Brainwave Therapy

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Die Brainwave Therapy ist ein esoterisch-alternativmedizinisches Behandlungsverfahren, das auf der vorgeblichen Beeinflussung beziehungsweise Erzeugung bestimmter Gehirnwellen basiert.

Gehirnwellen

Der fachwissenschaftliche Ausdruck für Gehirnwellen ist Gehirnströme. Diese Ströme sind real existierend und lassen sich per Elektroenzephalografie darstellen und messen, einem seit Jahrzehnten in der medizinischen Diagnostik und der neurologischen Forschung anerkannten und etablierten Verfahren. Je nach Aktivität und Zustand des Probanden sind verschiedene Frequenzbänder im Elektroenzephalogramm (EEG) sichtbar. In der meist traumlosen Tiefschlafphase (N3, slow wave sleep SWS) sind bei einem gesunden Probanden langwellige Delta-Wellen im EEG zu erkennen. Sie haben eine Frequenz von 0,1 bis 4 Hertz. Ist der Proband schläfrig oder befindet er sich in den leichten Schlafphasen N1 und N2, so sieht man im EEG Theta-Wellen, die eine Frequenz von 4 bis 8 Hertz haben. Zeigen sich im EEG dagegen Wellen mit einer Frequenz im Bereich von 8 und 13 Hertz, so spricht man von Alpha-Wellen. Sie entstehen bei leichter Entspannung bzw. entspannter Wachheit und bei geschlossenen Augen. Öffnet der Proband dagegen die Augen, so werden Beta-Wellen erzeugt. Dies nennt man den Berger-Effekt. Beta-Wellen haben eine Frequenz von 13 und 30 Hertz. Haben die gemessenen Wellen Frequenzen oberhalb von 30 Hertz, spricht man von Gamma-Wellen. Sie entstehen bei starker Konzentration, Lernprozessen oder beim Meditieren. Neben diesen Grundwellen gibt es noch weitere spezielle Wellenformen. Hier sei auf den Artikel in der Wikipedia verwiesen.[1]

Vorgebliche Funktionsweise

Die "Brainwave Therapy" basiert auf der irrigen Annahme, dass es "höhere" oder "ideale" Bewusstseinszustände gebe, die sich durch eine Manipulation bzw. Erzeugung bestimmter Gehirnwellen (brainwaves) erreichen ließen. Die vermeintlichen Therapeuten streben dabei insbesondere Alpha- und Theta-Wellen an. Ein Spezialfall ist dabei das sogenannte ThetaHealing, das von der US-Amerikanerin Vianna Stibal entwickelt wurde.

Mit binauralen Beats sollen gezielt Alpha- oder Theta-Wellen im Gehirn generiert werden. Bei den binauralen Beats werden beiden Ohren zwei Töne mit leicht unterschiedlicher Frequenz getrennt zugeführt. Dabei entsteht im Gehirn des Hörers eine akustische Schwebung, obwohl sich die Töne physikalisch nicht überlagern. Die Anbieter dieser "Therapie", wie beispielsweise die Buchautorin und Esoterikerin Christiane Kostarellos, werben unter anderem mit der "Gesunderhaltung und der Erhaltung der psychophysischen Fitness".[2] Die von ihr angebotene "Brainwave Therapie nach Goldenberg"[3] trägt den Namen des Goldenberg Instituts. Nach eigenen Angaben ist sie "ausgebildet und lizensiert für das Goldenberg® Sound Therapy System".[3] Allerdings ist sie gleichzeitig Leiterin des Goldenberg Instituts, das die Ausbildung und Lizensierung vornimmt.[4]

Anbieter von Binaural Beats behaupten, dass ihre Produkte "die Hirnströme beeinflussen, um positive Effekte zu induzieren". Dies beinhalte einen "erhöhten Fokus, erweiterte Kreativität, größere Problemlösungskompetenz und eine verbesserte Lernfähigkeit".[5]

Die Anbieter solcher Produkte bzw. Therapien gehen von mehreren Fehlannahmen aus, denn:

  • Es gibt keine idealen Gehirnwellen, die den Behandelten in einen besonderen Zustand versetzen.
  • Es gibt keinen höheren Bewusstseinszustand, der durch nur eine Anpassung oder Modulation der Gehirnströme erreicht werden kann.
  • Gehirnströme sind je nach Hirnareal unterschiedlich und keinesfalls im gesamten Gehirn gleich.

Mögliche Heilungseffekte beruhen auf dem Placeboeffekt. Entspannungseffekte können auch kostengünstiger erreicht werden, beispielsweise durch das Hören beruhigender Musik.

Heilungsversprechen, die auf einer Brainwave Therapy beruhen, sind nach deutschem Recht nicht statthaft (§ 3 Heilmittelwerbegesetz).

Differenzierung

Die Transkranielle Magnetstimulation (TMS) ist ein Verfahren, bei dem mit Hilfe starker Magnetfelder tatsächlich Bereiche des Gehirns beeinflusst werden können. Diese Bereiche lassen sich sowohl stimulieren als auch hemmen. Die TMS basiert auf der elektromagnetischen Induktion. Dabei wird durch eine tangential am Schädel angelegte Magnetspule ein Magnetfeld von einigen 100 µs Dauer und magnetischen Flussdichten von bis zu 3 Tesla induziert. Durch die Induktion entsteht eine elektrische Potentialänderung in der schädelnahen Hirnrinde, die wiederum eine Depolarisation von Neuronen mit Auslösung von Aktionspotentialen bewirkt. Die TMS ist ein noch weitgehend experimentelles Verfahren, das vor allem in der neurowissenschaftlichen Forschung, der Neurologie und der Psychiatrie Anwendung findet. Mit der Brainwave Therapy hat die TMS nichts gemeinsam.

Ähnliche Methoden

Weblinks

Quellennachweise