Anselm Lenz im Interview mit dem russischen Staatsender RT Deutsch im April 2020 (Bild: Youtube[1])
Anselm Lenz bei Rubikon (Bild: Youtube, Rubikon 27.März 2020)
Ken Jebsen und Anselm Lenz (11. April 2020)
Videoankündigung bei Rubikon mit Jens Lehrich

Anselm Lenz (geb. 1980 in Hamburg) ist ein deutscher Dramaturg, Schriftsteller und Journalist. Lenz lebt und arbeitet in Hamburg und Berlin. Als Journalist schrieb er für Magazine und für die Tageszeitungen taz, Die Welt und junge Welt, wo er jeweils auch unter verschiedenen Pseudonymen publizierte. Er ist auch Autor des Blogs Rubikon. 2014 gründete er gemeinsam mit Alix Faßmann und Jörg Petzold in Neukölln das Haus Bartleby e.V., ein Zentrum für Karriereverweigerung. Die Webseiten von „Haus Bartleby“ und dem „Kapitalismustribunal“ sind mittlerweile offline.

Lenz ist Mitgründer des Vereins Kommunikationsstelle Demokratischer Widerstand in Berlin[2], der sich zu Zeiten der Coronavirus Pandemie 2020 bildete und der mit öffentlichen Aktionen sich sowohl gegen Einschränkungen der Grundrechte in Deutschland als auch behördliche Massnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus CoV-2 richtet, dessen Existenz bezweifelt wird. Nach einem Bericht von Martin Lejeune beantragte Lenz am 2. April 2020 "als in der Bundesrepublik Deutschland politisch Verfolgter" politisches Asyl bei der Botschaft des EU-Landes Schweden.[3] Zuvor hatte bereits die taz über sein Vorhaben berichtet.[4] Lenz begründete sein Asylbegehren wie folgt:

«Ich werde für mein antifaschistisches Engagement für unsere deutsche Verfassung, das Grundgesetz, sowie als Mitgründer der Initiative Nicht ohne uns politisch verfolgt, mit Rechtsmitteln bedroht und wurde von meinem Betrieb, taz – die tageszeitung, wo ich bis gestern als fester Freier angestellt war, deshalb gekündigt.»

Der russische Staatssender RT Deutsch berichtete ebenfalls über das beantragte Asyl in Schweden, nannte dieses aber "vorsorglich". Die taz dementierte später, Lenz gekündigt zu haben, da dieser nicht fest angestellt gewesen sei, sondern freier Autor der "taz Berlin". Bei der Wahl des "Pandemie-Leugners"[5] Anselm Lenz für das Land Schweden mag eine Rolle gespielt haben, dass trotz steigender Infektionszahlen Schweden zu diesem Zeitpunkt weniger einschneidende behördliche Einschränkungen erliess.

Anselm Lenz war mit Hendrik Sodenkamp Interviewgast beim russischen Staatssender RT Deutsch.[6]

Kurzbiographie

Anselm Lenz war Marinesoldat, studierte Kulturwissenschaft und Kunstgeschichte. Seit 2006 ist er als Dramaturg tätig. Von 2010 bis 2012 produzierte er gemeinsam mit Sarah Drath das Filmspiel Taxi Altona. Er war Gründungsmitglied der Bar Golem am Hamburger Fischmarkt, für die er wöchentlich den literarischen Newsletter Golem Cogitationes verfasste.

Verein Kommunikationsstelle Demokratischer Widerstand

Am 34. März 2020 gründete Anselm Lenz mit Hendrik Sodenkamp und Batseba N’Diaye den Verein Kommunikationsstelle Demokratischer Widerstand e. V. (i. Gr., KDW), der sich noch in Gründung befindet (Stand: Ende März 2020). Dieser ruft zu regelmässigen Demonstrationen ("Hygienedemo"), "Hygiene-Spaziergänge mit GG" und Mahnwachen gegen behördliche Massnahmen zur Begrenzung der COVID-19 Pandemie durch das Coronavirus SARS-2 CoV-2 auf.[7] Der Verein behauptet die Existenz eines "Notstands-Regimes" in Deutschland. Die Organisatoren berufen sich auf Verschwörungstheorien zur COVID-19 Pandemie 2019-2020 und bestreiten einerseits die Existenz des Coronavirus, dessen Existenz "umstritten" sei. Andererseits verbreiten sie Verschwörungstheorien zu der Herkunft des Virus. Als tatsächliche Ursachen nennt Anselm Lenz „Panikattacken überalterter Eliten“, einen Versuch, einen angenommenen „Kapitalismuscrash“ zu überlagern, oder eine „Aktion zum Klimaschutz“. Dass er dafür keine Belege nennen könne, liege daran dass es in Deutschland eine "gleichgeschaltete" Presse gebe. Auf den Webseiten von Lenz heisst es:

„Der deutsche Bundestag beschließt sein Ermächtigungsgesetz. Wir sollen ein Jahr lang in einer de-facto-Diktatur leben. Deren System ist derweil am Ende.“ und „Polizeistaatliches Gebaren im Übergang zum Präfaschismus ist völlig indiskutabel.“

Unterstützung erhielt diese Initiative durch die rechtsextreme und impfgegnerische Gruppierung wie Netzwerk Demokratie e.V., von der Neue Rheinische Zeitung[8] und durch KenFM von Ken Jebsen („Corona ist nicht das Problem“). Die Gefahren (insbesondere für ältere Menschen) durch das Virus werden von ihm verharmlost. Seine Ansichten verbreitete Anselm Lenz dazu im Blog von Rubikon.

Aktivitäten des Verein fanden eine kritische Rezeption in der berliner Tageszeitung (taz), sowie Beachtung beim russischen Staatssender RT Deutsch (in mehreren Beiträgen), bei Rubikon und der Epoch Times, bei Oliver Janich und Rationalgalerie von Uli Gellermann (Autor bei Sputniknews und Free21).

Nach Angaben von Lenz sollen sich inzwischen ausserhalb von Berlin 50 regionale Ableger der Bewegung gebildet haben.

Hygienedemo

Eine "Hygienedemo" in Berlin mit ungefähr 40 bis 150 Teilnehmern (je nach berichtender Quelle und Zeitpunkt) wurde von der Polizei aufgelöst. Die Demonstration war zwar schriftlich am 24. März 2020 angemeldet worden, die Polizei stufte diese aber als nicht angemeldete Versammlung ein und diese habe gegen die geltenden Beschränkungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie und gegen das Infektionsschutzgesetz verstossen.[9] Eine spätere ungenehmigte "Hygienedemo" am 11. April 2020 wurde von Lenz, Hendrik Sodenkamp und Uli Gellermann (Rationalgalerie) organisiert und von der Polizei aufgelöst. Auf der ungenehmigten Versammlung erschienen auch Ken Jebsen und Michael Mross.

Am 18. April 2020 fand erneut in Berlin eine so genannte Hygienedemo statt, wieder nicht genehmigt und diesmal mit mehr als 500 Teilnehmern. Es erschien ein Videoteam von Ken Jebsen, sowie der ehemalige Journalist und Erdogan-Unterstützer Martin Lejeune und der Rechtsextremist Nikolai Nerling, der sich „Volkslehrer“ nennt. Zu erkennen waren Teilnehmer mit Trump-Fahnen und Q-Anon-Anhänger.

Werke

  • (Hrsg.), gemeinsam mit Alvaro Rodrigo Piña Otey: Das Ende der Enthaltsamkeit. Über Bars, Cocktails, Selbstermächtigung und die Schönheit des Niedergangs. Edition Nautilus 2013
  • (Hrsg.), gemeinsam mit Alix Faßmann, Jörg Petzold, Patrick Spät: Sag alles ab! Plädoyers für den lebenslangen Generalstreik. Haus Bartleby, Edition Nautilus 2015
  • (Hrsg.), gemeinsam mit Alix Faßmann, Hendrik Sodenkamp, Haus Bartleby: Das Kapitalismustribunal. Zur Revolution der ökonomischen Rechte (Das rote Buch). Passagen Verlag 2016

Weblinks


  • www.nichtohneuns.de Webseite von Anselm Lenz

Quellennachweise

  1. Youtube-Video "Grundrechte, Tracking-Apps und soziale Isolation: die Folgen von Corona", Rt Deutsch, 9.4.2020
  2. KOMMUNIKATIONSSTELLE DEMOKRATISCHER WIDERSTAND E.V.I.GR. BERLIN
    Anselm Lenz, Hendrik Sodenkamp, Louise Thomas, Jill Sandjaja, Ulrich Gellermann, Gabriella Ogagwo, Batseba N'diaye, Matthias Goretzki & Kollegium
    Linienstraße 227, 10178 Berlin
    v.i.S.d.P.: Anselm Lenz & Hendrik Sodenkamp (ebenda), Vorstand K.D.W. e.V.i.Gr. Berlin
  3. http://www.martinlejeune.de/deutscher-journalist-beantragt-asyl-in-der-schwedischen-botschaft/
  4. https://taz.de/Verschwoerungstheoretiker-gegen-Corona/!5677840/
  5. http://satiresenf.de/ts5220-braune-infektionsketten-staatsnager-und-ken-jebsen-zuvorderst-dabei/
  6. Youtube-Video "Grundrechte, Tracking-Apps und soziale Isolation: die Folgen von Corona", Rt Deutsch, 9.4.2020
  7. https://taz.de/Corona-und-Verschwoerungstheoretiker/!5675712/
  8. http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=26673
  9. https://www.morgenpost.de/berlin/article228797933/Polizei-nimmt-nach-Demonstration-in-Mitte-Personalien-auf.html