Cannabis-Öl (auch Haschischöl, Haschöl oder THC-Öl, engl. Cannabis Oil, im pseudomedizinischen Bereich auch "Rick Simpson Oil") ist ein THC- und Cannabidiolhaltiges Extrakt aus dem Harz der weiblichen Blütenstände der Pflanze Hanf. Es ist zu unterscheiden vom Hanföl, das aus den Samen des Hanfs (Cannabis sativa), und dem ätherischen Hanföl, das durch Destillation aus Blättern und Blüten des Hanfs gewonnen wird. Das Cannabis-Öl kann durch Lösung in Alkohol oder mit CO2 hergestellt werden. Auf Grund des hohen THC-Gehalts von 5-41% unterliegt das Cannabis-Öl den Bestimmungen des Betäubungsmittelgesetzes. Auch in den Niederlanden wird der Besitz kleiner Mengen strafrechtlich verfolgt.

Hanfextrakte wurden seit tausenden von Jahren zur Behandlung von Krankheiten eingesetzt.

Cannabis-Öl als Krebsheilmittel

Im englisch- und deutschsprachigen Internet finden sich zahlreiche Berichte über Anwendungen von Cannabis-Öl und angebliche Wunderheilungen bei unterschiedlichsten Krebserkrankungen. Ausgangspunkt sind sowohl wissenschaftliche Studienarbeiten zur Wirksamkeit von THC auf Krebszellen, andererseits beruft man sich jedoch auch auf Berichte einiger weniger überzeugter Anhänger einer Anwendung von Cannabis-Öl zur Abtötung von Krebszellen, zumeist medizinische Laien. Von der Diskussion über eine mögliche krebshemmende oder krebszellenabtötende Wirkung von THC abzugrenzen ist die Diskussion eines möglichen Einsatzes THC-haltiger Substanzen zur Bekämpfung von Schmerzen, hier von Tumorschmerzen zur Verbesserung der Lebensqualität von Krebspatienten (quality of life), ohne jdoch ihre Prognose (outcome) dabei zu beeinflussen. Auffällig ist dabei, dass auf Seiten einer Anhängerschaft nicht zwischen Hanföl (ohne nennenswertes THC) und dem THC-haltigen Haschischöl (Cannabis-Öl) unterschieden wird, obwohl gleichzeitig THC als die krebshemmende oder krebsabtötende Substanz bezeichnet wird.

Auftrieb für Cannabisöl-Anwendungen bei Krebs waren anekdotisch berichtete Meldungen über angebliche Wunderheilungen durch einen Rick Simpson. Daher wird das Cannabis-Öl in diesem Zusammenhang auch als "Rick Simpson Oil" bezeichnet.

Ein regelmäßiger inhalativer Cannabiskonsum erhöht selbst aber das Risiko für Lungenkrebs.[1]

Aktuelle Studienlage

Gegenwärtig (Stand Oktober 2014) liegen in den entsprechenden Datenbanken (z.B. NIH) nur die Ergebnisse aus einer einzigen wissenschaftlichen Studie beim Menschen über Anwendungen von Cannabis oder Cannabinoiden bei Krebserkrankungen vor. In einer Studie aus Spanien wird über die THC-Behandlung von neun Patienten mit einem Glioblastoma multiforme berichtet. Bei acht Patienten konnte eine gewisse Wirkung beobachtet werden, bei einem Patienten kam es zu keiner Wirkung. Alle Patienten verstarben jedoch innerhalb eines Jahres, so wie es auch in vergleichbaren Fällen zu erwarten gewesen wäre.[2]

Dagegen liegen mehrere Ergebnisse aus Studien beim Menschen vor, die die Untersuchung des Einflusses von Cannabinoiden zur Behandlung von Nebenwirkungen konventioneller Chemotherapien zum Ziel hatten. Wissenschaftliche Studien zu Wirkungen gegen Krebs wurden in der Vergangenheit an Versuchstieren durchgeführt. Die Studienergebnisse lassen sich jedoch bekanntlich nur bedingt auf den Menschen übertragen.

Am versprechendsten scheinen die Wirkungen von THC und Cannabidiol an den Cannabinoid-Rezeptoren CB1 und CB2 von Krebszellen zu sein; in den meisten Studien werden hier die Interaktionen untersucht. Aber es gibt auch Berichte über unerwünschte Wirkungen von Cannabioiden auf Krebszellen. So können hohe THC-Konzentrationen Schäden an Blutgefäßen bewirken. Unter gewissen Bedingungen können die Substanzen auch ein Krebswachstum fördern. Eine Aktivierung des CB2-Rezeptors soll es dabei dem Immunsystem erschweren, Tumorzellen zu erkennen und zu zerstören. Auch gibt es Berichte über eine (auch von der zytotoxischen Chemotherapie her bekannte) sich entwickelnde Resistenz gegen Cannabinoide.[3]

Oral (über den Mund) eingenommenes Delta-9-THC hat sich als effektiv erwiesen gegen Erbrechen und Übelkeit, ausgelöst durch eine cytotoxische Chemotherapie bei Krebs. Auch liegen Studien mit unterschiedlichen Ergebnissen zu inhaliertem Cannabis zur Behandlung von Übelkeit und Erbrechen vor. Allerdings ist es gegenwärtig (2014) noch unklar, ob inhaliertes Cannabis tatsächlich geeignet ist, Übelkeit und Erbrechen effektiv zu lindern.

Obwohl Cannabinoide in Tierversuchsstudien ein gewisses antitumorales Potential gezeigt haben[4], gab es in den USA nur wenige Versuche, diese bei menschlichem Krebs einzusetzen.[5]

Stellungnahmen und Empfehlungen von Aufsichtsbehörden und Fachgesellschaften

Die US-amerikanische Gesundheitsaufsichtsbehörde FDA sieht keinen Anlass, Hanfpflanzenextrakte (Cannabinoide) für irgendeinen Behandlungsansatz einzusetzen (Stand 2014). Zitat: ..The U.S. Food and Drug Administration has not approved Cannabis as a treatment for cancer or any other medical condition..

Das US-amerikanische National Cancer Institute bestätigt, dass Cannabisextrakte in Reagenzglasversuchen außerhalb des menschlichen Körpers einen krebszellenabtötenden Effekt zeigen und einen Einfluss auf das Immunsystem haben. Dennoch gibt es nach Kenntnis des NCI keinen Beleg dafür, dass eingenommene Cannabinoide einen Effekt auf das Immunsystem ausüben, der geeignet sei, dem Körper zu helfen, sich gegen Krebs zur Wehr zu setzen (Zitat: ..Cannabis has been shown to kill cancer cells in the laboratory and to affect the immune system. However, there is no evidence that Cannabis' effects on the immune system help the body fight cancer..).[6]

Die Sachsenanhaltinische Krebsgesellschaft teilt auf ihren Webseiten mit, dass .. Nach guter Studienlage ... Cannabis-Produkte bei chronischen Schmerzen Krebsbetroffener.. helfen würden. Weiter ist zu lesen: .. Aktuell müssen Kranke häufig langwierig mit Behörden, Ärzten und Kassen um die Nutzung von ‪‎Cannabis‬-Medizin und die Übernahme der Kosten kämpfen. In Sachsen-Anhalt, aber auch im gesamten Bundesgebiet, dürfen derzeit nur wenige Patienten Cannabis aus der ‪‎Apotheke‬ beziehen. Kranke, die sich selber mit Cannabis versorgen, werden derzeit sogar strafrechtlich verfolgt.

In den USA im Handel erhältliche Arzneimittel, die Cannabinoide enthalten, sind Dronabiol (in Deutschland nicht zugelassen) und Nabilon (seit 1991 nicht mehr auf dem deutschen Markt). Diese Mittel haben eine Zulassung zur Behandlung von bestimmten Symptomen und Nebenwirkungen einer konventionellen Krebstherapie.

Literatur

Weblinks

Quellennachweise

  1. Callaghan, R. C. et al.: Marijuana use and risk of lung cancer: a 40-year cohort study. Cancer Causes and Control, Onlinevorabveröffentlichung Juli 2013, 10.1007/s10552-013-0259-0
  2. M Guzmán, M J Duarte, C Blázquez, J Ravina, M C Rosa, I Galve-Roperh, C Sánchez, G Velasco and L González-Feria, A pilot clinical study of Δ9-tetrahydrocannabinol in patients with recurrent glioblastoma multiforme, British Journal of Cancer (2006) 95, 197–203. doi:10.1038/sj.bjc.6603236 www.bjcancer.com 27. Juni 2006
  3. Lorente M1, Torres S, Salazar M, Carracedo A, Hernández-Tiedra S, Rodríguez-Fornés F, García-Taboada E, Meléndez B, Mollejo M, Campos-Martín Y, Lakatosh SA, Barcia J, Guzmán M, Velasco G., Stimulation of the midkine/ALK axis renders glioma cells resistant to cannabinoid antitumoral action., Cell Death Differ. 2011 Jun;18(6):959-73. doi: 10.1038/cdd.2010.170. Epub 2011 Jan 14
  4. Cannabis (marihuana, marijuana) and the cannabinoids, Februar 2013
  5. Bowles DW, O'Bryant CL, Camidge DR, Jimeno, The intersection between cannabis and cancer in the United States, Critical reviews in oncology/hematology, Juli 2012, Vol 83, 1, Seiten 1–10. pmid=22019199, doi=10.1016/j.critrevonc.2011.09.008
  6. http://www.cancer.gov/cancertopics/pdq/cam/cannabis/patient