Jungfrauen-Reinigung
Die Jungfrauen-Reinigung (engl. virgin cleansing, virgin cleansing myth, virgin cure myth, virgin rape myth oder virgin myth) ist eine sowohl historische als auch noch aktuell von Männern durchgeführte Methode zur Behandlung verschiedener Infektionskrankheiten durch Geschlechtsverkehr mit oder Vergewaltigung von Jungfrauen. Mythos und Praxis sind aktuell vor allem in Afrika südlich der Sahara verbreitet, aber auch in Indien und Thailand. In der Vergangenheit (16. bis 19. Jahrhundert) war der Irrglaube der Jungfrauen-Reinigung aber auch in Europa zu beobachten, wo er möglicherweise seine Ursprünge hat. Befragungen in Südafrika ergaben, dass 18% der Befragten[1] respektive 32%[2] an den Mythos glauben.
Eine Variante dieser Praxis ist der Irrglaube, dass Geschlechtsverkehr mit behinderten Menschen (Blinden, Tauben, geistig oder körperlich behinderten Menschen oder psychiatrischen Patienten) ebenfalls eine heilende Wirkung bei Infektionskrankheiten habe.[3] Eine weitere Variante bezieht sich auf einen anderen afrikanischen Volksglauben, nach dem Sex mit Albino-Frauen heilend sei. Auch das Verstümmeln von Albinos und die Verwendung abgetrennter Körperteile von Albinos zur Herstellung von Heilmitteln kann in einem Zusammenhang mit der Praxis der "Jungfrauen-Reinigung" gesehen werden.
Heilung von AIDS durch Sex mit Jungfrauen
Am bekanntesten wurde die hier thematisierte "Jungfrauen-Reinigung" durch Berichte über den Irrglauben, dass Sex mit einer Jungfrau AIDS heilen könne. Dieser Glaube nahm insbesondere in Südafrika gewaltige Ausmaße an und ist einer der Gründe für das häufige Auftreten von Vergewaltigungen. Südafrika gilt als Land mit einer sehr hohen Rate an Kindesmissbrauch, 41% der Vergewaltigungsopfer des Landes sind Kinder. Aufgrund des immer populärer werdenden Irrtums ist die Tendenz stark steigend. Dabei werden die Opfer immer jünger; selbst Babys gehören zu den Opfern.
Die Methode der Jungfrauen-Reinigung ist eines der vielen Beispiele pseudomedizinischer Therapievorschläge gegen HIV und AIDS.
Geschichtliches
Der Psychologe Mike Earl Taylor macht Angaben, nach denen über die hier gemeinte Praxis zum ersten Mal aus dem 16. Jahrhundert berichtet wird, und zwar aus Europa. Der Mythos verbreitete sich vor allem in England. Im 19. Jahrhundert war dort der Glaube verbreitet, dass der Geschlechtsverkehr mit Jungfrauen eine heilende Wirkung bei sexuell übertragbaren Krankheiten wie Syphilis und Gonorrhoe habe.[4]
Siehe auch
Literatur
- Jewkes, R.: The virgin cleansing myth: cases of child rape are not exotic, THE LANCET LTD; 2002
- Leclerc-Madlala S.: On the virgin cleansing myth: gendered bodies, AIDS and ethnomedicine. Afr J AIDS Res. 2002;1(2):87-95. doi: 10.2989/16085906.2002.9626548. PMID: 25871812
Weblinks
- http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-50746929.html
- https://en.wikipedia.org/wiki/Virgin_cleansing_myth (in englischer Sprache)
- https://en.wikipedia.org/wiki/Tapestries_of_Hope (in englischer Sprache)
- http://archive.wikiwix.com/cache/?url=http%3A%2F%2Fwww.scienceinafrica.co.za%2F2002%2Fapril%2Fvirgin.htm (in englischer Sprache)
Quellennachweise
- ↑ UNISA-Studie im Automobilwerk Daimler Chrysler East London: 18%, Befragte: 498 Arbeiter. [1]
- ↑ 1999 in Gauteng [2]
- ↑ Groce, Nora E.; Trasi, Reshma (2004): "Rape of individuals with disability: AIDS and the folk belief of virgin cleansing". The Lancet 363 (9422): Seiten 1663–1664
- ↑ http://archive.wikiwix.com/cache/?url=http%3A%2F%2Fwww.scienceinafrica.co.za%2F2002%2Fapril%2Fvirgin.htm