Bicotec

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Alphaprevent01.jpg

Bicotec (BiCoTec, Biological Coherence Technologies GmbH) ist eine Firma aus Graz in Österreich, die unter dem Namen AlphaPrevent Plastikaufkleber aus dem Bereich der Elektrosmog-Schutzprodukte verkauft, die "Verzerrungen" des Erdmagnetfeldes ausgleichen sollen, welche angeblich durch elektronische Geräte oder Metallmöbel verursacht werden (statt Erdmagnetfeld ist auch allgemeiner von "alltäglichen Magnetfeldern" im Frequenzbereich 0-30 Hz die Rede). Die behaupteten Magnetfeldverzerrungen werden als "Teil des Elektrosmog-Problems" bezeichnet und sollen sich nachteilig auf die Gesundheit auswirken. "Bekannt" seien beispielsweise "Effekte auf Stoffwechsel, Wasserhaushalt, Hormone und Gehirnzellen". Die funktionslosen Aufkleber aus "intelligentem Kunststoff" werden zum Stückpreis von rund 15 Euro angeboten. Die etwas größere Ausführung AlphaPrevent SleepWell zur Anbringung am Lattenrost eines Bettes kostet 159 Euro, eine Matratze "mit integriertem AlphaPrevent" 600 Euro.

Das unsinnige Konzept des "Ausgleichs" von Magnetfeldverzerrungen mittels Aufklebern und ähnlichem wird vor allem vom International Institute for Research on Electromagnetic Compatibility (IIREC) und von dessen Leitern Walter Medinger und Wolfgang Homann propagiert. Homann ist außerdem der Geschäftsführer und alleinige Gesellschafter der Bicotec GmbH.

Die Folien werden auch unter dem Namen Zone030 vertrieben. Ähnliche Produkte sind der Feldprozessor und der Gabriel-Chip, die ebenfalls von Walter Medinger beworben wurden.

Erklärungsversuche

Die Folien werden auch vom bekannten Elektronik-Versandhändler Conrad verkauft.[1]

Die Firma Bicotec betont die Notwendigkeit eines Magnetfeldausgleichs unter anderem in seriös wirkenden Zeitschriftenartikeln, die zum Teil auch von externen Autoren stammen. Beispielsweise versuchen der Arzt Frank Mosler und der Biologe Claude Bärtels einen Zusammenhang zwischen hochfrequenter elektromagnetischer Strahlung z.B. von Mobiltelefonen und den biologisch angeblich bedeutsamen Magnetfeldern im Frequenzbereich 0-30 Hz herzustellen:[2]

Die Erkenntnis ist, dass elektromagnetische Einstrahlungen in Wasser in mehreren Frequenzbereichen abgespeichert werden. Unter allen bekannten Substanzen besitzt Wasser das zweithöchste Dipolmoment (Moleküle mit einem Plus- und einem Minuspol) und eine extrem hohe Dielektrizitätskonstante. Diese bewirkt ganz besondere Eigenschaften des Wassers in elektromagnetischer Hinsicht. In flüssigem Wasser existieren so genannte kohärente Bereiche (Kohärenzdomänen), in denen eine hohe Ordnung wie in einem Kristallgitter herrscht. Elektromagnetische Wellen werden naturgesetzlich in Wasser sehr stark abgebremst. Ein schulphysikalisches Prinzip ist dabei, dass jede Welle beim Eintritt in ein dichteres Medium zum dichteren Medium hin gebrochen wird (Frequenzänderung). Das führt bei Einstrahlung von Mobilfunkwellen auf Wasser zum Entstehen extrem niedriger Frequenzen – besonders im Bereich 0-30 Hz. Vereinfacht ausgedrückt: strahlt eine Mikrowelle auf Wasser ein, so entstehen dabei relationale Resonanzfrequenzen im biologisch relevanten Bereich. Vergleichbar sind Oberwellen-Phänomene, wie sie aus der Kernspintomographie oder der Musik bekannt sind. Dies ist der biophysikalische Schlüssel zum Wirkmechanismus athermischer Effekte außerhalb der Erwärmung des Gewebes. Er betrifft nicht nur Körperwasser, sondern auch die Luftfeuchtigkeit in der Umgebung.

In typisch pseudowissenschaftlicher Weise werden hier bruchstückhaft tatsächliche physikalische Sachverhalte (Wasser hat eine vergleichsweise hohe Dielektrizitätskonstante) gemischt mit szeneüblichen Behauptungen (Wasser könne Informationen speichern), inhaltsleeren Imponierfloskeln ("relationale Resonanzfrequenzen") und völligem Unsinn (Brechung wird mit Frequenzänderung gleichgesetzt und elektromagnetische Signale sollen beim Übergang von einem Medium in ein anderes ihre Frequenz ändern, noch dazu um einen enormen Faktor von rund 108).

Empfehlungen und "Gutachten"

Ausschnitt der türkischen Webseite von Bicotec mit angeblicher Empfehlung von H+DG[3]

Empfehlungen von Kunden und anderen Befürwortern

  • Bis März 2009 wurde auf der Internetseite der Bicotec GmbH damit geworben, dass ihre Aufkleber angeblich von der Handels- und Dienstleistungsgesellschaft des Bayerischen Roten Kreuzes mbH (H+DG, ein Tochterunternehmen des Bayerischen Roten Kreuzes) "offiziell empfohlen" würden. Auf der türkischen Webseite[3] von Bicotec war die Empfehlung auch danach noch zu lesen.
  • Vom schweizerischen Bicotec-Vertriebspartner Fugo AG (8273 Triboltingen) wird als Referenz ein Schreiben eines Mitarbeiters des Bayerischen Roten Kreuzes zitiert, wonach Bicotec-Folien an Arbeitsplätzen und in den Zimmern von Seniorenwohnheimen eingesetzt würden.[4]
  • Empfohlen wird Alphaprevent laut Bicotec auch von einer Deutschen Gesellschaft für Prävention e.V., in der der oben zitierte Frank Mosler Vorstandsmitglied ist.

Gutachten des Technologischen Gewerbe-Museums Wien

Zu Alphaprevent gibt es ein Gutachten vom Technologischen Gewerbe-Museum Wien (TGM), das als "Höhere Technische Bundeslehranstalt" auch eine offizielle staatliche Prüfanstalt der Republik Österreich ist. Prüfer war der promovierte Ingenieur Wolfgang Nitsche, der zu dem Produkt vom Auftraggeber vorgeschriebene Messungen am Sitz der Firma Bicotec durchführte. Verwendet wurde ein wissenschaftlich nicht anerkanntes Messverfahren mit einem "Teslameter" der einschlägig bekannten Firma IIREC, dessen Mit-Leiter Wolfgang Homann der Geschäftsführer von Bicotec ist. Bei Berücksichtigung der mit dem Verfahren nach Herstellerangaben verbundenen Messtoleranzen ergab sich bei den Messungen kein Nachweis eines behaupteten "Magnetfeldausgleichs" durch das Produkt Alphaprevent.[5]

Zeitungs- und Fachartikel

Quellennachweise

  1. 2009 war Alphaprevent bei Conrad zunächst nur in Österreich erhältlich (http://www.conrad.at/ce/de/product/797997/), inzwischen ist es auch im deutschen Online-Shop aufgeführt (http://www.conrad.de/ce/de/product/797998/ Aufruf am 31. Mai 2010)
  2. F. Mosler, C. Bärtels (2008): Präventivmedizin bei elektromagnetischen Belastungen. Journal of preventive medicine 4(1), 70-79 (Es handelt sich hierbei um eine deutschsprachige Zeitschrift für Anti-Aging und verwandte Branchen, die nicht mit dem wissenschaftlichen American Journal of Preventive Medicine zu verwechseln ist.)
  3. 3,0 3,1 http://www.siserteknoloji.com/ Aufruf im April 2009
  4. "Wir haben uns nach Prüfung verschiedener Produkte für diese Lösung entschieden, da die BiCoTec Ausgleichsfolien eine messbare Wirkung haben, gute Praxisergebnisse bei den Mitarbeitern zeigen und einen hohen Qualitätsstandard garantieren. [...] Wir als Bayerisches Rotes Kreuz nehmen die Verantwortung gegenüber unseren Mitarbeitern und Bewohner unserer Seniorenheime sehr ernst [...] Daher statten wir unsere EDV-Arbeitsplätze, Handys und schnurlose Telefone mit Technischen Ausgleichsfolien von BiCoTec aus und führen diese Maßnahmen auch in den Zimmern unserer Bewohner in Seniorenheimen durch." http://www.a-elektrosmog.ch/elektrosmog-schutz/firmen.php Aufruf am 31. Mai 2010
  5. http://www.scienceblogs.de/kritisch-gedacht/LJ-2010-05-Berger.pdf