Die Psychoanalyse ist ein historisch-obsoletes Erklärungsmodell der menschlichen Psyche und gleichzeitig auch eine Form der Psychotherapie, deren Wirksamkeit jedoch umstritten ist. Sie wurde von dem österreichischen Arzt Sigmund Freud begründet. Die Psychoanalyse spaltete sich seitdem in verschiedene Schulen auf. Die Psychoanalyse ist entgegen eines weit verbreiteten Irrtums nicht mit der wissenschaftlichen Psychologie gleichzusetzen und stellt auch keine ihrer Teildisziplinen dar. Sie hat sich vielmehr weitgehend unabhängig von ihr entwickelt und hat keinerlei Relevanz in der empirischen/modernen Psychologie. Selbst fachfremde Personen können ohne nachweisliche Kenntnisse der Psychologie, der Psychopathologie, der Neurowissenschaften oder Medizin Analytiker werden. Eine wichtige Voraussetzung, um die Bezeichnung Psychoanalytiker führen zu dürfen, ist eine eigene "Lehranalyse", bei der sich der Ausbildungskandidat durch einen anderen Analytiker jahrelang zu eigenen Kosten selber analysieren lassen muss.

Deutschland ist das einzige Land der Welt, in dem die Psychoanalyse - im Rahmen einer Psychotherapie - eine Regelleistung der Krankenkassen ist. Von den über 40 Lehrstühlen für klinische Psychologie ist nur einer von einem Psychoanalytiker besetzt.[1][2] Viele Studierende hören in ihrem gesamten Psychologiestudium von der Psychoanalyse so gut wie nichts, wie selbst die "Interessengemeinschaft der Psychoanalyse an Universitäten e.V." und Analysten beklagt.[3][4] Am 17. April 2021 reichte die „Studentische Interesseninitiative Psychoanalyse der Goethe Universität“ eine Petition ein, da der Fachbereich für Psychologie die Professur in Zukunft 'verfahrensoffen' ausschreiben wollte. Als Begründung der Petition wurde u.a. die historische Wichtigkeit genannt und dass es ohne diese Quotenregelung "voraussichtlich zu einer Abschaffung der Abteilung für Psychoanalyse führen würde".[5] In einem Artikel der taz zum Thema erwähnte ein befürwortender Psychoanalyst: "Unter dem gegenwärtigen Lehrstuhlinhaber Tilmann Habermas (Sohn des weltbekannten Philosophen Jürgen Habermas) wurde die Psychoanalyse in das Institut für Psychologie eingegliedert und führte dort dann ein Nischendasein. Umgeben war sie von Pro­fes­so­r*in­nen verfeindeter Theorietraditionen, die wegen angeblicher Antiquiertheit der Psychoanalyse deren wissenschaftliche Legitimität anzweifelten."[6]

Von wissenschaftsphilosophischer und -theoretischer Seite wird gegen die Psychoanalyse eingewendet, daß sie keine Wissenschaft darstelle, sondern sich nur als Wissenschaft ausgebe. Für Sir Karl R. Popper, dem Vater des Wortes Pseudowissenschaft, sind Theorien nur dann wissenschaftlich, wenn sie grundsätzlich widerlegbar sind (falsifizierbar). Die Psychoanalyse ist somit den Pseudowissenschaften zuzuordnen, wie Popper bereits 1972 formulierte.[7] Diese Auffassung wird von diversen weiteren Wissenschaftstheoretikern wie T.S. Kuhn, B.A. Farrell oder F. Cioffi geteilt.[8] Weitere Kritiker der Psychoanalyse sind beispielsweise: Martin Seligman[9], Noam Chomsky[10], Steven Pinker[11], Stephen Jay Gould[12], Richard Feynman[13] oder Michel Foucault[14].

Die Psychoanalyse sei der Aberglaube des Jahrhunderts, schrieb der Autor Dieter E. Zimmer in seiner berühmt gewordenen Polemik. Zwar habe Freud als Neurologe angefangen und sich als Wissenschaftler ausgegeben. Dennoch habe sich keine seiner Theorien in den Jahrzehnten seit ihrer Veröffentlichung empirisch belegen lassen. Seine Vorstellung von seelischer Energie, der Physik abgeschaut, sei komplett falsch, seine Einteilung in Ich, Es und Über-Ich nicht mehr als eine Metapher, ausserdem habe er dauernd an der Biologie und Evolution vorbei­argumentiert. Kurz: Freuds Lehre sei ein Irrglaube mit religiösen Zügen.[15] Selbst der Narzissmusforscher Otto Kernberg, der viele Jahre lang die amerikanische Gesellschaft für Psychoanalyse anführte, kritisierte die zögerliche Einstellung der Psychoanalyse zu Forschung und Anwendung. Ihm missfiel auch, dass Psychoanalytiker jede Kritik an ihrer Methode als Widerstand gegen ihre Erkenntnisse abwerteten.[16] Auch andere Kritiker werfen der Psychoanalyse vor, eine Art Religion oder sektenhaft zu sein.[17]

Freuds Traumdeutung, die er für sein Meisterstück hielt und selbstbewusst auf 1900 datierte, obwohl sie vorher fertig war, gilt als widerlegt. Dies gilt auch für sein Triebmodell, seine sexuelle Typologie von oralem oder analem Charakter oder die Herleitung seiner Krankengeschichten. Freuds berühmteste Entdeckung, der für das bürgerliche Wien schockierende Ödipuskomplex, wonach der Bub heimlich den Vater beseitigen möchte, um an die Mutter heranzukommen, lässt sich als Ursache für eine Neurose nicht belegen und scheint aus heutiger Sicht absurd. Falsch ist ferner die Behauptung eines Kastrationskomplexes, des Todestriebes und von vielem mehr, das Freud in seinem immensen Gesamtwerk und seiner Korrespondenz formuliert hat. Nicht einmal der von Freud beschriebene Vorgang der Sublimation geht auf - dabei bestimmt er seine Kulturtheorie. Kultur entsteht nach Freud, wenn der Mensch seine Triebe kanalisiert.[18][19][20]

Der Begriff "Psychoanalyse" selbst wurde von Freuds frühem Mitstreiter und Arzt Joseph Breuer geprägt. In einem Brief an Sigmund Freud schlägt Breuer vor, das von ihm bei der Behandlung von Bertha Pappenheim (in der Literatur bezeichnet als Anna O.) 1880/1881 entwickelte Verfahren "Psychoanalyse" zu nennen – in Anlehnung an das Theaterstück "König Ödipus" von Sophokles, das Schiller 1787 in einem Brief an Goethe als "tragische analysis" bezeichnet hatte: Der Ödipus des Sophokles versteht es, aufrichtig und selbstlos die lange zurück liegenden Umstände seiner familiären Verstrickung – aus der Rückschau – aufzulösen.[21]

Annahmen der Psychoanalyse

Instanzenmodell

Die Psychoanalyse postuliert, dass die menschliche Psyche aus drei Instanzen aufgebaut ist. Diese werden mit "Es", "Ich" und "Über-Ich" bezeichnet. Dabei verkörpert das "Es" die Triebe (s. Triebtheorie), das "Ich" den bewussten Teil der Psyche und das "Über-Ich" die moralischen Werte und Normen. Erkenntnisse der modernen Neurowissenschaften können dieses Modell nicht bestätigen, da der Aufbau des menschlichen Gehirns nicht dieser Unterteilung entspricht. Zwar sind moralische Verhaltensmuster wie z.B. gesellschaftliche Normen eng mit den Stirnlappen korreliert, "Triebe" (z.B. Sexualität, Nahrungsaufnahme) eher mit phylogenetisch ursprünglicheren Hirnabschnitten, jedoch lässt sich daraus kein Gesamtkonstrukt für die menschliche Psyche ableiten.

Phasenmodell

Die Phasenlehre geht davon aus, dass die psychische Entwicklung von Kindern in verschiedenen Phasen abläuft, die danach benannt werden, welche Körperregion bevorzugt dem Lustgewinn dient. In der modernen Entwicklungspsychologie sind solche Entwicklungsphasen bei Kindern unbekannt.

Kinder seien nach Freud anfangs "polymorph pervers", sie wollten sich z.B. triebhaft in das Sexualleben ihrer Eltern einmischen. Die erste Phase ist die orale Phase in einem Alter vom ersten bis ca. drittem Lebensjahr. Der Lustgewinn des Säuglings soll aus der Art der Nahrungsaufnahme, dem Saugen an der Mutterbrust resultieren. Die darauf folgende Phase ist die anale Phase (ca. drittes bis fünftes Lebensjahr), die aus dem Lustgewinn bei der Kontrolle der Ausscheidungen, wenn das Kind sauber wird, resultieren soll. Danach kommt es zur genitalen Phase (fünftes bis siebtes Lebensjahr), in der das Kind den Lustgewinn durch seine Genitalien entdeckt. In dieser Phase entwickelt sich auch der "Ödipuskomplex", der dazu führt, dass das Kind sich in den entgegengesetzt geschlechtlichen Elternteil verliebt, mit ihm sexuell verkehren will und auf den gleichgeschlechtlichen Elternteil eifersüchtig sein soll. Dabei soll der Junge Angst vor dem Vater haben, weil dieser ihn aus Eifersucht kastrieren wolle. Diese Kastrationsangst soll der Junge beim Anblick eines penislosen Mädchens entwickelt haben, in der Annahme, dies sei ein kastrierter Junge. Umgedreht sollen Mädchen angeblich nicht verstehen, wieso sie keinen Penis haben und sollen somit ein Leben lang darauf neidisch sein (Penisneid).[22]

Weder für die Existenz der einzelnen Phasen, noch für Ödipuskomplex oder Penisneid gibt es einen einzigen wissenschaftlichen Beleg.

Das ursprüngliche Phasenmodell wurde in späterer Zeit weiter ausgebaut. So teilte Erik H. Erikson die menschliche Entwicklung in acht Phasen von der Geburt bis zum hohen Alter ein. In seinem Stufenmodell der psychosozialen Entwicklung geht er davon aus, dass die individuelle Lösung jeder dieser Phasen den Ausgang eines für diese Phase typischen Konflikts zwischen zwei gegensätzlichen Tugenden bestimmt. Dabei bestimmt die Art der Lösung der vorhergehenden Phasen die Bewältigung der folgenden phasentypischen Konflikte. Auch dieses Modell ist wissenschaftlich unbelegt, zumal es jedem Menschen diese Phasen zuordnet, unabhängig von anderen Gegebenheiten.

Neurosenlehre

Psychische Störungen im Erwachsenenalter (Neurosen) lassen sich angeblich jeweils aus Störungen in einer bestimmten Phase (siehe Phasenmodell) herleiten.

Durch eine so genannte orale Fixierung (Störung in der oralen Phase) soll es zu Verschlossenheit und Misstrauen gegenüber anderen (schizoide Haltung) oder zu einer depressiven Haltung (Antriebsminderung, Niedergeschlagenheit) kommen. Erfolgt eine Störung in der analen Phase zwischen dem zweiten und dem vierten Lebensjahr, soll es zu einer analen Fixierung kommen, die durch Geiz und Pedanterie zum Ausdruck kommt. Bei einer phallischen Fixierung (Störung etwa im 4. Lebensjahr) soll es zu leistungsorientiertem und konkurrierendem Verhalten kommen. Und durch eine ödipale Haltung durch einen nicht gelösten Ödipuskonflikt sollen hysterische Symptome wie Konversion, Dissoziation bis hin zur multiplen Persönlichkeit oder Hypochondrie verursacht werden. Das erweiterte Stufenmodell sieht entsprechend mehr Möglichkeiten der Neurosenentstehung vor.

Allerdings fehlen für diese Annahmen jegliche wissenschaftliche Nachweise.

Traumdeutung

Auch Träume spielen in der Theorie und Praxis der Psychoanalyse eine bedeutende Rolle. Freud zufolge enthalte jeder Traum eine höchst intime Botschaft über die Situation des Träumenden, maßgeblich bedingt durch die Kindheitserfahrungen. Angeblich gibt es im Unbewussten („Es“) Inhalte, die normalerweise durch das „Über-Ich“ gehindert werden, ins normale Bewusstsein zu gelangen. In der Regel sind das triebhafte Wünsche sexueller Natur, die dieser Zensur des „Über-Ichs“ unterliegen. Schläft die betreffende Person, werden die Bewusstseinsinhalte nicht mehr vollständig zensiert und gelangen in Form von verschlüsselten Botschaften in den Träumen ins Bewusstsein. Die Deutung dieser Traumsymbole soll nun die Wünsche und Bedürfnisse klarstellen.

Die "Traumdeutung" (1900) verrät nichts mehr von Freuds anfänglichem Bemühen, seine Psychologie in der Physiologie zu verankern. Rein spekulativ werden längliche Gegenstände wie Luftschiffe, Schlangen, Krawatten, Hämmer, Flinten, Dolche, Baumstämme, Schirme usw. als Penis-Symbole gedeutet, wogegen Höhlen, Schiffe, Dosen, Schachteln, Kästen, Schränke, Öfen usw. angeblich verkappte Erscheinungen der Vagina sind. Da jeder Gegenstand eine mehr runde oder längliche Form aufweist, scheidet er damit praktisch die ganze Erscheinungswelt in Penis- und Vagina-Symbole. Auch bestimmte Situationen im Traum, etwa das Treppensteigen, offenbaren sich ihm als sexuelle Vorgänge. Die "Traumarbeit" besteht Freud zufolge darin, dass die oftmals peinlichen Vorstellungen des latenten Trauminhalts, die dem "Es" entspringen, vom Bewusstsein des Schläfers so lange abgewiesen werden, bis sie genügend symbolhaft entstellt sind, um die "Zensur" des "Ich" passieren zu dürfen. Demselben Zweck diene die Verkehrung ins Gegenteil. Wenn beispielsweise jemand träumt, er durchschreite eine Flucht von Zimmern, dann kann damit nach psychoanalytischer Auffassung genauso ein Bordell-Besuch (ursprünglicher Symbolgehalt) wie dessen "Gegenteil", die Ehe, angesprochen sein.

In seiner "Psychopathologie des Alltagslebens" (1904) und der Schrift "Der Witz und seine Beziehung zum Unbewussten" (1905) überträgt Freud die "Traumdeutung" auf den Alltag. Die Fehlhandlungen, das Versprechen, Verlegen und Vergessen sowie die halluzinationsähnlichen Erscheinungen des "deja vu" oder "deja raconte" erscheinen ihm ebenfalls als Beweis für die Existenz eines "Unbewussten" in der menschlichen Seele, welches die Wächterinstanz des bewussten "Ich" immer wieder übertölpelt ("Freudsche Fehlleistung"). Die Funktion des Witzes erklärt Freud aus einem plötzlichen "Lustgewinn", aus "erspartem psychischem Aufwand", der normalerweise erforderlich gewesen wäre, um eine dem Witz zugrunde liegende Vorstellung zu unterdrücken.[23] Für diese Vorstellungen fehlen sämtliche wissenschaftliche Hinweise.[24]

Triebtheorie

Die psychoanalytische Triebtheorie geht von zwei angeborenen, entgegengesetzten Trieben im Menschen aus, dem Lebenstrieb (Eros bzw. Libido), der für die Energie für Wachstum und Überleben sorgt und das Individuum zur sexuellen Reproduktion veranlasst und dem Todestrieb (Thanatos), der nach der Selbstzerstörung des Individuums strebt. Beide sollen im "Es" lokalisiert sein. Nach Freud besteht eine ständige Spannung zwischen dem Selbsterhaltungs- und dem Selbstvernichtungstrieb. Aggressionen sind nach dieser Theorie durch einen nach außen gerichteten (abgelenkten) Todestrieb motiviert, der vor der Selbstzerstörung bewahrt. Diese Theorie wird aus verschiedenen Gründen weitestgehend abgelehnt, weil die beiden Triebe (bzw. die entsprechenden neurologischen Vorgänge) sich nicht im Gehirn lokalisieren lassen und diese Theorie wissenschaftlich nicht überprüfbar ist. Aus diesem Grund ist diese Theorie auch nicht falsifizierbar.

Schulen

Im Laufe der Zeit spaltete sich die Psychoanalyse in verschiedene Schulen auf. Schon zu Freuds Lebzeiten wandten sich einige seiner Anhänger (A. Adler, C. G. Jung) von ihm ab und gründeten eigene Schulen, die in Einzelheiten von Freuds Lehre abwichen. So führte C. G. Jung den Begriff des "kollektiven Unbewussten" und die Lehre von den "Archetypen" ein. Zahlreiche weitere Richtungen entstanden bis zum heutigen Tag. Auch alle diese lassen jeden wissenschaftlichen Nachweis der reellen Existenz ihrer Theorieinhalte missen.

Psychoanalytische Therapie

Die klassische Psychoanalyse findet über einige Jahre hinweg drei- bis fünfmal wöchentlich statt. Der Patient bzw. Analysand liegt auf einer Couch und sagt möglichst unzensiert alles, was ihn gerade bewegt bzw. ihm durch den Sinn geht (Freies Assoziieren). Der hinter ihm sitzende Analytiker hört mit einer Haltung "freischwebender Aufmerksamkeit" zu und teilt dem Analysanden die während des psychoanalytischen Prozesses gewonnenen Erkenntnisse mit ("Deutung"), wann immer er dies für günstig hält. Dabei ist ausdrücklich erwünscht, dass der Klient eine Beziehung zum Analytiker entwickelt, deren Emotionen, Motive, Wünsche u.a. thematisiert und vom Analytiker interpretiert werden (Übertragung - Gegenübertragung). Auch die Traumdeutung kommt während der analytischen Behandlung zur Anwendung.

Dabei wird das Therapiesetting von vielen Analytikern sehr rigide gehandhabt, z.B. müssen sogar Therapieausfälle bei langfristig planbaren Ereignissen (Urlaub) bezahlt werden, da dies angeblich einem therapeutischen Zweck dient. Aus diesem Grund wird auch die Verlegung einzelner Therapiesitzungen abgelehnt. Weigerungen des Klienten werden dann als "Widerstand" gedeutet. Das hat zur Folge, dass das Leben des Klienten über einen sehr langen Zeitraum voll und ganz der Psychoanalyse unterworfen wird und dass seine Flexibilität und Autonomie im Leben - ein Ziel, auf das einen gute Psychotherapie eigentlich hinarbeiten muss - extrem behindert wird.[25][26]

Solche lang andauernden Therapien sind derzeit nicht mehr häufig. Kürzere Therapieformen sind die psychoanalytische Fokaltherapie und die tiefenpsychologische Psychotherapie.[27]

Eine psychoanalytische Therapie strebt weiterhin die Umstrukturierung der Persönlichkeit und insbesondere des Gefühlslebens in denjenigen Bereichen an, die zur Aufrechterhaltung psychopathologischer Elemente beitragen. Da dies sehr weitreichende Eingriffe in die Persönlichkeit des Klienten sind, ist schon allein aus diesem Grund die Fehlergefahr sehr hoch.

Kritik

Historisch

Freud sah die Psychoanalyse anfangs als eine Naturwissenschaft. Je mehr empirische Fakten im Laufe der Zeit gegen die Annahmen der Psychoanalyse sprachen, desto stärker wandelte sich diese zu einer Art "Verstehenskunst".

Hans-Jürgen Eysenck veröffentlichte bereits 1952 eine Übersichtsarbeit über 24 Psychotherapiestudien, wobei er "eklektischer Psychotherapie" mit Psychoanalyse und spontanen Remissionsraten unbehandelter Patienten verglich. Er kam zu dem Schluss, dass Psychoanalyse der Spontanremission sogar unterlegen sei. Obwohl seine Methodik aus heutiger Sicht nicht mehr hinlänglich ist, demonstriert diese Arbeit jedoch, die schon sehr früh eintretende Forschung, die die Wirksamkeit der Psychoanalyse in Frage stellte.[28] Anfang der 1990er Jahre veröffentlichte dann die Arbeitsgruppe um Klaus Grawe die bisher umfangreichste Metaanalyse von Psychotherapie-Vergleichsstudie und folgerte, dass kognitive Verhaltenstherapie im Durchschnitt hochsignifikant wirksamer sei als psychoanalytische Therapie.[29][30] Diese Ergebnisse wurden im deutschsprachigen Raum zum Teil sehr kontrovers diskutiert und von psychoanalytischer Seite in Frage gestellt.[31]

In der von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) 1993 veröffentlichten Studie zur Wirksamkeit der Behandlung psychischer Störungen[32] wird festgestellt, dass die dynamischen Psychotherapien (Psychoanalyse, tiefenpsychologisch fundierte Therapie u.a.) im Gegensatz zu ihrer derzeit noch bestehenden Popularität bei Patienten und Behandlern zumeist nicht wirksamer sind als ein Placebo.[33]

Es gibt keine kontrollierten Studien zum Langzeiteffekt einer psychoanalytischen Therapie bei der Behandlung von Depressionen von Erwachsenen.[34]

Siehe auch hier

Wirksamkeit

Eine systematische Überprüfung der medizinischen Literatur durch die angesehene Cochrane Collaboration aus dem Jahr 2001 ergab, dass keine Daten vorliegen, die belegen, dass die psychodynamische Psychotherapie bei der Behandlung von Schizophrenie und schweren psychischen Erkrankungen wirksam ist.[35] Ein französisches Review kam zum selben Ergebnis.[36] Auch das "Institut national de la santé et de la recherche médicale" kurz INSERM kam anhand von Metaanalysen zu dem Schluss, dass die psychoanalytische Therapie weniger wirksam ist als andere Psychotherapien für bestimmte Krankheiten.[37] Gemäss neueren Untersuchungen erweisst sich ein Vergleich von Psychoanalytischen Therapien mit den Standardtherapien als schwierig. Insbesondere die Einbeziehung von Prä- / Post-Studien (anstelle von randomisierten kontrollierten Studien wie das normalerweise der Fall ist) und das Fehlen adäquater Vergleiche mit Kontrollbehandlungen ist eine schwerwiegende Einschränkung bei der Interpretation von Studien, die den Psychoanalytischen Therapien Evidenz zusprechen.[38] Eine Metaanalyse der Langzeitpsychodynamischen Psychotherapie aus dem Jahr 2012 ergab eine bescheidene Gesamtwirkungsgröße. Diese Studie kam zu dem Schluss, dass die Recovery Rate den Kontrollbehandlungen - einschließlich den treatment as usual - gleich war. Die Autoren stellten fest, dass die Wirksamkeit der Langzeitpsychodynamischen Psychotherapie somit begrenzt und bestenfalls widersprüchlich sei.[39]

Professionalität

Die Ausbildung zum Psychoanalytiker setzt nicht notwendigerweise ein Medizin- oder Psychologiestudium voraus. Viele Analytiker sind Sozialwissenschaftler, Pädagogen oder Philosophen. Auch völlig fachfremde Personen können ohne nachweisliche Kenntnisse der der Psychologie, der Psychopathologie, der Neurowissenschaften oder Medizin Analytiker werden. Eine wichtige Voraussetzung, um die Bezeichnung Psychoanalytiker führen zu dürfen, ist eine Lehranalyse, bei der sich der Ausbildungskandidat durch einen anderen Analytiker selber analysieren lassen muss. Dabei soll er einerseits die Analysetechniken erlernen, andererseits soll er von eigenen psychischen Problemen geheilt werden. Die Lehranalyse muss selber bezahlt werden und dauert oftmals Jahre. Die bedeutendsten Vertreter der Psychoanalyse sind auch keine Psychologen oder Ärzte, sondern Philosophen (Beispiel: Jürgen Habermas), denen die empirische Prüfung der Aussagen der Psychoanalyse nicht relevant erschien.

Da es, anders als bei Arzneimitteln, in der Psychoanalyse und in anderen Psychotherapieschulen kein fundiertes Qualitätssicherungs- oder Nebenwirkungsmeldesystem gibt, bleiben Psychotherapieschäden fast immer im Verborgenen oder obliegen, mangels einer unabhängigen Behörde, nur der Einschätzung der Therapeuten oder des Therapeutenverbandes, dem die Therapeuten angehören. In der Praxis werden sie oft heruntergespielt, unkonventionellen Behandlungsmethoden oder dem Patienten selbst zur Last gelegt. Dies hat wiederum zur Folge, dass es für Betroffene oft sehr schwierig ist, einen Therapieschaden nachzuweisen. Diesbezügliche Klagen gegen Therapeuten bleiben mangels objektiver und unabhängiger Qualitätskontrolle daher meist erfolglos.

Inzwischen ist wohl jeder relevante Aspekt der Psychoanalyse zum Thema heftiger Debatten geworden. Eine zentrale Kritik besagt, dass die klassische Psychoanalyse aus methodischen Gründen nicht als empirische Wissenschaft akzeptiert werden kann, da ihre suggestive Wirkung in der Therapiesituation selbsterfüllende Prophezeiungen produziere. Akzeptiert der Patient die Deutung, wertet der Therapeut dies als Bestätigung. Widerspricht er ihr, sucht der Therapeut nach unbewussten Widerständen gegen die Interpretation und fühlt sich gleichfalls bestätigt. Dies führt zu dem Vorwurf der theoretischen und methodischen Immunisierung gegen Kritik. Kritik erfolgte auch an der therapeutischen Praxis der Psychoanalyse, die zu langwierig und teuer sei, während der Nutzen nicht überzeugend belegt sei.[40]

Viele Psychoanalytiker lehnen auch heute noch die biologische Entstehung psychischer Krankheiten und deren medikamentöse Behandlung ab. Ähnlich den Pseudomedizinern plädieren sie für die ganzheitliche Betrachtung der Persönlichkeit, kritisieren den "Biologismus" oder "Szientismus" und grenzen sich von der wissenschaftlichen Psychologie ab, die sie "Schulpsychologie" nennen (analog zur "Schulmedizin").[41]

Die einseitige Betrachtung psychischer Leiden brachte auch so skurrile Konzepte der Krankheitsentstehung mit sich wie z.B. die "schizophrenogene Mutter", deren ambivalentes Verhalten gegenüber dem Kind angeblich die Ursache der Schizophrenie sei[42][43] oder die "Kühlschrankmutter", deren distanziertes Verhalten gegenüber dem Kind angeblich Autismus auslösen soll[44]. Dem entsprechend wurden Betroffene auch analytisch behandelt. Damit wurde nicht nur zahlreichen Menschen effektive Hilfe verwehrt, es wurden zudem auch noch den Müttern, die durch die Erkrankung des Kindes ohnehin schon stark belastet waren, zusätzlich Schuldgefühle dafür aufgebürdet. Die beiden Konzepte sind inzwischen von den modernen Neurowissenschaften widerlegt.

Viele Psychoanalytiker haben eine ablehnende Einstellung zur medikamentösen Behandlung psychischer Krankheiten und/oder sind Ritalinkritiker.

Eine Gefahr insbesondere bei medizinisch nicht ausgebildeten Analytikern besteht darin, dass organische Krankheiten als psychische fehldiagnostiziert werden und in Folge dessen eine angemessene medizinische Behandlung unterbleibt. Insbesondere das Konzept der Hysterie, heute als Konversionsstörung bezeichnet, birgt die Gefahr in sich, dass Krankheiten wie Epilepsie oder Hirntumoren übersehen werden.[45]

Der britische Psychiater Eliot Slater untersuchte in einer Studie 85 Patienten, die in den Jahren 1951, 1953 und 1955 die Diagnose „Hysterie“ am National Hospital for Nervous Diseases in London erhielten. Dabei stellte er fest, dass es eine große Anzahl an falschen Diagnosen gab: Während eines Zeitraumes von neun Jahren nach der Diagnose starben zwölf der 85 Patienten, 14 wurden behindert und 16 teilweise behindert. Die meisten dieser Fälle beruhten auf einer organischen Krankheit, die als „Hysterie“ falsch diagnostiziert wurde. Darunter waren drei Fälle einer vaskulären Erkrankung, drei Tumore und einige Fälle von Epilepsie. Ein Mann klagte über diverse Symptome, darunter auch Schmerzen in Bein, später wurde in einem anderen Krankenhaus multiple Sklerose festgestellt. In einem anderen Fall starb eine Frau, der man Hysterie und Drogensucht unterstellte, zwei Jahre danach an einem Hirntumor.[46]

Dauer

Ein weiterer Kritikpunkt betrifft den Ablauf der Behandlung. In der Regel treffen Therapeut und Patient mindestens 3-mal wöchentlich zu einer Therapiestunde zusammen. Die Realität wird dabei immer mehr ausgeklammert, die Bindung zum Therapeuten immer stärker, teilweise so stark, dass es in der realen Welt des Klienten nicht selten zu Beziehungsabbrüchen und zu einer totalen Isolation kommt. Durch solche teils sehr engen Beziehungen zwischen Analytiker und Klient und die Besprechung teils sehr intimer Informationen aus dem Leben des Klienten, ist die Gefahr des sexuellen Missbrauchs während der Therapie sehr groß.[47]

Spezifische Kritik

Sigmund-Freud-Archiv

Viele Originalquellen, wie Briefe von und an Freud, werden bis in das Jahr 2113 unter Verschluss gehalten, sind öffentlich nicht zugänglich und dürfen nicht veröffentlicht werden. Dies erschwert eine kritische Auswertung der Daten und lässt vermuten, dass diese nicht zur Verifizierung der Psychoanalyse geeignet sind.

False-Memory-Syndrom

Durch die Konzentration der Psychoanalyse auf frühkindliche Konflikte werden in den Klienten falsche Erinnerungen erzeugt. Mit "false memory" ("falscher Erinnerung") bezeichnet man die Verzerrung eines tatsächlichen Erlebnisses oder gar das Erfinden eines vermeintlichen Erlebnisses. Durch Anstacheln, Suggestion und gezielte Andeutungen wird den Klienten eine falsche Erinnerung regelrecht "eingeimpft". Scheinerinnerungen können dramatische Folgen haben. Vom aktuellen Stand der Wissenschaft aus betrachtet ist es fast unmöglich, wahrheitsgetreue Erinnerungen von verzerrten oder nur scheinbaren Erinnerungen zu trennen. Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, dass gewisse Vorgänge im Gehirn einfach notwendig sind, damit Erinnerungen überhaupt erst stattfinden können. Deshalb sind Erinnerungen an einen Säuglingsmissbrauch oder an einen Missbrauch, der stattfand, während man bewusstlos war, mit größter Wahrscheinlichkeit falsch. Ebenso notorisch unzuverlässig sind Erinnerungen, die durch Träume oder Hypnose hervorgerufen wurden - und dies allein schon deshalb, weil Informationen in Träumen sehr oft zweideutigen Charakter haben.[48]

Kritik des Phasenmodells

Greve und Roos (1996) beschäftigen sich mit dem Ödipuskomplex, der als zentrales Modell der Psychoanalyse gilt. Die Autoren, die auch eine eigene Untersuchung an Kindern durchführten, diskutieren die bestehenden Forschungsergebnisse kritisch. Ihr Fazit ist eindeutig: Der Ödipuskomplex als psychoanalytische Entwicklungstheorie gehört nicht in die Lehrbücher der Entwicklungspsychologie, sondern in Darstellungen der Psychologiegeschichte[49]. Es ist nicht plausibel und wissenschaftlich nicht gesichert, dass Freuds Entdeckung, die er während seiner Selbstanalyse gemacht haben will, weil er angeblich als Kind seine Mutter nackt gesehen hat, generell für alle Menschen gültig ist.

Entstehung von Neurosen

In der Psychoanalyse wird angenommen, dass die Art, wie Eltern, und vor allem Mütter, ihre Kinder behandeln, die Ursache vieler, wenn nicht aller, Probleme des erwachsenen Menschen ist, die von Persönlichkeitsstörungen über emotionale Probleme bis hin zu Geisteskrankheiten reichen. Sicher ist es so, dass Kinder, die in ihrer gesamten Kindheit misshandelt wurden, in ihrem späteren Leben wesentlich von dieser Behandlung beeinflusst werden. Es ist jedoch unplausibel, von diesem Faktum ausgehend darauf zu schließen, dass alle sexuellen Erfahrungen der Kindheit im späteren Leben Probleme verursachen werden, oder dass alle Probleme im späteren Leben, einschließlich sexueller, auf Kindheitserfahrungen zurückgehen würden. Für keine dieser Vorstellungen gibt es einen Beweis.

Wenn man sie wörtlich nimmt, können solche Interpretationen auch Familien zerstören, ohne dass überhaupt eine reale Grundlage dagewesen sein muss. Reaktionen von Eltern auf Kinder mit Schwierigkeiten können leicht mit der Ursache der Schwierigkeiten verwechselt werden. Mit allen daraus resultierenden Folgen (Vorwürfe, zerstörte Familien, Chronifizierung der Erkrankung).[50]

Der Fall der „Anna O.“

 
Anna O.

Die erste bekannte Patientin, die psychoanalytisch behandelt wurde, war „Anna O.“, ein Pseudonym, hinter dem sich die Frauenrechtlerin, jüdische Sozialpionierin und Gründerin des Jüdischen Frauenbundes Bertha Pappenheim (27. Februar 1859, Wien - 28. Mai 1936, Neu-Isenburg) verbarg. Breuer stellte bei ihr eine „Hysterie“ fest, deren Ursache ein sexueller Missbrauch in der frühen Kindheit sein sollte.[51] Zentraler Ausgangspunkt für die Entwicklung der Psychoanalyse sind die mit Josef Breuer zusammen verfassten Studien über Hysterie (1895/1995). Bertha Pappenheim diente dabei als Studienobjekt. Sie wird als der erste Fall geschildert, in dem es gelang, die Hysterie „vollständig zu durchleuchten“ und die Symptome zum Verschwinden zu bringen. Ihre Aussage, dass ihr das Aussprechen helfe, ihre Seele zu entlasten, entspricht der später als „Katharsis-Theorie“ bezeichneten Behandlungstechnik der Psychoanalyse. Allerdings wurde Bertha Pappenheim nicht geheilt, sondern von Breuer in die Privatklinik Bellevue in Kreuzlingen am Bodensee überwiesen. Nach ihrer Behandlung in dieser Klinik wurde sie von Breuer nicht mehr persönlich betreut. Freud, der seine Zusammenarbeit mit Breuer beendete, stellte den Fall „Anna O.“ dem entgegen als erste gelungene Heilung durch die Psychoanalyse dar.

Nach Ende der Behandlung durch Breuer war sowohl ihm als auch Freud weiterhin der Verlauf der Erkrankung Pappenheims bekannt. Unter Freuds Schülern wurde die Anfechtbarkeit der Darstellung des „Behandlungserfolgs“ geäußert. In einem Privatseminar sagte Carl Gustav Jung 1925:

"So war auch der berühmte erste Fall, den er gemeinsam mit Breuer behandelte und der so sehr als das Beispiel eines herausragenden therapeutischen Erfolgs gepriesen wird, in Wahrheit nichts dergleichen."

Und Charles Aldrich berichtet:

"Aber die Patientin dieses berühmten Falles war nicht geheilt. Freud erzählte Jung, dass alle ihre alten Symptome zurückgekehrt seien, nachdem er den Fall aufgegeben habe."

Wie Pappenheim selbst den Erfolg der Behandlung bewertete, ist nicht belegt. Sie sprach niemals über diesen Abschnitt ihres Lebens und widersetzte sich mit Vehemenz jedem Vorschlag einer psychoanalytischen Behandlung von Personen, für die sie die Verantwortung trug.[52]

Kritik und Veröffentlichungen von Psychoanalyse-Geschädigten

Seelenrisse auf Rezept

In ihrem Buch "Seelenrisse auf Rezept" macht Marie Faber auf Basis eigener Erfahrungen auf die Gefahren der Psychoanalyse aufmerksam. Der Titel des Buches impliziert, dass Psychoanalyse immer noch zu jenen Psychotherapieverfahren zählt, welche von den Krankenkassen erstattet wird. Ihr Erfahrungsbericht erzählt über Psychotherapieschäden, welche in Folge eines emotionalen Missbrauches einer Patientin durch einen Psychoanalytiker entstehen. Sie beschreibt weiter die Opferrolle, in welche die Klientin gedrängt wird, die qualvollen Konsequenzen der Therapieschäden im Alltag und die finanziellen Interessen des Behandlers als vorrangiges Handlungsmotiv.[53]

Forum für falsche Erinnerungen

Eine weitere Geschädigte hat unter dem Pseudonym Jenny Doe bis Mitte 2008 ein Internetplattforum mit dem Titel "Forum für falsche Erinnerungen"[54] betrieben. Das Forum ist auf Wunsch der Initiatorin heute nur noch zur Information online. Mit "falschen Erinnerungen" sind falsche Missbrauchsvorwürfe, Falschdiagnosen (z.B. hinsichtlich Multipler Persönlichkeit) und Falschanschuldigungen seitens Psychotherapeuten/Psychoanalytikern gemeint, die im Rahmen einer Psychotherapie/Psychoanalyse seitens der Therapeuten erhoben wurden, ohne dass diese Thesen jedoch auf irgendeiner realen Grundlage basierten. Diese wurden den Betroffenen also vielmehr eingeredet - oft so lange, bis die Klienten sie selbst als Pseudorealität akzeptierten. Wie aus den Berichten der Plattform ersichtlich ist, haben diese "falschen Erinnerungen" zu einem enormen seelischen Leidensdruck bei den Betroffenen, zur Zerstörung von Beziehungen und ganzen Familien und nicht zuletzt sogar zu Gerichtsverfahren geführt, in denen die Therapeuten allerdings allzu oft straffrei bleiben. In vielen berührenden, teils tagebuchähnlich geführten Einzelberichten schildert Jenny Doe auch ausführlich ihre eigene Geschichte, das seelische Ungleichgewicht und die Verwirrungen, in die sie durch die Therapien und Therapeuten geraten ist, die seelischen und psychischen Schäden, die daraus entstanden sind und nicht zuletzt den enormen Leidensdruck, den sie durchlebt hat. Jenny Doe wurde sage und schreibe 14 Jahre lang "therapiert" und über diese 14 Jahre therapeutisch massiv geschädigt. Eine Klage gegen den Therapeuten verlor sie und muss somit auch noch die Kosten des Verfahrens tragen.

Kurz nach der Prozeßentscheidung vermerkt sie im Forum selbst:

"Diese Therapeuten haben mir nicht nur 14 Jahre meines Lebens zerstört, meine Schulden werden mich auch den Rest meines Lebens täglich an sie erinnern. Gestern war ich an einem Punkt, [...] wenn ich irgendetwas zur Hand gehabt hätte, ich hätte mir das Leben genommen."

Und zur Schließung des Forums:

"Schlussendlich habe ich die Entscheidung getroffen, dass der Kampf zwar wichtig und notwendig ist, aber nicht um den Preis, dass ich bei draufgehe. Ich habe dann dieses Forum geschlossen und jetzt auch unter anderen Aktivitäten einen Schlussstrich gezogen".[55]

Literatur

  • Bautz-Holzherr, Margarethe und Pohlen, Manfred: Psychoanalyse, das Ende einer Deutungsmacht, Suhrkamp; 1. Auflage, 17. Oktober 2001, ISBN-10: 3518291475, ISBN-13: 978-3518291474
  • Degen, Rolf: Lexikon der Psycho-Irrtümer
  • Israëls, Han (dt. 1999, ndl. 1993). Der Fall Freud. Die Geburt der Psychoanalyse aus der Lüge. Hamburg: Europäische Verlagsanstalt.
Aus dem Nachwort zur deutschen Ausgabe:
"Nach dem Erscheinen der niederländischen Originalausgabe dieses Buches im Jahre 1993 haben sich in Deutschland zwei Dinge ereignet, die hier nicht unerwähnt bleiben sollten.
Dies betrifft zum einen eine ausführliche Besprechung des Buches in der Frankfurter Zeitschrift Psyche, dem wohl prominentesten psychoanalytischen Fachorgan im deutschsprachigen Raum. Die Rezension erschien dort mehr als ein Jahr vor dem Erscheinen der deutschen Übersetzung des Fall Freuds, die Sie jetzt in Händen halten.
Mehr noch: Als die Besprechung erschien, hatte die Psyche-Redaktion noch keine Ahnung, daß es überhaupt eine deutsche Übersetzung geben würde. In dem Beitrag in Psyche ging es um die niederländische Originalausgabe des Buches.
So etwas ist höchst ungewöhnlich, da es nur selten vorkommt, daß ein niederländisches Buch bereits vor seinem Erscheinen in Deutschland ausführlich in den dortigen Fachzeitschriften besprochen wird. Denn schließlich mutet man dem Publikum ein Urteil über ein Buch zu, das in einer Sprache abgefaßt ist, die die allermeisten nicht beherrschen. Und was für Psyche gilt, trifft erst recht auf die Leser der führenden psychoanalytischen Zeitschrift in der angelsächsischen Welt, dem International Journal of Psycho-Analysis zu: denn bei der Rezension in Psyche handelte es sich um die Übersetzung eines Beitrags, der zwei Jahre zuvor bereits im International Journal veröffentlicht worden war.
Die Tatsache, daß dem Gros ihrer Leser der Inhalt des rezensierten Werkes aufgrund der Sprache verschlossen bleiben mußte, stellte für die beiden international renommierten psychoanalytischen Fachzeitschriften keinen Hinderungsgrund dar, eine ausführliche Besprechung abzudrucken - dazu war der Inhalt des Buches für sie offenbar zu wichtig.
Diejenigen unter Ihnen, die nun aber glauben, ein - zumindest nach Auflassung jener Zeitschriftenredaktionen - wissenschaftliches Meisterwerk in Händen zu halten, muß ich allerdings enttäuschen. Der Tenor der betreffenden Rezensionen ist eine nachdrückliche Warnung vor dem Inhalt des Werks.
'Der Fall Freud: 1. Schöpfungsgeschichten, wie der Titel des Buches von Han Israels in der Übersetzung lautet, beschäftigt sich mit Freuds frühen Kokain- und Hysterie-Forschungen. Es will jedoch diese berufliche Phase in Freuds Leben keineswegs ernsthaft dokumentieren und beurteilen, sondern läßt im Gestus des investigativen Journalismus nichts unversucht, den Menschen Sigmund Freud zu diskreditieren. In dieser Hinsicht gehört es also zu der gegenwärtig modischen Literatur, die den Charakter und die wissenschaftliche Integrität des Begründers der Psychoanalyse zerstören will.'
So beginnt der Text, und in diesem Ton geht es sieben Seiten lang weiter, um schließlich mit den Worten zu enden:
'Auf der Grundlage des bisher Gesagten empfehle ich den Lesern, die an einem genauen Bericht und einer ausgewogenen Einschätzung dieser faszinierenden Zeit in Freuds beruflichem Leben interessiert sind, sich an eine der vielen anderen verfügbaren Quellen zu halten.'
Eine sonderbare Empfehlung! Denn angesichts der geringen Verbreitung des Niederländischen wird es kaum einen Leser bei Psyche oder dem International Journal of Psycho-Analysis gegeben haben, der tatsächlich der offenbar als gefährlich erachteten Versuchung ausgesetzt war, das Buch in die Hand zu nehmen.
Diese Reaktion auf das Buch ist bemerkenswert. Man stelle sich einmal vor, daß in irgendeiner normalen wissenschaftlichen Disziplin, sagen wir: der Biologie oder der Physik, ein niederländisches Buch über Darwin oder Einstein erscheint, das nach Ansicht der Redaktionsmitglieder ausländischer Fachzeitschriften wissenschaftlich unter Niveau ist, dann ist es undenkbar, daß man einem solchen Machwerk aus einem kleinen, exotischen Sprachraum ausführliche Besprechungen widmen würde. Doch offenbar handelt es sich bei der Psychoanalyse um keine normale wissenschaftliche Disziplin."
  • Onfray, Michel: Anti Freud - Die Psychoanalyse wird entzaubert. München, Albrecht Knaus Verlag, 2011, ISBN-10: 3813504085, ISBN-13: 978-3813504088
  • Selg, Herbert: Sigmund Freud - Genie oder Scharlatan? Eine kritische Einführung in Leben und Werk. Stuttgart, 2002
  • Zimmer, Dieter. E.: Tiefenschwindel – Die endlose und die beendbare Psychoanalyse, Reinbek, Rowohlt Taschenbuch Verlag, 1990

Siehe auch


Weblinks

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Englische Seiten:

Quellenverzeichnis

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