Nullifying-Gravity-Experiment nach Piggott

Als Antigravitation werden bislang hypothetische Kräfte bezeichnet, die der Gravitation entgegenwirken oder sie sogar aufheben sollen. Dabei wird meist von der Möglichkeit ausgegangen, die Gravitation abschirmen zu können. Auch in der Science Fiction-Literatur ist das Thema Antigravitation populär.

Nach derzeitigem Kenntnisstand widerspricht jegliche Abschirmung der Gravitation dem Äquivalenzprinzip der Allgemeinen Relativitätstheorie Albert Einsteins. Bis heute konnte kein Experiment zur Antigravitation je von seriöser Seite repliziert werden. Für einen historischen Überblick über die Versuche, eine Abschirmung der Gravitation nachzuweisen, siehe den Artikel von Martins.[1]

Das Institut für Gravitationsforschung der Göde-Wissenschaftsstiftung hat einen Preis von einer Million Euro für ein reproduzierbares Experiment zur Antigravitation ausgelobt.[2]

Experimente zur Antigravitation

  • Der deutsche Ingenieur Eduard Krausz von der Fachhochschule Gelsenkirchen glaubte im Jahr 1991, bei schnell rotierenden Metallzylindern eine Abnahme des Gewichts beobachtet zu haben, die er mithilfe der Äthertheorie zu erklären versuchte. Bei einer Nachstellung des Versuchs wurde keine Gewichtsabnahme festgestellt, Krausz' Beobachtungen lassen sich dagegen mit der herkömmlichen Physik erklären.[3] Das "Gelsenkirchener Experiment" wurde vor allem in der Esoterikszene beachtet und darüber in entsprechenden Zeitschriften wie Raum & Zeit berichtet, auch von Krausz selbst.
  • Experimente von Eugene Podkletnov (Евгений Подклетнов). Dieser hatte 1995 behauptet, dass über einem schnell rotierenden ringförmigen Hochtemperatur-Supraleiter die Gravitationswirkung abnehme.[4] Versuche, dieses Experiment zu replizieren, misslangen.[5][6][7] Dennoch wurde mit venture-Risikokapital ein privates "California Institute for Physics and Astrophysics" in Palo Alto[8] gegründet, um den Effekt in eine gewinnbringende Technik zu verwandeln. Ein Mitstreiter Podkletnovs war der italienische Physiker Giovanni Modanese (geb. 1964). Podkletnov und Modanese behaupteten im Jahre 2001, einen anderen Effekt entdeckt zu haben. Und zwar sollte ein "Impulse Gravity Generator" hochfrequente Gravitationwellen durch Anwendung von Hochspannung bei Supraleitern erzeugen.[9] Der Österreicher Martin Tajmar gab ebenfalls an, mit rotierenden Supraleitern einen antigravitativen Effekt erzielt zu haben. Tajmar meldete ein internationales Patent auf ein "Verfahren zur Erzeugung eines Gravitationsfeldes und Gravitationsgenerator" an.[10]
  • Experimente von Quirino Majorana. Der Experimentalphysiker führte um 1920 mehrere Versuche durch und behauptete, ein positives Abschirmungsergebnis der Gravitation erbracht zu haben. Die Majorana-Experimente wurden später jedoch in Frage gestellt, da die Ergebnisse auch ohne eine Antigravitation erklärbar sind.[11] Da der genaue Versuchsaufbau von Majorana nicht bekannt ist, wird über seine Experimente weiterhin spekuliert.
  • Der Chemiker Dietrich Schuster glaubte nachgewiesen zu haben, dass ein Stapel aus elektrisch leitfähigen und nicht leitfähigen Platten unter bestimmten Bedingungen Schwankungen seines Gewichts zeigt, die vom Sonnenstand abhängen. Er nannte diesen Effekt "Aberration der Schwere".
  • Zusammen mit dem Schweizer Theodor Auerbach hat der Astrophysiker und UFO-Gläubige Illobrand von Ludwiger eine Erfindung vorgestellt, die mit gegenläufig zueinander rotierenden Magnetfeldern "Anti-Schwerkraft-Effekte" bewirken sollte.[12] Mit dem vorgeschlagenen Versuchsaufbau lasse sich eine "Gewichtsverminderung um 23 Gramm gewinnen". Ob eine technische Realisierung versucht wurde, ist nicht bekannt.

Elektrogravitation

Mitunter werden in pseudowissenschaftlichen Kreisen auch Anwendungen des Biefeld-Brown-Effekts ("Elektrogravitation") als Antigravitation bezeichnet.

Glocke / Nazi Bell

 
"Glocke"

Unter der Bezeichnung Glocke (bzw. Nazi Bell) wurden nach 1945 Behauptungen und Vermutungen über angebliche geheime Versuche der deutschen SS während des 2. Weltkrieges zu einer Wunderwaffe verbreitet. Bei diesen Versuchen habe Antigravitation eine Rolle gespielt. Die Versuche sollen an einer Anlage namens Riese gemacht worden sein, in der Nähe einer Kohlenmine namens Wenceslas, nördlich des Ortes Ludwigsdorf/Ludwikowice Kłodzkie bei Breslau. Die dazugehörigen deutschen Codenamen sollen Projekt Kronos und Laternenträger gewesen sein. Die so genannte Glocke soll aus zwei gegensinnig rotierenden Zylindern bestanden und im Betrieb violettes Licht abgestrahlt haben. Anekdotische Berichte dazu finden sich nur bei dem polnischen Autor Igor Witkowski[13] sowie dem britischen Journalisten Nick Cook.

Äußerungen von Rudolf Steiner

Einige Anthroposophen wie der Chemiker Ehrenfried Pfeiffer (1899-1961) bringen Äußerungen Rudolf Steiners mit Antigravitation in Zusammenhang, z.B. aus dem Jahr 1920 zu einer schnell drehenden Zentrifuge für Mistelsaft, sowie Steiners (physikalisch falsche) Vorstellungen zur Gravitation von Himmelskörpern. Dem Baseler Anthroposophen Christoph Podak zufolge, der sich auf Pfeiffer beruft, sei Eduard Krrausz mit seinem Experiment "der Nachweis einer einsetzenden Leichtekraft" gelungen.[14]

Weblinks

  • Gibt es Antigravitation? aus der Fernseh-Sendereihe alpha-Centauri (ca. 15 Minuten). Erstmalig ausgestrahlt am 8. Juni 2003.

Quellennachweise

  1. Roberto de Andrade Martins (1999): The search for gravitational absorption in the early 20th century. in: The Expanding Worlds of General Relativity. (Einstein Studies, vol. 7) (eds., Goemmer, H., Renn, J., and Ritter, J.), Birkhäuser, Boston, pp. 3-44.
  2. Göde-Preis für Gravitationsforschung: 1 Million Euro für die Überwindung der Schwerkraft.
  3. Thomas Senkel: "Gravitationsabschirmung durch rotierende Massen Versuchsaufbau nach Eduard Krausz - Abschlussbericht, 30. Juni 2004
  4. Podkletnov EE: Weak gravitation shielding properties of composite bulk YBa_2Cu_3O_ {7-x} superconductor below 70 K under em field. In: Arxiv preprint cond-mat/9701074. 1997 (arXiv:cond-mat/9701074v3)
  5. N. Li, D. Noever, T. Robertson, R. Koczor, W. Brantley: Static test for a gravitational force coupled to type II YBCO superconductors. In: Physica C: Superconductivity and its applications. 281, Nr. 2-3, 1997, S. 260–267 (doi:10.1016/S0921-4534(97)01462-7)
  6. C. Woods: Gravity Modification by High Temperature Superconductors. In: Joint Propulsion Conference & Exhibit, Salt Lake City, Utah, 8-11 July, 2001. 2001, S. AIAA 2001-3363 (Abstract)
  7. G. Hathaway, B. Cleveland, Y. Bao: Gravity modification experiment using a rotating superconducting disk and radio frequency fields. In: Physica C: Superconductivity and its applications. 385, Nr. 4, 2003, 88–500 (doi:10.1016/S0921-4534(02)02284-0)
  8. http://www.calphysics.org/
  9. http://arxiv.org/abs/physics/0108005
  10. WO 2007/082324 A1: Verfahren zur Erzeugung eines Gravitationsfeldes und Gravitationsfeldgenerator. Erfinder: Martin Tajmar, J. Clovis de Matos. Anmeldedatum: 08.01.2007
  11. Russell, H.N. (1921): On Majorana’s theory of gravitation. Astrophys. J. 54, 334-346
  12. DE 04324640 A1: Verfahren zur Erzeugung von Anti-Schwerkraft-Effekten. Erfinder: Theodor Auerbach, Illobrand von Ludwiger. Anmeldedatum: 22.07.1993. Verfahren eingestellt: 02.04.1997
  13. Igor Witkowski (2000): Prawda O Wunderwaffe ("Die Wahrheit über die Wunderwaffe")
  14. Christoph Podak, Ehrenfried Pfeiffer: Wie die Schwerkraft aufgehoben werden kann. Der Europäer 8, Nr. 2/3 Dezember/Januar 2003/2004, 32-35 und Nr. 5 März 2004, 19-21