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Hans-Joachim Zillmer (geb. 20. September 1950, Mölln) ist ein deutscher Unternehmer, Bauingenieur und seit 1998 Autor von Sachbüchern, die sich an Laien richten. Zillmer schreibt auch für das Internetpotal Atlantisforschung.de, ist Autor bei EFODON und in dessen SYNESIS-Magazin und gibt Interviews bei Alpenparlament.TV.

Hypothesen

Seine literarischen Werke beinhalten Hypothesen über die Erdgeschichte, die Entwicklung der Arten einschließlich des Menschen und seltsam anmutende globale Katastrophen. Diese Hypothesen sind allesamt nicht mit den Erkenntnissen der modernen Geologie, Paläontologie, Biologie, Archäologie und (Paläo)Klimatologie in Einklang zu bringen und werden daher – soweit sie überhaupt Beachtung finden – von Experten als unhaltbar bis absurd eingestuft. Zillmer, der neben seinem Ingenieurstudium über keine wissenschaftliche Ausbildung und Expertise in den benannten Bereichen verfügt, ist dafür bekannt, etabliertes Wissen auf den Gebieten der Geologie, Geophysik, Evolution und Paläontologie zugunsten eigener Theorien (gerne aus dem Bereich des Katastrophismus und der Esoterik) in Frage zu stellen, was dem Absatz seiner Bücher zu Gute kommt.

Zillmers Ansichten wurden wissenschaftlich nie rezipiert und sind daher als Privattheorien anzusehen, die zudem mehrfach widerlegt wurden. Zillmer wurde vorgeworfen, nicht quellenkonform zu zitieren, pseudowissenschaftlich vorzugehen[1][2], vorhandene Fachliteratur nicht berücksichtigt zu haben sowie bereits widerlegte und historische ad-acta Konzepte "neu" und effektwirksam zu widerlegen. Werke von Zillmer wurden auch als "pseudowissenschaftliche Machwerke" bezeichnet.[3] Die Unglaubwürdigkeit von Zillmers Theorien wird nicht nur durch offensichtliche, fachliche Fehler und augenscheinliche, fachliche Inkompetenz im Fach Geologie in seinen Ausführungen gestützt, sondern auch durch die Verwendung ungesicherter Quellen aus der Sekundär- und Tertiärliteratur, die verzerrte oder falsche Wiedergabe von Quellen, Falschzitate, Unterschlagung von Quellen sowie geradezu ins Auge springende und einfach widerlegbare Falschdarstellungen, wie am Beispiel des "versteinerten" Beins ersichtlich ist.

Eine weitere Methode ist, dass Behauptungen nicht belegt werden, oder bei ungenau kommentierten Darstellungen der Leser zu Spekulationen (als eine Form der Manipulation des Lesers) angeregt wird, wie man am Beispiel der angeblich fossilierten Kulturpflanze ersehen kann.

Im Gästebuch von Hans Joachim Zillmers Internetpräsenz scheinen sich trotzdem ausschließlich begeisterte Personen einzutragen. Liest man aber die Beiträge und deren Bezüge zueinander genauer durch, gelangt man zu der Schlussfolgerung, dass kritische Einträge höchstwahrscheinlich gelöscht werden.

Sogar der Kreationist Siegfried Scherer findet Zillmers Beiträge unglaubwürdig.[4]

Umstrittene akademische Titel und Auszeichnungen

Zillmer erwähnt meherere akademische Titel und Auszeichnungen, für die es entweder keine Belege in entsprechenden Datenbanken oder Bibliotheken gibt, oder die schlichtweg im wissenschaftlichen Bereich als wertlos gelten. Insbesondere gibt es keinen nachprüfbaren Hinweis darauf, dass er überhaupt über einen Doktortitel verfügt. Informationen zu diesem Thema sind von dem Biologen Dr. Andreas Beyer, Professor für Molekulare Biologie an der FH Recklinghausen (auch Mitglied der AG Evolutionsbiologie) zusammen getragen worden:

  • Zillmer gibt an, er sei ehrenamtlicher Dozent einer Giordani-Bruno-Gesellschaft e.V. (nicht zu verwechseln mit der atheistisch-religionskritischen Giordano-Bruno-Stiftung). Betrachtet man die Internetseite der besagten Vereinigung, so findet man Zillmer in einer ganzen Liste von esoterischen Themen wieder: "Die Gilde der kosmischen Former", Archäologiekritiker, Grenzwissenschaften, Erich v. Däniken, "Urmatrix", "Elysiumprojekt" – kurz: esoterische Ideengebäude, die mit seriöser Wissenschaft nichts zu tun haben.
  • Zillmer gibt auch an, Mitglied der "New York Academy of Sciences" – einer Akademie, die früher einmal prominente Mitglieder hatte, wie z.B. Albert Einstein. Was Zillmer allerdings verschweigt: Die Mitgliedschaft entsteht heutzutage nicht durch Wahl oder Ernennung, sondern ganz einfach durch Bezahlung einer Jahresgebühr. Eine Auswahl der Mitglieder nach wissenschaftlichen Qualitätskriterien findet nicht statt.
  • Dies gilt auch für seine Mitgliedschaft in der "American Association for the Advancement of Science" (AAAS), einer Gesellschaft, die den wissenschaftlichen Dialog und die wissenschaftliche Kooperation durch regelmäßige Treffen fördern will. Auch hier verschweigt Zillmer, dass (im Gegensatz z.B. zur "National Academy of Sciences") die AAAS durch Entrichtung einer Mitgliedsgebühr jedermann offen steht, es also keinerlei wissenschaftlicher Leistung bedarf, eine Mitgliedschaft zu erweben.
  • Zillmer gibt an, 2002 beim "International Biographical Centre of Cambridge", England als "International Scientist of the Year" (Internationaler Wissenschaftler des Jahres 2002) nominiert worden zu sein. Recherchiert man International Biographical Centre of Cambridge, so stellt man sehr schnell fest, dass dies eine englische Firma ist, die akademisch klingende Titel kommerziell verkauft, die jedoch im wissenschaftlichen Bereich wertlos sind und eher den Titelträger unglaubwürdig erscheinen lassen. Die Auswahlkriterien für die entsprechenden Auszeichnungen sind mehr als dubios; käuflich sind unabhängig irgendwelcher Meriten mehr als 60 Titel zu haben, zu Preisen zwischen $ 100 und $ 1.000.
  • Zillmer verlautbarte, er habe habe im Dezember 2007 zwei Ehrendoktorgrade der "Yorker International University" (New York) erhalten. Schaut man in Listen[5] akkreditierter Hochschulen nach, so stellt sich heraus, dass es sich bei dieser "Universität" um eine "Diploma Mill", also eine "Titelmühle" handelt, bei der man akademische Titel ohne oder mit nicht nennenswerter wissenschaftlicher Leistung gegen Gebühr erwerben kann. Besucht man die Seite dieser "Universität", so wird man auf der FAQ-Seite[6] feststellen, dass die Erlangung eines Doktorgrades kaum mehr als eine reine "Verwaltungsangelegenheit" ist, die den zukünftigen "Doktor" $ 594 plus diverse weitere "Gebühren" kostet, wie es für Titelmühlen typisch ist.
  • Zillmer habe, so die Angaben im Lebenslauf auf seiner Homepage, in Deutschland über eine Promotion den Dr. Ing. erworben. Bemerkenswerterweise sagt er nicht, wann und wo dies gewesen sein soll. Die Deutsche Nationalbibliothek, die sämtliche Promotionen sammelt und archiviert, führt diese Arbeit nicht. Promotionen werden in Deutschland zwischen den großen Uni-Bibliotheken ausgetauscht, aber eine Recherche in vier großen Universitäten (Bibliotheken der Ruhr Uni Bochum, Bergischen Uni Wuppertal, TU Berlin, weltweiter Katalog der Uni Karlsruhe[7]) ergab, dass diese Arbeit dort auch nicht bekannt ist. Dies kann eigentlich nur bedeuten, dass Zillmer nicht promoviert hat.

Inzwischen verzichtet Zillmer auf seiner Homepage auf jedwede Führung eines akademischen Titels, offenbar in Reaktion auf geäußerte Kritik.

Theorien

Zillmer ist Anhänger verschiedener chronologiekritischer Hypothesen. Er bestreitet die Evolutionstheorie und arbeitet hierbei häufig mit dem (religiösen) Kreationisten Carl Baugh zusammen. Er beruft sich auf Funde von angeblichen Menschenspuren bei Glen Rose in den USA. Zillmer ist zwar ein erklärter Gegner der Evolutionstheorie, bemüht aber keinen (auch christlichen) Schöpfergott, sondern vertritt die so genannte Prä-Astronautik, die davon ausgeht, dass das Leben auf der Erde nicht durch Evolution, sondern durch Außerirdische entstanden ist. Somit kann man ihn als ungewöhnlichen (weil nicht religiös motivierten) Vertreter des Intelligent Design bezeichnen.

Seine Theorie der Erdgeschichte (Junge-Erde-Katastrophen-Modell) geht davon aus, dass mehrere Naturkatastrophen einen starken Einfluss auf die Erdgeschichte hatten, analoge Überlegungen stellte bereits Immanuel Velikovsky auf. Zillmers Affinität zu Katastrophentheorien zeigt sich u.a. in seiner Auffassung, dass sich im Lauf der Erdgeschichte mehrere Superfluten ereignet haben sollen, die alle Kontinente betrafen und zu einer maßgeblichen Umgestaltung der Erde führten. Die jüngste dieser Fluten soll durch den von der konventionellen Geologie an der Kreide-Tertiär-Grenze eingeordneten Meteoriteneinschlag ausgelöst worden sein, was eine Verlagerung der Erdachse und den Beginn der "Schneezeit" (so nennt er die Vereisung arktischer und antarktischer Gebiete) zur Folge hatte. Gleichzeitig erhöhte sich auch die Schwerkraft der Erde, was dann zum Aussterben der pleistozänen Megafauna (Mammut, Riesenhirsch, Wollnashorn und Säbelzahntiger, Höhlenlöwe, Höhlenbär als deren Beutegreifer) führte. Insgesamt sollen zu der Zeit 80% aller Tierarten ausgestorben sein. Nach Zillmers Angaben fand der Impakt aber nicht vor 65 Millionen Jahren statt, sondern vor nur wenigen Jahrtausenden. Auch mit dem kreationistischen Konzept von polystraten Fossilien versucht Zillmer seine Vorstellungen zu untermauern.

Mit diesem Katastrophismus will Zillmer bewiesen haben, dass keine Makroevolution stattgefunden hat, sondern lediglich eine Mikroevolution, also eine Feinanpassung bereits vorhandener Tier-„Prototypen“ an die Umwelt, also des vom Kreationismus vertretenen Grundtypmodell (sein Beispiel: Vorkommen schwarzer Birkenspinner seit Beginn des Industriezeitalters). Die evolutionäre Entstehung des Menschen aus einer anderen Art lehnt Zillmer völlig ab. Ähnlich wie bei anderen Protagonisten bzw. Glaubenssystemen, etwa Erich von Däniken oder Scientology, wurde die Menschheit durch Außerirdische (sog. Annunaki) erschaffen, die vor langer Zeit der Erde besucht haben sollen (Prä-Astronautik). Demnach gibt es für ihn auch keine wissenschaftlich belegbare Menschheitsgeschichte.

Des Weiteren vertritt er verschiedene Außenseitertheorien zur Menschheitsgeschichte und die Theorie einer expandierenden Erde (Expansionshypothese), die auch der Elektrotechnikfachmann Konstantin Meyl vertritt. Er bestreitet den menschengemachten Klimawandel durch CO2 (sog. Klimalüge), die Theorie der Plattentektonik, die Evolutionstheorie und das Eiszeitalter.

Angebliche Belege

Kulturpflanzen unter Millionen Jahre alten Fossilien

 
Kulturpflanzen und Fossilien

Ein Beispiel für Zillmers "Belege" seiner Theorien ist laut seiner eigenen Homepage [1] ein kurioser, in Kontra Evolution beschriebener Fund: Eine Kulturpflanze in einer Schicht mit angeblich 100 Millionen Jahren alten Fossilien. Der Betrachter des Bildes fragt sich jedoch, an welcher Stelle eine Kulturpflanze zu sehen ist. Anhand welcher Merkmale soll hier auf das Vorhandensein einer Kulturpflanze geschlossen werden? Am wahrscheinlichsten und hypothesensparsamsten ist es, dass es sich hier um eine Mischung verschiedener mariner und terrestrischer Fossilien unterschiedlicher Herkunf, bzw. um deren Fälschung auf einer künstlichen Matrix handelt. Bestimmte Teile sehen wie Ammoniten aus dem Jura (oder der Kreidezeit) aus, andere Teile wie Schnecken. Marine Ammoniten passen sowohl von der Zeit, als auch der Herkunft nicht zur Landpflanze Schuppenbaum, der die vermeintliche Kulturpflanze am meisten ähnelt. Es kann sich auch um Trilobiten oder Brachiopoden handeln, beides sind mariner Herkunft und würden auch nicht zu einer Landpflanze passen.

Für eine Fälschung spricht auch die Anordnung der Fossilien, die alle geordnet nebeneinander liegen und sich nicht gegenseitig überlagern.

Menschlicher Fußabdruck in Millionen Jahre alten Gesteinsformationen

 
Fußabdrücke von Menschen und Dinosausiern

Weiterhin erwähnt Zillmer in seinem Buch Darwins Irrtum einen menschlichen Fußabdruck in einer mehrere Millionen Jahre alten Gesteinsformation neben den Fußabdrücken einiger Dinosaurier als Beweis für seine Theorien. Demnach soll der Mensch sogar Zeitgenosse der Dinosaurier gewesen sein. Über den Nachweis der Echtheit dieser Spuren erfährt der Leser indes nichts, vielmehr handelt es sich bei dieser fußähnlichen Form wahrscheinlich um eine zufällig entstande Gesteinsstruktur[8].

Das versteinerte Zillmer-Bein

 
Angebliches versteinertes Bein

Zu diesem Foto schreibt Zillmer: In den 1960er Jahren versteinerte dieses, von Dr. Zillmer 2002 fotografierte Bein. Das Leder des Stiefels ist nicht versteinert.[9] Tatsächlich handelt es sich um einen mit Zement ausgegossenen Stiefel.

Kritische Rezensionen und Stimmen

Weblinks

Quellennachweise

  1. Rezension Gunnar Ries Irrtümer der Erdgeschichte oder nur Irrtümer eines Katastrophisten? als Kritik zum Buch "Irrtümer der Erdgeschichte" von Hans-Joachim Zillmer
  2. http://anonym.to/?http://www.klaus-richter.eu/fileadmin/user_upload/klausrichter/standard/pdf/klausrichtervortraggwup2002.pdf
  3. Interview mit Ulrich Kutschera zum Thema Kreationismus. Laborjournal, 22. Juni 2006
  4. http://www.wort-und-wissen.de/disk/d86/1/d86-1.pdf
  5. Angaben aus anabin = Informationssystem zur Anerkennung ausländischer Bildungsabschlüsse http://87.106.9.54/, gateway to recognition of academic and professional qualifications http://www.enic-naric.net/ sowie die offizielle Informations- und Suchseite des US-Bildungsministeriums für akkreditierte Bildungseinrichtungen http://ope.ed.gov/accreditation/Search.asp) - auf allen drei Seiten kann man feststellen, dass die "Yorker International University" eine nicht anerkannte Institution ist. Die Positivliste des Staates Oregon (http://www.osac.state.or.us/oda/unaccredited.aspx) und die Division of Personnel / Government & Public Administration US Virgin Islands http://www.dopusvi.org/docs/Listing%20of%20unaccredited%20schools%20and%20diploma%20mills.pdf (eine Personalagentur der Öffentlichen Verwaltung) listet die Yorker International University als nicht anerkannte Einrichtung bzw. als sog. "Diploma Mill" (="Titelmühle", bei der man akademische Titel kaufen kann) auf
  6. http://www.nyuniversity.net/ bzw. http://www.nyuniversity.net/index.php?method=section&action=zoom&id=26
  7. http://www.ubka.uni-karlsruhe.de/kvk.html
  8. http://www.klaus-richter.eu/fileadmin/user_upload/klausrichter/standard/pdf/DARWIN4.pdf
  9. Zillmer HJ: "Irrtümer der Erdgeschichte"