Verband der klassischen Homöopathen Deutschlands
Der Verband der klassischen Homöopathen Deutschlands e.V. (VKHD, gegründet 1997) ist als Verein eine Lobbyvereinigung von homöopathisch orientierten Heilpraktikern in Deutschland mit Sitz in Ulm.[1] Der verein ist quasi das Gegenüber zum Deutschen Zentralverein homöopathischer Ärzte (DZVhÄ). Zwischen beiden Vereinen gibt es Meinungsverschiedenenheiten und in Publikationen beider Seiten finden sich durchaus unfreundliche Worte zum jeweligen anderen Verein. So heißt es beim homöopathiekritischen Blog "beweisaufnahme-homoeopathie": ..Die Einen werfen den Anderen vor, für viele fehlerhafte Verordnungen von verschreibungspflichtigen Medikamenten verantwortlich zu sein oder für schlecht ausgeführte beziehungsweise überflüssige Operationen, wogegen die Ärzte mit dem Vorwurf der Ignoranz in medizinischen Dingen kontern, von der durchaus eine Gefahr für den Patienten ausgehe. Unregelmäßigkeiten bei der Anwendung von Antibiotika sind da für den VKHD sicher ein dankbares Thema, denn damit dürfen Heilpraktiker nicht hantieren und die Verfehlungen gehen voll zu Lasten der studierten Ärzte und Veterinäre..[2]
Im Vorstand des Vereins sind Ralf Dissemond (1. Vorsitzender), Carl Classen, Christine Liebing-Gabel und Monika Kindt. Im Eigenverständnis will der Verein "die berufsspezifischen Interessen klassisch homöopathisch therapierender Heilpraktiker/Innen zu wahren, zu vertreten und zu fördern, und die Ausübung der klassischen Homöopathie durch Heilpraktiker/Innen auch in Zukunft zu sichern."
Der VKHD sieht sich als Kooperationspartner der bereits bestehenden gemeinnützigen Homöopathie-Vereine.
Seit 1999 ist der VKHD Mitglied im ECCH (European Central Council for Homeopaths / Europäischer Zentralrat für Klassische Homöopathen), der europäischen Dachorganisation für nicht-ärztliche Homöopathen.
Aktivitäten
Im deutschsprachigen Internet nimmt der Verein die Homöopathie vor Kritik in Schutz und schreckt dabei auch vor Verschwörungstheorien nicht zurück. So heißt es auf der Homepage des VKHD: ..Angesichts der heutigen Verbreitung der Homöopathie ist es nur natürlich, dass die Homöopathie derzeit angegriffen wird.. Der Verein engagierte sich auch zusammen mit Claus Fritzsche gegen die deutschsprachige Wikipedia, die "zum Thema Alternativmedizin und Komplementärmedizin .. mit großer Vorsicht zu genießen" sei.
Der Verein beruft sich bei seiner Kritik auch auf Grundannahmen, etwa die einer Cognition Based Medicine, die eine wissenschaftlich anerkannte Erkenntnisgewinnung durch randomisierte und placebokontrollierte Studien (RCT) abwerten sollen. Derartiges Vorgehen hatte in der Vergangenheit bei strikter Anwendung Aussagen zur Homöopathie häufig nicht belegen können. Enttäuschende verlaufende RCT-Studien sollen sich laut VKHD lediglich auf "künstlich heraus isolierte" Einzelparameter beziehen, nicht auf das Gesamtbefinden eines behandelten Patienten.
Der Verein stellte in der Vergangenheit mehrmals scheinbar aufsehenserregende Behauptungen zur Homöopathie auf, die sich jedoch bei näherer Betrachtung als reine Behauptungen oder Irreführung herausstellten. Unter berufung auf die Biochemikerin und Homöopathin Karin Lenger aus Offenbach verbreitete der Verein 2010, dass der seit langem gesuchte wissenschaftliche Nachweis einer Wirksamkeit der Homöopathie endlich erbracht sei. Lenger hatte ihre Behauptungen zu eigenen Versuchen zur Hochpotenz-Homöopathie abgeleitet, die selbst aber nicht wissenschaftlichen Standards entsprachen. Lenger berif sich beispielsweise auf die hypothetisch gebliebenen Skalarwellen oder "magnetische Photonen" die es nicht gibt. Auch hatte sie die Existenz von sich auf unbekannte Weise selbst erhaltenen stehenden elektromagnetischen Wellen behauptet, die noch Minuten nach Abschalten einer Apparatur zu beobachten seien. Des Weiteren geht Lenger von der Existenz so genannter Biophotonen aus, die sich von Photonen unterscheiden sollen aber nie nachgewiesen wurden. Kern ihrer Hypothesen sind "longitudinal schwingende" Biophotonen ("solitons or photons, swinging as a longitudinal wave").
Anlässlich des Europäischen Antibiotikatags (European Antibiotic Awareness Day, 18. November jeden Jahres) veröffentlichte der Verband der klassischen Homöopathen Deutschlands am 13.11.2014 eine Pressemitteilung, in der er sich der Aktion und ihren Zielen anschloss und veröffentlichte einen Text in dem es heißt:
- “Die Homöopathie bietet eine Alternative bei vielen Infektionen und kann somit einen wichtigen Beitrag zu einer Reduzierung des Antibiotikagebrauchs leisten...Antibiotika werden selbst bei banalen Infekten und Viruserkrankungen im Speziellen bei Kindern, verabreicht. Dabei steht mit der Homöopathie eine Therapie zur Verfügung, die gerade bei akuten Infekten eine sehr wirksame Alternative bietet...Studien belegen beispielsweise, dass eine homöopathische Behandlung – vor allem bei Infektionen der oberen Atemwege und des Mittelohres – ebenso wirkungsvoll sein kann wie eine konventionelle Therapie mit Antibiotika. So konnte gezeigt werden, dass Kinder mit einer akuten Mittelohrentzündung (Otitis media acuta) durch eine homöopathische Behandlung ähnlich schnell und zuverlässig gesund wurden wie konventionell behandelte Kinder. Bei der Therapie mit homöopathischen Arzneimitteln traten tendenziell weniger Rückfälle auf als in der konventionell behandelten Vergleichsgruppe."
Wie Norbert Aust (Blog Beweisaufnahme Homöopathie) aufzeigt, gibt es keine kontrollierte Studie bei der eine homöopathische Behandlung mit einer konventionellen Therapie mit Antibiotikagabe vergliechen wurde, die sich für die obige Angabe zitieren liesse.[3]
Quellennachweise
- ↑ VKHD - Verband klassischer Homöopathen Deutschlands e.V., Wagnerstr. 20, D-89077 Ulm
- ↑ http://www.beweisaufnahme-homoeopathie.de/?p=2315
- ↑ Norbert Aust: "Homöopathika seien vergleichbar zu Antibiotika…", Beweisaufnahme Homöopathie Blog, 18. Januar 2015 [1]