Spirit of Health Kongress

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Werbeplakat[1]

Der Spirit of Health Kongress (Untertitel: "Internationaler Kongress für Alternative Heilmethoden") ist der Name einer kostenpflichtigen Promotionsveranstaltung von Leo Koehof (niederländischer Jim Humble-Verlag "Jim Humble Uitgeverij") und Ali Erhan, die erstmalig im April 2014 in Hannover stattfand.[2][3] Auf der Veranstaltung sprachen bekannte Propagandisten und Vermarkter des Scharlatanerieproduktes MMS sowie Verbreiter der pseudomedizinischen Lehre Germanische Neue Medizin des ehemaligen Arztes Ryke Geerd Hamer. Als Moderator der Veranstaltung trat Michael Vogt auf. Der nächste Spirit of Health Kongress soll im April 2015 in Kassel stattfinden.

Programm 2014

Als Referenten und Redner sprachen der Erfinder und selbsternannte Erzbischof Jim Humble (Die Geschichte von MMS), der Medizinlaie und Scheindoktor Andreas Kalcker (Parasitäre Vaccinose – CDS), Dietrich Klinghardt (Umwelteinflüsse & Entgiftung), Kerri Rivera (Autismus ist mit MMS heilbar), Adrian Jones (Schwarze Salbe bei Krebs), Leo Koehof (Hilfsprojekte in Afrika), Dr. med Markus Peters und Joachim Bennien (zum obsoleten Mittel Strophanthin), der Kabarettist, Sänger und GNM-Propagandist Benedikt Zeitner, die "Haut- und Haarpraktikerin" Monika Peschka (MMS – Klinisch getestet), Francisco Coll (Meerwasser Therapie), Wassil Nowicky und Burkhard Aschhoff (Krebsherapie mit Ukrain), Hartmut Fischer (DMSO) und der Ingenieur Ali Erhan. Die Mehrzahl der genannten Vortragsredner und Anbieter sind medizinische Laien. Speziell zum nicht zugelassenen Wundermittel MMS sprachen in ihren Vorträgen ausschließlich Laien und MMS-Vermarkter.

Auf der Veranstaltung wurde ein Film von Anne Blumental gezeigt, der die belegten kausalen Zusammenhänge von HIV-Infektion und AIDS leugnet.

An den beiden dem Kongress folgenden Werktagen standen neun der Referenten zwischen 10 und 17 Uhr für einstündige Privatkonsultationen ("Persönliche Beratungsgespräche") zur Verfügung, die für € 100 gebucht werden konnten, so Jim Humble, Andreas Kalcker, GNM-Vermarkter Nicolas Barro und Benedikt Zeitner.

Daneben fand auf der Veranstaltung ein zweiteiliger "MMS-Workshop" mit Ali Erhan statt,[4] Die Teilnahme kostete 450 Euro. Geworben wurde damit, dass auch "eine Fragerunde mit Jim Humble und Dr. Andreas Kalcker vorgesehen" sei.

Berichterstattung und Reaktionen 2014

 
Protestlogo von Autisten gegen Scheinheilmittel MMS
 
Berichterstattung in der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung am 23. April 2014 über "Esoterik-Kongress"
 
Demonstration (Bild: HAZ)

Die Veranstaltung stieß bereits im Vorfeld auf Kritik. Zu den Kritikern gehörten Selbsthilfegruppen von Autisten, Angehörige von Autisten sowie die Grünen in Hannover.[5] Die Kritik bezog sich nicht nur auf die propagierten "äußerst fragwürdigen Heilmethoden", sondern auch auf die Person Michael Vogt. Wenige Tage vor der Veranstaltung warnte der Norddeutsche Rundfunk im NDR Fernsehen vor Selbstversuchen mit dem nicht als Arzneimittel zugelassenen MMS.[6] MMS wurde von Anbietern immer wieder zu einer "Therapie von Autismus" angepriesen, ohne jedoch belastbare und seriös veröffentlichte Studienergebnisse zu präsentieren. Die US-amerikanische Gesundheitsaufsichtsbehörde FDA warnte mehrfach vor der Anwendung von MMS, zuletzt im April 2014 in einer Mitteilung an Verbraucher ("Beware of False or Misleading Claims for Treating Autism") speziell vor dem Einsatz von MMS zur vermeintlichen Therapie von Autismus.[7]

Die Grünen der Landeshauptstadt Hannover und die niedersächsischen Piraten riefen zu einer Demonstration am ersten Tag der Veranstaltung auf.[8] Auf der Demonstration erschienen auch Mitglieder von Selbsthilfegruppen von Autisten und Angehörigen autistischer Kinder. Auf Plakaten war zu lesen: "Liebe statt Chlorbleiche" oder "Warum foltert ihr Kinder?"[9] Teilnehmer der Demonstration berichteten, von Veranstaltungsteilnehmern beschimpft und fotografiert worden zu sein.[10] Der Anmelder der Demonstration erklärte, es habe in den Tagen vor der Demonstration "einschüchternde Anrufe" gegeben. Eine anwesende Demonstrantin und Autistin beschrieb die Demonstration in ihrem Blog:

Wir hatten uns gerade aufgebaut, da kamen ein paar Leute aus dem Kuppelsaal des HCC. Mehrere Herren pöbelten uns an mit der Frage, wieviel uns die Pharmaindustrie bezahlen würde, daß wir da rumstehen, und was uns das einbringen würde. Ein Mann im Anzug und eine Frau in einem schwarzen Kleid fotografierten uns; bei der Frau konnte ich erkennen, daß sie uns einzeln heranzoomte. Wir blieben friedlich.[11]

Journalisten des Senderns RBB ließen sich sowohl von Jim Humble als auch von Andreas Kalcker beraten und berichteten anschließend in der Fernsehsendung "Kontraste" am 5. Juni 2014 über das jeweils 100 Euro teure "persönliche Beratungsgespräch". Sie erzählten Humble, selbst an Leukämie erkrankt zu sein. Humble war der Meinung, dass sämtliche Patienten mit Leukämie, die sich ärztlich behandeln lassen, letztlich stürben. Hilfreich sei einzig sein Wundermittel MMS. Zitat aus der Sendung Kontraste:

Jim Humble „Alle Leute, die mit Leukämie zum Arzt gehen, sterben letztlich.“
„Steigere dich auf drei Tropfen MMS jede Stunde.“

Kalcker erzählten sie, dass der Vater Darmkrebs habe und die behandelnden Ärzte dringend zur Operation rieten. Kalcker empfahl dagegen eine Hinhaltetaktik, um die OP hinauszuzögern. Zitat RBB:

Andreas Kalcker „Sagt zu den Ärzten: Ja, ja nächstes Jahr. Die Operation – nach dem Urlaub, dem Sommerurlaub, dem Winterurlaub. Dann – ach, machen Sie noch mal eine Untersuchung, ist schon so lange her. Ich kann erfahrungsgemäß sagen, dass Darmkrebs sich sehr gut behandeln lässt mit MMS"

Der vom RBB hinzugezogener Berliner Krebsspezialist Uwe Peters hielt den Ratschlag des Laien Kalcker für absolut fahrlässig. Zitat Sendung:

Dr. Uwe Peters, Onkologe: „MMS ist gefährlich, denn man behandelt Patienten mit einer Substanz, für die es keine wissenschaftlichen Nachweise für die Wirksamkeit gibt. Die Patienten verpassen die Zeit, in der man die Erkrankung heilen könnte – und diese Zeit kann man nachher unter Umständen nicht mehr aufholen, sie können an der Erkrankung versterben.“[12]

Weblinks

Blogartikel

Quellennachweise