Sputnik News Agency
Sputnik News Agency (SNA News, Sputnik, Sputniknews, kurz SNA) ist ein Nachrichtenportal, das 2014 vom staatlichen russischen Medienunternehmen Rossija Sewodnja gegründet wurde. Sein Name ist der russisch-internationalen Zeitschrift Sputnik entlehnt, die sich als publizistisches Sprachrohr der ehemaligen Sowjetunion verstand.
SNA gab 2015 an, Redaktionen an 130 Standorten in 34 Ländern zu haben und in 30 Sprachen zu senden.[4][5]
Inhalte der Sputnik News Agency werden seit Februar 2015 auch in deutscher Sprache über den privaten Sender Megaradio SNA verbreitet.[6] Laut Medienberichten wird über diesen Sender "AFD-freundliche" PR betrieben.[7] Da Megaradio SNA für die Ausstrahlung von Sputniknews-Beiträgen eine Bezahlung erhält, handelt es sich um einen deutschen Privatsender, der teilweise mit Geldern der russischen Regierung finanziert wird. Das deutsche Bundesamt für Verfassungsschutz beobachtet die Inhalte von Sputnik bezüglich Propaganda und Beeinflussung der deutschen Öffentlichkeit. Dies geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der FDP hervor. Darin heißt es:
- „Die Angebote von RT Deutsch und Sputniknews sowie des Medienoutlets redfish und die Nachrichtenagentur Ruptly als Tochterunternehmen von RT werden durch das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) unter dem Gesichtspunkt der russischen Einflussnahme anlassbezogen ausgewertet.“
Nach eigener Auskunft vom 18. November 2020 sei der SNA Deutschland-Kanal bei der privaten Firma Youtube für das Hochladen neuer Videos für eine Woche gesperrt worden.[8] Beiträge con SNA Deutschland werden auch von der Berliner Firma Sound Cloud[9] übertragen.
Hinweis: Sputniknews sind nicht mit dem öffentlich-rechtlich finanzierten Sender Sputnik des MDR[10] zu verwechseln.
Geschichte
Sputnik ist seit dem 10. November 2014 im Netz und publiziert Beiträge in 30 Sprachen. Sputnik übernahm unter anderem die Mitarbeiter der Nachrichtenagentur RIA Novosti und des ehemaligen Auslandsrundfunks Stimme Russlands, dessen Programm kurzzeitig unter dem Sendenamen Radio Sputnik firmierte.
Auf seiner deutschsprachigen Seite wirbt das Portal mit der Aussage: „Sputnik berichtet über das, worüber andere schweigen.“[4] Diese Aussage ist auch bei RT Deutsch zu finden, einem ebenfalls vom russischen Staat finanzierten Nachrichtenportal in deutscher Sprache. (siehe auch RT). Zu Beginn fehlte bei Sputnik ein Hinweis auf den Eigentümer.[11] Mittlerweile wird im Impressum die „Internationale Nachrichtenagentur Rossiya Segodnya“ als verantwortlicher Diensteanbieter genannt, „vertreten durch den Generaldirektor Dmitry Kiselev“.[12]
Nach Angaben der Süddeutschen Zeitung kontaktierte Sputnik Mitte 2015 deutsche Sender mit dem Wunsch, Sendezeit zu erwerben. In dem Schreiben, das von Sputniknews als echt bestätigt worden sei, hieß es, Sputnik wolle „die Zuhörerschaft in Deutschland erweitern“ und biete „alternative Nachrichteninhalte zum Weltgeschehen“. Ein deutscher Sender (Stand: 2. September 2015) habe die Sputnik-Inhalte übernommen: Mega Radio SNA.[13][14]
Ausrichtung und Kritik
Kritiker werfen Sputnik vor, es sei gegründet worden mit dem Ziel, „Gegenpropaganda“ zu betreiben.[15] Generaldirektor Dmitri Kisseljow bestätigte 2014 die politische Ausrichtung des Dienstes.[15] Im gleichen Jahr sprach der Hörfunkkorrespondent für das ARD-Studio Moskau, Markus Sambale, anlässlich der Vorstellung des Mediendienstes Sputnik von einem Informationskrieg, in dem Putin sich mit dem Westen sehe und den er mit der Pressefreiheit widersprechenden Mitteln führe.[16] Julian Hans schrieb in der Süddeutschen Zeitung, Sputnik sei ein neuer Versuch, russische Staatspropaganda in Deutschland zu verbreiten.[13]
Sputnik wird - wie RT Deutsch - im Verfassungsschutzbericht 2018 erwähnt. Dort heisst es:
- ..Versuche politischer Einflussnahme
Jenseits seiner Spionageinteressen ist Russland bestrebt, die politische und öffentliche Meinung in Deutschland zu seinen Gunsten zu beeinflussen. Bei deutschen Gesprächspartnern vertreten Angehörige der russischen Dienste offensiv Positionen des Kremls, werben um Verständnis für die russische Politik und versuchen, ihr Gegenüber als Multiplikator zur Verbreitung russlandfreundlicher Sichtweisen und Narrative zu gewinnen.
Propaganda und Desinformation
Daneben verbreiten Akteure der Russischen Föderation wie auch in den vergangenen Jahren auf vielfältigen Wegen pro-russische Propaganda und Desinformation. Wichtige Werkzeuge sind dabei – oft unter Nutzung von Social Bots und Fake-Profilen – soziale Netzwerke, staatlich geförderte und private Institute (z.B. Thinktanks), einzelne eigenständig agierende Einflussakteure und russische Staatsmedien. Weltweit sendende TV-, Radio- und Internetkanäle betreiben gezielt Propaganda und Desinformation. Dabei kann nicht ausgeschlossen werden, dass derartige „Meinungsäußerungen“ durch staatliche russische Stellen initiiert werden. Sie suggerieren beispielsweise einen politischen oder gesellschaftlichen Niedergang Deutschlands durch die große Zahl von Flüchtlingen. Die Verhältnisse in Russland werden dagegen geschönt dargestellt und die Ursachen für wirtschaftliche und soziale Einschnitte in Russland allein den westlichen Regierungen angelastet. Gleichzeitig wird das Narrativ verbreitet, dass von den USA sowie der NATO eine Bedrohung des vermeintlich friedfertigen Russlands ausgehe. Derartige Desinformations- und Propaganda-Kampagnen zielen nicht zuletzt auf die Schwächung der Position der Bundesregierung und ihrer Rolle als Befürworterin einer Verlängerung der EU-Sanktionen gegen Russland. Auch das russische Medienangebot in Deutschland wird durch den russischen Staat gefördert und ausgebaut. Staatliche Unternehmen werden als scheinbar unabhängige Medien getarnt, um die Zugehörigkeit zum russischen Staat zu verschleiern und die Öffentlichkeit auf subtile Weise zu beeinflussen. Die wichtigsten Akteure sind dabei der Internet-Sender RT Deutsch sowie die Nachrichtenagentur Sputnik. Nachdem die britischen Behörden zwei russische Staatsbürger verdächtigten, den am 4. März 2018 in Salisbury (Großbritannien) verübten Giftanschlag mit einer Chemiewaffe aus der Stoffgruppe der Nowitschoks auf den ehemaligen russischen Geheimdienstangehörigen Sergej Skripal und dessen Tochter im Regierungsauftrag verübt zu haben, beteiligten sich RT Deutsch und Sputnik an einer internationalen russischen Kampagne, mit der vom Verdacht abgelenkt beziehungsweise Zweifel gesät werden sollten..[17]
Im Fall Lisa, bei dem im Januar 2016 von einer vermeintlichen Vergewaltigung einer russlandstämmigen Schülerin durch Migranten in Berlin berichtet wurde,[18] war Sputnik federführend in der Verbreitung irreführender und unsubstantiierter Berichte, die zu beträchtlicher Unruhe unter Russlanddeutschen geführt hatten und zu einer Kritik der deutschen Regierung durch den russischen Außenminister führten; die Nachricht wurde in der Folge von rechtsextremen Kreisen aufgegriffen. Der Direktor der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen, Hubertus Knabe, sagte in diesem Zusammenhang, seit der Gründung des Nachrichtenportals Sputnik im Jahr 2014 gebe es eine massive Propaganda mit häufig ausländerfeindlicher und rechtsradikaler Ausrichtung; die sozialen Medien würden vom Kreml systematisch zur Stimmungsmache genutzt.[19]
Auch im Falle des EU-Austritt des Vereinigten Königreichs hätten Sputnik und Russia Today beispielsweise diesen in ihrer Berichterstattung systematisch unterstützt.[20][21] Eine Analyse der Anfang Februar 2016 auf Sputniknews.com erschienenen Berichte über das geplante EU-Referendum zeigte eine systematische Bevorzugung der „Out“-Position. Befürworter des EU-Austritts wurden doppelt so häufig zitiert wie Gegner, ihre Stellungnahmen wurden auffälliger positioniert (z. B. in der Überschrift) und ihnen wurde in den Artikeln mehr Raum eingeräumt. Warnungen, der EU-Austritt könne sich negativ auf die Wirtschaft auswirken, wurden durch redaktionelle Kommentare u. a. als „Panikmache“ bezeichnet. Texte enthielten Wertungen und Pejorativa, etwa die Behauptung, David Cameron suche „verzweifelt“ nach einer Einigung mit EU-Vertretern oder der ausgehandelte Kompromiss im Februar bedeute für Cameron einen „ernsthaften Schritt abwärts“.[22]
In einer im August 2016 veröffentlichten Studie des unabhängigen US-amerikanischen Forschungsinstituts Center for European Policy Analysis über den Einfluss des Sputnik in Ost- und Zentraleuropa wird dessen Vorgehensweise als „einseitige Feindseligkeit gegenüber dem Mainstream“ beschrieben. Sputnik gewähre den Protest-, Anti-Establishment- und pro-russischen Abgeordneten in diesen Ländern eine überproportionale Berichterstattung; dies sei systematisch und selbst wenn es sich um Mainstream-Politiker handele, werden nur deren Kommentare gewählt, die der breiteren Darstellung eines korrupten, dekadenten und russophobischen Westens entsprächen.[23]
Autoren
Zu den zahlreichen Autoren und Gastautoren gehören: Valentin Raskatov, Tilo Gräser, Andrej Iwanowski, Karin Kneissl, Marcel Joppa, Liudmila Kotlyarova, Beata Arnold, Paul Linke, Bolle Selke, Alexander Boos, Iwan Danilow, Ilona Pfeffer, Natalja Dembinskaja, Nikolai Protopopow, Nikolaj Jolkin, Holger Michael, Karin Leukefeld, Irina Alksnis, Maxim Rubtschenko, Armin Siebert, Tamta Agumava, Willy Wimmer, Rüdiger Rauls, Uli Gellermann, Andreas Peter, Joachim Guilliard, Alfia Jenikejewa, Viktor Marachowski, Brankica Ristic, Alberto García Palomo, Karl-Jürgen Müller, Vitaly Podvitskiy, Dmitri Kornejew, Uwe Markus, Aleksander Kwaśniewski, Nikita Gerassimow, Ernst Wolff, Leo Ensel, Philip Klinkmüller, Madeleine Schmich, Philipp Laiko, Egor Belikow, Anna Simonenko, Alexandra Konkina, Sascha Konkina, Alexey Imaev, Walerija Filippowa, Hubert Thielicke, Gregor Schirmer, Alexander Neu, Raymond Adam und Johann Scholz.
Verbreitung von Fake News und Verschwörungstheorien
Am 27. Februar 2022, drei Tage nach dem russischen Überfall auf die Ukraine wurde den Lesern von Sputnik folgende Fake-News-Erzählung zum lange vorher geplanten Überfall präsentiert:
- ..In den letzten Wochen war die Situation im Donbass eskaliert. Kiew hatte einen großen Teil seiner Armee an der Kontaktlinie konzentriert und den Beschuss der Republiken Donezk und Lugansk intensiviert, wobei es die durch die Minsker Vereinbarungen verbotene Ausrüstung einsetzte. Angesichts der drohenden Invasion durch die Ukraine begann man die Evakuierung von Frauen, Kindern und älteren Menschen in russische Regionen. In den Republiken wurde eine allgemeine Mobilmachung erklärt. Am 19. Februar baten sie Russland, ihre Unabhängigkeit anzuerkennen.
Am Donnerstag, dem 24. Februar, hatte der russische Präsident Wladimir Putin eine militärische Operation im Donbass angekündigt. Er versicherte, dass Moskaus Pläne nicht die Besetzung der Ukraine beinhalten würden, sondern nur deren Entmilitarisierung und Entnazifizierung. Der Staatschef erklärte, die Operation diene dem Schutz der Einwohner der Republiken Donezk und Lugansk, die seit acht Jahren einem Völkermord ausgesetzt seien...[28]
Am 14. April 2018 meldete Sputnik auf der Frontseite der eigenen Webseite: Lawrow: Skripal-Gift durch Schweizer Labor als BZ aus Nato-Arsenal identifiziert. Wörtlich hieß es:
- ...Nach dem Anschlag in Salisbury haben Schweizer Spezialisten nach Angaben des russischen Außenministers Sergej Lawrow den gegen den Ex-Spion Sergej Skripal und dessen Tochter Julia eingesetzten Giftstoff als BZ identifiziert. Diese Substanz sei nie in Russland hergestellt worden, sagte Lawrow am Samstag. Nach seinen Worten hat das Labor Spiez (amtlich: Schweizerisches Institut für ABC-Schutz) Proben untersucht, die die Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW) am Anschlagsort in Salisbury genommen hatte..[29]
Diese falsche Angabe war auf eine Untersuchung des Schweizer "Labor Spiez" bezogen, ein international anerkanntes Labor, welches als Verifikationslabor für chemische Kampfstoffe Untersuchungen auch für die Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW) durchführt. Im März 2018 hatte dieses Labor aus England stammende Proben zum Attentat auf Sergei Skripal untersucht, und bestätigt, dass der verwendete Kampfstoff Nowitschok zum Einsatz kam. Diese Angabe findet sich auch auf der Webseite des Labor Spiez.[30]
Auch der russische Staatssender RT Deutsch verbreitete die Falschangabe, dass der verwendete Kampfstoff nicht Nowitschok gewesen sei, und zwar 12 Minuten später. Die Falschmeldung wurde auch ungeprüft von Alex Jones (infowars), Christoph Hörstel, Epoch Times, sott.net und das Voltaire Network (Réseau Voltaire / Voltairenet) von Thierry Meyssan weiterverbreitet. Wie allen Beteiligten aber bekannt war, werden zu untersuchenden Proben auch zwei nicht unterscheidbare Kontrollproben beigelegt, die mit untersucht werden. Damit soll eine Verblindung der Labore gewährleistet werden. In einer der Kontrollproben wurde auch die Substanz BZ (in Russland: "Substanz 78") zur Mituntersuchung weitergegeben. Das OPCW musste explizit die aus Russland stammende Falschmeldung richtigstellen.[31]
Am 8. April 2017 verbreitete Sputnik über das Internet einen Artikel mit dem Titel "Schwedische Ärzte: Weißhelme töten Kinder für Fake-VIDEO der Giftgas-Attacke (18+)". In ihrem Artikel behauptet Sputnik, dass die Opfer eines Sarin-Giftgasangriffs der syrischen Luftwaffe im syrischen Chan Schaichun (Khan Shaykhun) mit 83 Todesopfern (darunter 28 Kinder) in Wirklichkeit von sogenannten "Weißhelmen" umgebracht worden seien, obwohl eine unabhängige Untersuchungskommission der UNO im September 2017 die Verantwortung für den Giftgasangriff der syrischen Armee zuweist, die das Giftgas Sarin einsetzte.[32] Sputnik will mit diesem Artikel offenbar vom Bombenangriff ablenken. Sputnik berief sich einzig und allein auf den Blog Veterans Today des amerikanischen Antisemiten und Holocaustleugner Gordon Duff. Zitat Sputnik:
- "Die Experten stellten dem Magazin zufolge fest, dass das in dem Video zu sehende Kind unter Opiat-Einfluss stand und später an einer Überdosis starb. Keines der Kinder schien demnach ein echtes Opfer einer Giftgas-Attacke zu sein. Es sei eine gezielte Tötung unter dem Vorwand einer ärztlichen Behandlung gewesen, schreibt „Veterans Today“."
Eine Anfrage von Sputnik an die schwedische Ärzteorganisation SWEDHR unterblieb. Die journalistische Praxis mindestens zwei unabhängige Quellen zu befragen unterblieb, und den Autoren fiel die fehlende Seriosität des Veterans Today Blogs angeblich nicht auf. Veterans Today löschte inzwischen kommentarlos den Artikel, Sputnik verlinkte auf eine Archivversion. Über Facebook und Twitter dementierte die in Schweden weitgehend unbekannte Organisation "Swedish Doctors for Human Rights" SWEDHR (Leiter: Marcello Ferrada de Noli) umgehend die Behauptung von Duff. Auf den Kommentarseiten von Sputnik überschlugen sich die Kommentare in ihrer Empörung über die grausamen Weißhelme.
Während Sputnik International sich später für die fake news entschuldigte, unterblieb dies für den deutschsprachigen Sputnik-Webauftritt. Veterans Today löschte inzwischen kommentarlos den Artikel. Der Artikel wurde jedoch im deutschsprachigen Raum von rechtsgerichteten Blogs, vom Blauer Bote Magazin und KENFM von Ken Jebsen ("Der Kindermord-Skandal"[33]) weiterverbreitet. Auch Sputnik berief sich auch Veterans Today und verlinkte auf eine Archivversion des Artikels.
Die Zeitung Dagens Nyheter befasste sich am 22. April 2017 eingehender mit der Organisation SWEDHR. Die Organisation wurde 2015 gegründet und wird häufig von russischen Medien und von RT und Sputnik interviewt. Hinter der Gruppe stehen hauptsächlich zwei Personen: Marcello Ferrada de Noli und Anders Romelsjö.
Während der zweiten Runde und Stichwahl der französischen Präsidentschaftswahlen im Mai 2017 ergriff Sputnik Partei für die Front National - Kandidatin Marine Le Pen. Während der Wahl verbreitete Sputnik die Falschnachricht, dass die Kandidatin Le Pen in Führung liege. Nach 30% der ausgezählten Stimmen schrieb Sputnik Deutschland, dass Le Pen vorne liege. Nach 50% der ausgezählten Stimmen hieß es, Le Pen sei "mit 24.10 Prozent weiterhin in Führung". In Wirklichkeit lag die rechtsextreme Kandidatin im ersten und zweiten Wahlgang nie in Führung vor dem Kandidaten Macron, der die Wahl mit 66,1% gewann. Vor der Wahl hatte Sputnik das falsche Gerücht gestreut, der verheiratete Kandidat Emmanuel Macron sei schwul, was als offenbar abträglich eingeschätzt wurde.
Am 18. März 2020, zum Zeitpunkt der im Winter 2019/2020 sich entwickelnde 2019/2020 Covid-Pandemie durch das SARS-CoV-2 Virus, die mehrere Länder bewog Grenzen zu schließen und Maßnahmen zu treffen, um die Übertragung des Virus zu behindern, veröffentlichte Sputnik einen Artikel "Armee gegen Coronavirus: Militärtechnik-Kolonnen in Paris eingerückt – Video" verbreitet.[34], in dem behauptet wurde, die französische Armee würde eigene Militärfahrzeuge zum Zeitpunkt der Epidemie zum Einsatz bringen. Sputnik beteiligte sich damit an der Verbreitung von Verschwörungstheorien zur COVID-19 Pandemie 2019-2020. Gezeigt werden Bilder von Kolonnen mit Militärfahrzeugen zum Teil aus anonymer Quelle, sodass der Leser erst mühsam und zeitraubend die Herkunft selbst herausfinden muss. Klammheimlich wird eine Verbindung der Coronavirus-Pandemie mit einem militärischen Staatsstreich in Frankreich suggeriert. Bei den gezeigten Konvois in Frankreich handelte es sich nach übereinstimmenden Presseberichten von liberation/checknews, 20minutes.fr und factuel/afp um übliche Transporte von Militärfahrzeugen innerhalb von Frankreich, teils auf der Straße, teils auf der Schiene, die Mitte März 2020 stattfanden. Ein gezeigtes Video zeigt den Schienentransport von Militärfahrzeugen vom 16.3.2020 am Bahnhof Lieusaint Moissy. Die ursprüngliche Quelle ist der anonyme "trah-zion" bei Twitter. Der Name trah-zion soll an "traison" und "zion" erinnern ("Zion-Verrat"), was zusammen einen antisemitischen Hintergrund vermuten lässt. Der befragte Sprecher des französischen Verteidigungsministeriums gab dazu gegenüber der Presse eine Auskunft[35], die aber von Sputnik nicht zitiert wird. Befragte französische Dienststellen verneinten einen Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie. Die französische Nachrichtenagentur AFP berichtete explizit über Bilder von transportierten Militärfahrzeugen im März 2020 und ordnet den behaupteten Zusammenhang zur Coronavirus-Pandemie nach Konsultation der Behörden als "faux" ein, was so viel wie fake-news bedeutet.[36] Ein Transport von zwei Panzern konnte beispielsweise genau rekonstruiert werden: Nach AFP- und Dicod-Recherchen (Délégation à l’information et à la communication de la Défense) handelte es sich um einen schon lange vorher geplanten Rücktransport von gepanzerten Fahrzeugen des 121igsten Regiment aus Montlhéry, die von einer Übung in sandigem Gelände in Biscarrosse zurückgebracht wurden. Im Gelände wurden Fahrer für ihren zukünftigen Dienst in Mali an den Fahrzeugen ausgebildet.[37][38] Weiter heißt es spekulativ bei Sputnik: ..Die französische Regierung hat die Präsenz der Militärkräfte in Paris und anderen Städten aufgrund des Coronavirus verstärkt.. Sputnik verbreitete auch die Verschwörungstheorie dass "Biologen und Pharmakologen" aus Lettland das SARS-CoV-2-Virus künstlich erschaffen hätten.
Am 13. April 2020 erschien bei Sputnik ein völlig gegensätzlicher Artikel, in dem der russische Präsident Putin zitiert wird, das russische Militär bei Bedarf im Falle der Coronavirus-Pandemie in Russland einzusetzen.[39] (siehe Bild)
Interviewte Experten, Autoren und genutzte Quellen
- Peter Boehringer, deutscher Bundestagsabgeordneter der AFD, trat bis 2017 mindestens viermal als zitierter "Experte" auf. So im August 2017 (Deutsches Staatsgold und ein BILD-Artikel – Experte: „Fake News und schlechter Witz“) und September 2016 (Streit um physisches Gold: Run auf Goldbestände für Deutsche Bank fatal - Experte Peter Boehringer, Mitglied der Deutschen Edelmetall-Gesellschaft, kritisiert den Beschwichtigungsversuch der Deutschen Bank im Zusammenhang mit der Anfrage eines Kunden, seine Xetra-Gold-Anteile in physisches Gold einzutauschen. Die von der Bank vorgeschlagene individuelle Lösung bezeichnete er als „absurd“).
- Am 28. Juli 2017 veröffentlichte Sputnik einen Artikel mit dem Titel Der „Tiefe Staat“ in Aktion - Zur Kontinuität des Staatsterrors nach 9/11.[40] Der Artikel enthielt ein Interview mit dem Verschwörungstheoetiker Elias Davidsson. Davidsson behauptet im Interview, dass alle oder fast alle Terroranschläge, die die westliche Welt spätestens seit 2001 erlebte, mit hoher oder höchster Wahrscheinlichkeit das Ergebnis staatsterroristischer Planungen und damit Aktivitäten des von ihm gemeinten "Tiefen Staates" seien, der unbemerkt von der Öffentlichkeit handele. Die Al-Qaida Anschläge vom 11. September 2001 und der folgende „war on terror“ seien demnach nichts anderes als Staatsterrorismus. Die einzelnen Anschläge werden somit zu Fake Terror erklärt. Als Interviewer wurde Karl Petterson genannt. Der Sputnik-Artikel war am Vortage wortgleich bei Rubikon News erschienen, diesmal aber mit der Angabe, dass der Interviewer Ullrich Mies sei. Der Sputnik erwähnt mit keinem Wort Rubikon News oder Ullrich Mies, der ganz offensichtlich bei Sputnik unter dem Pseudonym Karl Petterson schreibt.
Ullrich Mies wurde am 27.11.2017 von Sputnik interviewt und bei dieser Gelegenheit bezeichnete er die Wikipedia als unappetitliche Denunziationsveranstaltung, die mit einer Enzyklopädie im traditionellen Verständnis nichts zu tun habe. Das Gemeinschaftsprojekt Psiram bezeichnete er spekulativ als offiziöse Denunziations-Plattform, die sich hochkrimineller Praktiken bediene, wobei er es verzichtete, dazu Quellenangaben zu machen.[41]
- Swiss Propaganda Research. Dabei handelt es sich um eine anonym betriebene Webseite. Hinweise deuten auf eine Gruppe oder Einzelperson um den Schweizer Verschwörungstheoretiker Daniele Ganser. Zu Swiss Propaganda Research wurde ein eigenes Unterverzeichnis in der Webseitenstruktur von sputniknews.com angelegt.[42]
- Der anonym betriebene Nachrichtenblog Zero Hedge wird von Sputniknews in verschiedenen Sprachversionen als Nachrichtenquelle genutzt. Der anonym betriebene Nachrichtenblog Zero Hedge aus der amerikanischen Trutherszene. Zero Hedge veröffentlicht Artikel anonymer Autoren unter dem gemeinsamen Pseudonym "Tyler Durden", einer Figur aus dem Roman Fight Club und dem gleichnamigen Film. Der Blog gilt als "prorussisch" ausgerichtet. Die Website wurde im Januar 2009 von Daniel Ivandjiiski gegründet, einem in Bulgarien geborenen ehemaligen Hedgefonds-Manager, der 2008 wegen Insiderhandel von der FINRA gesperrt wurde. In Bulgarien ist die Website auf den Namen eines Georgi Georgiev registriert. Lange Zeit lang waren die Herausgeber unbekannt. Erst nach dem Ausstieg von ehemaligen Mitarbeitern konnten diese enttarnt werden.
- Als Quelle wurde bei Sputnik im Jahr 2016 eine anonyme Gruppierung XYEinzelfall zitiert. Die Gruppe veröffentlicht eine Deutschlandkarte, auf der selektiv die Kriminalität von Ausländern dokumentiert sei.
- Als Quelle nannte Sputnik (engl.) 2015 den Blog Blauer Bote Magazin von Jens Bernert, und den Blog Rationalgalerie von Sputnik-Autor Uli Gellermann.
- Genannt wird auch die Schweizer Morgenpost. Es handelt sich dabei um ein deutschsprachiges Onlineportal für Verschwörungstheorien, dessen Herausgeber nicht genannt werden. Nach Recherchen der Schweizer Presse ist der deutsche Staatsbürger Ralph Bondini der heimliche Betreiber der Schweizer Morgenpost. Das Portal wird nicht nur von Sputnik als Quelle genutzt, sondern auch von den Parteien AfD und NPD sowie von rechtsgerichteten Onlineportalen in Deutschland.
- die deutsche ehemalige WDR-Journalistin Claudia Zimmermann
- Ernst Wolff ist regelmäßiger Interviewpartner von Sputnik, seine Auftritte sind in einem eigenen tag auf der Webseite von Sputnik aufgelistet.[43] Er gehört zu den Anhängern der Verschwörungstheorie Great Reset.
- Blogger Gunnar Kaiser, Kritiker von Schutzmaßnahmen gegen das Coronavirus und Verbreiter der Verschwörungstheorie Great Reset.
- Biologielehrer und Wikipediakritiker Markus Fiedler, Interview mit Alexander Boos (2020).
- Die bulgarische Journalistin Dilyana Gaytandzhieva.
Abrufzahlen - Popularität
Zu Abrufzahlen der Webseite werden von Sputnik keine genauen Angaben gemacht. Offenbar um "traffic" zu generieren werden auf den Nachrichten-Webseiten von Sputnik auf völlig themenfremde Youtube-Videos mit Sensationsinhalten oder Naturkatastrophen verlinkt. Beispielsweise: Python frisst und erbricht komplette Katze – VIDEO nichts für schwache Nerven. Eine derartige Praxis ist beim Schwesterprojekt RT Deutsch ebenso zu beobachten.
Galerie
Martin Lejeune bei Sputnik (SNA) am 3.4.2021
Literatur
- Gabrielle Tétrault-Farber: „Launch of Sputnik Comes Amid High Stakes in Media War“, in: The Moscow Times, 11. November 2014. (Online-Fassung)
Siehe auch
Weblinks
- https://netzpolitik.org/2020/russische-desinformation-das-netzwerk-gefaelschter-auslandsmedien/?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE
- https://www.freiheit.org/desinformation-information-als-waffe
- https://www.newsguardtech.com/wp-content/uploads/2020/03/DE-de.sputniknews.com-UPDATED-1-1.pdf
- https://www.tagesspiegel.de/medien/auslandsmedien-im-informationskrieg-russia-today-will-nicht-informieren-sondern-verunsichern/22599796.html
- http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/unternehmen/twitter-wirft-russia-today-und-sputnik-als-werbekunden-raus-15264991.html
- Putin baut sich globales Medienimperium (derStandard.at, 9. November 2014)
Weblinks (englisch)
Bericht Landesamt Verfassungsschutz zu RT DE und SNA zur Zeit der Coronapandemie
Quellennachweise
- ↑ https://twitter.com/noUpside
- ↑ http://meedia.de/2017/09/19/die-vice-tochter-motherboard-hat-untersucht-welche-medien-am-haeufigsten-fake-news-verbreiten/
- ↑ de.sputniknews.com/politik/20200413326900079-corona-hoehenpunkt-in-moskau-nicht-vorbei/
- ↑ 4,0 4,1 Felix-Emeric Tota: Propagandakanal „Sputnik News“: Diese Nachrichten sind ganz nach Putins Geschmack. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 31. März 2015.
- ↑ Frank Rauschendorf: Sputnik - Russland in der Nachrichten-Offensive. Auf: Arte.tv, 12. Februar 2015.
- ↑ http://www.deutschlandradiokultur.de/megaradio-sna-liebesgruesse-aus-moskau-ein-radiosender-fuer.1008.de.html?dram:article_id=377393
- ↑ http://www.berliner-zeitung.de/politik/meinung/kommentar-sputnik-news--polit-pornografie-fuer-die-afd-25613534
- ↑ Marcel Joppa: Youtube sperrt Sputnik Deutschland: Corona-Demo als „Desinformation“, Sputnik, 18:04 18.11.2020 (aktualisiert 07:21 19.11.2020)
- ↑ SoundCloud Global Limited & Co. KG
Rheinsberger Str. 76/77, 10115 Berlin
Telefon: +49 30 467 247 600
SoundCloud CEO: Michael Weissman
Amtsgericht Charlottenburg Registernummer: HRA 55946 B
Kommanditist und Vertretungsberechtigter: SoundCloud Management GmbH
Geschäftsführer (Managing Director) von SoundCloud Management GmbH: Jan Gackenholz
Komplementär: SoundCloud Limited (UK), Geschäftsführer (Director) von SoundCloud Limited: Joe Puthenveetil - ↑ sputnik.de
- ↑ http://de.sputniknews.com/docs/about/ueber_uns.html, 31. Dezember 2014.
- ↑ de.sputniknews.com: Impressum, Abfragedatum: 25. September 2015 und 3. September 2016.
- ↑ 13,0 13,1 Julian Hans: Russische Propaganda in Deutschland: Liniengrüße aus Moskau. In: sueddeutsche.de 2. September 2015.
- ↑ „Mega Radio SNA startet auf DAB+“, rein-hoeren.de, 17. Februar 2015.
- ↑ 15,0 15,1 Hubertus Volmer: „Medienkrieg mit dem Westen: Russland bringt Sputnik an den Start“, n-tv, 12. November 2014. Abfragedatum: 31. Dezember 2014.
- ↑ „Operation ‚Sputnik‘. Putins Medienoffensive“, WDR 2, 11. November 2014. Abfragedatum: 2. Januar 2015.
- ↑ Verfassungsschutzbericht 2018 (Deutschland), Seite 286/287
- ↑ Sputnik: Berlin: Minderjährige vergewaltigt, Polizei tatenlos, 17. Januar 2017, abgerufen am 4. Februar 2017
- ↑ Die Welt: „Man hat die reingelassen. Und uns gibt man nichts!“, Artikel über die Beeinflussung von Russlanddeutschen durch russische Medien, 31. Januar 2016, abgerufen am 4. Februar 2017
- ↑ Ivan Nechepurenko und Neil MacFarquhar: Despite Russia's Somber Facade, Glimpses of Joy Over E.U. Referendum. In: The New York Times, 24. Juni 2016.
- ↑ Ben Judah: Those who call for Brexit are handing European power to the Kremlin. In: The Independent, 9. März 2016.
- ↑ Ben Nimmo: Lobbying for Brexit: How the Kremlin's media are distorting the UK's debate. In: The Institute of Statecraft, 13. Februar 2016.
- ↑ CEPA: Winning the Information War, erschienen im August 2016, darin: Case study: Sputnik, S. 37 ff. (englisch, pdf)
- ↑ https://www.nzz.ch/international/die-opcw-verwahrt-sich-gegen-russlands-vorwurf-ld.1378451
- ↑ Screenshot der twitter-Meldung vom 14.4.2018
- ↑ Swedish Medical Associations Says White Helmets Murdered Kids for Fake Gas Attack Videos, By Gordon Duff, Senior Editor on April 6, 2017, Veterans Today
- ↑ https://www.psiram.com/ge/index.php/Datei:SWEDHR_2017_04_08.jpg
- ↑ Telegram-Gründer: Keine Abschaltung in Russland und Ukraine nach Benutzer-Appell, SNA, 27.02.2022
- ↑ Sputnik, Artikel "Lawrow: Skripal-Gift durch Schweizer Labor als BZ aus Nato-Arsenal identifiziert", Webseite Sputnik, 14.04.2018 16:38
- ↑ https://www.labor-spiez.ch/de/akt/index.htm
- ↑ https://www.nzz.ch/international/die-opcw-verwahrt-sich-gegen-russlands-vorwurf-ld.1378451
- ↑ http://www.spiegel.de/politik/ausland/syrien-uno-macht-assad-fuer-sarin-angriff-auf-chan-scheichun-verantwortlich-a-1166366.html
- ↑ kenfm.de/der-kindermord-skandal/
- ↑ Sendebeitrag "Armee gegen Coronavirus: Militärtechnik-Kolonnen in Paris eingerückt – Video", Sputniknews, 18.3.2020 11:36, aktualisiert 12:15
- ↑ https://www.liberation.fr/checknews/2020/03/17/que-font-ces-nombreux-camions-militaires-apercus-pres-de-paris_1782000
- ↑ Quelle: AFP, [1], 16.3.2020
- ↑ https://www.20minutes.fr/societe/2741927-20200317-non-vehicules-militaires-allaient-paris-cause-coronavirus
- ↑ https://www.20min.ch/ro/news/monde/story/-On-dirait-la-troisieme-guerre-mondiale--25762814
- ↑ de.sputniknews.com/politik/20200413326900079-corona-hoehenpunkt-in-moskau-nicht-vorbei/
- ↑ https://de.sputniknews.com/blogs/20170728316782281-staat-als-grund-fuer-terrorismus/
- ↑ Alexander Boos, Artikel: Aufrüsten“ im Netz: Google, Facebook & Co. gegen „Russlands Propaganda“, Sputnik, deutsche Ausgabe, 27.11.2017
- ↑ de.sputniknews.com/tags/organization_Swiss_Propaganda_Research/
- ↑ de.sputniknews.com/tags/person_Ernst_Wolff/
Dieser Text ist teilweise oder vollständig der deutschen Wikipedia entnommen