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Die Coley-Therapie ist eine mittlerweile in Vergessenheit gelangte Therapiemethode aus dem Bereich der unkonventionellen Krebstherapien der us-amerikanischen Alternativmedizin des 19. und 20. Jahrhunderts die auf den amerikanischen Chirurgen William Bradley Coley (1862-1936) zurückgeht.

Die Coley-Methode zielt darauf ab, das Immunsystem des Kranken derart zu beeinflussen, dass es unter Fieber zu einer spontanen Remission der Krebserkrankung kommt. Das heute nicht anerkannte Verfahren kann zu den Immuntherapien bei Krebs und Fiebertherapien gezählt werden und als eine Form der therapeutischen Hyperthermie angesehen werden. Leider hat sich das im 19. Jahrhundert begründete Verfahren bis heute nicht bewähren können. Es gilt heute als wirkungslos [1]. Nach dem Tode von Coley im Jahre 1936, engagierte sich seine Tochter Helen Coley Nauts weiter für das Coley-Verfahren.

Der auch heute praktizierte Einsatz einer BCG-Impfung bei einigen Krebserkrankungen (Blasenkrebs) hat zwar mit dem Coley-Verfahren nur am Rande zu tun, ist aber wegen Nachweises einer Wirksamkeit wissenschaftlich anerkannt [2][3].

William Coley

1888 hatte Coley erfolglos eine neunzehnjährige Patientin mit einem Knochkrebs (Sarkom) behandelt. Die New Yorker Patientin verstarb jedoch trotz Amputation eines Armes. Die Patientin namens Elizabeth Dashiell war eine Kindheitsfreundin von John D. Rockefeller, Jr. Ihr Tod veranlasste Rockefeller später Geldmittel für die Krebsforschung zu spenden. Coley soll der Legende nach sodann alle Krankenakten der letzten 15 Jahre in seinem Krankenhaus (dem späteren renommierten Memorial Sloan-Kettering Cancer Center) nach Therapieerfolgen bei Knochenkrebs durchmustert haben. Er stiess auf einen Patienten deutscher Herkunft mit Namen Stein, der mit Knochenkrebs an einem Erysipel erkrankte und später von Krebs gesundete. Coley machte den inzwischen entlassenen Patienten wieder einige Wochen später ausfindig und fand geraus daß sein Zustand sich nicht wieder verschlechtert hatte. Das Erysipel ist eine Infektion der Haut durch die Bakterie Streptococcus pyogenes. Auch glaubte Coley erkannt zu haben, daß Krebspatienten eine höhere Überlebenswahrscheinlichkeit zu Zeiten hatten, bevor antiseptische und sterilisierende Massnahmen in der Chirurgie Einzug hielten. Coley versuchte dann einen analogen Heilungsverlauf bei anderen Krebspatienten durch eine gezielte Infektion mit dieser Streptokokkenart zu erreichen, dies noch zu Zeiten als wirksame Antibiotika für den Fall einer lebensbedrohlichen Infektion, unbekannt waren. Seine ersten Versuche verliefen erfolglos, und mindestens zwei seiner ersten Versuchspatienten verstarben an der künstlich gesetzten Streptokokkeninfektion [4]. Später setzte er Streptokokkenkulturen ein sowie bakterielle Toxine und berichtete über einen Erfolg. Der Pharmahersteller Parke-Davis begann auch mit der Produktion des Coley Toxin.

Coley Toxin / Vaccineurin

Das von Coley entwickelte Mittel wurde als Coley toxin, Coley fluid und Coly vaccine bekannt. Um gefährliche und potentiell tödliche Streptokokkeninfektionen zu vermeiden, verwendete er schliesslich sterilisierte, abgetötete Streptokokkenkulturen die er mit Bakterien der Gattung Serratia marcescens vermischte. Diese Mischung wurde als eigentliches Coley Toxin bekannt. Allerdings wurden im Laufe der Zeit mindestens 13 verschiedene Präparate entwickelt. Auch di Applikation wurde laufend verändert. Mal wurde das Mittel intravenös angewandt, oder intramuskulär oder direkt in den Tumor gespritzt.

Das Coley Toxin wurde auch von der kleinen deutschen Südmedica in Deutschland hergestellt und als Vaccineurin bis zum Jahr 1990 verkauft, als die Zulassung nicht erneuert wurde.

Kritik an Coley

Zu Lebzeiten von Coley war seine Methode trotz der damals noch weniger effektiven anerkannten Behandlungsmethoden umstritten und Coley musste sich wegen erfolgloser Behandlungen mit seinem Coley-Toxin durch andere Ärzte dem Vorwurf gefallen lassen, als Scharlatan bezeichnet zu werden. Ihm wurde insbesondere vorgeworfen selektiv Behandlungserfolge zu zitieren und seine behandelten Patienten nicht in einem follow-up längerfristig weiter zu beobachten. Eine Kritik zu Ende des 19. Jahrhunderts war beispielsweise in einem Artikel der JAMA von 1894 zu finden der auf eine fehlende Replizierung von Coley's Erfolgen hinwies. Im JAMA Leitartikel heisst es dazu wörtlich: ..There is no longer much question of the entire failure of the toxin injections, as a cure for sarcomata and malignant growths. During the last six months the alleged remedy has been faithfully tried by many surgeons, but so far not a single well-authenticated case of recovery has been reported.. [5]. 1934 war ein weiterer Leitartikel der JAMA optimistischer formuliert [6] und verwies auf die möglichkeit einzelner spontaner Remissionen durch die Coley Mittel. In den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts wurden Coley's Behandlungserfolge auch vom Bone Sarcoma Registry skeptisch gesehen, das als eines der ersten Krebsregister versuchte alle bekannten Krebsfälle zu registrieren und zu analysieren [7]. Man zweifelte bei den Behandlungsfällen von Coley auch die jeweils vor Behandlung gestellten Diagnosen an.

1962 verbot die Food and Drug Administration FDA das Coley Toxin [8].

Literatur

  • Burdick CG. WILLIAM BRADLEY COLEY 1862-1936. Ann Surg. 1937 Jan;105(1):152-5.
  • Wiemann B, Starnes CO. Coley's toxins, tumor necrosis factor and cancer research: a historical perspective. Pharmacol Ther. 1994;64(3):529-64.

Weblinks

Quellennachweise

  1. Levine DB. The Hospital for the Ruptured and Crippled: William Bradley Coley, Third Surgeon-in-Chief 1925-1933. HSS J. 2008 Feb;4(1):1-9. 15. Dezember 2007
  2. Gkialas I, Kalantzis A, Lykourinas M. The response of urological tumours to immunotherapy. J BUON. 2005 Jul-Sep;10(3):329-36.
  3. Razack AH. Bacillus Calmette-Guerin and bladder cancer. Asian J Surg. 2007 Oct;30(4):302-9.
  4. Edward F McCarthy. The Toxins of William B. Coley and the Treatment of Bone and Soft-Tissue Sarcomas. Iowa Orthop J. 2006; 26: 154–158. [1]
  5. Editorial. The Failure of the Erysipelas Toxins. JAMA. 1894;24:919
  6. Erysipelas and Prodigiosus Toxins (Coley). JAMA. 1934 Oct 6;103(14):1067–1069. Editorial.
  7. McCarthy, EF. The registry of bone sarcoma: a history. Iowa Orthop J. 1995;15:74–78
  8. Hoption-Cann, SA; van Netten, JP, et al. Dr William Coley and tumour regression: a place in history or in the future. Postgrad Med J. 2003;79(938):672–680.