Ronald Grossarth-Maticek
Ronald Grossarth-Maticek (geboren 1940 in Budapest) ist ein deutscher Medizinsoziologe und Buchautor jugoslawisch-ungarischer Abstammung. Auf ihn gehen umstrittene und widerlegte Konzepte zur Krebsentstehung zurück die insbesondere in der Alternativmedizin weiterhin eine Rolle spielen und die wissenschaftliche Fachwelt polarisierten. Des weiteren ist er Erfinder umstrittener Trainings-Verfahren auf dem Psychomarkt. Grossarth-Maticek gilt auch als Befürworter der Misteltherapie und publizierte zusammen mit Rainer Frentzel-Beyme. Grossatth-Maticek ist auch bekannt für seinen Einsatz der Nonisaft enthaltenen Lebensmittel Juice-Plus (NSA) und Cellagon aurum (Berner).
Zu Grossarth-Maticek sind verschiedene Verbindungen zu Bildungseinrichtungen bekannt:
- European Center for Peace and Development, Schloß-Wolfsbrunnenweg 16, 69117 Heidelberg
- Nennung als Arzt, Professor und Direktor einer University of Peace der Vereinten Nationen.
- Tätigkeit unbekannter Art an einem Institut für Präventiv-Medizin, ECPD, Heidelberg, das offenbar mit seiner privaten Wohnaschrift identisch ist. Er wird aber auch als Direktor des Instituts für präventive Medizin der Vereinten Nationen, Prof. Dr. med. Dr. phil. Ronald Grosserth-Maticek oder Professor für postgraduierte Studien und Direktor des Instituts für Präventive Medizin, politische Wirtschafts- und Gesundheitspsychologie am Europäischen Zentrum für Frieden und Entwicklung/Universität für Frieden der Vereinten Nationen genannt. Ein Institut für Präventivmedizin exisitert an der Universität Heidelberg nicht.
European Center for Peace and Development ECPD
Das European Center for Peace and Development (ECPD) soll im Jahre 1980 von der UNO (Resolution 35/55/5.XII) als autonomous branch einer University for Peace gegründet worden sein. Dabei soll es sich um eine extraterritoriale internationale Organisation mit diplomatischem Status handeln. 1990 soll die ECPD ein Institute for Preventice Medicine, Political, Economic and Health Psychology in Heidelberg gegründet haben, dessen Direktor Grossarth-Maticek sein soll.
Erfindung der Krebspersönlichkeit
Nach Grossart-Maticek disponieren bestimmte psychologische Merkmale des Menschen zur Entstehung von Krebserkrankungen und er entwickelte dazu ein entsprechendes System. Derartige Hypothesen wurden bereits vor über 2000 Jahren formuliert und spielten bis hinein ins 20. Jahrhundert eine begrenzte Rolle.
1985 veröffentlichte Grossarth-Maticek von der Universität Heidelberg eine aufgrund der Methodik und Statistik umstrittene Untersuchung von 1300 Menschen, die er über 10 Jahre beobachtet hatte. Er kam aus dieser Arbeit zum Schluss dass eine Psychotherapie in der Lage sei, zur Verhütung von Krebs beizutragen [1]. Mittels einer Kohortenstudie (Fragebogen zum Konzept der Selbstregulation) unterschieden die Autoren Grossarth-Maticek und Helm Stierlin 6 Typen, von denen Typ I die höchste Krebs- und Typ II die höchste Herzinfarkterkrankungsrate aufwiesen. Der Typ IV hatte dagegen die höchste Überlebensrate. Die 6 Typen sollen dabei sechs unterschiedliche Formen mehr oder weniger gelingender oder misslingender Selbstregulation beschreiben. Die spezifische Krebspersönlichkeit nach Grossarth-Maticek (Typ I) sei im Grunde genommen der Versagertyp: depressiv, harmoniebstrebt und unterdrücke seine Gefühle. Die individuelle Biographie und die Unfähigkeit zur Autonomie seien in diesem zusammenhang von entscheidender Bedeutung und als wesentliche Ursachen anzusehen. Ähnlichkeiten ergeben sich zum Typus C nach Temoshok (cancer-prone typus).
Empirische Studien widerlegten jedoch seine Angaben [2], sodass das vermutete Konzept der Krebspersönlichkeit als eine medizinhistorische Kuriosität anzusehen wäre, würde sie nicht fortlaufend neu in alternativmedizniischen Konzepten neu als wissenschaftliche Erkenntnis auftauchen. Dagegen lassen bestimmte Verhaltensweisen identifizieren, die sowohl mit der psychischen Verfassung als auch mit einem erhöhten Krebsrisiko einhergehen, z.B. Tabak- und Alkoholabusus. Die Inanspruchnahme präventiver Angebote ist sehr wohl abhängig von psychosozialen Faktoren. In der Folge von Krebserktankungen lassen sich typische Persönlichkeitsmerkmale feststellen. Diese sind jedoch nicht die Ursache, sondern die Folge schwerer, oft lebensbedrohlicher, Erkrankungen.
Einige Ansichten decken sich mit denen von Max Otto Bruker.
Erfindung des Autonomietraining und Block-Training
Grossarth-Maticek entwickelte ein Kommunikationstraining, das er nennt. Diese Methode soll allgemein zur Stressbewältigung und eigenaktiven Gestaltung der Kommunikation geeignet sein. Eingang fand es auch in der Behandlung von Krebs, wobei der Erfinder jedoch inzwischen betont dass es sich um kein auf Krebserkrankungen spezialisiertes Training handle und nicht als Krebstherapie azusehen wäre.
Vorwürfe des Betrugs und Datenmanipulation
Grossarth-Maticek wurde vorgeworfen retrospektiv (also zurückliegende Daten) erlangte Daten in einer als prospektiv deklarierten Studie verwendet zu haben. Retrospektive Studienarbeiten haben nie beweisenden Charakter. Des weiteren wurden statistische Mängel festgestellt. [3] [4][5][6] [7] [8] [9].
Verurteilung wegen Titelmissbrauch
Anstatt den Titel Professor mit dem Zusatz „Postgraduate Studies, ECPD“ zu führen, hatte er den Zusatz weggelassen und bekam dafür einen Strafbefehl über 9000 Euro den er akzeptierte [10]. Das ECPD (Europäisches Zentrum für Frieden und Entwicklung) ist eine in Belgrad ansässige Einrichtung, die im Internet nicht zu finden ist.
Literatur
- Reinhold Schwarz: Die „Krebspersönlichkeit” - Mythen und Forschungsresultate, psychoneuro 2004; 30: 201-209. DOI: 10.1055/s-2004-826659
- R. Schwarz, Buch: 'Die Krebspersönlichkeit'
- C. Schmidt-Rathjens: Persönlichkeit und Krebs: Studien zur subjektiven und objektiven Relevanz von psychologischen Faktoren bei der Krebsentstehung. Verlag: Pabst Science Publishers (1997), ISBN-10: 3931660974.
Weblinks
Quellennachweise
- Spiegel 37/2002
- ↑ Interview mit Grossarth-Maticek in "Psychologie Heute" 5/1998
- ↑ Claudia Schmidt Rathjens: Persönlichkeit und Krebs: Studien zur subjektiven und objektiven Relevanz von psychologischen Faktoren bei der Krebsentstehung. Verlag: Pabst Science Publishers (1997), ISBN-10: 3931660974.
- ↑ *Michael Wirsching in: Psychosomatische Medizin (Buch) 1996
- ↑ Heinrich Zankl: Fälscher, Schwindler, Scharlatane Betrug in Forschung und Wissenschaft. Februar 2006 WILEY-VCH Verlag SBN: 3527316469
- ↑ Hermann Vetter: Some Observations on Grossarth-Maticek's Data Base, journal Psychological Inquiry, Volume 2, Ausgabe 3 Juli 1991 , Seiten 286 - 287. DOI:10.1207/s15327965
- ↑ Henk M. van der Ploeg; Wim Chr. Kleijn: Some Further Doubts About Grossarth-Maticek's Data Base, Psychological Inquiry, Volume 4, Issue 1 January 1993 , Seiten 68 - 69 DOI: 10.1207/s15327965
- ↑ Edler L: Mistel in der Krebstherapie, Deutsches Ärzteblatt 2004;101:A44-A49 [ http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/artikel.asp?id=39983]
- ↑ van der Ploeg H. What a wonderful world it would be: a reanalysis of some of the work of Grossarth-Maticek. Psychol Inquiry 1991;(2):S. 280-285
- ↑ Fox BH. Quandries created by unlikely numbers in some of Grossarth-Maticek's studies. Psychol Inquiry 1991;(2):S. 242-247
- ↑ Amtsgericht Heidelberg Aktenzeichen: 12 Cs 12 Js 17934/02 - 66/03 vom 02. Juni 2003. Rechtskräftig seit dem 21.6.2003