Die Ketogene Diät entspricht einer Ernährungsweise, bei der auf Kohlenhydrate in der Ernährung ganz oder teilweise verzichtet wird. Bei dem Verzicht auf Kohlenhydrate bildet der Körper zur Energiegewinnung aus Fettsäuren die so genannten Ketonkörper. Es handelt sich um eine fettreiche, kohlenhydratarme und proteinarme Ernährungsweise.

Die Diät

Statt Kohlenhydrate werden hauptsächlich Eiweiße und Fette aufgenommen. In einer Umstellungsphase gewinnt der Körper seine Energieträger aus dem Depotfett. Die Nahrung muss individuell berechnet werden und zumindest in der Umstellungsphase und Anfangsphase ärztlich überwacht werden.

Ketogene Diät zur Behandlung einiger Formen der kindlichen Epilepsie

Die ketogene Diät wird als Therapieverfahren bei Kindern bei bestimmten Formen einer medikamentenresistenten Epilepsie (z.B. Lennox-Gastaut Syndrom[1], Rett-Syndrom, Ohtahara-Syndrom, Landau-Kleffner-Syndrom oder Blitz-Nick-Salaam Epilepsie / BNS-Epilepsie / West-Syndrom) eingesetzt. Hier hat sich diese Ernährungsweise trotz der hohen Belastung und der langen Dauer der Ernährungseinschränkungen für die Kinder bewährt. Zur Behandlung des medikamentös-resistenten West-Syndroms bei Kindern liegen jedoch nur fünf retrospektive Untersuchungen mit fünf oder mehr Patienten vor (Stand 2010).[2][3][4][5][6] In rund einem Drittel (Durchschnittswert aller fünf genannten Studien) der behandelten Kinder konnte eine Anfallsfreiheit oder deutliche Besserung nach sechs Monaten der ketogenen Diät beobachtet werden. Eine Leitlinie (AWMF) zur ketogenen Diät bei bestimmten Formen der Epilepsie wird für das Jahr 2013 erwartet (Therapieoption bei pharmakoresistenten Epilepsien im Kindesalter und Störungen des zerebralen Energiestoffwechsels[7]).

Der Einsatz der ketogenen Diät zur Behandlung der Epilepsie wurde in den zwanziger bis dreissiger jahren des 20. Jahrhundert eingeführt, als die heutigen Antiepileptika noch nicht zur Verfügung standen. Phenytoin stand erst ab 1938 zur Verfügung, Valproinsäure erst ab den siebziger Jahren. Bevor wirksame Antiepileptika verfügbar wurden, wurden zahlreiche Diätkuren und Ernährungsweisen zur Behandlung der Epilepsie beworben. Bereits aus der Bibel und dem Altertum gibt es Berichte über den Verzicht auf Nahrung und Trinkwasser zur Behandlung der Epilepsie. Ein Bericht über die Anwendung einer "Entgiftung" und des Fastens auf die Epilepsie ist in einem Fachartikel französischer Forscher für das Jahr 1911 dokumentiert.[8]

Literatur

  • Nordli D. "The ketogenic diet: uses and abuses". Neurology. 2002 Jun 25;58(12 Suppl 7):S21-4
  • Nangia S, Caraballo RH, Kang HC, Nordli DR, Scheffer IE. Is the ketogenic diet effective in specific epilepsy syndromes? Epilepsy Res. 2012 Jul;100(3):252-7. doi: 10.1016/j.eplepsyres.2012.01.015

Weblinks

Quellennachweise

  1. Hartman AL. Does the effectiveness of the ketogenic diet in different epilepsies yield insights into its mechanisms? Epilepsia. 2008 Nov;49 Suppl 8:53-6. doi: 10.1111/j.1528-1167.2008.01835.x
  2. Douglas R. Nordli, Maxine M. Kuroda, Joanne Carroll, Dorcas Y. Koenigsberger, Lawrence J. Hirsch, Harlan J. Bruner, William T. Seidel, Darryl C. De Vivo: "Experience With the Ketogenic Diet in Infants", Pediatrics, Vol. 108 No. 1 July 1, 2001, Seiten 129 -133 doi: 10.1542/peds.108.1.129 [1]
  3. Kossoff, E. H., P. L. Pyzik, et al. (2002). "Efficacy of the ketogenic diet for infantile spasms." Pediatrics 109(5): 7803
  4. Francois, L. L., V. Manel, et al. (2003). "Ketogenic regime as antiepileptic treatment: its use in 29 epileptic children." (fr) Arch Pediatr 10(4):3006
  5. Eun, S. H., H. C. Kang, et al. (2006). "Ketogenic diet for treatment of infantile spasms." Brain Dev 28(9): 56671
  6. Kang, H. C., Y. M. Lee, et al. (2007). "Safe and effective use of the ketogenic diet in children with epilepsy and mitochondrial respiratory chain complex defects." Epilepsia 48(1): 828
  7. http://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/022-021_S1_Ketogene_Diaet_abgelaufen.pdf
  8. Guelpa G, Marie A. La lutte contre l’épilepsie par la désintoxication et par la rééducation alimentaire. Rev Ther Medico–Chirurgicale 1911;78:8–13