Hartmut Fischer
Hartmut Fischer (geb. 1966) ist ein deutscher promovierter Chemiker, Autor und Heilpraktiker aus Wertheim (vormals Lauterbach). Fischer ist Befürworter der Scharlataneriemethoden MMS, Chlordioxid (CDL) und CDI (Chlordioxidinjektionen/Chlordioxidinfusionen) bei Erkrankungen. Chlordioxid ist kein zugelassenes Arzneimittel. 2014 trat Fischer bei der MMS-Promotionveranstaltung Spirit of Health Kongress auf. Für den März 2018 ist Fischer erneut als Vortragsredner beim Spirit of Health Kongress 2018 in Berlin vorgesehen, der vom Jim Humble Verlag organisiert wird. In den Vorjahren wurden die "Spirit of Health Kongresse" für Propaganda für das Scharlataneriemittel MMS genutzt, vor dem zahlreiche internationale Gesundheitsbehörden warnen. 2021 trat Fischer bei einer Online-Veranstaltung der Gruppe COMUSAV auf, die hauptsächlich im spanischsprachigen Raum aktiv ist und den experimentellen Einsatz von Chlordioxid bei der COVID-19 Krankheit propagiert.
Das von ihm 2013 erworbene Hotel (Hotel-Restaurant Vorderburg), hat mittlerweile wieder den Besitzer gewechselt, befindet sich nun in anderen Händen. [1]. Die geplante Einrichtung der Heilpraktikerpraxis namens "Praxisinstitut für Naturmedizin - PraNatu", wurde nicht verwirklicht.
Kurzbiographie
Nach eigenen Angaben studierte Fischer Chemie in Würzburg und arbeitete in einem Pharmaunternehmen. Ende der neunziger Jahre wurde Fischer Heilpraktiker und bezeichnet sich aktuell als "Pharmakritiker".
Engagement für Dimethylsulfoxid, Chlordioxid und MMS
Fischer ist Anwender von Therapien mit Dimethylsulfoxid (DMSO) und bewirbt diese mit einem Buch (DMSO-Handbuch, erschienen im Daniel Peter Verlag) und Seminaren. Zu DMSO behauptet Fischer, dass Anwendungen beim Menschen äußerlich, oral und intravenös praktizierbar seien. In der Buchwerbung zum DMSO-Handbuch behauptet Fischer, ".. dass DMSO die größte Anzahl und Bandbreite von Wirkungen zu bieten hat, die jemals für ein einzelnes Mittel nachgewiesen werden konnten". Zur Substanz DMSO lägen mehr als vierzigtausend Fachartikel vor, die "der breiten Öffentlichkeit .. sogar bewusst zurückgehalten wurden." Warum wissenschaftliche Fachliteratur zu DMSO "zurückgehalten" werde und von wem, wird nicht erläutert. Zur gleichen Substanz mit vierzigtausend Fachartikeln aus der Forschung behauptet Fischer zudem, dass eine "Unterdrückung" vorliege, da DMSO nicht patentierbar ist (siehe dazu: Angebliche Unterdrückung nicht patentierbarer Wirkstoffe in der Medizin). Fischer macht in seiner Veröffentlichung auch Angaben zu kombinierten Anwendungen von DMSO mit Wasserstoffperoxid und Chlorioxid/MMS.
Fischer behauptet, die angenommene Wirkung von Chlordioxid/MMS durch Zugabe von DMSO steigern zu können (Zitat):
- "DMSO wirkt ganzheitlich als "Kanalöffner". Der Verstärkungseffekt für z.B. Chlordioxid [gemeint ist hier MMS] ist deshalb nur ein Aspekt der vielfältigen Möglichkeiten, die DMSO bietet".
Fischer stellt in seinem DMSO-Handbuch auch Behauptungen zu alternativmedizinischen Behandlungen von Krebskrankheiten auf und bezieht sich dabei auf das Krebswundermittel Dichloressigsäure (DCA), rechtsdrehende Milchsäure und Alpha-Liponsäure, wenn diese mit DMSO als "Schleppersubstanz" kombiniert würden. Dichloressigsäure (DCA) ist derzeit in keinem Land zur Krebstherapie zugelassen, da ein Nachweis der Wirksamkeit fehlt. Die US-amerikanische Krebsgesellschaft veröffentlicht auf ihren Webseiten eine Stellungnahme, in der dargestellt wird, dass DMSO bei Krebs unwirksam ist.[2]
Zur Zeit der Coronaviruspandemie bewirbt Fischer insbesondere experimentelle Menschenversuche mit Chlordioxid bei an COVID-19 Erkrankten. Chlordioxid ist jedoch nicht als Arzneimittel zugelassen und wird in keiner Leitlinie zur Behandlung der COVID-19 Krankheit erwähnt. Zahlreiche Gesundheitsbehörden weltweit waren vor Chlordioxid oder MMS-Behandlungen. Als Heilpraktiker ist es Fischer nicht erlaubt Infektionskrankheiten zu behandeln. Fischer befürwortet Chlordioxid-Infusionen bei COVID-19 und macht dazu Dosierungsvorschläge. So solle man etwa 5-10 mL Chlordioxid mit 500 mL Kochsalzlösung einmal täglich infundieren, oder rektal über einen Schlauch zuführen. Hartmut Fischer geht soweit zu behauptet, dass das Wirkprinzip der von ihm gemeinten experimentellen Chlordioxidbehandlung bei COVID-19 die Denaturierung der Oberflächen Spike-Proteine (chem. gesehen Eiweisse) des CoV-2 Virus sei. Unter dem Einfluss von ClO2 käme es nach Fischer zu einem "Zerschneiden" der Tertiärstruktur der viralen Spike Proteine und somit zu einer Inaktivierung. Worauf die Annahme von Fischer basiert bleibt unklar. Auch wenn hohe Konzentrationen von Chlordioxid in vitro (also in einer Petri-Schale im Labor ausserhalb des Körpers) eine derartige Inaktivierung durch das Desinfektionsmittel Chlordioxid bewirken, bedeutet dies nicht dass innerhalb des menschlichen Körpers entsprechend ausreichend hohe Konzentrationen erreicht werden können ohne gleichzeitig alle Eisweisse (Proteine) des Menschen zu schädigen. Fischer nennt kein Prinzip, welches eine selektive Schädigung der Spike-Proteine des neuen Coronavirus durch Chlordioxid erklären könnte und nennt auch keine seriöse Quelle die eine solche selektive Wirkung zeigt. Eine therapeutische Bandbreite ist daher gar nicht gegeben und bleibt im besten Fall unbekannt. Explizit geht Fischer auf die Penicilline als angeblich vergleichbare Substanzen ein. Penicillin sei in Anfangszeiten auch experimentell bei bakteriell Infizierten eingesetzt worden und die Penicillinanwendung habe sich durchgesetzt. Die Penicilline haben jedoch - ganz im Gegensatz zum Desinfektionsmittel Chlordioxid - eine selektiv schädigende Wirkung auf die Synthese der Zellwand penicillinsensitiver Bakterien und führt nur dadurch zu ihrer Lyse, also dem Zerplatzen und ihrer Vernichtung. Die selektive Wirkung ist alleine durch die völlig unterschiedliche Wirksamkeit bei den verschiedenen Bakterienstämmen und auch durch die mögliche Resistenz erkennbar. So wirken Penicilline nicht bei gramnegativen Bakterien wie den Salmonellen und werden daher dann auch nicht eingesetzt. Vor dem ersten Einsatz beim Menschen wurden Untersuchungen durchgeführt um unerwünschte Wirkungen zu erkennen und um eine wirksame Dosierung zu finden. So wurden Versuche mit weissen Blutkörperchen, isolierten menschlichen Zellen oder Zellen von Kaninchen durchgeführt, lange bevor Penicillin zum Arzneimittel wurde. Vor dem ersten Einsatz beim Menschen kam es in den dreissiger Jahren des 20. Jahrhunderts zum Tierversuch an der Maus.