Gabriel-Chip
Gabriel-Chip-Werbung
Messungen am Gabriel-Chip für das ZDF
Kooperationspartner Robert Mayr (ROM Elektronik)

Der Gabriel-Chip ist ein Scharlatanerieprodukt aus dem Bereich der Elektrosmog-Schutzprodukte. Er besteht aus einer aluminiumbedampften, selbstklebenden Plastikfolie, die zum Preis von 30 bis 60 Euro eine höchst heilsame Wirkung auf den Geldbeutel des Herstellers hat[1] und vor dem so genannten Elektrosmog schützen soll.

Hergestellt wird sie nach einem patentierten Verfahren (AT 409 930 B),[2] was aber über die Wirksamkeit nichts aussagt; Patente werden auch ohne einen Nachweis der Wirksamkeit eines Verfahrens erteilt. Deswegen darf, trotz der vorgeblichen Messbarkeit der behaupteten Wirkung, der folgende Hinweis auf der Webseite des Anbieters[3] nicht fehlen:

Rechtliche Hinweise zum Gabriel-Chip:
Beim Gabriel-Chip handelt es sich nicht um ein Arzneimittel nach dem Arzneimittelgesetz beziehungsweise auch nicht um ein Medizinprodukt nach dem Medizinproduktgesetz. Zusätzlich wollen und müssen wir darauf hinweisen, dass weder das Wirkprinzip, noch die Herstellungstechnologie, noch eine positive Wirkung auf das gesundheitliche Wohlbefinden bisher allgemein wissenschaftlich gesichert bzw. anerkannt sind. Ab dem Kaufdatum gewähren wir daher innerhalb von 6 Wochen eine uneingeschränkte Rückgabegarantie.

Der unterstellte Wirkmechanismus des Gabriel-Chip ist auch dem deutschen Marken- und Patentamt nicht bekannt. "Welche Art von Informationen auf die Folie aufgebracht werden oder wie diese wirkt, ist nicht Gegenstand der Erfindung", bestätigt Eva Franke, Sprecherin des Patentamts Berlin.[4] Das Amt für Natur- und Umweltschutz im österreichischen Linz prüfte den Gabriel-Chip nach einer eigens dafür geschaffenen Messmethode. Der ehemalige Leiter des Amtes, Walter Medinger, erklärte den Gabriel-Chip von Amts wegen für wirksam. Merkwürdig nur, dass Walter Medinger gleichzeitig Vorstand eines Vereins namens Gabriel-Forschungsgesellschaft war. Die amtliche Bestätigung fand bei der Stadtverwaltung Linz aber keinen Beifall und Walter Medinger ist seither nicht mehr im Amt. Er ging nach Graz und gründete dort gemeinsam mit einem Wolfgang Homann (der ebenfalls für den Hersteller des Gabriel-Chip tätig war) als kaufmännischem Leiter eine Firma mit dem anspruchsvollen Namen International Institute for Research on Electromagnetic Compatibility (IIREC). Hauptgeschäftsfeld des IIREC: Gutachten für alle erdenklichen Anhänger, Aufkleber, Folien, Kästchen etc. zum Schutz vor Strahlen und zur „Entstörung" der Umgebung. Gleichzeitig brachten Medinger und Homann auch ein Buch auf den Markt, das mit dem peinlichen Titel „Rechtsherum tanzt die Natur" den eingebildeten „rechtsdrehenden Wellen" des Gabriel-Chips zur Anerkennung verhelfen sollte.

Der Erfinder des Chips, Franz Gabriel, hat mit dem Vertrieb des Produkts anscheinend nichts mehr zu tun. In einem Fax schreibt er, dass die Firma Gabriel-Tech[5] von Gerd Lehmann weder von ihm mit Chips beliefert werde, noch habe sie eine Lizenz von ihm erhalten.

Professor Jiri Silny vom Forschungszentrum für elektro-magnetische Umweltverträglichkeit in Aachen untersuchte 2006 den Gabriel-Chip. Er bewies mittels Geomagnetometer, dass ein eingeschaltetes Handy ohne Chip und eines mit Chip die gleiche Einwirkung auf das Magnetfeld der Erde hat. Die von Gabriel-Tech behauptete Neuordnung eines Erdmagnetfeldes ist nicht zu sehen. "Dieser Chip hat keinen Einfluss auf das Erdmagnetfeld. Das ist physikalisch auch nicht zu erwarten. Deshalb kann auch keine gesundheitliche Verbesserung erwartet werden", sagt Silny.

Um die etwaige Wirksamkeit des Gabriel-Chip zu untermauern, beruft sich der Hersteller ausgerechnet auch auf die Kanadierin Hulda Clark, die durch ein pseudomedizinisches Gerät, dem Zapper ,bekannt wurde.[6]

Eine Kooperation ging die Gabriel Gruppe[7] mit der Firma ROM Elektronik aus Deisenhausen[8] von Robert Mayr ein. Mayr bezeichnet sich als "Professor für Elektrosmog und Geobiologie" an einem "Instituto Tecnico Central" in Bogotá" (Kolumbien). Mayr ist auch zweiter Vorsitzender des mobilfunkkritischen "Bundesverband Elektrosmog e.V.".

Weiterer Kooperationspartner ist die Firma iMB Ingenieurbüro Michael Baacke aus D-85649 Brunnthal.

Unterstützung zur Vermarktung der fragwürdigen Gabriel-Produkte liefert auch der Verein "Geophysikalische Forschungsgruppe" GFG e.V. aus Bad Honnef eines Thomas Schreier.[9]

Kritik an dem Gabriel-Chip durch einen Internet-Blogger versuchte die Firma Gabriel-Tech GmbH per einstweiliger Verfügung und Unterlassungsklage zu unterbinden.[10]

Gabriel-Berater

Mittlerweile werden kostenpflichtige Kurse zum "Gabriel-Berater" angeboten. So bietet die Firma Gabriel-Tech GmbH aus Hofheim am Taunus derartige Kurse für 2.460,- Euro an.[11] Auch die in Großbritannien angemeldete Firma Gabriel Deutschland LTD von Martin Kronisch und Wilbert Kronisch[12] offeriert an der deutschen Niederlassung in Sehnde[13] derartige Kurse. Ebenfalls in Sehnde findet sich die Firma Energy Concept GmbH[14], die Gabriel-Chips anbietet.

Die wenige Tage dauernden Kurse erlauben den Kursabsolventen, den markenrechtlich geschützten Begriff "Gabriel-Berater" zu nutzen, um kostenpflichtige Dienstleistungen wie "Gabriel-Beratung" anbieten zu können. Die Gabriel-Berater wollen dabei den Kunden glaubhaft machen, sie könnten "Mobilfunknetze entstören", "Kraftfahrzeuge entstören", Räumlichkeiten oder Arbeitsplätze "entstören" oder HIFI-Anlagen "optimieren". Die Scharlatanerie einer so genannten "Hifi-Optimierung" wird mit 60 Euro teuren Chips bewerkstelligt, die am zur Stereoanlage gehörenden Sicherungskasten angeklebt werden sollen. Zuvor werden noch für 250 bis 350 Euro eine "Gabriel-Objekt-Beratung" und ein "Mesurement Home-Service" [sic] durchgeführt (plus Anfahrtkosten).

Messergebnisse werden auf eigens erfundene und wissenschaftlich unbekannte "Gabriel-Richtwerte" sowie so genannte "Baubiologische Richtwerte" der Firma Institut für Baubiologie + Ökologie (IBN) GmbH[15] bezogen. Diese "baubiologischen Richtwerte" sind Erfindungen der Firma IFN. Die "Gabriel-Richtwerte" sind im Prinzip verzehnfachte IFN-Werte "für Schlafplätze".[16]

Weblinks

Quellennachweise

  1. http://wiso.zdf.de/ZDFde/inhalt/12/0,1872,3990476,00.html?dr=1
  2. http://www.joern.de/Gabrielwie.htm
  3. http://www.gabriel-chip.de
  4. http://wiso.zdf.de/ZDFde/inhalt/12/0,1872,3990476,00.html?dr=1
  5. Gabriel Tech GmbH, Am Stegskreuz 8, D-65719 Hofheim
  6. http://www.gabriel-chip.de/gabrielchip/fakten/fakten.php
  7. Gabriel-Tech GmbH, Am Stegskreuz 8, DE-65719 Hofheim am Taunus
  8. ROM Elektronik GmbH, Am Grund 13, DE 86489 Deisenhausen
  9. Geophysikalische Forschungsgruppe e.V., Thomas Schreier, Drieschweg 9, D-53604 Bad Honnef
    www.gfgev.com
  10. https://gabrielachipsy.wordpress.com
  11. Gabriel-Tech GmbH, Am Stegskreuz 8, D-65719 Hofheim am Taunus
    Geschäftsführer: Gerd Lehmann
  12. GABRIEL DEUTSCHLAND LTD, Suite F 1st Floor, New City Chambers 36 Wood Street, Wakefield West Yorkshire WF1 2HB, Great Britain
    Companies House: Cardiff, Great Britain. Director: Martin Kronisch
  13. Gabriel Deutschland LTD, Im Buchenkamp 13, D-31319 Sehnde
  14. Energy Concept GmbH, Vor dem Berge 18, D-31319 Sehnde
    Geschäftsführung: Wilbert Kronisch
  15. Institut für Baubiologie + Ökologie (IBN) GmbH, Holzham 25, D-83115 Neubeuern
  16. http://www.prospekte.gabriel-technologie.de/DEFlyA4_GOB.pdf