Wasserauto
Als Wasserauto bezeichnen Anhänger der sogenannten freien Energie hypothetische Automobile, die ausschließlich mit Wasser als Betriebsstoff funktionieren sollen. Bislang gibt es keine seriösen unabhängigen Berichte über ein erfolgreiches Wasserauto-Konzept.
Nicht zu verwechseln ist das Wasserauto mit Wasserstoff betriebenen Fahrzeugen, die in Speichern mitgeführten Wasserstoff als Betriebsstoff zur Verbrennung mit Sauerstoff nutzen.
Angebliches Funktionsprinzip
Alle bislang thematisierten sogenannten Wasserautomodelle "funktionieren" nach dem gleichen Prinzip: mitgeführtes Wasser wird durch eine energieverbrauchende Elektrolyse in Wasserstoff und Sauerstoff zerlegt und ein ganz normaler Benzinmotor wird mit diesem Knallgasgemisch betrieben. Das Knallgas wird in einer kleinen Elektrolyseanlage an Bord erzeugt und die notwendige elektrische Energie wird der Lichtmaschine und/oder Autobatterie entnommen. Eine derartige Konstruktion kann eine kurze Zeit lang funktionieren – bis die Autobatterie entladen ist und restliches Knallgas verbraucht ist.
Da hierbei jedoch die aus der Lichtmaschine entnommene elektrische Leistung die Motorenleistung überschreiten müsste, muss die fehlende Energie über bislang der Wissenschaft unbekannt gebliebene esoterisch anmutende Hypothesen beigesteuert werden um den Motor längere Zeit in Betrieb zu halten. In Anhängerkreisen von Wasserautos sind dabei eine Raumenergie oder Neutrinos (Neutrinolyse) im Gespräch.
Bausätze zum Umbau von Benzinmotoren
Kommerziell werden von windigen Geschäftemachern Bausätze vertrieben (z.B. bei eBay), die es ermöglichen sollen, ein Auto mit Benzinmotor zum Wasserauto umzubauen. Um die Elektrolyse zu ermöglichen, wird dem Wasser z.B. Backpulver zugegeben.
Die Erfurter Firma Fiss-Management (ins Gerede gekommen wegen einer BAFIN-Warnung sowie einer Warnung des Test-Magazin, und wahrscheinlich ein Ein-Mann-Betrieb), bietet eine On-Bord Elektrolysezelle für PKW (2.260 €) und LKW (9.520 €) an. Siehe dazu auch: Spritsparkarte.
Energetischer Wirkungsgrad bei on-bord Elektrolyse
Der energetische Wirkungsgrad der Eletrolyse alleine liegt bei etwa 70%, die Verluste betragen dabei also bereits etwa 30%. Der Wikungsgrad einer Lichtmaschine ist üblicherweise deutlich niedriger als bei optimierten Generatoren, zudem müssen Lichtmaschinen elektrische Leistung bei sehr unterschiedlichen und auch ungünstigen Drehzahlen erbringen. Der Wirkungsgrad liegt im Bereich von 40% bis 70%. Bei der Gewinnung von Wasserstoff liegt der Gesamtwirkungsgrad also zwischen etwa 28% und 50%. Günstigstenfalls kann also nur die Hälfte der Energie genutzt werden. Der Wirkungsgrad der Knallgasreaktion (Brown's Gas) ist ebenfalls nicht 100%, sondern liegt bei ebenfalls nur etwa 70%, und Ottomotoren haben ohnehin nur energetische Wirkungsgrade von etwa 30%. Hinzu kämen noch Probleme durch eine höhere Verbrennungstemperatur bei Verwendung von Wasserstoff als Brennstoff und damit verbunden eine höhere Emission von Stickoxiden[1].
Fazit: Der Versuch einen Automotor mit zusätzlichem Knallgas zu betreiben, das an Bord durch Elektrolyse erzeugt wird, würde dazu führen dass sich der gesamte Treibstoffverbrauch erhöht. Je mehr Knallgas erzeugt wird, umso mehr muss der Autofahrer draufzahlen. Lässt man ein Auto nur mit Knallgas aus obigem Apparat fahren, verbraucht es mindestens 4-mal so viel Treibstoff. Die massenhafte Nutzung dieses Prinzips würde also aus ökologischer Sicht die katastrophale Folge höherer CO2-Emissionen haben.
Die externe Produktion von Wasserstoffgas in großen Elektrolyseanalagen zur Versorgung alle Automobile würde letzendlich nur der Atomenergiebranche oder Braunkohleindustrie gefallen, da die dann zusätzlich erforderlichen grossen Mengen an elektrischer Enenrgie zur Zeit nicht einfach durch regenerative Energien erzeugt werden können. Hier kämen noch die Probleme der Speicherung von Wasserstoff und die hohen Verluste hinzu. Wasserstoffgas kann nämlich auch durch übliche Tankwände diffundieren: Nach einer Weile ist der Tank ganz von allein leer.
Ronn Motor Company
Die clevere Firma Ronn Motor Company aus Texas [2] bietet für 150.000 US-Dollar den Scorpion an, einen Sportwagen mit angeblichem Verbrauch von 6 l/100 km (40 Meilen pro US-Gallone).[3] Dies sei laut Hersteller dadurch möglich, dass im Betrieb die Energie der Lichtmaschine zur zusätzlichen Erzeugung von Wasserstoff genutzt werde. Natürlich stimmt das so nicht: Der durch Elektrolyse mit geringem Wirkungsgrad aus einem zusätzlichen kleinen Wassertank erzeugte Wasserstoff muss im normalen Betrieb separat gespeichert werden, was aber den Benzinverbrauch erhöht. Bei Bedarf kann dann (tatsächlich spritsparend) auf das Wasserstoffgas für eine begrenzte Zeit zugegriffen werden, um dann für diese kurze Zeit tatsächlich den Verbrauch zu senken. Insgesamt wird aber der Wirkungsgrad der Energiegewinnung aus Benzin auf diese Weise verschlechtert und die Umwelt zusätzlich und unnötig belastet.
Genepax
Die japanische Firma Genepax Water Energy System führte im Juni 2008 der Öffentlichkeit ein elektrisch betriebenes Automobil water-fuel car (Reva) vor, von dem sie behauptete, es würde alleine durch Wasser und Luft betrieben sein und brauche für eine einstündige Fahrt bei 80 km/h nur einen Liter Wasser aus einer beliebigen Wasserquelle. Die genaue Art der Energiequelle wird von Genepax nicht genannt und der Hersteller verweist nur ungenau auf einen "Energiegenerator", der in der Lage sei, mit Hilfe eines Metallhydrids und einer "chemical reaction" Wasserstoff aus Wasser abzutrennen. Wasserstoffgas ist dann letzendlich der Brennstoff. Auch mit Alkalimetallen (Natrium) kann Wasser der Wasserstoff entzogen werden. Allerdings wird dabei nur Wasserstoff frei. Der Sauerstoff wird an das Metall gebunden und kann nicht genutzt werden. Im Betrieb wird das Metallhydrid verbraucht und stellt den eigentlichen Energieträger dar. Es muss unter Energieaufwand hergestellt werden. Daher handelt es sich bei diesem Auto nicht um ein Fahrzeug, das auf irgendeine wundersame Weise Energie aus Wasser gewinnen würde, sondern das mit einer Art Primärzellen-Batterie betrieben wird. In Fachzeitschriften wurde das angebliche Wunderauto als "Unsinn" bezeichnet, in der Fachwelt wird es nicht weiter beachtet.
Wasserauto nach Daniel Dingel
Ein Bastler und Hochstapler namens Daniel Dingel aus Manila [1] machte durch ein von ihm ins Gespräch gebrachtes "wasserbetriebenes" Auto weltweit auf sich aufmerksam. Nach Dingel würde sein Toyota Corolla mit der Energie von Implosionen komprimierter Äther-Energie fahren. In der Folge reisten selbst Reporter der Zeitschrift Auto-Bild auf die Philippinen, um über den Schwindel zu berichten.
Im Dezember 2008 wurde indes bekannt, dass der mittlerweile 82-jährige Daniel Dingel vom Parañaque City Regional Trial Court wegen Betruges (estafa) zu einer maximal möglichen Haftstrafe von 20 Jahren verurteilet wurde. Des Weiteren muß er 380.000 Dollar Schadenersatz leisten.[4] Dingel, der vorgibt, an Geld nicht interessiert zu sein, hatte zuvor im Jahre 2000 nachweislich 410.000 Dollar von einem Dr. John Ding Young einer taiwanesischen Formosa Plastics Group entgegengenommen, die damit Forschungen zu seinem Schwindel finanzieren wollte. Dingel war jedoch nicht wie versprochen in der Lage, einen "Wasserstoff-Generator" und drei damit funktionstüchtige Fahrzeuge zu präsentieren. Nach Gelderhalt meldete sich Dingel nicht mehr in Emails, sondern präsentierte angebliche höhere Angeboten konkurrierender Unternehmen. Auch wolle er nicht mehr mit dem Unternehmen zusammenarbeiten, da er um sein Leben fürchte. Dabei bezog er sich auf einen Erfinder namens Stan Meyer, der angeblich 1998 von der Ölindustrie vergiftet worden sein soll. Als die Anklage gegen ihn ihm bekannt wurde, hob er laut Urteil 375.603 Dollar von seinem Konto ab, auf dem zuvor die Einzahlungen eingegangen waren. Das philippinische Department of Science and Technology bezeichnete inzwischen seine Erfindung als hoax.