Astrologie
Die Astrologie ist die esoterische Lehre von angeblichen Einflüssen von auf die Erde bezogenen Gestirnspositionen auf den Menschen, ohne Berücksichtigung der Gravitation.
Dabei beruht sie nicht auf einer Jahrtausende alten Erfahrung aus grauer Vorzeit, sondern die Astrologie entwickelte sich erst in spätbabylonischer Zeit (2.-1. vorchr. Jahrtausend). Damals wurden Weissagungen (Omina) erstellt, die sich auf das ganze Land oder ein Herrscherhaus, nicht aber wie heute auf einzelne Personen bezogen. Einfache Individualhoroskope wurden erst um die Zeitenwende erstellt. Die meisten Regeln, nach denen die Astrologie auch heute noch praktiziert wirde, stammen aus der griechischen Antike, dem Mittelalter oder sogar erst aus jüngster Zeit.
Die Bedeutung der Planeten, zu denen früher auch Sonne und Mond gehörten, bevor das heute Bild des Planetensystems den Irrglauben, die Sonne kreise um die Erde, ersetzte, wurde ihrer optischen Erscheinung am Himmel entnommen. Venus wurde als hellster Planet zum Symbol für Liebe, Mars mit seiner roten Farbe und deutlichen Helligkeitsschwankungen zum Symbol für Krieg, usw.
Als im 20. Jahrhundert durch leistungsstarke Teleskope neue Planeten entdeckt wurden, die vorher in der Astrologie schlicht unbekannt waren, wurden schnell neue Bedeutungen für sie entwickelt. Für Pluto (griech: Gott der Unterwelt), der 1930 entdeckt wurde, wurde analog zum Mars eine destruktive Wirkung erfunden. Dies ist besonders pikant, denn um den angeblichen Einfluss des Planeten auf den Menschen festzustellen, hätte man ihn länger beobachten müssen. Da Pluto für einen Sonnenumlauf 248 Jahre benötigt, hat er auf seiner Bahn seit seiner Erstbeschreibung aber gerade einmal 30% dieser Strecke zurückgelegt. Kein Astrologe kann also den Hauch einer Ahnung davon besitzen, was Pluto tun oder lassen kann - selbst wenn an diesem Einfluss wirklich etwas dran wäre. Die durch das Sonnensystem pendelnden Asteroiden und Kleinplaneten spielen in der Astrologie interessanterweise keine Rolle, obwohl ihre Masse nicht unerheblich ist und sie der Erde viel näher stehen als z.B. Uranus, Neptun oder Pluto.
Für die Ausdeutereien benutzen Astrologen z.B. die sog. Mondknoten, was Schnittpunkte zwischen der Mondbahn und der Ekliptik (jährliche, scheinbare Sonnenbahn als Spiegelbild des Jahresumlaufes der Erde um die Sonne), bei denen es sich um in Wirklichkeit leere Stellen im Weltraum handelt.Zur Beurteilung der Zukunftsaussichten werden aktuelle Planetenstellungen mit Geburtsdaten in Beziehung gesetzt.
Moderne statistische Untersuchungen zeigen, dass die Prognosen von Astrologen in der Regel nicht zutreffen. Culver und Ianna (1997) untersuchten 3.011 Prognosen bekannter Astrologen, von denen gerade einmal 10% zutrafen. Unter diesen 'Treffern' befanden sich viele ausgesprochen verwaschene Aussagen. Die von vielen Menschen behauptete Richtigkeit von Horoskopen geht in der Regel auf Selbsttäuschungen zurück.
Erschreckend ist der Umstand, dass der Astrologieglaube in den letzten Jahrzehnten in der Bundesrepublik Deutschland drastisch zugenommen hat. Seit 1977 (46%) bis 2001 (77%) kam es zu einem massiven Anstieg der Personen, die regelmäßig oder manchmal Horoskopie in Zeitschriften lesen.
In einer Untersuchung des Allensbach Instituts unter 2.049 Befragten im Jahre 2001 gaben deutlich mehr Frauen (23%) als Männer (7%) an, regelmäßig Horoskope zu lesen. Dabei gab es ein deutliches Bildungsgefälle im Westen, denn Personen mit niedriger Schullaufbahn (20%) gaben häufiger an, regelmäßig Horoskope zu lesen als Personen mit höherem Schulabschluss (11%). Im Osten der Republik war der Unterschied nicht so groß (20% versus 18%). Angehöriger niedriger Berufsgruppen (angelernte Arbeiter) studierten deutlich häufiger ihr Horoskop regelmäßig (23%) als Angehörige höherer Berufsgruppen (z.B. 13% bei Facharbeitern oder leitenden Angestellten/Beamten). Der Astrologieglauben scheint demnach mit schlechtem Bildungsgrad und niedrigem Berufsstand verbunden zu sein. Da Frauen häufig eine schlechtere Ausbildung und schlechtere Berufe ausüben als Männer, ergeben sich entsprechende Diskrepanzen im Sinne einer sich selbst erfüllenden Prophezeihung. Astrologieglauben kann demnach nur durch hochwertige (Aus-)Bildung bekämpft werden, die in der Bundesrepublik Deutschland aber breitenwirksam nicht im notwendigen Maße stattfindet. Der Anstieg des Astrologieglaubens auf heutiges Niveau scheint auch eine Folge der destaströsen Bildungspolitik zu sein, die seit den 1980iger Jahren in vielen Bundesländern der BRD zu Lasten der Schüler betrieben wurde.
Tierkreiszeichen und die Sternbilder
Die Erdachse vollzieht sehr langsame periodische Kreiselbewegungen, die in der Astronomie Präzession genannt werden. Aufgrund dieser Präzession befindet sich der Frühlingspunkt schon seit zwei Jahrtausenden nicht mehr im von der Astrologie unterstellten Sternbild. Infolge der Präzession stimmen seit bald zwei Jahrtausenden Tierkreiszeichen und Sternbilder nicht mehr überein. Die zwölf ausgesuchten Tierkreiszeichen wurden ursprünglich nach denjenigen Sternbildern benannt, in denen die Sonne vor 2.000 Jahren zu einem bestimmten Zeitpunkt stand, von den 88 Sternbildern wurden diese zwölf nach unbekannten Kriterien ausgesucht. Auf der Südhalbkugel der Erde sind die astrologisch bedeutsamen Sternbilder gar nicht zu sehen, während dort ganz andere Sternbilder in der Ekliptik auftauchen, die angeblich astrologisch bedeutungslos wären. Angeblich sollen diese aber die ursprünglichen (antiken) Sternbilder der Norhalbkugel in der heutigen Astrologie keine Rolle mehr spielen. Diese Tatsache ist zwar den meisten Astrologen, doch weit weniger den vielen Anhängern der Astrologie bewußt. Daher unterscheiden auch wenige Menschen zwischen „Sternbild“ und „Tierkreiszeichen“ und meinen, daß ihr Sternzeichen mit dem Sternbild identisch ist, nach dem es einmal ursprünglich benannt wurde. Ein astrologischer „Widder“ ist daher sternbildmäßig ein „Fisch“, ein „Zwilling“ ist astronomisch gesehen ein „Stier“ und die „Jungfrau“ ein „Löwe“. Die Stellung der Gestirne hat sich also im Laufe der Zeit gegenüber dem alten Regelwerk der Astrologie deutlich verschoben. Dieser Umstand könnte bedeutungslos sein, wenn nicht dem Sternbild des Frühlingspunktes astrologisch eine Bedeutung zukäme. Es ist daher nicht egal ob nun die Sonne im Frühjahr („Frühlingspunkt“) im Sternbild Widder oder im den Fischen steht.
Astrologie unter psychotherapeutischem Deckmäntelchen
Hans Christian Schrader, seit dem Jahre 1988 als Psychologe am Vivantes-Klinikum am Urban in Berlin tätig begleitet Krebspatienten psychologisch. Im Rahmen dieser Betreuung führt er seit längerer Zeit auch die Astrologie ein. Er bietet, angeblich mit gutem Erfolg, astrologische Gutachten gegen Privathonorar an. In einer durch DPA (20.12.2002; 200131 Dez 02) verbreiteten Pressemeldung wird Schrader mit den Worten zitiert: '98 Prozent, die ich frage, nehmen das Angebot an. Die Verweildauer im Krankenhaus ist rapide gesunken. Auch wir Psychologen sind gehalten, immer schneller zum Kern des psychischen Problems vorzudringen. Mit astrologischen Aussagen komme ich viel schneller an die zentralen Konfliktthemen des Patienten heran.'
Ob diese Behauptungen wahr sind, ist unklar. Die Art der Verharmlosung der Astrologie, vor allem deren Implementierung bei Personen, die sich in einer ernsten Lebenskrise befinden, ist ausgesprochen fragwürdig und wird von Autoren wie Ingeborg Lackinger-Karger (Autorin von 'Kursbuch Seele') als grobe Täuschung eingestuft: 'Die Auseinandersetzung mit der Krankheit kann gerade bei psychischen Problemen durch Astrologie und andere Heilsversprechen verhindert werden - zum Schaden der Betroffenen.'. Auch Collin Goldener, Gründer des Forum Kritische Psychologie (www.fkpsych.de) und als hochkompetenter Autor sektenkritischer Bücher und Schriften bekannt, hält die Astrologie für 'akademisch getarnten Unsinn'.
Astrologie - ein einträgliches Geschäft mit den Sorgen der Kunden
Die 20.000 Astrologen, Wahrsager und Hellseher in Deutschland machen jährlich einen geschätzten Umsatz von 500 Mio. Euro nach Angaben der Gesellschaft zur Wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (www.gwup.org) aus dem Jahr 2003. Die GWUP wertete 75 konkrete Prognosen für das Jahr 2002 aus und veröffentlichte einmal mehr eine Pressemeldung zum Wahrheitsgehalt der Vorhersagen. Der Barmbeker Hellseher Jean Paul Zamora garantierte angeblich unfehlbare Vorhersagen zu technischen Pannen und Umwelt-Unfällen sowie Wetterkapriolen, die nicht in einem einzigen Fall eintrafen. Die Astrologin Patricia Schwennold, Tochter eines indischen Architekten und einer österreichischen Astrologin, rühmte sich, die Wiederwahl von Gerhard Schröder aus den Sternen gelesen zu haben. Allerdings lagen seine Wahlchancen zu Jahresende 2002 noch bei 50%. Ein Münzwurf hätte also ausgereicht, eine Vorhersage zu treffen. Das Raten der Astrologin erkennt man daran, dass sie behauptete, ein kurz vor der Wahl aufgedeckter Finanzskandal in der Stoibertruppe würde ihm den Wahlsieg bringen. Kaum besser schnitt der Münchner Starastrologe Winfried Noé (siehe auch: Questico) ab, der im Mai 2002 die FDP sicher in der nächsten Regierung sah. Als reines Hirngespinst entpuppten sich seine Prognosen für das Börsencrashjahr 2008: ...2008 wird ein stabiles Börsenjahr, der DAX steigt bis Jahresende um fünf bis neun Prozent... Patricia Schwennold prophezeite für das Jahr 2002 Anschläge auf das NATO-Hauptquartier in Brüssel und auf den Berliner Reichstag, die beide bekanntlich nicht stattfanden. Der Astrologe Rei Souli prophezeite die Niederlage der deutschen Mannschaft bei der Fußball-Weltmeisterschaft im Vorrundenspiel und sagte den Sieg Spaniens voraus. Die Deutschen kamen bekanntlich ins Endspiel und die Spanier schieden aus. Der Nostradamus-Deuter Manfred Dimde kündigte für das Jahr 2002 eine bemannte Mars-Expedition an, ebenso das Auseinanderbrechen der UNO in einen westlichen und einen islamischen Block. Hier zeigt sich die absolute Realitätsferne solcher Propheten.
Literatur
- Andreas Hergovich: Die Psychologie der Astrologie. Verlag: Huber, Bern (Juli 2005) ISBN-10:3456841957
ISBN-13: 978-3456841953
Weblinks
Quellennachweise
- Culver R, Ianna P: The Gemini-Syndrom. Pachart, Tucson/Arizona, USA, 1997
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