Mesmerismus

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Mesmerisieren
Franz Anton Mesmer

Als Mesmerismus (auch mesmerisieren) wird der Einsatz statischer Magnetfeldern durch Permanentmagnete zu therapeutischen Zwecken in der Pseudomedizin bezeichnet. Gelegentlich wird hierfür auch der Begriff Magnetopathie verwendet.

Im 18. und 19. Jahrhundert etablierte sich im Konglomerat widerstreitender, unbewiesener Erklärungstheorien der Wahrnehmung medizinischer Realität der animalische oder tierische Magnetismus des aus Schwaben stammenden Arztes Franz Anton Mesmer.

Mesmer, Anhänger der Aufklärung, promovierte 1766 in Wien, wo ihm „ausgezeichnete Gelehrsamkeit und Kenntnisse der Arzneikunde“ bestätigt wurden.

Seine Promotionsarbeit „De influxa planetarum“ - der Einfluss der Planeten auf die Gesundheit des Menschen – würde aus heutiger Sicht als astrologisch gelten, basiert aber einerseits auf den Newton'schen Gravitationsgesetzen sowie auf der Vorstellung Descartes vom alles durchdringenden Äther, andererseits differenzierte die Physik noch nicht zwischen den verschiedenen Kräften wie Gravitation, Magnetismus, Elektrizität und weiteren hypothetischen Kräften wie einer lebenserhaltenden vis vitalis.

Wie das Gros der gelehrten Welt war Mesmer überzeugt, dass es ein natürliches Prinzip, eine vis, eine Kraft geben müsse, die nicht nur im Kosmos wirke, also die Planeten auf ihrer Bahn halte, sondern auch das physiologische Gleichgewicht des Menschen bestimme.

Er glaubte nun, diese Kraft gefunden zu haben und schrieb in seiner Disseration dazu: „Sie steigert, vermindert und stört in den kleinsten Teilchen der festen und flüssigen Bestandteile unserer Maschine die Kohäsion, Beweglichkeit, Reizbarkeit, den Magnetismus und die Elektrizität und könnte unter diesem Gesichtspunkt auch mit vollem Recht Gravitas animalis genannt werden". Ähnliche Vorstellungen sollten später Hahnemann und besonders seine Schüler entwickeln.

Auf Anregung seines Freundes, des Astronomen Maximilian Hell, glaubte Mesmer die in seiner Doktorarbeit definierte gravitas animalis in den Kräften des Magneten gefunden zu haben. Hell selbst hatte Magnete hergestellt und eine Bekannte, die an Magenkrämpfen litt, mit einigem Erfolg behandelt, weshalb er Mesmer diese Therapie empfahl.

Mesmer meinte nun, dass auch der Körper notwendigerweise magnetische Eigenschaften haben müsse, damit es überhaupt zu einer Wechselwirkung zwischen Körper und Magnet kommen könne. In logischer Folge verfüge somit sein eigener Körper selbst über die erforderliche magnetische Ausstrahlung, weshalb der Magnet überflüssig werde.

Die wissenschaftliche Welt stand diesen Methoden ablehnend gegenüber. Er wurde zwar im Zusammenhang mit der Bekämpfung der Gaßnerschen Dämonologie (Pater Gaßner war wegen seines exorzistischen Treibens berüchtigt), bei der er sich auf die Seite der Wissenschaften gegen das „Mittelalter“ stellte, in die Bayerische Akademie der Wissenschaften aufgenommen, die Berliner Akademie lehnte dies jedoch ab.

Mesmer glaubte an eine die Körperenergien regulierende Kraft als ein angereichertes, kosmisches Fluidum, das sich bestimmter Menschen als Vermittler bediene. Mesmer erzeugte mittels indirekter und direkter Manipulationen am Körper der Patienten heilsame Krisen, welche diesen in Trance oder Extase versetzten. Dazu benutzte er die so genannten magnetischen Striche am Körper der Patienten, welche die ordnende Heilkraft des Magnetiseurs direkt auf die gestörten Körperprozesse übertragen sollte und von ihm berührte magnetisierte, wannenartige Gefäße, mit deren Inhalt die Patienten durch Eisenstangen verbunden waren.

Zuber, Baquet

Der hölzerne Zuber ("baquet" genannt), innen mit magnetisierbaren Eisenstücken ausgekleidet, wurde bis zum Rand mit Wasser gefüllt. Durch einen mit Löchern versehenen Deckel wurden gebogene Eisenstangen gesteckt, die an den nach außen zeigenden oberen Enden zugespitzt waren. An die Eisenstangen innerhalb des baquets wurden seidene Schnüre gebunden.

Mesmer magnetisierte den Inhalt des Zubers durch streichende Handbewegungen entlang der Eisenstangen, wobei er der festen Überzeugung war, dass aus seinen Händen das animalisch-magnetische Fluidum in den Zuber übertreten würde. Die Patienten hielt er an, die Spitzen der in den Zuber ragenden Eisenstangen auf ihre erkrankten Körperpartien zu richten oder sich die Enden der feuchten Seidenschnüre um Arme oder Beine zu schlingen, um auf diese Weise den Magnetismus zu empfangen. Gelegentlich wurde auch eine Art Ringelreihen gebildet, in dem sich Patienten und Magnetiseur an den Händen griffen und in einer therapeutischen Seánce verbanden (Florey 1995).

Mit dieser Methode erzielte Mesmer zunächst in Wien in adeligen Kreisen große Resonanz, wechselte aber 1778 aufgrund ärztlicher Proteste gegen seine suggestive und hypnotische Methode das Land und ließ sich in Paris nieder. Auch dort war er in der Lage, sich schnell die Gunst des königlichen Hofes zu sichern und eine begeisterte, zahlungskräftige Klientel um sich zu versammeln.

Ab 1784 konnte Mesmer in Frankreich so genannte Harmonische Gesellschaften gründen, in denen die Anhänger seiner Lehre ausgebildet wurden. In diesen Gesellschaften manifestierte sich ein sektiererischer Charakter der Mesmer‘schen Lehre, die als Geheimlehre den Kreis seiner Jünger nicht verließ. Mesmer geriet jedoch auch in Paris in die Kritik. Dies tangierte ihn nicht, da er durch seine Praktiken in adligen Kreisen ein beträchtliches Vermögen erwerben konnte. Als Mesmer wegen der Wirren der französischen Revolution 1789 aus Paris flüchtete, musste er dabei den größten Teil seines Reichtums zurücklassen und trotz späterer Versuche im Jahr 1798 und 1801 gelang es ihm nicht, sein Geld aus Paris herauszuholen. Im Jahr 1803 kehrte Mesmer Paris den Rücken und ließ sich am Bodensee nieder, wo er 1814 seine wichtigste Abhandlung Mesmerismus oder System der Wechselwirkungen, Theorie und Anwendung des thierischen Magnetismus auf die allgemeine Heilkunde zur Erhaltung des Menschen verfasste. Am 5. März 1815 starb Mesmer in Meersburg am Bodensee (Eckart 1998).

Mesmers Einfluss auf die esoterischen Strömungen seiner Zeit war erheblich und reicht bis in die heutige Zeit. Spiritisten, Okkultisten, Freimaurer-Logen und ähnliche Gruppen assimilierten seine Lehren. Mesmer war ein ausgesprochen selbstherrlicher Mensch, der Fakten, die seiner Lehre entgegenstanden, grundsätzlich ignorierte. Er las wenig und in seinem Nachlass fanden sich nur acht Bücher (Florey 1995).

Die Technik Mesmers wurde unter deutschsprachigen Ärzten trotz des umstrittenen Charakters seiner Theorie jahrzehntelang wachgehalten und hat auch heute noch einen hohen Stellenwert innerhalb der Bioresonanz-Szene und der Homöopathie.

Quellennachweise

  • Eckart W (1988): Geschichte der Medizin. Thieme Verlag, Stuttgart, 12. Auflage
  • Florey E (1995): Ars Magnetica. Franz Anton Mesmer. 1734-1815. Magier vom Bodensee. Universitätsverlag, Konstanz
  • Schott HH (1985): Franz Anton Mesmer und die Geschichte des Mesmerismus. Franz Steiner Verlag Wiesbaden GmbH, Stuttgart
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