Die Leugnung von Infektionskrankheiten ist ein gesellschafliches Randphänomen, welches im Umfeld von Impfgegnern, Anhängern der Homöopathie und analoger Gesundheitslehren (anthroposophische Medizin) anzutreffen ist. Die generelle Leugnung von Infektionskrankheiten spielt auch im Bereich bestimmter religiöser Gruppierungen eine Rolle.

Im deutschsprachigen Raum dürfte der deutsche Biologe Stefan Lanka der bekannteste Vertreter einer Leugnung von Infektionskrankheiten sein.[1] Auch der ehemalige deutsche Arzt Ryke Geerd Hamer ist Anhänger des Phänomens.

Geleugnet wird die Existenz von Infektionskrankheiten durch Bakterien, Viren oder Pilze. Die Existenz der jeweiligen Infektionskrankheit (Beispiel: Malaria, Ebolafieber, Tollwut) wird auf Grund der hohen Fallzahlen und des hohen Bekanntheitsgrades (auch vor Entdeckung von Krankheitserregern)wird zumeist nicht geleugnet. Die jeweiligen Infektionskrankheiten werden zu nicht durch Krankheitserreger bedingten Krankheiten umgedeutet.

Auffällig ist in der Szene der Leugner von Infektionskrankheiten die geringe Bereitschaft sich mit wissenschaftlicher Literatur und der aktuellen Evidenzlage in der wissenschaftlichen Medizin auseinander zu setzen. Auffällig ist auch die häufig zu beobachtende hohe Bereitsschaft absurdesten Verschwörungstheorien Glauben zu schenken oder diese zu erfinden und in Umlauf zu bringen. Eine weitere Auffällig betrifft eine Hinwendung zu einer Scheinwelt in der der Mensch den stets positiven Seiten der Natur ausgesetzt sei nach dem Motto "Die Natur tut nur Gutes" (siehe: Bambi-Syndrom)

Varianten

Leugnung der Bedeutung und Existenz (menschen-)pathogener Viren

 
Ebola-Virus
 
Ebola-Patient
 
Tollwut-Virus
 
Tödliche Tollwut beim Menschen. Bildquelle: Wikimedia Commons
 
Erreger Clostridium tetani (Tetanus)
 
Starrkrampf bei Cl. tetani. Bildquelle: Wikimedia Commons
 
Cl. tetani-Infektion
 
Kutane Leishmaniose (Aleppobeule)

Ein immer wieder gern vorgebrachtes Argument gegen die Existenz von pathogenen Viren sind die Henle-Koch-Postulate aus dem 19. Jahrhundert. So formulierte Koch 1890 auf der 10. Internationalen Medizinischen Konferenz in Berlin:

"[...] drittens, dass er von dem Körper vollkommen isoliert und in Reinkultur hinreichend oft umgezüchtet, imstande ist, von neuem die Krankheit zu erzeugen [...]".

Koch bringt hier zum Ausdruck, dass der vermutete Erreger für eine Erkrankung aus dem erkrankten Individuum isoliert und bei einer Übertragung auf ein gesundes Individuum dieselben Krankheitssymptome auslösen muss. Der Begriff Virus geht auf Cornelius Aulus Celsus aus dem ersten Jahrhundert vor Christus zurück, der diesen erstmalig verwendete. Gemeint waren hiermit "Gifte", welche Krankheiten übertrugen. So wurde der Begriff auch eine ganze Zeit in seiner Bedeutung verwendet, bis dann im 17. Jahrhundert die ersten Lichtmikroskope entwickelt wurden (bis auf extrem seltene Ausnahmen sind Viren lichtmikroskopisch nicht zu sehen). Ab diesem Zeitpunkt wurden nur noch solche "Erreger" als Virus bezeichnet, welche man im Lichtmikroskop nicht sehen konnte. Erste Versuche und Befunde, welche zu dem heutigen Verständnis des Wortes Virus beitrugen, fanden 1892 durch Dimitri I. Iwanowski und 1898 durch Martinus Willem Beijerinck, Friedrich Löffler und Paul Frosch statt. Dies war also lange nach Kochs Rede in Berlin. Was Koch 1890 nämlich nicht wissen konnte, waren die Schwierigkeiten der Kultivierung von Viren. Mit Bakterien - und Koch war Bakteriologe - ist es relativ einfach, auch wenn es die eine oder andere Schwierigkeit gibt. Mit Viren sieht es jeoch anders aus. Influenza-Viren werden trotz aller Fortschritte noch immer in Hühnereiern vermehrt, da sie sich nicht wie Bakterien auf Nährplatten züchten lassen. Außerdem verbietet sich aus einsichtigen Gründen die Isolierung eines Erregers, um ihn dann auf einen gesunden Menschen zu übertragen. Derartige Versuche mit Menschen sind verboten, es gibt aber (leider) gut dokumentierte (Un)Fälle, bei denen sich drei Mitarbeiter mit dem HI-Virus bei ihrer Arbeit infiziert haben. Die Infektionsquelle war jedoch kein infiziertes Material von Patienten, sondern klonierte Viren, also deren reine DNA. Eine dieser drei Personen entwickelte nach 68 Monaten Pneumocycstis pneumonia, ein für die AIDS-Symptome wichtiges Kriterium. Weiterhin lag der CD4-Wert bei 50. Gesunde Personen weisen einen CD4-Wert von 500-1.200 auf. Da diese Person erst 83 Monate nach der Infektion mit einer Behandlung begann, ziehen hier auch nicht die Argumente des AIDS-Kritikers Peter Duesberg. Duesberg behauptete lange Zeit, dass die eigentlichen AIDS-Symptome nicht durch die HI-Viren ausgelöst werden, sondern durch Drogen (Poppers) und ungesunden (homosexuellen) Lebenswandel.

HIV-AIDS Leugnung

Quellennachweise

  1. Zitat Stefan Lanka: Als wir vor über 10 Jahren bei AIDS begannen, die Infektionstheorie zu überprüfen, waren wir uns der Dimension nicht bewusst. Damals hielten wir AIDS für einen Ausrutscher. Heute haben wir, einfach indem wir konsequent nach den Beweisen gefragt haben, bewiesen, dass die gesamte Infektionstheorie widerlegt ist. Die gesamte Infektionstheorie gründet in Irreführung. Aus: Interview mit Stefan Lanka in FAKTuell 18. November 2006