Magnetfeld Mangelsyndrom
Das Magnetfeld Mangelsyndrom (engl. Magnetic Field Deficiency Syndrome, MFDS) ist eine aussermedizinisch diskutierte Krankheitserfindung, deren Existenz von einigen Anbietern von Wellnessprodukten, Nahrungsergänzungsmitteln und Magnetfeldtherapien behauptet wird. Im englischen Sprachraum ist von "magnetic deficiency" die Rede.
Magnetfeldmangel
Auf der Erde ist an allen Orten das Erdmagnetfeld vorhanden und messbar (30–70 µT), mit regionalen Abweichungen (Anomalien). Ein Erdmagnetfeldmangel ist daher auf der Erde und auch im Bereich der Gipfel hoher Berge unbekannt. Ein tatsächliches Fehlen eines natürlichen Magnetfeldes tritt erst bei Raumfahrten im Weltraum auf.
Befürworter und Vermarkter der Idee eines Magnetfeld Mangelsyndroms berufen sich auf künftige Polumkehrungen des Erdmagnetfelds sowie auf eine zunehmende Schwäche des Erdmagnetfelds.
Behauptete Symptome
Zum Magnetfeld Mangelsyndrom werden stets unspezifische Beschwerden als Symptome genannt. Zum Beispiel sollen Zivilisationsleiden aller Art, Rückenschmerzen, Schmerzen der Schulter, des Nackens oder des Brustkorbs, Migräne, chronische Verstopfung sowie Schlaflosigkeit und Müdigkeit auf einen Magnetfeldmangel hinweisen.
Kyoche Nakagawa
Der japanische Arzt Kyoche Nakagawa (Isuzu Hospital, Tokio) gilt als einer der Erfinder eines Magnetfeldmangels und eines Magnetfeldmangel-Syndroms beim Menschen (engl. MFDS Magnetic Field Deficiency Syndrome). Er war Anwender von Magnetfeldtherapien. Nakagawa sieht in seinem Magnetfeldmangel die Ursache zahlreicher Krankheiten des Menschen wie etwa radiologisch nicht nachweisbare Steifigkeit der Schultern und des Rückens, des Nacken- und Lendenbereichs, Brustkorbschmerzen ohne erkennbare Ursache, Migräne, Schweregefühl im Kopf, Übelkeit, Schlaflosigkeit und chronische Müdigkeit. Nach Nakagawa sei die Ursache seines Magnetfeldmangels der Bau von Neubauten mit einer "abschirmenden" Bauweise und eine natürliche Abnahme des Erdmagnetfeldes. Nakagawa unternahm 1975 Versuche Patienten mit den beschriebenen Befindlichkeitsstörungen und Symptomen mit Magnetpflastern zu behandeln.[1]
Produkte gegen "Magnetfeldmangel"
- Produkt Sinusbody der Firma I-Like Metaphysik GmbH von Alfred Gruber als private Erd-Magnetfeld Tankstelle. Es handelt sich dabei um einen batteriebetriebenen elektronischen Anhänger, der am Hals getragen werden soll, und der pulsierende Magnetfelder abgeben soll. In der Werbung wird er auch als Bioresonanz-Gerät bezeichnet und als Elektrosmogschutzprodukt eingeordnet. Der Bezug zu statischen Magnetfeldern und dem Erdmagnetfeld bleibt rein spekulativ. Das Gerät wird mit mehreren fragwürdigen und unsinnigen Gutachten beworben.
- "MagneForce"-Schuhe
- Patentierte[2] Einlegesohlen für Schuhe von Erfinder Naima Bouzahar. Bouzahar beruft sich auf den Japaner Nagakawa, einem Befürworter der Idee eines Magnetfeldmangels beim Menschen.
- Erdmagnetschmuck, die Neodym-Dauermagneten enthalten (z.B. mit 200µT)
- Magnetische Bettauflagen der Firma Domo Valenta aus Pulheim
- Foamplas-Matratzen. Zitat Werbung: Magnetfeldmangel-Syndrom: Ein Zustand der Interferenz, der durch die Störung der natürlichen magnetischen Energie erzeugt wird, die für den menschlichen Körper lebenswichtig ist. Die Hauptsymptome sind Schlaflosigkeit, Müdigkeit, chronische Schmerzen, Schulter- und Nackenschmerzen und Schwindel.
- Energie-Magnetsteine von Pacific Spirit
Literatur
- Roland Glaser: Elektrische und magnetische Felder in Diagnostik und Therapie - Ein Gebiet zwischen Scharlatanerie und wissenschaftlichem Fortschritt
- Krapf M.: Die Erfassung von Muskelverspannungen im Musculus erector spinae mit Hilfe des tissue compliance meter, der Oberflächenektromyographie, der Magnetresonanzspektrographie und der Sauerstoffpartialdruckmessungen in der Muskulatur bei Patienten mit chronischen Lumbalgien und Patienten mit generalisierter Tendomyopathie. Dissertation Freiburg (1990)