Kombucha mit "Teepilz"

Kombucha ist ein Kaltgetränk, das durch Fermentierung von gesüßtem Tee, z. B. Grünem Tee, und einem meist privat weitergereichten „Teepilz“ oder „Kombuchapilz“ hergestellt wird. Es handelt sich bei Kombucha allerdings nicht um einen Pilz, sondern um eine Symbiose verschiedener Hefen der Spezies Saccharomyces cerevisiae, Saccharomyces ludwigii, Schizosaccharomyces pombe, Pichia fermentans u.a., und Essigsäurebakterien (Acetobacter xylinum, Gluconobacter oxydans u.a.).

angebliche gesundheitliche Wirkungen

Kombucha wird von Befürwortern und Anbietern zur Vorbeugung von Krebs, als Immunstimulator (z.B. bei AIDS oder Multipler Sklerose), zur Verbesserung der Verdauung, des Stoffwechsels und des Gedächtnisses, zur Entzündungslinderung und gegen Prostatahyperplasie, Arthritis, Psoriasis, Akne, Vergesslichkeit sowie zur Darmsanierung[1] angepriesen. Einen seriösen Hinweis für die Wirksamkeit von Kombucha bei den oben genannten Erkrankungen gibt es für dieses Lebensmittel nicht. Durch bakteriell verunreinigte Zubereitungen kam es zu Schadensfällen in den USA.

Die gesundheitlichen Wirkungen vom Kombucha sind mit denen anderer fermentierter Lebensmittel, wie Sauermilchprodukten, vergleichbar, deren Mikroorganismen positiv auf die Darmflora wirken können. Der Umfang dieser probiotischen Wirkung ist bei Kombucha jedoch unbekannt. Wissenschaftlich nachgewiesen sind lediglich leicht abführende und schwach antibakterielle Wirkungen, die auf den Gehalt an Essig- und Milchsäure zurückzuführen sind. [2]


Geschichte

Von verschiedenen Anbietern wird behauptet, dass die Herkunft von Kombucha ungeklärt sei. Angeblich berichtet eine Sage, dass zur Zeit der Tsin-Dynastie (ca. 220 v. u. Z.) in China ein göttlicher Wunderpilz mit dem Namen 'Ling-Tsche' verehrt worden sei, in welchem man das Mittel zur Unsterblichkeit gefunden zu haben glaubte. Ein koreanischer Wanderarzt namens Kombu soll dann nach Japan berufen worden sein und dort den Kaiser Inkyo mit 'göttlichem Tsche' von chronischen Magenbeschwerden geheilt haben. Seit dieser Zeit würde das Heilgetränk 'Tscha des Kombu' oder kurz Kombucha genannt.

Diese Geschichte dürfte frei erfunden sein. Der in den USA (St. Louis) lebende japanische Gynäkologe Yasuo Ishida erklärt den Namen 'Kombucha' wie folgt: Kombu steht für den Riementang, einer Braunalge, der an den Küsten Japans vorkommt. Cha ist ebenfalls japanisch und bedeutet 'Tee'. Kombucha ist die japanische Bezeichnung für einen bestimmten Seetangtee. Das Pulver aus diesem Tang enthält Mineralien, Jod, Tannin und Coffein und wird mit heißem Wasser zubereitet.[3].

Andere Anbieter behaupten, Kombucha ist ein „jahrhundertealtes russisches Gesundheitselixier“.

Sklenars Wundermittel gegen Krebs

In Deutschland entwickelte der Arzt Rudolf Sklenar aus Lich in Oberhessen (1912 in Kallich im Erzgebirge geboren) in den frühen 1960er Jahren eine 'biologische Krebstherapie', deren Hauptbestandteil ein sogenannter Teepilz namens Kombucha war, den er während des II. Weltkrieges in Russland kennengelernt haben wollte. Nach Mitteilungen in einem Vorwort von Rosina Fasching, der Nichte und Schülerin Sklenars, beschrieb dieser seine Therapievorstellungen bei Krebs u.a. mit den Worten: 'Meine Methoden der Früherkennung von Krebs und Präkanzerosen mit Hilfe von Irisdiagnostik und Blutfärbung sowie meine erarbeiteten Behandlungsmethoden sollen jenen zu Hilfe kommen, die Krebs nach wie vor mit unsäglichem Leid, Schmerz und unweigerlichem Tod verbinden'. Sklenar meinte, "dass die Geschwülste nur als eine unter vielen chronischen Stoffwechselkrankheiten zu betrachten sind". Die Schweizer Krebsliga machte bereits 1990 darauf aufmerksam, dass keine Beweise dafür vorhanden seien, dass Kombucha nach Dr. Sklenar eine Wirkung gegen Krebs beim Menschen habe[4].

Diese Art von Sklenar und anderen propagierte Art von Kombucha hat mit der in Japan bekannten Teesorte nur den Namen gemeinsam. Beim derzeit u.a. über TV-Spots beworbenen 'Kombucha' handelt sich vielmehr um ein Produkt aus diversen Milch- und Essigsäurebakterien - darunter Acetobacter xylinium als charakteristische Spezies - und verschiedenen Hefen [5]. Das Gemisch wird in gezuckertem schwarzem Tee angesetzt und bis zur Erzeugung eines leicht säuerlichen, moussierenden Getränkes kultiviert. Das Getränk enthält am Ende neben nicht umgesetztem Zucker geringe Mengen an Alkohol sowie Essig-, Glukon- und Milchsäure. Der Tee“pilz“ selbst ist am Ende der siebentägigen Kultivierung ein ca. 12-15 cm durchmessender, runder, flacher, grauer pilzartiger Teppich, der auf der Kulturflüssigkeit schwimmt [6].

Eine Firma "Dr. med. Sklenar Kombucha-Produkte e.K." aus Bochum[7] bietet Sklenars Kombucha als Fertigprodukte, zum Beispiel Pulver oder Kapseln an.

Bestandteile des Tee“pilzes“

Bei der Vergärung wandeln die Hefen den Zucker in Kohlenstoffdioxid und Ethanol (etwa 0,5%) um. Dieses wird von Bakterien zum größten Teil in Glucuronsäure und Glukonsäure umgewandelt. Bei der Fermentation entstehen verschiedene Stoffwechselprodukte, welche sich angeblich positiv auf das Wohlbefinden auswirken sollen, darunter Essigsäure, Milchsäuren, andere organische Säuren und verschiedene Enzyme, die die Organismen an die Nährlösung abgeben.

Zur Identifikation des Hefespektrums in Teepilzkulturen wurden im Handel befindliche 'originale Teepilz-Zubereitungen' der Firmen G. Frank (Birkenfeld/BRD) und Bio-Pharma Schaerer (Zürich/Schweiz) untersucht. Zusätzlich wurden Proben in 32 deutschen Haushalten genommen, in denen Teepilzkulturen angesetzt worden waren. In den kommerziell erhältlichen Produkten fanden sich die Hefen Brettanomyces sp., Brettanomyces lambicus, Candida krusei, Issatschenkia orientalis, Sarrachomyces cerevisiae und Zygosaccharomyces spp. Ein ähnliches Hefespektrum fand sich auch in den privat gezogenen Kulturen, wobei drei (8%) der 34 Proben potentiell gesundheitsbedenkliche Spezies beinhalteten (z.B. Candida albicans und den Schimmelpilz Penicillium spp.). Candida krusei ist ein fakultatives Pathogen.[5].

Bei den in Deutschland als 'Original Kombucha' angebotenen Teepilzkulturen handelt es sich um ein Gemisch diverser Milch- und Essigsäurebakterien sowie Hefepilzkulturen. Zygosaccharomyces und Saccharomyces steuern zusätzlich die Farbstoffe im Kombucha bei. Einige Hefen wie Saccharomyces cerevisiae (Bierhefe) wurden schon früher zur Bierherstellung benutzt, Brettanomyces wird industriell zur Fermentation eingesetzt.

Kombucha als 'Life-style-Drink'

In Deutschland und anderen westlichen Industrienationen wird Kombucha in der Regel privat ausgetauscht. Die Mehrzahl der Kombuchanutzer bezieht die Teepilz-Kultur aus dem Freundeskreis und nur sehr selten von Ärzten, Heilpraktikern oder aus dem Versandhandel. Auch im Internet werden diverse Bezugsmöglichkeiten angeboten. Immer wieder bieten sich Personen an, die ihre Teepilzkulturen in gutem Glauben an Dritte weiterreichen möchten. Selten werden Wunderheilungen versprochen, aber oft wird suggeriert, dass der Genuss von Kombucha die Gesundheit fördere, da der Drink abführend und (bedingt durch den bis zu 1,5% hohen Alkoholgehalt) entspannend wirke.

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (2000) führte in einer aktuellen Stellungnahme aus: 'Die therapeutische oder krankheitsvorbeugende Wirkung von Kombucha ist wissenschaftlich nicht nachgewiesen'[8].

Unlautere Werbung

International aktive Anbieter von Kombucha-Getränken werben u.a. mit berühmten Persönlichkeiten, die Kombucha erfolgreich angewendet haben sollen. In den USA wird kolportiert, der ehemalige US-Präsident Ronald Reagan habe sein Krebsleiden erfolgreich mit Kombucha geheilt. Diesen soll er während seiner Amtszeit von einem japanischen Botschafter erhalten haben. Reagan, der 1981 erstmalig zum Präsidenten gewählt wurde, erkrankte zwar in der Tat an Krebs, jedoch wurde er im Jahre 1985 erfolgreich operiert. Eine Heilung des Ex-Präsidenten durch Kombucha erfolgte eindeutig nicht - sie wird lediglich zu Marketingzwecken behauptet.

Das Oberlandesgerichts Karlsruhe (6 U 80/00) urteilte am 21.03.2001, dass Kombucha-Kapseln, die mit dem Hinweis beworben werden, das Wohlbefinden zu unterstützen und die Konzentration und Leistungsfähigkeit zu steigern, eine arzneiliche Zweckbestimmung haben und deshalb einer arzneimittelrechtlichen Zulassung bedürfen. Ist die Werbung so ausgelegt, dass die Kapseln die Beschaffenheit, den Zustand oder die Funktion des menschlichen Körpers beeinflussen sollen, handelt es sich nicht mehr um ein Lebens- sondern um ein Arzneimittel. Das Urteil betraf 'Kombucha Zeus 60 Kapseln'. Allerdings bewertete das OLG 'Kombucha' nicht generell als Arzneimittel, sondern nur die strittigen Kapseln.

Risiken

In der medizinischen Fachliteratur gibt es etliche Berichte über zum Teil ernste Nebenwirkungen von Kombucha. Diese wurden vor allem durch die Verunreinigung der Kombucha-Kultur mit schädlichen Mikroorganismen wie dem Schimmelpilz Aspergillus niger und Krankheitserregern, die mit bloßem Auge nicht erkennbar sind, verursacht. Da Kombucha in vielen Fällen privat hergestellt wird, sind die Kultur- und Hygienebedingungen nicht immer optimal, so dass diese Gefahr ständig besteht.

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (2000) warnte davor, Kombucha selbst herzustellen: Wer das Getränk selbst herstellt, riskiert, dass sich neben den erwünschten Mikroorganismen auch Krankheitserreger ansiedeln können. Deshalb rät die DGE gerade immungeschwächten Patienten, - wenn überhaupt - nur auf kommerzielle Kombucha-Getränke zurückzugreifen, weil diese in der Regel hitzebehandelt und aus Gründen der Haltbarkeit sterilisiert sind. Industriell hergestellte Kombucha-Getränke gibt es in Bioläden, Reformhäusern oder dem Lebensmittelhandel. [8]

siehe auch

Weblinks

Quellenverzeichnis

  1. http://www.m-e-wollinger.org/texte/themen_der_zeit/pdf/Ernaehrung/Kombucha.pdf
  2. Verbraucherzentrale NRW
  3. Ishida Y: Kombucha. Med J Aust 170: 454, 1999
  4. Hauser SP: Dokumentation Nr. 18: Teepilz Kombucha nach Dr. med. Sklenar - eine biologische Krebstherapie. Schweiz Rundsch Med Prax, 27, 243-246, 1990
  5. 5,0 5,1 Mayser P, Fromme S, Leitzmann C, Gründer K: The yeast spectrum of the 'tea fungus Kombucha'. Mycoses 38: 289-295, 1995
  6. Perron AD, Patterson JA, Yanofsky NN: Kombucha 'mushroom' hepatotoxicity. Ann Emergency Med 26: 660-661, 1995
  7. Dr. med. Sklenar Kombucha-Produkte e.K., Josef-Baumann-Str. 37b, D-44805 Bochum
  8. 8,0 8,1 Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE): Kombucha ist laut DGE kein Gesundheitselixier. Pharmazeutische Zeitung 145 (Nr.35): 2906, 2000
Dieser Text ist ganz oder teilweise von Paralex übernommen