Diagramme aus einer Analyse von J.T. Enright.[1] Oben: Alle 843 Ergebnisse des Scheunen-Experiments; nach rechts ist die tatsächliche Position der zu ortenden Wasserleitung aufgetragen, nach oben die von den Rutengängern ermittelte Position (gefüllte Kreise bedeuten mehrere Datenpunkte mit identischen Koordinaten). Mitte: Resultat eines fiktiven perfekten Rutengängers. Unten: Resultat des angeblich sehr signifikante Ergebnisse liefernden Rutengängers Nr. 99 in der gleichen Darstellung

Der Wünschelruten-Report ist eine 1989 erschienene Veröffentlichung von Herbert L. König (1925-1996) von der TU München und dessen Professorenkollegen Hans-Dieter Betz (geb. 1940) von der Ludwig-Maximilians-Universität München,[2] die aus einem Forschungsvorhaben hervorgegangen ist, das vom damaligen Bundesministerium für Forschung und Technologie (BMFT) mit rund 400.000 DM gefördert wurde. Das Vorhaben trug den Titel Errichtung und Betrieb von Testanordnungen mit künstlichen Feldern niedriger Energie zum Studium der Reaktionen in biologischen Makrosystemen und sollte den Wünschelruten-Effekt wissenschaftlich untersuchen. Presseberichten zufolge waren das Vorhaben und die Vergabe ausgerechnet an König und Betz umstritten, weil beide Forscher Wünschelruten-Phänomene von vornherein als Tatsachen ansahen, die "keinesfalls zu leugnen" seien.[3]

Experimente

König und Betz nahmen folgende Experimente vor:

  1. Experimente mit einem 10 m langen Wagen, der über einer angeblichen "Reizzone" aufgestellt wurde. Der Rutengänger lief im Wagen, der keine Sicht nach außen erlaubte und während der Experimente verschoben wurde (dieses Experiment wurde wegen technischer Probleme abgebrochen).
  2. Ein Laufsteg, der ebenfalls über einer "Reizzone" aufgebaut war und über den die Rutengänger mit verbundenen Augen gehen mussten
  3. Das "Scheunen-Experiment". Im Erdgeschoss einer Scheune war eine Wasserleitung installiert, im Stockwerk darüber sollten die Versuchspersonen die Leitung orten.
  4. Versuche mit Magnetfeldern. Die Versuchspersonen sollten mit der Wünschelrute feststellen, ob eine Magnetspule von Strom durchflossen wurde oder nicht.
  5. Messungen physikalischer Größen an von den Rutengängern ermittelten Stellen, z.B. Radioaktivität und Magnetfeld

Dem Wünschelruten-Report zufolge seien bei Experiment 2 und 3 mit einzelnen Personen hochsignifikante positive Ergebnisse erzielt worden.

Kritik

Von anderer Seite wurden das Versuchsdesign, die Durchführung der Experimente und deren Auswertung als unzulänglich bemängelt.[4][5] Die Datenlage sei dürftig und die Doppelverblindung der angeblich erfolgreichen Laufstegversuche "höchst zweifelhaft". Besonders ausführliche Analysen stammen von dem US-amerikanischen Biologen Jim T. Enright.[1] Enright kritisiert beispielsweise, dass die Autoren die Ergebnisse in unüblicher Weise grafisch darstellen und dies selektiv für einzelne Rutengänger, die sich als vermeintlich besonders begabt herausstellten. Die Darstellungen könnten z.B. zwar den visuellen Eindruck vermitteln, dass der "beste" Rutengänger (Nr. 99) beim "Scheunenexperiment" eine sehr hohe Trefferrate erzielte; eine Auswertung mit Standardverfahren der Statistik, wie sie bei derartigen Experimenten angebracht ist, bestätige dieses Ergebnis aber nicht. Die Schlussfolgerung von König und Betz, dass einzelne Rutengänger bemerkenswert erfolgreich gewesen seien, sei daher nicht gerechtfertigt.

Quellen

  1. 1,0 1,1 J.T. Enright: Testing Dowsing: The Failure of the Munich Experiments. Skeptical Inquirer 23.1, January/February 1999
  2. H.L. König, H.-D. Betz: Erdstrahlen? Der Wünschelruten-Report. Wissenschaftlicher Untersuchungsbericht. Betz, Schondorf 1989. ISBN-13: 978-3923819058
  3. Übersinnliches Kribbeln. Der Spiegel 10/1987, 237-240
  4. Der Wünschelruten-Report. Kritische Stellungnahme zu einem umstrittenen Forschungsprojekt. Skeptiker 4/89, 11-20
  5. Anmerkungen von Erhard Wielandt (1988 bis 2005 Professor am Institut für Geophysik, Universität Stuttgart) zum Wünschelruten-Report