Walter von Lucadou (geb. 1945) ist ein deutscher Psychologe und Physiker, der als einer der führenden Forscher auf dem Gebiet der Parapsychologie gilt. Er studierte Physik und Psychologie an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und an der Freien Universität Berlin. An der Universität Freiburg wurde er zum Dr. rer. nat. und an der FU Berlin zum Dr. phil. promoviert. Von 1977 bis 1978 arbeitete von Lucadou als Physiker am Kiepenheuer-Institut für Sonnenphysik in Freiburg. Von 1979 bis 1985 war er am Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene in Freiburg tätig. 1986 erfolgte die Promotion in Psychologie an der FU Berlin. 1989 gründete von Lucadou die parapsychologische Beratungsstelle der Wissenschaftlichen Gesellschaft zur Förderung der Parapsychologie (WGFP) in Freiburg, die er seither leitet.[1]

In der parapsychologischen Beratungsstelle in Freiburg werden jährlich etwa 3.000 Beratungs- und Informationsanfragen bearbeitet, mehr als 100 Informationsveranstaltungen sowie eine umfangreiche Öffentlichkeitsarbeit durchgeführt.[2] Gemäß eigenen Angaben ist ein Zweck des Vereins die organisatorische, finanzielle und publizistische Förderung qualifizierter parapsychologischer Forschung an Hochschulen und hochschulnahen Instituten. Sie bietet Fortbildungsveranstaltungen an, welche sich an Arzt- sowie Therapeutenberufe richten. Für diese Fortbildungen können von der Ärztekammer Punkte erworben werden. Die parapsychologische Beratungsstelle wird mit Landesmitteln unterstützt; der Trägerverein der Parapsychologischen Beratungsstelle (WGFP e.V.) befindet sich auf der vom Oberlandesgericht Karlsruhe erstellten Liste der Einrichtungen und Organisationen, die zur Zuweisung von Geldbußen berechtigt sind.[3] Zusätzlich wird eine Zeitschrift namens "Zeitschrift für Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie" herausgegeben.[4]

Walter von Lucadou vertritt die Ansicht, dass Spuk- und Poltergeistphänomenen quantenmechanische Prozesse zugrunde liegen. Gleichzeitig sollen so genannte Anomalien nicht mit den Naturwissenschaften allein zu verstehen sein.[5] Physiker wie Martin Lambeck kritisieren von Lucadous Ansatz als Fehlinterpretation des Beobachtereffektes durch das Missverstehen der Begriffe "Beobachtung", "Beobachter" und "Korrelation", sowie als Missdeutung der Aussagen von Gründungsvätern der Quantentheorie. Quantenmechanische Prozesse wirken sich nur auf der Ebene des Mikrokosmos, also im Bereich der Elementarteilchen aus. Im Makrokosmos, also oberhalb der Molekularebene, existieren keine quantenmechanischen Prozesse.[6]

Von Lucadou wendet durch das "Modell der pragmatischen Information" (PMI) Erklärungsmodelle der Psychologie und der Soziologie auf die Physik an. Das Modell beschreibt die Eigenschaften eines Systems so, dass dadurch die Tatsache erklärt wird, dass Spuk- und Poltergeistphänomene "beobachterscheu" oder "elusiv" sind.[7] Es wird demnach angenommen, dass das menschliche Bewusstsein eine "organisierte Geschlossenheit" mit Gegenständen seiner Umwelt annimmt. In dieser Umwelt sollen sich dann bestehende Spannungen auf unbewusste Weise in Form von Spuk "entladen".[8] Das "Modell der Pragmatischen Information" behauptet, dass hinter paranormalen Erfahrungen so gen. "Verschränkungskorrelationen" stehen. Durch die bedeutungsmäßige Belegung von Ereignissen sollen Sinnzusammenhänge entstehen, die von den Betroffenen dann "quasi-kausal" interpretiert werden. Der Schweizer Psychiater C.G. Jung bezeichnete solche Verschränkungskorrelationen als "Synchronizitäten".[9]

Gemäß von Lucadou sollen bestimmte Fähigkeiten durch eine ganz bestimmte Persönlichkeitsstruktur, die sich meist schon im Kindesalter zeige, ermöglicht werden.[10] Einige Menschen sollen beispielsweise den radioaktiven Zerfall eines Präparates beeinflussen können oder irgendwie mit ihm verbunden sein. Psychologische Eigenschaften der Versuchsperson wie introvertiert, extrovertiert, maskulin oder feminin usw. sollen bei entsprechenden Phänomenen eine entscheidende Rolle spielen.[11] Nach heutigem Kentnisstand ist eine Beeinflussung des radioaktiven Zerfalls durch eine Versuchsperson mittels heute bekannter physikalischer Mechanismen jedoch ausgeschlossen.

Des Weiteren behauptete er im P.M.-Magazin 10/2005, einen Beitrag zur "Schwachen Quantentheorie" geleistet zu haben, die u.a. auf Harald Walach zurückgeht.[12]

Mitgliedschaften

  • Seit 1981 im Vorstand der Wissenschaftlichen Gesellschaft zur Förderung der Parapsychologie
  • Parapsychological Association (PA)
  • Society für Psychical Research (SPR), London
  • Society für Scientific Exploration (SSE), USA
  • European Society für the Study of Cognitive Systems (ESSCS), Niederlande
  • Deutsche Gesellschaft für Systemforschung (DGSF)

Quellennachweise