Livingston-Wheeler-Therapie

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Virginia Livingston-Wheeler

Die Livingston-Wheeler-Therapie ist eine aus den USA stammende Alternativmedizin zur Behandlung von Krebserkrankungen.

Entstehung

In den 1940er Jahren entdeckte die US-Ärztin Virginia Livingston-Wheeler ein Bakterium namens "Progenitor cryptocides". In nachfolgenden Publikationen behauptete sie, dass das Bakterium im Menschen und bei Tieren zu finden sei und in größerem Umfang nachgewiesen werden könne, wenn deren Immunsystem geschwächt sei. Auf diese Idee kam Livingston-Wheeler aufgrund ihres Umgangs mit Patienten, die an Lepra, Tuberkulose oder Sklerodermie litten und übertrug diese Idee auch auf Krebspatienten. Sie entwickelte einen Impfstoff, der auf einer TBC-Impfung beruhte, um diesen Erreger zu eliminieren. Sie behauptete, dass ihre Methode bei Krebs eine 82%ige Erfolgsrate habe, wobei sie den Erfolg dahingehend definierte, sich bereits nach der Behandlung "besser zu fühlen".[1]

Später stellte sich "Progenitor cryptocides" als simpler Staphylococcus-Stamm heraus, ein normaler ubiquitärer Keim, der auf der Haut jedes Menschen zu finden ist.[2]

Livingston-Wheeler starb 1990, jedoch wurde ihre Arbeit von einigen Ärzten und dem Pflegepersonal in der nach ihr benannten Livingston-Wheeler Medical Clinic im kalifornischen San Diego fortgesetzt. Ihre Behandlung bestand aus einem autogenen, immunstimulierenden Impfstoff auf der Basis der Bacille Calmette-Guérin-Impfung (BCG, Impfung gegen die Tuberkulose), vegetarischen Diäten und Kaffee-Einläufen.

Vermarktung

Der Umsatz, der mit der Therapie generiert werden konnte, war erheblich. Zwar war die Erstuntersuchung kostenlos, aber die Behandlungskosten für eine 10-tägige Kur beliefen sich auf 5.500 US$. Für ein zusätzliches 'Präventionsprogramm' wurden weitere 1.200 US-$ verlangt.[3][4]

Wirksamkeitsnachweis

Im Jahre 1991 untersuchten Cassileth et al.[5] derart behandelte Patienten und verglichen den Behandlungserfolg mit konventionell therapierten Krebskranken. Es wurden 78 Patienten aus der Klinik von Dr. Livingston-Wheeler ebenso vielen gematchten Kontrollpatienten des Universitätskrankenhauses von Pennsylvania gegenübergestellt. Die Patienten wurden gebeten, ihre Lebensqualität subjektiv einzuschätzen, während sie in den jeweiligen Kliniken verweilten. Auch wurde ihre Überlebenszeit nach dem Klinikaufenthalt ermittelt. Die Lebensqualität (Quality-of-Life Score) der Patienten, die allesamt an inkurablen Tumoren litten, sank erwartungsgemäß mit zunehmender Zeitspanne. Allerdings waren die Werte vor Beginn (110 Punkte bzw. 120 Punkte) und beim letzten Befragungstermin (95 bzw. 105) bei den Livingston-Wheeler-Patienten stets schlechter als bei den in der Universitätsklinik behandelten Patienten. Besonders auffällig war, dass unter der alternativen Krebstherapie 36 Monate nach Klinikentlassung deutlich mehr Patienten verstorben waren als bei den konventionell behandelten Krebskranken. Die Abbildung zeigt die Überlebenszeit in Monaten (X-Achse) und die Anzahl der verstorbenen Patienten in Prozent (Y-Achse). Die konventionell behandelten Patienten sind mittels durchgezogener Linie dargestellt.

Allerdings unterschied sich die mediane Überlebenszeit der Patienten bei beiden Therapieansätzen nicht. Daraus mag man ableiten, dass die Livingston-Wheeler-Therapie so effektiv wie eine hochschulmedizinische Behandlung sei. Dies ist aber ein Trugschluss, weil nur Patienten mit infauster Prognose in die Studie aufgenommen wurden, deren Grundleiden auch mit hochschulmedizinischen Methoden letztlich nicht mehr heilbar war. Was jedoch geschlussfolgert werden kann ist, dass die Lebensqualität der Patienten unter Livingston-Wheeler-Therapie schlechter war.

Kalifornien verbietet fragwürdigen Impfstoff

Im Februar 1990 ordnete der Bundesstaat Kalifornien einen Behandlungsstopp für Krebspatienten an der Livingston-Wheeler Clinic unter Verwendung des Impfstoffes an. Grund dafür war, dass in Kalifornien nur Arzneimittel mit Wirksamkeitsnachweis verwendet werden dürfen. Dieser lag aber für den angeblichen Impfstoff nicht vor. Dr. Livingston-Wheeler hatte bei der US-Gesundheitsbehörde Food and Drug Administration (FDA) niemals um die Zulassung ihres Impfstoffes nachgesucht.[6]

Quellennachweise

  1. CA (Anonymous). Unproven methods of cancer management: Livingston-Wheeler therapy. CA: a Cancer Journal for Clinicians 1990 Mar/Apr;40(2):103-108.
  2. http://www.quackwatch.com/04ConsumerEducation/Reviews/moss.html
  3. Land G. Letter to Mr. Ricker 1990 May 10. (BCCA Cancer Information Centre search file 1093)
  4. Fink JM. Third opinion: an international directory to alternative therapy centers for the treatment and prevention of cancer and other degenerative diseases. 3rd ed. Garden City Park, New York: Avery Publishing Group Inc., S.110, 1997
  5. Cassileth BR, Lusk EJ, Guerry D, Blake AD, Walsh WP, Kascius L, Schultz DJ: Survival and quality of life among patients receiving unproven as compared with conventional cancer therapy. N Engl J Med, 324, 1180-1185, 1991
  6. National Cancer Institute. Virginia Livingston-Wheeler. Cancer Facts 1990 Nov 30.