Wolfgang Wankmiller

Die Wankmiller-Sekte (Eigenbezeichnung Stamm der Likatier) ist eine sektenhafte Glaubens- und Lebensgemeinschaft um einen Wolfgang Wankmiller, der sich selbst als "Wolfgang Rudolf von Markworth-Walter zu Füssen" bezeichnet. Die Vereinigung wurde aus seit 1974 bestehenden Vorgängerorganisationen gegründet und nennt sich seit 1998 Stamm der Likatier. Der in Füssen (Allgäu) ansässigen Gruppe sollen etwa 130 bis 200 Personen angehören, die teilweise aus angesehenen Füssener Familien stammen sollen. Der Name bezieht sich auf einen keltisch-vindelizischen Stamm der Likatier, der im Gebiet um den Lech siedelte.

Die Wankmiller-Sekte schottet sich nach außen hin ab und wird von Aussteigern als Gruppe mit sexueller Promiskuität beschrieben, bei der auch sexueller Kindesmissbrauch toleriert werde. Ein Mitglied wurde deshalb auch verurteilt. Wankmiller soll selbst Vater von 15 Kindern verschiedener Mütter sein. Aussteiger berichteten 2012 über brutale Erziehungsmethoden. So sollen Kinder ab 2 Jahren von Eltern, Lehrern oder anderen Sektenmitgliedern mit Rutenschlägen misshandelt worden sein.

In ihrem Inneren ist die Gruppe hierarchisch strukturiert. An der Spitze steht Wankmiller, darunter stehen die Schwurmenschen, die ihren Besitz in den Stammbesitz überführen. Dann kommen die Spurmenschen, die Lebensmenschen und die Lamatieden. Für jede Stufe, die man aufsteigen kann, muss man eine gewisse Zeit im Stamm gelebt haben und einen Antrag stellen. Danach wird eine halbjährliche "Testphase" durchlaufen und anschließend von der jeweiligen Stammesebene beraten, ob man diese Stufe nun erreicht hat. Die Wankmillersekte benutzt auch eine eigene Zeitrechnung und eine eigene Währung namens Piepen. Eigene Kinder werden im nahen Österreich (Einrichtung Grenzburg / ehem. Zollhaus Weißhaus) zu Hause unterrichtet, da in Österreich die entsprechenden rechtlichen Voraussetzungen dazu vorhanden sind.

Das zuständige Jugendamt entzog mehreren Mitgliedern das Sorgerecht, und brachte 40 Kinder in Pflegefamilien und Heimen unter. Ausschlaggebend waren brutale Erziehungsmethoden. Die Eltern klagten gegen den Entzug des Sorgerechts und unterlagen im Rechtsstreit. Der angerufene Europäische Gerichtshof für Menschenrechte wies die Beschwerden von vier Familien ab, deren Kinder in Pflegefamilien und Heimen untergebracht worden waren. Angesichts des Risikos "einer systematischen und regelmäßigen körperlichen Züchtigung von Kindern" seien die deutschen Gerichte verpflichtet gewesen, die Kinder in Obhut zu nehmen, heißt es in dem Urteil. Die deutsche Justiz habe damit eine "unmenschliche oder erniedrigende Behandlung" verhindern wollen, die laut der Europäischen Menschenrechtskonvention verboten sei.[1]

Wolfgang Wankmiller

Der kamerascheue Wankmiller bezeichnet sich als Reinkarnation von Jesus Christus und Albert Einstein und lässt sich mit dem Namen "Jesus" anreden. Er soll früher Hausmeister gewesen sein und fungierte eine Zeit lang als Stadtrat in Füssen.

Wirtschaftliche Aktivitäten

Die Gruppe finanziert sich aus Zuwendungen eigener Miglieder und aus geschäftlichen Aktivitäten. Von Mitgliedern der Wankmiller-Gruppe ist bekannt, dass sie im Geschäft sind mit Esoterikartikeln, Alternativmedizin (Heilpraktikerschule Likamundi) sowie Unternehmensberatungen. Des Weiteren werden der Gruppe Immobiliengschäfte nachgesagt. Der Wankmiller-Gruppe gehören der Pegasus-Verlag sowie ein Füssener Reformhaus, die Bayerische Gesellschaft für ganzheitliches Heilen, ein Immobilienbüro und zwei Esoterik-Läden namens Quaballah und Mandala. Der Likatien-Vize Otto Piepenburg betreibt die Firma Pro Expo, die Esoterikmessen organisiert. In Füssen wird auch ein INFAOR-Institut geführt, das sich der umstrittenen Methode der Familienaufstellungen nach Hellinger widmet.

Beziehungen zu Thomas Hornauer

Der Inhaber der Firma Telekontor und Betreiber des Internet-Fernsehsenders Telemedial, Thomas Hornauer, pflegte enge persönliche und geschäftliche Kontakte zu der Wankmiller-Gruppe. Geplant waren offenbar gemeinsame GmbHs. Die Kontakte zum "Stamm" beschrieb Hornauer in seiner Sendung "Orange Table" vom 9. April 2008 folgendermaßen: Für seine Telefonerotik-Hotline habe er in der Vergangenheit von einem dem Stamm der Likatier zuzuordnenden Unternehmen in Füssen die Alterskontrolle vornehmen lassen und einem Betrieb des Stammes in Füssen ein Haus vermietet. Auch unterstrich Hornauer, dass es sich bei dem Stamm nicht um eine Sekte handele. Er bezog sich dabei auf den Sektenbeauftragten der bayerischen Landesregierung, dem lt. Stuttgarter Zeitung vom 27. März 2003 Sektenbeauftragte anderer Stellen jedoch widersprächen.[2]

Darüberhinaus bestreitet Hornauer jedoch Verbindungen zu Wankmiller und der Sekte und sprach davon, Wankmiller und seine Gruppe in Füssen zufällig kennengelernt zu haben.

Weblinks

Quellennachweise