Carctol
Carctol ist ein relativ teurer Kräutermix aus der indischen Ayurveda-Medizin, der von Anhängern der Methode bei Krebserkrankungen eingesetzt wird, für den es jedoch keine Zulassung gibt. Erfunden wurde das Mittel von dem indischen Arzt Nandlal Tiwari. Nach Ansichten der Befürworter eigne sich das als natürlich gepriesene Mittel bei allen Krebsarten als Begleittherapie und bei gleichzeitiger vegetarischer Diät sowie dem Trinken großer Wassermengen (5 Liter), die speziell vorher abgekocht und gekühlt werden sollen. Einzige Ausnahme stelle Aszitis (Bauchwasser) bei Krebs dar, dann sei das Mittel nicht angezeigt. Auch sorge das Mittel dafür, dass sich eine vermutete Azidose (Übersäuerung) zurückbilde und Anwender sollen keine sauren Lebensmittel zu sich nehmen. Da die Effektivität mit Speichel-pH-Teststreifen ermittelt wird (angestrebter Wert: 7,5), ist diese Aussage anzuzweifeln, da der pH-Wert des Speichels nicht mit dem Blut-pH-Wert korreliert.
Eine aktive Anhängerin ist die englische Ärztin Rosy Daniel.
Behauptete Wirkungen und mögliche Nebenwirkungen
Der Erfinder der Mischung Tiwari glaubt, mit Carctol Säuren im Körper beseitigen zu können, so dass sich ein basisches Milieu bilde, in dem Krebszellen nicht wachsen könnten. Für diese Behauptung liegen jedoch keine wissenschaftlichen Erkenntnisse vor. Edzard Ernst von der Medizinischen Hochschule in Plymouth warnt vor Informationen, die im Internet über Carctol zu lesen sind, und sieht darin "irreführenden Hokuspokus".[1]
Weiterhin wird von den Verkäufern behauptet das Carctol nicht nur eine adjuvante Behandlung zur Vermeidung von Krebs wäre, sondern auch als ein Mittel zum Schutz für Folgen des Rauchers und eine Behandlung von Keuchhusten, Appetitverlust, Menstruationsstörungen und alkoholbedingten Leberschäden mögliche wäre. Für keinen der behaupteten Wirkungen liegen belastbare Nachweise vor.[2]
Einer der Zutaten (Rheum emodi) kann Magenkrämpfe und Durchfall verursachen und kann mit einigen Herz-Medikamente interagieren. Es kann auch eine allergische Reaktion, Einfluss auf des Herzrhyhtmus und einen Reduzierung des Blutkaliumspiegels verursachen. Andere Zutaten können Magenreizungen verursachen.[3]
Carctol kann auch die Art und Weise ändern, wie andere Medikamente arbeiten. Dazu gehören einige Herz-Medikamente, Anti-Säure-Medikamente, einige Hormon-Medikamente und einige Diabetes-Medikamente.
Wissenschaftliche Studienlage
Bis heute liegen zu Carctol keinerlei auswertbaren kontrollierten Studien vor.[4] Dennoch wird das Produkt von Vermarktern mit Aussagen zu positiven Ergebnissen und Erkenntnissen aus wissenschaftlichen Arbeiten beworben. Dies Behauptungen entsprechen allerdings nicht der Wahrheit. Alle Berichte sind ausschließlich anekdotische Evidenz basierend auf Testimonials von angeblichen Anwendern. Daher ist dies als Täuschung von Verbrauchen und verzweifelten Patienten zu betrachten.[5]. In einer Arbeit wurde der postulierte Wirkmechanismus als völlig unplaubsibel und in keinster Weise belegt beschrieben.[6]
Zusammensetzung
Carctol ist ein Kräutermix von acht verschiedenen Pflanzen.
- Blepharis Edulis - 200 mg
- Piper Cubeba Linn - 120 mg
- Smilax China Linn - 80 mg
- Ammani Vesicatoria - 20 mg
- Hemidesmus lndicus - 20 mg
- Lepidium Sativum Linn - 20 mg
- Rheumemodi Wall - 20 mg
- Tribulus Terrestris - 20 mg
Zu den einzelnen Pflanzen und ihren Inhaltsstoffen liegen keine Daten vor, die zeigen würden, dass ein antitumoraler Effekt zu erwarten wäre. Der Kräutermix wird in Tabletten angeboten, von denen vier pro Tag einzunehmen seien.
Literatur
- Ernst E. Carctol: Profit before patients? Breast Care 2009, 4: 31-33
Weblinks
Quellennachweise
- ↑ afp-Meldung in einem Artikel des Hamburger Abendblatt [1]
- ↑ http://www.cam-cancer.org/The-Summaries/Herbal-products/Carctol/What-is-it
- ↑ Beheuptet Wirkungen und Nebenwirkungen
- ↑ Edzard Ernst: Carctol: Profit before Patients? Breast Care 2009;4:31-33 (DOI: 10.1159/000193025)
- ↑ http://www.cancerresearchuk.org/about-cancer/cancers-in-general/treatment/complementary-alternative/therapies/carctol
- ↑ https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2942009/#B1