptet, dass Papst Franziskus für George Soros und eine globale zionistische Verschwörung arbeite, dass die EU nationalsozialistische Wurzeln habe, dass das Corona-Virus eine Biowaffe sei und wahlweise von den Franzosen oder den Amerikanern entwickelt wurde, dass das Virus entwickelt worden sei, um die chinesische Industrieproduktion zu stören, dass Impfungen nach wissenschaftlichen Erkenntnissen unwirksam seien, die Familie Rothschild alle wichtigen westlichen Medien kontrolliere und den Holocaust initiiert habe, um einen jüdischen Nationalstaat zu gründen, Grigori Rasputin von Zionisten und Engländern getötet worden sei und dass der Brand der Pariser Kathedrale Notre-Dame auf ein satanistisches Ritual zurückgehe.[10]

Autoren und Quellen

Katehon gibt eine Liste der eigenen Autoren und von Quellen heraus. Von diesen wurden Artikel übernommen. Die explizite Nennung der Autorennamen deutet darauf hin, dass die jeweiligen Autoren der Veröffentlichung ihrer Texte zugestimmt haben. Zu nennen sind beispielsweise:

Konstantin Walerjewitsch Malofejew

Malofejew gilt in Russland mit seinem Privatvermögen von rund 2 Milliarden US-Dollar als typischer Putin-naher Oligarch. Sich selbst bezeichnet Malofejew als „orthodoxen Monarchisten“, der Russland als „Rechtsnachfolger des russischen Imperiums“ sieht und aus diesem Grunde das Zarentum wiederbeleben will. Er ist Betreiber des TV-Senders Tsargrad TV und Gründer und Geschäftsführer des internationalen Investmentfonds Marshall Capital Partners, der unter anderem eine 10,7-prozentige Beteiligung an Rostelekom hält. Er ist Mitglied der Organisation „Liga der Internetsicherheit“ (Лига безопасного интернета), von der die staatliche russische Medienaufsicht Roskomnadsor Software und Internetfilter für die russische Internetzensur bezieht. Malofejew wirkt an der Erstellung so genannter schwarzer Listen für Internetseiten mit. Er ist auch Vorstandsvorsitzender der Stiftung St. Basilius der Große und engagiert sich ferner gegen eine vermeintliche westliche "Homosexuellenpropaganda" sowie die Abtreibung.

Malofejew ist nach Angaben der Europäischen Union Mitarbeiter des russischen Militärgeheimdienstes GRU und unterstützt und finanziert, nach Informationen des ukrainischen Innenministeriums, die Separatisten in der Ostukraine. Malofejew ist Anhänger einer „neurussischen“ Expansion, die einen Anschluss großer Teile der Ukraine an Russland anstrebt und das Zarenreich als Bezugspunkt nimmt. „Neurussland“ sei ein „sakraler Krieg“ und nur mit Wladimir Putin realisierbar. Verbindungen existieren zu rechtsgerichteten und/oder populistischen Parteien und Bewegungen in Europa. Zu nennen sind die französische Partei Front National (Le Pen), die deutsche AfD und die FPÖ. Auf Einladung von Malofejews Stiftung reiste der deutsche AfD-Politiker Alexander Gauland 2015 nach Sankt Petersburg.

Weblinks


Quellennachweise


  1. Katehon, Verskaya str. 7, RU 125375 Moskau, Russland. Tel. + 7 (499) 271 10 15
  2. Katehon in: GEC Special Report: Pillars of Russia’s Disinformation and Propaganda Ecosystem, Seiten 55 - 60, Washington, August 2020, (PDF-Datei; 11,3 MB
  3. Heather A. Conley, The Kremlin playbook : understanding Russian influence in Central and Eastern Europe, Lanham 2016, Seiten=18
  4. ..“Some of those attacks found a home on Russian websites such as the one for Katehon, a right-wing Christian think tank aligned with Mr. Putin. Katehon recirculated anti-Clinton conspiracies under headlines like “Bloody Hillary: 5 Mysterious Murders Linked to Clinton”..
  5. https://de.wikipedia.org/wiki/Katechon
  6. https://ru.wikipedia.org/wiki/%D0%9A%D0%B0%D1%82%D0%B5%D1%85%D0%BE%D0%BD
  7. https://www.state.gov/wp-content/uploads/2020/08/Pillars-of-Russia%E2%80%99s-Disinformation-and-Propaganda-Ecosystem_08-04-20.pdf Pillars of Russia’s Disinformation and Propaganda Ecosystem], August 2020, U.S. Department of State
  8. Andrey Klimov, abgerufen am 3. Juni 2022.
  9. The October Revolution did not come unexpectedly, Interview mit Prinz Zurab Mikhailovich Chavchavadze aus dem Jahr 2015, abgerufen am 13. Mai 2022.
  10. https://www.state.gov/russias-pillars-of-disinformation-and-propaganda-report/ |titel=GEC Special Report: Russia's Pillars of Disinformation and Propaganda, United States Department of State
  11. Artikel "Wo deutsche Luftwaffe an US-Atomwaffen trainiert wird", 29.04.2015
  12. "Scharfe Kritik an Massenabtreibung bei 'Mehrlingsreduktion' " 25.04.2015
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