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Ergebnisse einer Oligoscan-Messung
Ergebnisse einer Oligoscan-Messung
Automatische "Interpretation" der Messergebnisse

Oligoscan ist der Name eines pseudomedizinischen Gerätes der französischen Firma Physioquanta,[1] mit dem es möglich sein soll, den "Mineralstatus" eines Patienten und dessen Belastung mit Schwermetallen in kürzester Zeit zu messen, ohne dass hierfür z.B. eine Blutprobe erforderlich wäre. Belege für die Tauglichkeit des Gerätes gibt es nicht.

Das Verfahren

Der wesentliche Bestandteil von Oligoscan ist ein tragbarer optischer Scanner, mit dem der Behandler einige wenige Punkte der Haut des Patienten abtastet, z.B. vier Punkte der Handinnenfläche. Mittels Fotospektrometrie bzw. anhand der Fluoreszenz der Stoffe soll so "intrazellular" die Konzentration von insgesamt 36 chemischen Elementen bestimmt werden. In Werbevideos sieht man bei der Benutzung des Scanners an dessen Unterseite kurz eine Lichtquelle aufblitzen; diese müsste demnach zur Stimulierung der Fluoreszenz dienen, die dann angeblich gemessen wird. Bei den Elementen handele es sich um die Mineralstoffe Calcium, Magnesium, Phosphor, Silizium, Natrium, Kalium, Kupfer, Zink, Eisen und Mangan und die Spurenelemente Bor, Chrom, Cobalt, Germanium, Jod, Lithium, Molybdän, Schwefel, Selen und Vanadium sowie um die "Schwermetalle" Aluminium, Antimon, Silber, Arsen, Barium, Beryllium, Bismut (Wismut), Cadmium, Quecksilber, Nickel, Platin, Blei, Thallium und Thorium. Möglicherweise weil Aluminium und Barium nicht zu den Schwermetallen zählen, verwendet Physioquanta in neuerer Werbung den Begriff "toxische Metalle".

Der Scanner ist an einen PC angeschlossen, der die gemessenen Daten "zum zentralen Sicherheitsserver von Oligoscan" sende. Von dort komme "innerhalb weniger Sekunden" ein Ergebnis zurück, das aus einem Zahlenwert für jedes der genannten chemischen Elemente besteht.[2] Dazu werden Sollbereiche genannt und bei den Mineralstoffen eine Klassizifierung des jeweiligen Wertes in Niedrig-, Niedrig, Norm-, Ok, Norm+, Hoch und Hoch+ vorgenommen. Bei den Schwermetallen wird in die Klassen Niedrig, Erhöht-, Erhöht+ und Überschuss eingeteilt. Zu den teilweise auf vier Dezimalstellen angegebenen Zahlen sind keine Einheiten genannt. Es ist nicht bekannt, ob es sich beispielsweise um Massen je kg Körpergewicht oder etwas anderes handelt; ebenso unklar ist, wie die Sollwerte festgelegt werden.

Weitere Tabellen enthalten "Interpretationen" der Zahlen in der Form "Stoffwechsel 33%", "Emotionaler Status 71%" oder "Prädisposition Diabetes 50%". Die Analyse könne "Grundlage für eine individuelle und wirksame Supplementierung" (d.h. die Einnnahme von Nahrungsergänzungsmitteln) sein. "Im Falle einer Schwermetallbelastung" wird dem Anwender empfohlen, eine Chelattherapie zu verordnen.

Fehlende Validierung

Um die Eignung von Oligoscan für diagnostische Zwecke zu validieren, wären Untersuchungen erforderlich, welche die Messwerte mit solchen aus konventioneller Laboranalytik vergleichen, die aus Blut-, Urin- oder Gewebeproben gewonnen wurden. Sodann müsste beispielsweise auch geprüft werden, inwieweit Messungen an der Handinnenfläche die Konzentrationen im übrigen Körper widerspiegeln.[3] Solche Studien gibt es nicht. Physioquanta wirbt irreführend mit einer "Wissenschaftliche Referenzen" genannten Liste von 35 Veröffenlichungen.[4] In keiner davon geht es um derartige Untersuchungen oder überhaupt um das Oligoscan-Verfahren, vielmehr handelt es sich um Artikel zur physiologischen Bedeutung zur Mineralstoffen usw. Es ist auch kaum plausibel, wie durch Messung des von der Haut reflektierten Lichtblitzes aus einer LED die gleichen Ergebnisse erzielt werden können, die in der herkömmlichen Analytik je nach Substanz unterschiedliche spektroskopische Verfahren erfordern sowie teilweise eine aufwändige Vorbereitung der Proben.

Geschäftsmodell

Für jede der automatisch erzeugten "Analysen" stellt Physioscan etwa 40 Euro oder 50 US$ in Rechnung. Der Oligoscan-Anwender muss dazu im Voraus ein Paket von z.B. 60 Analysen buchen.[5] Für das Gerät selbst wurde 2014 in den USA ein Preis von 2000 $ genannt, hinzu kommen allerdings 400 $ für eine "Aktivierung" und weitere 250 $ für eine "Registrierung" und "Personalisierung" des Oligoscan-Online-Interfaces.

Der Vertrieb in den USA (OligoScan North America, LLC) wurde 2014 von Rashid Buttar geleitet, einem umstrittenen Osteopathen, der wegen unwirksamer Krebstherapien ins Visier der Behörden des US-Bundesstaaates North Carolina geraten ist.[6][7][8]

Siehe auch

Quellen