EZ-Wasser
EZ-Wasser (EZ Water, Exclusion Zone Water, H9 water, hexagonales Wasser, auch EC-Wasser) soll nach einer Hypothese von Gerald Pollack Wasser entsprechen, das sich an der Grenzfläche zwischen flüssigem Wasser und einer hydrophilen (wasseranziehenden) Oberfläche bilde. In einer dünnen Schicht solle dieses Wasser einen halbkristallinen Zustand aufweisen und frei von jeglicher Verunreinigung sein. Diesen Bereich an der Grenzfläche bezeichnet er als Exclusion Zone (EZ) (Ausschlusszone, weil frei von anderen Substanzen). Den hypothetischen halbkristallinen Zustand deutet er als den "4. Aggregatzustand des Wassers", von dem üblicherweise nur drei Aggregatzustände bekannt sind (fest, flüssig und gasförmig). Die räumliche Anordnung der Wassermoleküle in der Ausschlusszone entspräche einem Molekülgitter mit hexagonaler Anordnung, weshalb das Wasser auch als hexagonales Wasser bezeichnet wird. Die Summenformel des Wassers in der Ausschlusszone sei nicht - wie allgemein bekannt - H2O, sondern H3O2. Zur gemeinten Substanz existieren keine Einträge in der deutschsprachigen oder englischsprachigen Wikipedia. Die Behauptungen von Pollack werden durch keine unabhängigen Studien gestützt. Die wenigen Veröffentlichungen zum Thema "EZ Water" stammen alle samt von Pollack selbst. Verbreitet werden die von wissenschaftlicher Seite kaum beachteten Thesen durch seine populärwissenschaftlichen Bücher über EZ-Wasser. Das Thema findet entsprechend nur Anklang in pseudowissenschaftlichen und esoterischen Kreisen.[1]
H3O2
Eine Substanz mit der Summenformel H3O2 wird nach unterschiedlichen Quellen als Dioxidanium, Dioxidanylium oder Hydroperoxonium bezeichnet. Auch wird irrtümlicherweise behauptet, dass der Substanz die CAS-Nummer 60593-56-8 zugeordnet sei. Die Substanz ist vielmehr Diskussionsgegenstand im alternativmedizinschen Bereich und wird zur Glaubhaftmachung von Behauptungen zur Homöopathie und zahlreicher Scharlatanerie- und Wellnessprodukte herangezogen. Pollacks Hypothesen um sein EZ-Wasser haben zahlreiche Hersteller animiert, Geräte anzubieten, die angeblich in der Lage seien, EZ-Wasser zu produzieren. In diesem Zusammenhang werden dem EZ-Wasser stets ausschließlich positive Eigenschaften zugeschrieben. In der Werbung werden Strukturformeln (auch als räumliche Zeichnungen) zum EZ-Wasser veröffentlicht (siehe Abbildung rechts).
In der wissenschaftlichen Chemie bilden einzelne Wassermoleküle in flüssigem Zustand tetraederförmige Wassercluster, die sich temperaturabhängig ständig neu bilden und wieder auflösen. Die Lebensdauer einer Wasserstoffbrückenbindung liegt dabei typischerweise im Bereich von 1–20 ps (ps = Pikosekunde = 10-12 Sekunden). Stabile quasikristalline Strukturen von Wasser im flüssigen Zustand sind nicht bekannt und auch sehr unwahrscheinlich.[2]
Der Schweizer Werbefachmann Robert Zach (geb. 1961) behauptet, den hypothetisch gebliebenen "4. Aggregatzustand des Wassers" und damit das "EZwasser" entdeckt zu haben. Pollack sei es lediglich zeitlich nach ihm gelungen, diesen wissenschaftlich nachzuweisen. Zach ist Inhaber der Firma ZARO Biotec, einem Hersteller von Scharlatanerieprodukten zur Wasserbelebung und zum Schutz vor Elektrosmog aus CH-6390 Engelberg in der Zentralschweiz.
Behauptete chemische und physikalische Eigenschaften
Das von Pollack gemeinte EZ-Wasser habe ein anderes Verhältnis von Wasserstoff zu Sauerstoff als herkömmliches Wasser, bei dem auf ein Sauerstoffatom zwei Wasserstoffatome kommen. Das Molekulargewicht sei 35,022 g/mol gegenüber 18,015 g/mol bei Wasser. Andere Schreibweise der Summenformel: HO-(O+)-H2. Das Dioxidanium verdampfe erst bei 150,2° Celsius auf Meereshöhe (1013 hPa).[3][4] Nach Pollack verbinden sich die EZ-Wassermoleküle zu Strukturen, die Honigwaben ähneln.
Pollack schreibt dem EZ-Wasser weiterhin mehrere veränderte physikalische Eigenschaften gegenüber normalem Wasser zu: es habe eine höhere Viskosität, eine höhere Absorption infraroter Strahlung (IR) und einen erhöhten pH-Wert (alkalischer als normales Wasser). Des Weiteren sei das Wasser positiv aufgeladen. Da es physikalisch unmöglich ist, dass es ohne Ladungstrennung zu einer Aufladung kommt, postuliert er, dass sich im freien Wasser eine negative Aufladung ergeben müsse. Dieser Potentialunterschied könne nur durch einen Energieeintrag erfolgen, der Pollack zufolge durch Absorption von elektromagnetischer Strahlung (Licht) zustande komme. Er behauptet, dass die Ausschlusszone bei erhöhter Strahlung einen höhere Dicke aufweise.
Eine weitere Behauptung in der Werbung zu EZ-Wasser-Produkten bezieht sich auf einen angeblichen unendlich großen spezifischen elektrischen Widerstand. Es sei demnach nicht leitfähig. Auch falle EZ-Wasser (wegen einer behaupteten "Widerstandslosigkeit") mit der zehnfachen Geschwindigkeit wie andere Gegenstände zu Boden, quasi wie im Vakuum. Das ist physikalisch unmöglich.
Behauptete Vorkommen
Nach Pollack komme EZ-Wasser natürlicherweise in Regenwasser, Gletschern, Flüssen und in Wasserbrunnen vor. Wasser im menschlichen Blut soll zu 95 % aus EZ-Wasser bestehen. Nach Pollack trinke der Mensch zwar herkömmliches Wasser (H2O) und nehme es mit der Nahrung zu sich, jedoch enthielten menschliche Zellen kein Wasser, sondern EZ-Wasser mit der Summenformel H3O2. Während verwirrenderweise auch behauptet wird, dass EZ-Wasser in tiefliegenden Wasserschichten vorkomme, heißt es andererseits, dass das EZ-Wasser erst an der Erdoberfläche durch Lichtstrahlung und andere Strahlungen entstehe.
EZ-Wasser-Produkte und Markt
Produkte mit Bezug zum EZ-Wasser sind beispielsweise: Adya Clarity, Themarox, 4th Phase oder Biotite Liquid Crystal Concentrate.
Gerald Pollack
(siehe Hauptartikel Gerald Pollack)
Siehe auch
Literatur
- Gerald Pollack: Fourth Phase of Water: Beyond Solid, Liquid & Vapor. 2013
- Kamal Abu-Dari, Kenneth N. Raymond, Derek P. Freyberg (1979): "The bihydroxide (H3O2−)anion. A very short, symmetric hydrogen bond". J. Am. Chem. Soc. 101 (13): 3688–3689. doi:10.1021/ja00507a059